Amtsblatt für die Stadt
General-Anzeiger für Wöbsd
Witdvaö.
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Alonnerstaa, 9. Uovemvev 1899.
Ar. 131.
Rundschau.
— Am 10. Nov. wird bei dem kgl. Postamt Herr cnalb eineöffentl. Telefonstelle, an welche einige Telefontciluehmcr angeschlossen sind, dem Betrieb übergeben. Sie ist dnrch eine nen hergestellte Leitung Neueubürg-Herrenalb mit dem Telefonnetz des Landes in Verbindung gesetzt.
Stuttgart, 6. Nov. Regierungspräsident a. D. Karl von Lutz, der Land- tagsabgeordnete für Nagold, ist heute früh hier im Alter von 75 Jahren gestorben. Geboren in Altensteig, O.A. Nagold, trat der Verstorbene 1848 in den Staatsdienst und verblieb in demselben fast 50 Jahre bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1896. Er war Oberamtmann in Neuenbürg und Heidcnheim und später von 1882—1896 Regierungspräsident des Schwarzwald- kreises. Ein großer Teil seiner Thätig- keit war der Zentralstelle für Gewerbe und Handel gewidmet. Schon in jungen Jahren daselbst unter Steiubeis thätig, kehrte er in den 70er Jahren au diese Stätte seines Wirkens zurück, zuerst als Oberregierungsrat, dann als Direktor. In diese Zeit des Wirkens siel die erste Landesgewerbeansstellnng von 1881, um die er sich große Verdienste erwarb. — Die Stadt Reutlingen machte ihn zum Ehrenbürger. Das Land Württemberg wird dem gewissenhaften und verdienstreichen Beamten ein ehrenvolles Andenken bewahren! (St. A.)
— An Stellen, die für unterrichtet gelten können, herrscht in Betreff der Reise des Staatssekretär v. Podbielski nach Stuttgart und München die Ansicht, daß von der bevorstehenden Einführung einer Eiuheitsbriesmarke nicht die Rede sein kann. Tie Schwierigkeiten, die der Lösung der Briefmarkenfrage entgegenstehen, seien, so heißt es, keineswegs gering. Sie liegen sowohl auf finanziellen und politischen als auch ans den wirtschaftlichen Gebieten. Es handle sich für Württemberg nicht um eine kleinliche Anklammernug an ein äußeres Hoheitszeichen, sondern es seien Erwägungen sehr realer Natur maßgebend. Die Selbstständigkeit des württembergischen Postwesens würde namentlich insofern gefährdet sein, als die dem Publikum zu gute kommeude billigere Tarifirung nach dem Aufhören der eigenen Briefmarke kaum aufrecht zu erhalten sei. Voraussichtlich werde auch der Landtag einer Beschränkung dieser Selbstständigkeit nach
I der einen oder anderen Richtung hin j nicht zustiinmen. (Frkf. Ztg.l
Eßlingen, 7. Nov. Nach den bis jetzt vorliegenden Nachrichten hat bei der Reichstagsstichwahl im 5. württ. Reichstagswahlkreis jOberämter Eßlingen, Kirch- heim, Nürtingen und Urach) Schlegel (Soz.) gegen Geß (D. P.) gesiegt mit etwa 500 Stimmen Mehrheit.
Calw, 6. Nov. Bei Pfrondorf O.-A. Nagold brach heute früh um 7 Uhr die Nagoldbrücke zusammen als gerade ein Mühlewagen dieselbe passierte. Wagen und Pferde stürzten ins Wasser, von letzteren muß eines geschlachtet werden.
Herrenalb, 5. ,Nov. Das Fisch- wasser von der Eyachmühle bis zur Einmündung in die Enz wurde dieser Tage vom Kameralamt um die Summe von 930 Mk. verpachtet. Die Förster des Eyach- thales hatten das ganze Fischwaffer, wovon obiges nur die Hälfte ist, seither für 70 Mk inne. — Vorige Woche verließ uns Pvstexpeditor Feldmaier, um in Bietigheim seine neue Stelle als Poftsekretär anzutreten. Ihm und seiner Familie zu Ehren wurde im großen Saale des Hotels Post (Gebrüder Mönch) eine Abschiedsfeier veranstaltet. — Die hiesigen bürgerlichen Kollegien haben den Lehrern (einschließlich der Filiale Gaisthal) zu ihrem Normalgehalte eine Ortszulage von je 100 Mark gewährt.
Berlin, 5. Novbr. Der Lokal-Anz. meldet aus London: Die Volksstimmung wird hier immer ernster. Fast Jeder hat jetzt einen Angehörigen oder Freund, der mit in den Krieg ziehen muß. Von der Miliz-Einberufung werden allein in London 6000 Mann aus allen Klaffen betroffen. Die Geschäfte fühlen die Lücken und die Anzahl der Frauen und Kinder, welche ihren Broterwerber verlieren und dem Winter bangend entgegensetzen, mehrt sich. Auf dem Bahnhofe ficht man fast täglich erschütternde Abschiedsscenen. Jeder Enthusiasmus ist verraucht. Nur bittere .Bemerkungen über den Krieg werden laut. Ministerien und Zeitungen sind bemüht, durch Aufmunterungen und Beteuerungen die Stimmung der Massen zu erhalten. Schon aber bemerkt man das Anzeichen des kommenden Sturmes. Als Chamberlain- gestern das Kolonialamt verließ, wurde allgemein bemerkt, wie blaß und verstört er aussah.
Jsuy, 6. Nov. Der gegenwärtige südafrikanische Krieg ruft in hiesigen Kreisen vielfach die Erinnerung wach an Karl
33. Jahrgang.
Manch, der von hier aus, wo er als Lehrgehilfe an der kath. Volksschule in Vorstadt-Jsuy angestellt war, nach Afrika reiste und hier in den Jahren 1865 bis 1874 seine Forschungen machte. Bekanntlich entdeckte er die Goldfelder am Tati, durchzog ganz Südostafrika bis an den Sambesi, wobei er unter 20° südl. Breite die merkwürdige Ruinenstätte Zimbaje entdeckte, die man mit dem Salomonischen Ophir in Verbindung zu bringen suchte. Eben in jenen Gebieten wogt nun jetzt der Krieg, in dem zufällig ein Jsnyer Bürgersohn in der Transvaalarmee kämpft. Es ist dies der 42 alte Kaufmann Friedr. Fleischer, der seit 18 Jahren in Johannesburg bei einer Goldminengesellschaft angestellt und Bürger von Transvaal ist. Zwischen diesen Jahren hat er mehrmals seine noch lebende alte Mutter, sowie die Brüder in der Heimat besucht. Seine letzten Berichte langten vor 10 Tagen hier an, da bereits „sein Pferd gesattelt" war znm Aufbruch an die Natalgrenze.
Unter hgltenöes.
Signor Carlo, der römische Herzog
Von Paul Revira.
(Forts) iNachdruck verboten.)
Abhold war ihm die Fürstin nicht, sie hatte seine Huldigungen nie zursickge- wiesen und ihn oft vor allen Andern ausgezeichnet. Nur einmal, als er ihr gegenüber sein Bedauern anssprach, daß er ihre freundlichen Einladungen nicht durch eine Gegeneinladung erwiedern könne, antwortete sie halb verlegen:
„Oh, ich käme ganz gern auch zu Ihnen, aber ich weiß ja, daß sie keine eigene Wohnung, daß Sie keinen Palast besitzen."
Keinen Palast! Und es standen doch so viele Paläste in Rom! Also hier lag das Hindernis einer ernstlicheren Annäherung! Der Graf fühlte dies schon lauge schmerzlich genug; nun wollte er sich's nicht immer offen gestehen. Nun hörte er's aus ihrem eigenen Munde.
„Sie hat recht, ganz recht, die Fürstin!" sagte der Graf von jener Stunde oft vor sich hin. „Aber der Palast kommt vielleicht!" Und in der That, der Palast kam im Sicht. Pietro Caraffa war todt. Der Graf konnte ohne Gefahr vor Dolch und Gift das Geheimnis enthüllen und mit Hoffnung auf Gewinn den Prozeß für Signor Carlo führen. Gestern machte er sich noch Scrupel, nur unter der Beding-