476

zieht sich aus Gesundheitsrücksichten von deni Posten zurück. Kapellmeister Krug- Waldsee (der früher an dem hiesigen Stadttheater als 2. Kapellmeister thätig war, auch in Augsburg die Stelle eines Kapellmeisters am Stadttheater bekleidete) wird das Orchester übernehmen.

Berlin, 4. Okt. Die Ehrlichkeit eines Droschkenkutschers wurde vor einigen Tagen reich belohnt. Der biedere Rosse­leuker hatte von einem fremden Fahrgast zwei Zwanzigmarkstücke an Stelle von zwei Mark erhalten, und lieferte das Geld am nächsten Tage im Hotel, zu dem er seinen Passagier gefahren hatte, ab. Erstaunt über diese Ehrlichkeit, erkundigte sich der Fremde nach den Verhältnissen des Kutschers. Dieser klagte über den schlechten Geschäftsgang, erzählte treu­herzig von seiner Sehnsucht, sich ein eigenes Pferd und einen Wagen zu kaufen, und war nicht wenig erstaunt, als der fremde Herr ihm am Schlüsse der Unterredung ein n Check über 1400 Mark soviel sollten Pferd und Wagen kosten unter freundlichen Worten überreichte.

Paris, 6. Okt. Gestern Morgen wurde auf dem Ostbahnhofe der Gerichts­schreiber Friedrich Gnnthauser aus Stuttgart von der französischen Krimi­nalpolizei verhaftet, als er gerade dem Basler Zug entstieg. Man fand bei ihm 14 000 Frcs. Baargeld und eine große Menge Wertsachen vor, die er in seiner Amtsstellung veruntreut haben soll. Der Verhaftete wird au die deutsche Polizei ausgeliefert werden.

Ein Teilnehmer der Expedition des Or. Carl Peters schreibt:Die Entdeckung der alten hebräischen Goldmiue am Furaberg gibt der Expedition ein ungemein praktisches Interesse. Nach allen übereinstimmenden Berichten war diese Minedie reichste von allen''; und die Portugiesen im 17. Jahrh. waren der Meinung, daß von ihrdie Königin von Saba das Gold bezog, das sie zum Salo­monischen Tempelban beitrug". Die Mine besteht in alten Schachten, einer Unmenge alter Werke, und dem Steinbrnch, den die Portugiesen 1693 anlegten, das ist vor ifrerVertreibung, und der ihnen in einigen Monaten über40000 Pfd.Strlg.Gewinn ab­warf. Aber mit allen diesen Bearbeit­ungen ist das lange und breite Qanrzreef, an dem sie vorgenommen wurden, doch kaum als angeschlagen zu betrachten. Es ist jetzt auf den Namen von I)r. Peters in Sena gesetzlich registrirt. 1)r. Peters marschirte dann über Nhani auf das Jn- janga-Hochplateau, wo er Anfang Augnst eintraf und vorzügliches Weide- und Acker­bauland fano. Auf diesem Plateau er­richtet Or. Peters jetzt eine ständige Forschungsstation, die das ganze Ostma- schonaland bis zum Sambesi erforschen soll. Er selbst hat dort mehrere gute Goldreefs gefunden und hatte bis zum 24. August eines davon, das voll von alten Werken ist, mit 2 Blocks oder 20 Claims für sich ausgehoben und zwei andere in Bearbeitung genommen. Um ihn weiter zu unterstützen, hat die Britisch- Südafrikanische Gesellschaft, die ihm von Anfang an entgegengekommen ist, ihm am 12. August d. I. zu den 500 Reefclaims, die er bereits besaß, noch das freie Recht gegeben, 100 Alluviumclaimsd in Mascho- naland für sich auszuheben. Jnjanga ist eines der interessantesten Länder der Erde, übersäet mit alten Ruinen, Wasserleitungen,

Terrassen an den Bergen rc. Ganze Städte von Riesenausdehnungen stehen in ihren Trümmern noch da, und die Eingeborenen scheuen das Land, in demdie Seelen der Alten spuken".

WnterHaLtenöes.

Hammers Sanatorium.

Von Alwin Römer.

(Forls.) (Nachdruck verboten.)

Worin recht behielte?" fragte er noch­mals und sog mit Behagen den schnell in der Frühlinzsluft aufgehenden Rauch in die Nase.

Nun" begann sie zögernd,sie wollte mich nicht herlassen. Es wäre nichts für mich, sagte sie, weil weil"

Weil?"

Ich fühlte auch halb und halb, daß es wohl wahr sei! Aber das reichliche Gehalt übertönte meine Bedenken. Nir­gends hätte ich soviel ich habe nämlich einen Bruder, der noch zwei Jahre er­halten werden muß, ehe er selbst für uns 'orgen kann! Darum besann ich mich nicht lange und dachte: Mit den Herren willst du schon fertig werden, wenn sie auch ein bischen anders sind als die, mit denen wir früher verkehrten!"

Hmund nun spüren Sie doch, daß"

O, gar nicht, bis jetzt wenigstens. Wie Sie kamen und so nett) und ruhig und solidewareu: Sie glauben gar nicht, wie mir das Mut gemacht hat! Ich schrieb auch gleich au Mama! Aber wenn Sie so anfangen?"

Ja, was habe ich dennSchlimmes gesagt?"

Sie haben mir verraten, daß Sie undankbar sind! Und Undankbarkeit wohnt in einem Hause mit anderen Eigenschaften, die ich bei Ihnen nicht vermutet hätte!"

Glauben Sie doch das nicht! Warum verteidigen Sie überhaupt den Kommer­zienrat so, den Sie ja gar nicht einmal kennen?"

Von Angesicht nicht! Aber aus seinen Werken! Wer so für die Seinen sorgt, muß eine Seele von Mensch sein! Und ich glaube, er hat auch ein liebes Gesicht! Uebrigens werden wir das morgen seh'n"

Kommt er etwa?"

Nein, aber ein Bild von ihm!"

Alle Tausend, davon weiß ich ja gar nichts!"

Das wird wohl auch nicht gerade nötig sein!"

Da haben Sie wieder recht! Aber man darf doch fragen, woher Sie das Bild bekommen? Schickt er das etwa selbst?"

Und wenn er's schickt, brauchen Sie noch lange nicht so boshaft danach zu fragen. Aber beruhigen Sie sich nur. Ich habe eine Kousine bei Ihnen in S . . . ., die hat es bei seinem Photogra­phen bestellen müssen, damit wir es in das Speisezimmer hängen können und jeder seinen Wohlthäter vor Augen haben kann! Sie freilich"

Na, Sie werden ja seh'n, ob das Gesicht gerade so sehr lieb ist!"

Ich hoffe es!"

Was verstehen Sie eigentlich unter einem lieben Gesicht?"

Ein anderes wie Ihres!"

Hm also meine arme Larve können Sie nicht leiden?"

Seit ich weiß, wie Sie einen so gütigen Menschen wie ihren Brodherrn beurteilen: nein!"

Das neun' ich deutlich! Aber vorher Hab' ich Ihnen gefallen?"

Lassen Sie mich in Frieden mit solchen Fragen!"

Es war auch nur Scherz, Fräulein Martin. Denn so sehr Sie mir auch ge­fallen, so beschränkt bin ich doch nicht, daß ich daran dächte, mir von Ihnen einen Korb zu holen! Wie man in Ihren Kreisen über einen armen Kerl von Werk­meister denkt, weiß ich ganz genau !" Da­bei glitt ein prüfender Blick über ihr langsam errötendes Gesicht, das sie tie. über die Stickerei beugte.

Eine kleine schwüle Pause trat eins Daun erhob sie sich.

Ich bedaure, die Unterhaltung ab­brechen zu müssen, Herr Lenhardt; ich muß in die Küche!" sagte sie ein wenig zittrig.

Das ist ein höflicher Vorwand, der Sie der Fatalität überheben soll, mir recht geben zu müssen!"

Ich weiß nicht, was ich Ihnen gethan habe, daß Sie mich plötzlich so quälen!" gab sie, mit den aufsteigenden Thränen kämpfend, zur Antwort.Daß ich nicht hochmütig bin, sollten Sie doch schon längst gemerkt haben. Mein Großvater war auch nur ein Handwerker und mein Vater war stolz darauf, es trotzdem bis zum Rat gebracht zu haben"

O Fräulein, bestes Fräulein, so geben Sie mir Hoffnung?"

Der Scherz steht Ihnen nicht, Herr Lenhardt. Ich höre es Ihrer Stimme an! Aber trotzdem: Sie wissen ja, für wen ich zu sorgen habe! Davon könnte ich nicht lassen! Also"

Aber wenn ich"

Das würde meine Mutter nicht an­nehmen und ich auch nicht! Und nun stören Sie nur meinen Frieden bier nicht weiter. Ich bin froh, daß sich alles so gefügt hat!"

Ich auch!" sagte der stattliche Mann leise und blickte dem zum Hause schreiten­den, herrlichen Mädchen nach. Darauf schlürfte er mit Behagen seinen kalt ge­wordenen Kaffee aus und entfernte sich dann durch die Gartenpforte, um draußen im Walde seinem übervollen Herzen durch ein paar Jauchzer Luft zu machen. Am andern Morgen trat ihm Fräulein Lenore schlicht und unbefangen, als hätte sie das gestrige Gespräch total vergessen entgegen.

Sie sind gestern wieder über die Zeit geblieben, hat Christel mir gesagt!" drohte sie ihm schalkhaft.Ich werde das noch 'mal Ihrem Chef berichten!"

Das thun Sie nicht! Da kenn' ich Sie viel zu gut, Fräulein Martin. Außer­dem könnt' ich mich bitter genug revau- chireu"Wieso denn?"

Ich würde erzählen, wie hübsch Sie sind! Viel zu hübsch für eiue solche Stellung!"

Herr Lenhardt, bitte, Sie vergessen sich!" (Schluß folgt.)

Unseres Kaisers Lieblings­suppe läßt sich, wie der wohlunterrichtete Berliner Lokal-Anzeiger schreibt, leicht in jeder gut bürgerlichen Küche Herstellen; Kochdauer zwei Stunden, berechnet für sechs Personen. Eine halbe Zwiebel, ein halber, kleiner Selleriekopf, ein kleiner SteugelLauch, eine Karotte, etwas Peter­silie und Kerbel werden sein gewiegt, in 90 Gramm Butter gedämpft, mit zwei bis drei Eßlöffel Mehl gebunden und mit eineinhalb Liter Wasser aufgefüllt. Se chs bis acht große, in Würfel geschnittene