Amtsblatt für öie Stadt Wit'dbad.
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Nr. IIS
R n n d f ch a n. i
— Der frühere Gymnasialvikar Ed. ^ Hertlein ist bei einer Konkurrenz von 10 Mitbewerbern in die Redaktion der „Schw. Tagwacht" berufen worden. Die Anstellung eines neuen (4.) Redakteurs ist dadurch notwendig .geworden, daß laut Parteibeschluß ein sozialdemokratisches Wochenblatt herausgegeben werden muß, dessen Probennmmer demnächst schon zur Versendung gelangen soll. ' Redakteur Hertlein, der eingeschriebenes Mitglied der sozialdemokratischen Partei ist, ist in der Oesfentlichkeit durch sein Eintreten für den gemaßregelten Pfarrer Stendel, sowie durch seine Angriffe auf ein Mitglied des evangelischen Konsistoriums bekannt geworden.
— Ans Mühlacker, 5. ds., wird berichtet: Bei dem vorgestern von S. M. dem König von Württemberg den Waldenserorten abgestatteten Besuch trug sich, als der Monarch von der Station Mühlacker die Rückreise antrat, folgender heitere Zwischenfall zu. Durch die den Wagen des Königs dicht umgebende Menge drängte sich ein Bauer mit einem Jungen an der Hand. Als die beiden endlich am Wagen angelaugt waren, hielt der Junge dem König einen schönen Blumenstrauß entgegen und rief: „Döte da!" (Der Junge ist der 7. Sohn des Bauern, und nach allem Brauch der König sein Taufpate.) Seine Majestät, wohl etwas überrascht ob dieser Anrede, hob den Jungen in den Wagen, was einen lauten Jubel der Menge hervorrief, unterhielt sich mit seinem Patenkind und verabschiedete dann dasselbe huldvoll.
Neuenbürg, 2. Okt. Heute erlag der verheiratete Fuhrmann Wilh. Funk von Calmbach seinen schweren, inneren Verletzungen, die er vorige Woche beim Holzladen in Oberreichenbach durch einen rollenden Stamm erhalten.
Neuenb ü r g. Das Hotel z. „ alten Post" hier, welches bisher von Hrn. G Obenland betrieben wurde, ging durch Kauf in den Besttz von E. Reize Ww. über.
Calw, 6. Okt. Am Mittwoch nachmittag trafen, von Heidelberg kommend, 16 höhere sächsische Generalstabsoffiziere, teils aus Leipzig, teils aus Dresden, unter Leitung von Oberst v. Carlowitz und Major Edler von der Planitz hier ein. Die Offiziere sind im Gasthof zum Waldhorn abgestiegeu und unternahmen dann am Donnerstag eine »Wagenfahrt,
Dienstag, 10. Gktober: 1899.
tun: das diesjährige Manöverfeld zu berichtigen. Heute früh reisten sie in Wagen weiter nach Tübingen.
— Nachdem die Scharzwaldwas- serversorgung sich über sämtlche dem Verband beigetretenen Gemeinden erstreckt und die Geschäfte beendigt sind, wird, wie wir hören, am Samstag, den 14. Okt., die Einweih nng stattfinden. Zn dieser Feier ist nachstehendes Programm aufgestellt wordeu: 1) Abfahrt der Teilnehmer vorm. 9 Uhr 4 Min. von: Bahnhof in Altensteig nach Ettmannsweiler, Gabelfrühstück in: Gasthaus z. „grünen Baum", 2) Weiterfahrt über Simmersfeld nach Aichelberg zum Hauptreservoir, von da über Oberweiler, Aichhalden und Zwerenberg nach Neuweiler. 3) Festessen im Gasthaus z. Lamm in Neuweiler nachm. 4 Uhr.
Tübingen, 5. Okt. (Schwurgericht.) Vorgestern wurde unter Ausschluß der Oesfentlichkeit gegen den 37 Jahre alten Hausirer Andreas Bössinger vvn Schwenningen OA. Rottweil wegen Sittlichkeitsverbrechens, sowie gegen den Taglöhner Ulrich Weber von Neubulach OA. Calw wegen versuchter Notzucht, verhandelt. Ersterer wurde zu einer Gefängnisstrafe von 1 Jahr 3 Monaten verurteilt, während der 2. Angeklagte freigesprochen wurde. — Die gestern bis abends '/s10 Uhr dauernde Verhandlung richtete sich gegen den verwitweten Holzhauer Joh. Georg Arnold von Nonnenmiß OA. Neuenbürg wegen Brandstiftung. An: Morgen des 30. Mai d. I. bald nachdem der in den schlechtesten Verhältnissen lebende Angeklagte in den Wald auf Arbeit gegangen war, brach in dem dem Letzteren und einem Holzhauer Fr. Zundel gemeinschaftlich gehörigen Anwesen Feuer ans, welches das banfällige von innen und außen gesprießte, verschuldete Häuschen in Asckie legte. Die Geschworenen verneinten die auf vorsätzliche Brandstiftung und auf Versicherungsbetrug lautenden Schuldfragen, worauf Freisprechung erfolgte.
Cannstatt, 4. Okt. Die nach den Sommerferien hier ins Leben getretenen Pfennigsparkassen für Schulkinder haben sich allseitigen Beifalls erfreut. Bei jedem der 10 hier ausgestellten Kassire sind 150—300 ./il im Laufe des September eingelegt worden, gewiß ein schönes Resultat.
T u t t I i n g e n, 4. Okt. Der Schuh, macherstreik droht noch eine größere Ausdehnung anzunehmen. Die Inhaber aller übrigen Fabriken erklären nun, daß sie
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sämtliche Arbeiter aussperren, wenn die jetzt Streikenden die Arbeit nicht wieder aufnehmen, wodurch 3000 Arbeiter und Arbeiterinnen verdienstlos würden. Der Frieden zwischen Arbeitern und Fabrikanten war seit Frühjahr wieder hergestellt, nachdem den ersteren vom 1. Juli ab die lOstündige Arbeitszeit gewährt wurde; beide Teile versprachen, von jeder Maßregelung abzusehen. Nun wurde aber von Seiten der Arbeiter in einer öffentlichen Versammlung gewarnt, in einigen Fabriken zu arbeiten, in denen geringe Lohnstreitigkeiten ansgebrochen waren. Hierin erblickten die Fabrikanten ein Nichthalten des gegebenen Versprechens und antworteten ihrerseits mit der Kündigung der vier Arbeiter, die in jener Versammlung Wortführer waren, worauf die Arbeiter der betreffenden Fabriken ^ den Streik eintraten.
Friedrichshafen, 5. Oktober. An dem seiner Vollendung eutgegengehenden Zeppelinschen Luftschiff wird in letzter Zeit durch Heranziehung weiterer Handwerker so emsig gearbeitet, daß man bestimmthofft, noch ausgangs dieses Monats die erste Ausfahrt ausführen zu können.
Lörrach, 4. Okt. Heute stellte sich laut Oberl. B. beim hiesigen Bezirksamt ein französischer Fremdenlegionär, in Uniform, um seine Einstellung in das deutsche Heer herbeiznsühren. Derselbe diente 6 Jahre lang in Afrika und kann nicht genug erzählen von den ungeheuren Strapazen, welchen die Leute in der Fremdenlegion unterworfen sind. Von Afrika aus wurde er nach 6jähriger straffreier Dienstzeit nach Beifort geschafft, woselbst man ihn seinem Schicksal überließ. Ohne weitere Mittel gelang es ihm nicht, seine französische Uniform gegen Zivilkleider umzntauschen. Von allen Behörden wurde er abgewiesen. So kam es denn, daß er in Uniform beim Amte erschien. Es ist unbegreiflich, daß noch immer von unseren Leuten so viele, trotz aller Belehrungen und Warnungen, zur Fremdenlegion gehen, dortselbst während 6 Jahren ausgenützt werden und ihre Gesundheit ruiniren, anstatt 2 oder 3 Jahre ihrem Vaterlande zu dienen, was ihnen hinterher doch nicht erspart bleibt, wenn sie reumütig zurückkehren.
Nürnberg, 4. Okt. Musikdirektor Carl, der in den letzten Jahren dahier an der Spitze eines Unternehmens stand und dem von der Stadt ein 'Jahreszn- schuß von 12000 geleistet worden,