AmtUche vekLAntwachakKr». Bekanntmachung.

^ Bekleid uugsausgabe

lknm vorerst nicht mehr erfolgen.

. Nächste Ausgabe wird durch die Zeitung bekannt gegeben werden.

Calw, den 12. März 1919.

Bezirkskommando.

Bekanntmachungiibee den Beginn der Württ. Staat!.

Kunstgewerbeschule Stuttgart. Sommerhalbjahr.

Das Sommerhalbjahr beginnt am 17. März und endigt am 19. Juli 1919. Der Unterricht wird in fol­genden Abteilungen erteilt:

1. Allgemeine Abteilung.

8. Fachabteilungen für: 1. Innenarchitektur und Möbelindustrie: 2. Modellieren, dekorative Stein-

' und Holzplastik: 3. Dekorationsmalerei: 4. Kera­mik und Glasnralerei mit einer Lehrlingswerk­stätte für Hafner: 8. graphische Künste und Buch­gewerbe' 6. Metalltechniker: 7. Textilgewerbe: 8. höhere kunstgewerbliche Frauenarbeit.

K. Abteilung: Meisterschüler (nach Erledigung der Fachklassen).

L. Abteilung: Offene Meisterklassen (zu vorüber­gehendem Besuch von Kunstgewerbet reibenden).

8. Abteilung: Gäste (Schüler, welche nur einzelne Fächer belegen).

Neuzeitlich eingerichtete Werkstätten sür die Abtei­lungen 2 bis 5. Für die praktische Ausbildung der Be­sucher der Llbteilung für Textilgewerbe, bei der keine Werkstätte vorhanden ist, besteht eine Verbindung mit

Technikum für Textilindustrie in Reuttin-M..

Die Anmeldungen haben unter Vorlage selbst- gefertigter Arbeiten in der Verwaltung zu erfolgen.

Der Lehr- und Stundenplan wird aus Wunsch, un­entgeltlich übersandt.

Ealw, 3. Mürz 1919. Obsramtman« C-ös.

Oberamt Calw.

Betr. Futtermittel.

Die Württ. Landesfuttermittelstelle teilt mit, sie werde zurzeit infolge der in weiten Teilen des Lantus herrschenden Futternot durch Besuche von' Einzelper­sonen und Abordnungen von Gemeinden so stark in Anspruch genommen, daß hiedurch die ordnungsmäßige Erledigung der anfallenden Geschäfte aufs empfind­lichste gestört wird. Es wird darauf hingewiesen, daß es zwecklos ist. Gesuche um Zuweisung von Futtermit­teln, insbesondere von Heu. bei der Landesfutter­mittelstelle, persönlich vorzubringen, daß vielmehr die Erledigung der Gesuche hiedurch lediglich verzögert wird, da die Landesfuttermittelstelle regelmäßig ge­nötigt ist. die Gesuche zunächst dem zuständigen Kom- munalvsrbaud zu überweisen. Es ist daher im Arter­esse einer tunlichst raschen Erledigung gelegen, daß die > Gefuchsteller sich in erster Linie durch Vermittlung ihres Schultheitzeuamts a» ihren Kommnnalverband wende«. Im übrigen können mit Rücksicht auf die außerordentlich starke Inanspruchnahme der Beamten der Landesfuttermittelstelle in Zukunft Gesuchsteller bei derselben nur noch in der Zeit von 11 bis 12 Uhr täglich empfangen werden. ^ ,

Gleichzeitig weist dis Landesfuttermittelstelle da- I rauf hin. daß die vielfach bestehende Meinung, als ob >

ist einzelnen Bezirke,! noch große HLUAu-nge« zur ZW Alung an Bedarfsstellen zur Verfügung stünden, irrig ist. Tatsächlich ist vielmehr von den lieferungsfähiaen Bezirken schon so viel He« geliefert worden, bezw. mutz an besonders bedürftige Bezirke noch so viel ge­liefert werden, daß diesen Bezirken ohne Gefährdung der Durchhaltung der eigenen Viehbestände weitere Lieferungen nicht aufgetragen werden können.

Ealw, den 5. März 1919. OSeramtmann Gös.

Bekanntmachung. Betreff: Ablieferung der Rinderfüße.

Entgegen der da und dort vorherrschenden An­nahme. daß die Ablieferung der Rinderfüße hinfällig geworen sei. wird hiermit ausdrücklich darauf hinge­wiesen. daß die Zwangswirtschaft nach wie vor besteht. Die Ninderfütze dienen zur Gewinnung von Klauenöl bezw. zur Herstellung von Nahrungsmitteln (Marga­rine). Dieselben sind bet Vermeidung ganz empfind­licher Strafen restlos zur Ablieferung zu bringen.

Calw, den 3. März 1919. Oberamtmann Gös.

Freimnherlaufenlaffen von Hunden und Katzen.

In letzter Zeit mehren sich die Klagen, daß auf den Feldern und in den Wäldern Hunde^und Katzen frei umherschiveifen und hiedurch gro^m Schaden anrichten.

Gemäß H 8 der Verf. des Ministeriums des Innern vom 27. Februar 1909 (Reg.-Blatt 35) wird das ge­dachte Umherschweifenlassen mit Geldstrafe bis zu 60 oder mit Hast bestraft.

Die Ortspolizeibehörden wollen dies in ihren Gemeinden wiederholt bekannt geben und die Befolgung aufs strengste überwachen lassen.

Calw, de» 6. März 1919. Oberamtmann: Gös.

trolle der Vereinigten Staaten. Die armenischen Vila- jets von Erserum, Wan und Tiflis werden wahrschein­lich mit dem Vilajet Trapezunt vereinigt werden, das zwar von einer griechischen Bevölkerung, die ihre Un­abhängigkeit verlangt, bewohnt wird, aber nicht ge­nügende Bedingungen für seine Lebensfähigkeit gibt. Außerdem ist Trapenzunt für Armenien wichtig, weil das Land einen Zugang zu mMeere erhält. Konstan­tinopel und die Dardanellen werden internationalisiert werden. Die einzig schwierige Frage, die zu lösen bleibt, ist die Frage von Smyrna. Smyrna wird von einer türkischen Bevölkerung bewohnt. Diese tür­kische Zredenta könnte um so gefährlicher werden, wenn sie von einer europäischen Macht unterstützt würde, wo­bei das Blatt auf die von Sonino bei Ribot angemel­deten Ansprüche Italiens auf Smyrna hinweist. (Deswegen mußte Deutschland niedergeschlagen werden, «m die Türkei austeilen zu können.)

Vermischte Nachrichten.

Der frühere Kaiser auf Schloß Amerongen.

Das frühere Kaiserpaar weilt noch auf Schloß Amerongen, das von Gendarmen und Reichspolizisten bewacht wird. Wer in das Schloß kommen will, muß sich zur Wohnung des Verwalters verfügen, wo ihm die Karte des Grafen Bentinsk ausgehündigt wird. Mit diesem Talisman muß er sich am ersten Schloßtor bei den Gendarmen anmelden: die gleiche Formalität findet am inneren Hoftor statt. Und dann erst kommt - man in den Schloßhof, wo Wilhelm II. mit kleinem Gefolge einfach und zurückgezogen lebt. Unter den Getreuen, die mit dem Kaiser in die Verbannung gegangen sind, befinden sich u. a. der Oberhofmarschall von Gontard, General Eichendorff, ein Flügeladjutant und ein Kammer­herr. Die Kaiserin hat eine Hofdame bei sich. Der Kaiser und seine Frau sind alt geworden und gehen ge­beugt unter dem Druck der Ereignisse, in die sie sich aber ergeben haben. Der Kaiser macht seine Spazier­gänge im Schloßgatten, kommt jedoch außerhalb der Schloßmauer nicht mehr. Vor allem will man im Schloß den Eindruck vermeiden, daß auch nur einer für seine Vergnügen lebt. Der Kaiser sägt dann und wann Holz­blöcke. Er hat infolge des feuchten Klimas ein OhreN- ^ leiden. Die Absonderung des Kaiserpaares ist nach dem Nieuwe 9sotterdamschen Courant fast vollständig. Der Gewährsmann dieses Blattes sah eiumal den Kaiser; er trug einen grünen Anzug, gelben Regenmantel und ein graues Hütchen mit Feder. Er hatte seinen Bart wachsen lassen und eines seiner Ohren war mit einem Verband bedeckt. Nur abends kommt der Kaiser in die gräfliche Familie. Alle Gerichte über einen ständigen Wechsel des Aufenthalts des Kaisers sind unbegründet. Er liest regelmäßig die Zeitungen. Alle an ihn gerichtete Schriftstücke unterstehen der Zensur. Man hat ihm nur zwei von den zwölf Merccdeswagen gelüsten, in denen er seiner Zeit mit seinem Gefolge über die Grenze ge­kommen ist; die übrigen, sind nach Deutschland zurück- befördett worden, ebenso der Hofzug.

Zm S-aMWeiWisch in BMI«.

Zur Lag« in Berlin.

(WTB.) Berlin. 12. März. Wie dieVoss. Ztg." berichtet, stehen die Truppen des Oberkommandos Lütt- nvitz im Kreise um Lichtenberg und haben gestern ein­zelne kleine Patrouillen über die Ringbahn vorgeschickt, aber keine geschlossene Truppenteile haben irgend wel- tz« Lalle voa LiLtLLbLkg besetzt^--. Limr Leu

beiden Offiziere, der zu der Besatzung des Postamts in Ltchtenberg gehörte und der den Spartakisten entkom­men ist, während der andere Offizier niedergeschlagen wurde, meldete sich gestern beim Oberkommando Lütt­witz und sagte aus: Die Besatzung des Postamts be­stand aus 2 Offizieren und 34 Mann. Der um halb 3 Ilhr nachmittags begonnene Kampf wurde mit Ma­schinengewehren und Handgranaten ziemlich lebhaft ge­führt. Die Besatzung hatte einen schweren Stand, da sie die versprochene und erbetene Hilfe noch nicht er­halten hatte. Unter den Spartakisten waren auch zahl­reiche Frauen und Mädchen. Kurz nach 5 Uhr er­schienen Parlamentäre der Spartakisten und forderten die Uebergabe der Besatzung mit den Waffen. Dies wurde abgelehnt. Gegen 6 Uhr fuhr ein Sanitäts- auto zum Abholen der verwundeten Soldaten vor. Ob­wohl die Rote Kreuzfahne wiederholt gezeigt wurde, stellten die Spartakisten das Feuer nicht ein. Das Ein­dringen der Spartakisten in das für das Sanitätsauto geöffnete Tor des Postamts, der Anblick der verwun­deten Frauen und Kinder in der Menge und besonders die Eröffnung des Minenfeuer lähmte die Kampfkraft der Besatzung. Ein Teil entfloh, die andern wurden von den Spartakisten gefang, dann unter Schlägen und wüsten Verwünschungen entwaffnet und abgeführt. 20 Mann und der verwundete andere Offizier sind von den Spartakisten gefangen genommen worden. Kleinere Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Spartakisten spielten sich gestern an verschiedenen Stel­len der Stadt ab. Ein Detachement des Freikorps Hülsen besetzte nach kurzem Widerstand die War­schauer Drücke, die die Spartakisten hatten sprengen wollen, um den Vormarsch der Regierungstruppen gegen Lichtenberg von dort aus zu verhindern. Ein großes Spartakistennest, in welchem die Angehörigen der aufgelösten Volksmarinedivision, sowie Mannschaf­ten der republikanischen Soldatenwehr zusammenkamen, wurde gestern von Regierungstruppen ausgehoben. Man fand ein riesiges Lager an Feuerwaffen, Hand­granaten, Maschinengewehren, sowie Mengen von Dumdumgeschossen. Während die überwiegende Mehr­zahl der in Hast Genommenen sich in das Unvermeid­liche fügte, versuchten 24 mit Revolvern Bewaffnete die Regierungstruppen niederzuschietzen und mit der Waffe in der Hand sich zu retten. Diese Matrosen wurden später standrechtlich erschossen. 250 verhaftete Angehörige der Volksmarinedwifion wurden unter starker Bedeckung aus Lastwagen geschafft und nach dem Zellengefängnis in Moabit abgeführt, wo das außer­ordentliche Kriegsgericht über sie als Meuterer das Urteil fällen wird. Die in der Zahlmeisterei beschlag­nahmten 18000 Mark wurden beim Kriegsgericht nie­dergelegt. Die verhafteten Mitglieder der republikani­schen Soldatenwehr wurden nach Feststellung ihrer Personalien wieder auf freien Fuß gesetzt. Gestern mittag wurde auf die Meldung hin, daß aus Lichten­berg geflüchtete Banden sich in der Nähe der städti­schen Gaswerke verborgen hielten, um einen Handstreich auf die Werke auszuführen, der Häuserblock von der Prenzlauer Allee bis.zur Wienstraße abgespexrt. Pa­trouillen mußten die Dachböden nach Kommunisten durchsuchen. Auch in andern Straßen wurden größere Säuberungsaktionen vorgenommen.

Gegen das letzte Spartakistennest in Berlin. Berlin, 12.- März. DieB. Z. am Mittag" meldet: Heute um 9 Uhr vormittags hat das Vorrücken der Regierungstruppen gegen Lichtenberg begonnen, nach­dem in den letzten beiden Tagen die fast vollständige Einkreisung des spartakistischen Zentrums durchgeführt wurden war. Einzelne Mitglieder der Mehrheitssozjal-

isten der Nationalversammlung haben gestern die haupt­sächlichsten Punkte 'der Straßeukämpfe im Osten Berlins besucht, um sich ein Bild von der Kampfesweise der Spartakisten zn machen. Die Truppen - der Gardc- kavalletteschützendivision haben um 10 Uhr nach heftigen Kämpfen die Frankfurter Allee erreicht und dort An­schluß an die eiserne Marinebrigade gefunden. Damit war der Ring geschlossen, und es wurde sofort durch die Seitenstraßen der Vormarsch angetreten. Das Kessel­treiben gegen die dort befindlichen Spartakisten hat be­gonnen. Man hört aus allen Teilen Lichtcnbergs Ar­tillerie- und Maschincngewehrfeuer. Die Kämpfe nehmen von Viertelstunde zn Viertelstunde zu. Das Feuer zeigt, in wie enge Fühlung die einmarschierenden Truppen mit den Spartakisten gekommen sind.

Die Besetzung Lichtcnbergs.

Berlin, 13. März. Bevor gestern vormittag die vereinigten Truppen der Deutschen Schutzdivision und des Freikorps Hülsen zum Angriff gegen die Barrikade» der Frankfutter Allee übergingen, bahnte sich, ein mit Offizieren des Divisionsstabs der Deutschen Schutzdivision besetztes ungepanzertes Personenauto unter Führung des Rittmeisters von Arnim kämpfend den Weg bis zur ersten Barrikade, die sofort von den Offizieren und den Begleitleuten gestürmt wurde. Die Spartakisten flohen unter Hinterlassung eines Toten. Diesel!» Kraftfahrer­besatzung -fuhr als erste Spitze der Regierungstruppen, wie die Morgenblätter beuchten, umjubelt von der be­freiten Lichtenberger Bevölkerung und noch von allen Seiten beschossen, die Frankfurter Allee weiter und stellte die Verbindung mit der in der Warschauer Straße oor- gehenden Teilen der Gardekavallerieschützendivision her. Die Besetzung Lichtcnbergs vollzog sich lautBerliner Lokalanzeiger so rasch, daß die heranrückenden Regier­ungstruppen auf dem Lichtenberger Güterbahnhof noch eine ganze Reche Plünderer überraschten. Als diese sich plötzlich von Regierungstruppen umzingelt sahen, suchten sie zu entfliehen. Das Vorhaben war nutzlos. Als sie dies einsahen, winselten sie um Gnade'und jeder wollte das Opfer eines anderen sein. Bis in die Abendstun­den war eine große Menge Gefangener gemacht. Auch wurden große Mengen Maschinengewehre, Minenwerser und ungeheure Mengen Munition beschlagnahmt.

Conrad Haußmann am Grabe eines Sparlakisten- opfers.

Halle a. S., 12. März. Bei der Trauerfeier für den in Halle ermorderten Oberstleutnant von Klüber widmete der Vizepräsident der Nationalversamm­lung, Haußmann, ihm einen Nachruf, in dem er u. a. sagte: Namens der deutschen Nationalversammlung lege ich den Lorbeerkranz auf diesen Sarg. Oberstleutnant von Klüber, der kurz zuvor Deutschland hervorragende Dienste geleistet hat, war persönlich beauftragt worden, die deutsche Nationalversammlung zu schützen. Er hat diesen Schutz in musterhafter Weise geschaffen. In welch tapferer, selbstaufopfemder Weise er auch dem neuen Vaterland Dienste geleistet hat, das zeigt die Wut des Haufens, der ihn sinnlos und verbrecherisch erschlagen hat. Die Täter, die den Wehrlosen vergewaltigt, ertränkt und meuchlerisch erschossen haben, sind verurteilt, im Wachen und im Träumen das Kainszeichen zu führen, das sie sich auf die Stirn gebrannt haben. Die Tragik seines Menschenschicksals ist unlöslich verschlungen mit der grausamen Tragik des Schicksals der Nation. Die deutsche Nationalversammlung legt ihren liefen Dank mit diesem Lorbeerkranz nieder. Der Sarg umschließt einen Helden, den Deutschland nicht vergessen wird, weil es nur durch ihn und seimsgleichen gerettet werden kann.