f Äus Siadt und Land.

Calw» den 13. März 1919.

Erwerbslose in Württemberg.

Nach dem Bericht des Württ. Landesaints für Arbeitsvermittlung ssind von den 64 Oberämtern des Landes auf 28. Februar 24 288 Erwerbslose (gegen 25134 am 9. Februar) gemeldet worden. Sie verteilen sich auf 13 804 Männer. 7 755 Frauen und 2 729 Zugendliche. Den größten Anteil trägt die Stadt Stutt­gart mit 1Y27 Erwerbslosen, an 2. Stelle kommt das Sberamt Göppingen mit 2341 Erwerbslosen und an 3. Stelle das Oberamt Reutlingen mit 1683 Erwerbslosen.

Gründung einer Ortsgruppe

des Deutschen Tababarbeiter-Verbandcs.

Nachdem eine Anzahl Berufszweige der hiesigen Arbeiterschaft sich organisiert, beschlossen auch die Tabak- arbeitet und -Arbeiterinnen des Oberamts Calw einer Organisation beizutreten. Am Dienstag Nachmittag sprach imBadischen Hof" B. May im Aufträge des Freien GewerkschaftSssBezirks-Kartells Württemberg über die Ziele und dem Nutzen des Deutschen Tabak- -arbeiteroerbandes. In aufklärender Weise wurde den Anwesenden die Leistungen des Verbandes, der auf über 40 000 Mitglieder angewachsen ist, vor Augen geführt. Bedeutende Summen seien von denr Verbände für Unterstützungen verschiedenster Art ausgegeben worden. Weiter wurde hingewiesen auf die Tatsache, daß der Verband Süddeutscher Zigarren-Fabrikanten ständig an Mitgliedern zunehme. Die Anwesenden möchten aus diesem Zeichen die Lehre ziehen und restlos dem Deut­schen Tabakarbeiterverbande beitreten, damit auch sie 'eine Stätte haben, die ihre Interessen tatkräftig vertritt. Nach kurzer Aussprache traten alle Anwesenden denr Verbände bei, und so konnte eine Zahlstelle mit 45 Mitgliedem gegründet und gleich die Leitung derselben gewählt werden. Dann wurde noch erwähnt, daß ver­sucht werde, Arbeiten! die sich im Interesse der Arbeiter­schaft betätigen, Schwierigkeiten zu machen. Dies ivcrde aber das Aufblühen der Organisationen im Oberamt Calw nicht aufhalten. Mit einem Aufruf zur freudigen Weiterarbeit innerhalb der Organisationen und kräftiger Unterstützung der mit der Führung betrauten Kollegen schloß der Einberufer die Versammlung.

Typhus in Pforzheim.

Pforzheim, 12. März. DerPforzheimer Anzeiger" schreibt: Pforzheim wird zurzeit von einer Typhus- eptdemie heimgesucht, die die Massenerkrankungen der 9ver Jahre noch übertrifft. Vor ungefähr zehn Tagen traten hier namentlich bei Kindern und jungen Mädchen Erkrankungen auf, die Typhusverdacht er­weckten. Gewißheit erhielt man aber erst vor vier Ta­gen, als die Seuche plötzlich blitzartig schnell um sich griff-und Hunderte von Erkrankungen hervorries, so

baß biF gestern Dienstag abend bereits über 5-0 Fälle, gemeldet waren und anzunehmen ist, daß deren Zahl noch um einige Hundert steigen wird. Die Er­krankungen betreffen namentlich Kinder und junge Mädchen, sowie Frauen, während Männer nur selten befallen find. Auch ganze Familien sind ergriffen und Todesfälle kamen bereits vor. Man nimmt an, daß die Ansteckung durchs Wasser erfolgt, und zwar ist wieder di« Crößeltalleitung, die schon vor 25 Jahren das Un­heil heraufbeschlvor, verdächtig. Die Nordstadt, die von ihr versorgt wird, weift dis meisten Erkrankungen auf. Stark tritt der Typhus auch in der Bleichstratze, La- mey- und Friedenstratzs und der Wilhelmshöhe auf. die mit einem Gemisch von Eröheltal- und Holzhoswasser versehen werden. Die Oststadt dagegen ist so gut wie feuchenfrei. Wäre die Milch, aus die man auch Ver­dacht hat, schuld, so müßte die Krankheit gleichmäßig über die ganze Stadt verbreitet fein. Der Bevölke­rung wird darum dringend geraten, sich des Genusses von ungekochtem Wasser zu enthalten. Auch zum Spü­len des Koch- und Eßgeschirrs und zum Zähneputzen nehme man nur gekochtes Wasser. Die Größeltallei- tung wird sofort gesperrt, und die Stadt mutz sich mit dem Wasser aus dem Holzhof und dem Eutinger Tal begnügen, was im wasserreichen Friihjahr angängig sein wird' im Sommer aber, falls die Seuche so lange anhalten sollte und die vorgesehene.» Ausspülungen der Leitung nicht helfen, zu Verlegenheiten führen kan». Bedenklich ist es, daß die geeigneten Nahrungs­mittel für dis Kranken fehlen, denn dis grobe Kriegs- koft ist für den erkrankten Darm nicht geeignet, ein Umstand, der leider zur Verschlimmerung der Seuche beitragen kann. Im Krankenhaus sollen mehrere Hun­dert Betten für Typhuskranke dadurch freigemacht werden, daß mau das AMxhenheim für derzeitige Krankenhausinsassen mit in Anspruch nimmt. Ls ist eine.schwere Heimsuchung, die zu allen Nöten der Zeit unsere Stadt betroffen hat. Möge sie bald vorüber« -«Herr Das wird um so eher geschehen, je vorsichtiger die Bevölkerung ist.

Die Spartakisten - Augst.

Bon der bayerischen Grenze, 11. März. Einem Ungarn, der in Wörishofen sich cinquartiert hatte, war der Spartakistenspuk in die Glieder gefahren. Kurzer­hand wandte er sich an den bayerischen Kriegsminister um Hilfe,- dieser glaubte schließlich den mannigfachen Hilferufen und sandte ein Schutzkommando von Matrosen. Doch als diese nichts zu tun vorsanden, nützten sie die Gelegenheit aus, es sich wohl sein zu lassen, so wohl, daß die übrigen Kurgäste es mit der Angst vor den Beschützern" zu tun bekamen. Die Kurgäste räumten das Feld, die Matrosen blieben. Und so stand Wöris­hofen da niit einem Trupp Matrosen und einem Un­garn. Um dem Ruin zu entgehen, wandte man sich abermals ans Kriegsministerium mit der beschwörenden

Bitte, man möchte die Schutztruppe wieder abbetufett, die nur den ganzen Tag esse." Das geschah dann bald darauf und jetzt kehrten auch die Kurgäste wieder zurück.

Nagold, 12. März. Die Glasermelstee der Be­zirke Nagold, Calw, Herrenberg und Horb fanden sich am Sonntag zwecks Gründung einer Zwangs­innung zusammen. Di» Versaimnlung war äußerst zahlreich besucht und die Aussprache im Hinblick aus den Mangel an Rohprodukten und die dauernd steigen­den Preise sehr rege.

(STB.) Tübingen, 11. Aiärz. Vergangenen Sams­tag Hai, wie gemeldet, der 40jährige verheiratete Karl Geiger, gebürtig aus dem Kreis Labiau. die Kellnerin Anastafiia Jablonski in einer hiesigen Wirtschaft er­stochen. DieTüb. Chronik" erfährt zu der Vlu t t a t folgendes: Der Täter hatte mit der Ermordeten zu- samnren in einer Munitionsfabrik in Würgendorf in Westfalen gearbeitet und etwa «in Jahr lang ein Ver­hältnis mit ihr unterhalten. Nach kurzem Aufenthalt in Stuttgart kam das Mädchen nach Rottenburg, wo sie einen gewissen Oskar Decker kennen lernte, den sie hei­raten wollte. Der Mörder kam am Freitag abend hierher und suchte am Samstag vormittag das Mäd­chen in feister Dienststelle in einer hiesigen Wirtschaft auf uur es zur Rede zu stellen. Da ihm dieses erklärte, nichts mehr von ihm wissen zu wollen, zog er ein 40 Zentimeter langes Tranchiermesser, das er imOchsen" in Schwenningen entwendet hatte, und brachte dem Mädchen drei Stiche in die Brust bei, die den ganzen Körper durchdrangen. In die chirurgische Kli­nik verbracht, starb die Verletzte alsbald. Geiger hat ruhig auf seine Festnahme gewartet und ist alsbald verhaftet worden. Er hat die Tat vorsätzlich voll­bracht, denn er äußerte über de« Beweggrund: wenn er das Mädchen nicht bekomme, so sollte es auch kein

anderer haben. ___

Für die Schrift!, verantwortl. Otto Seltmann, Calw. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerel, Caliv,

Sicklameteil.

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Knrdi Kdk. II It. vkisnlottsnbung 8.

Amtsgericht Calw.

Im Handekereqister wurde heute eingetragen: Di« Einzelfirma Ludwig Iäck in Unterreichenbach: Inhaber Ludwig Iäck, Sägwerks- dejitzer in Unterreichenbach: Geschäftszweig Sägwerk und Holzhcmdbmg. Den II. März I9l9.

Amtsrichter Botteler.

die MM.

Auf Bezugsmarke Nr. 1 kommen pro Person zur Verteilung:

a) Teigwaren <W fferware)

375 Gramm zu 66 Pfg. das Pfd.,

b) Haushalt-Suppen

125 Gramm zu 100 Pfg. das Pfd.,

c) Hafermehl ^

250 Gramm zu 70 Pfg. das Pfd.

Die Einlösungsfrist für die Bezugsmarke ist am 27. März 1919 beendet. Calw, den II. März 1919.

Kommuualverband Calw: Oberamtmaim Gös.

G

Etadtschulthcißenamt Calw.

Da die Anlieferung von

Vollmilch

ständig zurückgeht, mußte in letzter Zeit den Milchverbrauchern von dem auf ihren Milchkarten ausgesetzten Anspruch abgezogen werden. Nach Mitteilung der Inhaberinnen der Verkaufsstellen waren viele Ver­braucher über diese Maßregel sehr ungehalten.

Ich sehe mich daher veranlaßt, darauf aufmerksam zu machen, daß nach den gesetzlichen Bestimmungen gesunde Personen im Alter von 1470 Jahren überhaupt keinen Anspruch auf Vollmilch haben.

Die Bestimmungen über den künftigen Milchanspruch sind aus den Anschlägen an den Verkaufsstellen ersichtlich.

Calw, den 12. März 1919.

Stadtschultheißenamt: Göhuer.

Calw.

Größere Partie Schlacken

gibt unentgeltlich ab

Städtisches Gaswerk.

Zugelaufen

ein Hund (Schnauzer, grau).

Eigenlumsansprüche sind inner­halb 8 Tagen gegen genaue Be­zeichnung und Entrichtung von Fntter- geld rc. geltend zu machen.

Den 12. März 1919. Schultheißenamt Gechingen Schmidt.

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Frau Dr. Lorenz» Wildbad.

Stadtschultheißenamt Calw. Die auf Buttermarke Nr. 2 bestellte

Butter

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Calw, den 13. März 1919.

Stadtschultheißenamt: Gähner.

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