372
— Das jetzige Verhalten der englischen Regierung gegenüber der Transvaal- regiernng zeigt mehr und mehr deutlich, daß sie nur nach einem Vorwände zu einen: Kriege sucht, aus dem sie als Beute das reiche Transvaal zu holen hofft. Der Wert dieser kleinen Republik spiegelt sich wohl am deutlichsten in seiner monatlichen, sich noch stets steigernden Goldproduktion wieder, die im Mai d. I. von den Whitwatersrand Goldfeldern allein nach offiziellen Mitteilungen über 63 Millionen Markjbetrug. Welche europäische Macht würde sich ein solches Land nicht als nutzbringende Kolonie wünschen? Von den dort in Transvaal ansässigen Engländern und Deutschen wünscht jedoch nicht ein Zehntel unter englischer Flagge zn leben, und von diesem Zehntel würden noch lieber Neunzehntel das Land verlassen, ehe sie ihr Leben in die Schanze schlagen würden für eine langhungrige englische Regierung und einige Spekulanten. Dieses ist eine Thatsache, die jeder in Transvaal und speziell in Johannesburg lebende Ausländer bestätigen wird. England würde im ganzen Südafrika sofort auf Widerstand stoßen und mindestens eines Heeres von 80—100000 weißer Soldaten bedürfen, um auch nur geringe Aussicht auf Erfolge zn haben. Die af. Manische Bur weiß so gut, wie Lord Salisbury und Chamberlain, wie schwierig es für England ist, eine solche Armee zusammen zn bringen, ohne andere, wichtige Interessen zu gefährden. Kommt es zum Entfcheidungskampf, so ist es viel wahrscheinlicher, daß das Resultat eines solchen Krieges ein von England unabhängiger, südafrikanischer Staateubund sein wird, als daßTransvaal eineengl.Koloniewürde.
N e wy or k, 4. August. Durch einen Orkan wurden in Florida fünf Städte völlig zerstört, vier andere überschwemmt und von der Außenwelt abgeschnitten. Ein Pafsagierdampfer ist mit Mann und Maus untergegangen. Buhnzüge wurden von den Geleisen geweht. Die Anzahl der Toten und Verletzten läßt sich noch nicht feststellen.
den: Petroleum Concurreuz, und uns vom Rockfeller-Ring resp. Ausland unabhängig zu machen. Wir empfehlen den Besuch des Vortrages, der auf Ersuchen des Gewerbevereins gehalten wird, angelegentlich. Der Eintritt ist frei.
WnterHcrtLenöes.
Entlarvt.
Kriminalroman von Friedrich Halt.
(Fortsetzung.) (Nachdr. verboten.) „Und wie denken Sie sich die Sache?" -ragte Albrecht. Werner zuckte mit den Achseln.
„Sie werden mir doch Ihre Meinung
agen
Lokales.
Wildbad, 7. Aug. Wie wir vernehmen, wird nächsten Samstag den 12. August, abends 9 Uhr, Herr Oberleutnant a. D., C. I. Riegel, Generalagent aus Freiburg, Vertreter der Firma „Hera" Internat. Gesellschaft für Acetylengas im oberen Conversations-Saale einen Vortrag über „Acetylen, Licht der Zu kunft" halten. Es ist jedermann hiezu eingeladen und wird der populär gehaltene Vortrag gewiß das berechtigte Interesse Vieler erregen, zumal auch einige Lampen mit Acetylenlicht gezeigt, die Apparate für Einzel- und Centralbelenchtung (Städte) erklärt werden. Durch ein vorzügliches Reinigungsverfahren, solide und gute Con- struktion der Apparate hat die „Hera" den größten Absatz in fast allen Welt- theilen, besitzt schon 12 Filialgeschäfte in Deutschland, Rußland, Afrika, Asien, Norwegen n. s. w. Diese Apparate sind äußerst einfach zu bedienen, liefern ein Licht das 16mal Heller ist als Steinkohlengas, 3mal Heller als elektr. Licht und billiger als Petroleum zu Leucht-, Heiz-, und Koch zwecken verwendbar ist; dabei ist jede Gefahr ausgeschlossen. Das Licht ans deutscher Industrie hergestellt, ist berufen
„Ich weiß nicht, was ich Ihnen sagen oll; ich kann selbst nicht klar darüber werden!"
„Aber Sie nieinen, der Baumeister war, als Sie ihn wecken wollten, nicht in einer Wohnung?"
„Es kann sein," entgegnete Werner. Albrecht nickte bestimmend zu.
„Und weshalb machen Sie sich die Mühe, weshalb setzen Sie Ihre Nachtruhe darau, die Leute zu beobachten."
„Mein Bruder stand in dem Verdacht, das Gut durch Fahrlässigkeit angezündet zu haben; er hat es nicht gethan, ans einem Sterbebette hat er es mir geschworen, meine Mutter hat bei dem letzten Brande ihr Leben eingebüßt —," der Mann unterbrach sich, er schwieg.
Und Sie meinen, die Beiden sind schuldig an dem Tode ihrer Mutter, an den Brandstiftungen, an dem Tode des Barons," sagte Albrecht — und so tief ernst hatte es geklungen, als er sprach, daß Werner sich mächtig ergriffen fühlte.
„Gutes treiben die nicht," gab Werner ausweichend nach einer Pause zur Antwort, „ich hoffte einmal dort was zu hören," setzte er zögernd hinzu.
„Ich danke Ihnen," erwiderte der Maler, „gehen Sie jetzt, und sollten Sie mich sprechen wollen, so bringen Sie mir dies Tuch nach dem Kruge und geben es, als von Ihnen hier gefunden, bei dem Krüger ab. Treffen Sie mich zufällig, so brauchen Sie mich nicht anzureden, ich werde Sie schon aufsuchen. Halten Sie aber im Park noch Wache, mir wird keine Zeit dafür bleiben." Werner ging, es lag in dem Gruße, in dem Blicke, der den Maler traf, mehr wie Dank und gleichzeitig die stumme und doch so beredte Versicherung : „Ich werdetreue Wachehalten!"
Dort liegt es über Schloß und Park wie Sonnendunst, wie duftiger Nebel, und aus demselben steigen die Umrisse eines Baues ans, erst verschwommen, endlich gewinnen dieselben immer festere Gestalt, hohe Spitzbogenfeilster mit farbigen Schei ben, erglühend in den Strahlen der Sonne, sie treten deutlich hervor, schlanke Türme, hoch emporragend, heben sich von dem dunkelblauen Himmel ab. Die Glocken er tönen leise, geisterhaft dringt es durch die Luft, schlägt es an Ohr und Herz, zur Andacht mahnend.
Die heilige Handlung ist beendet, die Mönche gehen, die Kirche steht wieder einsam da. Bei dem Hochaltar verschwindet der letzte; geräuschlos hat sich die Oeff- nung hinter ihm geschlossen, nichts deutet darauf hin, daß der Stein bewegt werden kann, daß hinter demselben ein Gang liegt, vielleicht mit Zellen, in denen die der Kirche
Ungehorsamen schmachten; die geheimen Thüren, die geheimen Gänge mit ihrem Zweck kennt nur der Prior und der Kerkermeister.
Drüben in Marienthal da stand ein Kloster; liegen da unter der Erde auch finstere Gänge, werden dieselben heute noch benutzt? Oeffneu sie sich in der Nacht? Dann sind die Gedanken derer, die in ihnen hinschreiten, gewiß noch düsterer wie die Nacht selbst. Und können sich diese Gänge nicht auch an einem sonnigen Tage dem Mörder des Barons geöffnet und nach vollbrachter schwarzer That sich wieder geschlossen haben?" — —
Albrecht schritt über den Gutshof dem Portale des Herrenhauses zu, aber schon auf halbem Wege trat ihm Herr von Aos- kor, von den Wirtschaftsgebäuden kommend, entgegen. „Ich begrüße Sie von Herzen," sagte derselbe, des Malers Arm nehmend, und dem an die Wirtschaftsgebäuden lehnenden alten Anbau zuschreitend, fuhr er fort: „Kommen Sie eilig ans der sengenden Sonne in meine Bude, da werden Sie die Kühle, die dort herrscht, gewiß schätzen lernen." Herr von Joskor hatte dies sehr zuvorkommend, achtungsvoll gesagt, und doch war dem Maler eine gewisse Hast nicht entgangen, mit der sein Wirt gesprochen und die sich auch in der Eile zeigte, mit der er über den Hof seiner Wohnung zueilte.
Die Herren waren vor der Thür des Gebäudes angelangt. Indem Zjoskor durch eine Handbewegung seinen Gast zum ein- treten awfforderte, stieß er eine rechts liegende Thür ans; es war ein Schlafgemach, einfach aber geschmackvoll, elegant ausgestattet. „Nnn kommen Sie", sagte er in jovialer Weise, zwei Becher aus einer Flasche füllend, die er aus einem Wandschrank genommen, der durch eine schwere eiserne Thür geschlossen wurde, „trinken Sie mit mir „Willkommen!"
Er stürzte seinen Becher ans, auch Albrecht trank; es warein prächtiger Rheinwein, kalt wie Eis. „Sie haben einen herrlichen Keller über der Erde", bemerkte dieser, nach dem Schranke deutend. Düster leuchtete es in Joskors Auge auf, er lachte gezwungen, Albrecht bestätigend zunickend.
„Der Keller, obgleich über der Erde, ist gut", erwiderte er, „aber ich bitte folgen sie mir nach meinem Wohnzimmer", setzte er hastig hinzu; es war, als wünschte er das Gespräch abzubrecheu.
Dir Herren durchschritten ein einfenst- riges aber sehr großes, einfach eingerichtetes Gemach: ein Pult, Zeichenbretter, Baupläne an den Wänden rc. deuteten ans die Bestimmung desselben. Das nächste Zimmer war dagegen fast mit fürstlichem Comfort ausgestattet; schön geschnitzte schwere Nußbaummöbel im gothischen Stil, gute Oelgemälde, kostbare Kupferstiche, alle aus einer längst vergangenen Zeit, daneben die alten Steinwände, selbst das Muster des schweren Brüsseler Teppichs, der den ganzen Fußboden deckte, war den: Geschmack der übrigen Einrichtung angepaßt.
„Ah!" machte der Maler, als sein Blick das Ganze überflogen hatte.
„Nehmen Sie gütigst Platz!" sagte Herr von Aoskor, absichtlich die Ueber- raschung seines Gastes nicht beachtend. „Die kleine Bibliothek' hier", er deutete auf einen nahe der Thür stehenden Schrank,