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Nr. 23.

Aonnerstag, 10. August 1899.

33. Icrhvgcrug.

Rundschau.

Von der General-Direktion der K. württ. Staatseisenbahnen wurde dem Weichenwärter Neumaier in Wildbad eine Bahnhoßanfseherstelle übertragen; fer­ner eine Bremserstelle in Calw dem 'An­wärter Wildbrett in Wildbad.

Stuttgart, 7. Ang. Zur Kaiser­parade am 7. September werden auch die württembcrgischen Kriegervereine ans­rücken. Ein Defilieren derselben vor dem Kaiser findet aber nicht statt, der Kaiser wird vielmehr nach der Parade an der Front derselben vorbeireiten.

Stuttgart, 7. Ang. Die Landes- schul-Ausstellung erfreut sich fortgesetzt eines außerordentlich zahlreichen Besuches. Zn den vielen Lehrern ans allen Teilen des Landes gesellen sich auch Fachmänner aus benachbarten Ländern.

Stuttgart, 3. Ang. (Ferienstraf- knmmer.) Ein starker Fall von Fahr­lässigkeit beschäftigte heute die Ferien- straskammer. Eine im 3ten Stocke eines Hauses der Thorstraße hier wohnende 24- jährige Hansknechtsehefran L. stellte öfters ihr 9 Monate altes Töchterchen auf einem Kindersessel mit Bändern festgebunden vor das Fenster ans eine schmale Dach­rinne, wie sie angab, um dem Kinde den Anblick der Straßenbahnwagen, und den Genuß frischer Luft zu ermöglichen, da ihre Wohnung nur ans einem kleinen Zimmer bestand, in dem auch gekocht wurde. Obgleich wiederholt von einer Hausmitbewohnerin von der ihrem Kinde drohenden Gefahr gewarnt, that die Frau in unbegreiflicher Sorglosigkeit auch am 29. Juni dasselbe, diesmal stürzte jedoch das Kind samt den: Sesselchen, wohl in­folge einer Bewegung, jählings auf die Straße hinab, wo es mit zerschmettertem Schädel aufgehoben wurde. Gegen die junge Frau wurde Anklage wegen fahr­lässiger Tötung erhoben und mit Rücksicht auf ihre Unbescholtenheit und den Ver­lust ihres Kindes einerseits, ihre grobe Fahrlässigkeit andererseits auf eine Strafe von 14 Tagen Gefängnis gegen sie er­kannt.

Nach Stuttgart kommen für den Kaiser und sein Gefolge für die bevor­stehenden Manöver 60 Reitpferde. Zur Unterbringung derselben ist der sogen- untere Stall vollständig neu hergerichtet worden und darf von jetzt ab, nach der Fertigstellung, vorck niemand mehr betre­ten werden.

Neuenbürg, 4. August. Forstwart Lebsanft von Schwann stürzte gestern beim Abstieg ins Eyachthal, wodurch sich das Gewehr entlud und der Jäger an beiden Oberschenkeln schwer verwundet wurde. Wären nicht Himbeersuchende Frauen mit ihren Schürzen schnell zu Hilfe gekommen, so hätte sich Lebsanft ver­blutet. Ter telegraphisch bestellte Sani­tätswagen brachte den Verunglückten ins Spital nach Pforzheim.

E ßlinge n, 7. Ang. Der in weiten Kreisen bekannte und hochgeachtete frühere Reichstagsabge.ordnete des 5. Wahlkreises Sanitätsrat I. Math. Adae ist am gest­rigen Sonntag vormittags an Alters­schwäche im Alter von 85 Jahren gestorben. Ter Verblichene ist am 6. Februar 1814 zn Geislingen geboren und war bis zu seiner Uebersiedelung im Jahre 1884 nach Eßlingen in Möckmühl und Neuenstadt als Stadtarzt thätig.

Gräsenhausen, 5. Ang. Die Obst­ernte ist hier wie anderwärts gleich Null. Hoffnungsfreudig aber stimmt ein Blick in unsere Weinberge, welche durch Menge und Vollkommenheit der Trauben, bei guter Gesundheit der Stöcke, größtenteils einen schönen Ertrag versprechen. Bereits sind an der Kammerz des hiesigen Schul­hauses gefärbte Trauben zu sehen und werden solche auch in den Weinbergen in der Bälde zu finden sein.

Berli u, 5. August. Der Kaiser ist, wie aus Wilhelmshühe gemeldet wird, daselbst eingetroffcn. Er wurde von der Kaiserin und den kaiserlichen Kindern empfangen. Auf der Fahrt nach dem Schlosse wurde das Kaiserpaar jubelnd begrüßt.

A n s s e, 6. Ang. Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe wurde heute Nachmittag vom Kaiser von Oesterreich auf dem hieß Bahnhof empfangen. Kaiser Franz Josef verließ den Wagen, begrüßte den Fürsten zu Hohenlohe und lud ihn darauf ein, in den Salonwagen einzusteigen, wo eine längere Unterredung stattfand.

Interlacken, 2. Ang. Heute nach­mittag hat die erste öffentliche Fahrt auf der zweiten Sektion der Jungsraubahn Eigergletscher-Rotstock, stattgefunden. Nach­dem der technische Direktor des Schweizer Eisenbahndepartements gestern von diesem zweiten Glied der großartigsten Bergbahn Europas Augenschein genommen hatte, erfolgte heute von Bern aus die tele­grafische (Bewilligung der Betriebsauf->

nähme. Die neuen Fahrpreise sind: Scheidegg-Gletscher 3 Fr., Scheidegg-Rot- wand, 5 Fr. Tie Ganzfahrt sowohl, wie die Theilfahct an der Jungfranbahn sind nicht allein vom fachmännischen, sondern auch vom touristischen Standpunkt aus hochinteressant. Die erste Station bietet einen Einblick in die Gletscherwelt. Station Rotwcmd ist ein hervorragender Anssichts­punkt und wird es in noch höherem Maße sein, wenn einmal die eigentliche Warte .des Rotstocks dem großen Publikum durch einen ungefährlichen Weg durch Stein- stnfen und Geländer, zugänglich gemacht sein wird. Die Station iw engsten Sinn ist in die östliche Felswand eingesprengt, doch wäre die Aussicht von hier noch eine geringe, wenn nicht um die Außenseite des Gebirgsstocks eine Gallerie gelegt wäre, von der sich herrliche Ausblicke bieten. Bis übers Jahr soll die dritte Strecke der Bahn, die Sektion Rotwand-Grindcl- waldblick fertig gestellt sein.

Rennes, 7. Ang. lieber die Ver­handlungen des ersten Tags ist noch zu berichten: Der Präsident fragte Dreyfus: Sie sind angeklagt, einem Agenten einer fremden Macht die im Vorderem: aufge­führten geheimen Akten ausgeliefert zu haben, uni diese Macht zu veranlassen, Feindseligkeiten oder einen Krieg gegen Frankreich zu unternehmen." Dreyfus er­widert:Herr Oberst, ich bin unschuldig; wie ich seit 5 Jahren um meiner Kinder Ehre und meines Namens willen, unauf­hörlich bezeugte, ich bin unschuldig. Präsi­dent:Sie stellen also in Abrede schuldig zn sein?" Dreyfus:Ja." (Bewegung.) Präsident.Sie wohnten in Bourges den Versuchen mit der hydropneumatischen Bremse bei, konnten also die im Vorde­rem! erwähnten Auskünfte liefern?" Dreyfus:Ich hatte nur allgemeine Kennt­nisse davon und habe niemals den Heb­ungen mit dem Geschütz kurz beigcwohnt." Das Vorderem: wird ihm vorgelegt. Dreifus verwahrt sich entschieden gegen die Urheberschaft desselben. Er gibt zn, daß er dreimal in Deutschland gewesen sei, leugnet aber, in Mülhansen die deutschen Manöver im Jahre 1886 ver­folgt zu haben und sich mit einem Dra­goneroffizier unterhalten, mit ihm gefrüh- stückt und ihm das Gewehrmodell 1886 gezeigt zu haben. Auf eine weitere Frage des Vorsitzenden erklärt Dreyfus, er habe weder Henry, noch Picquart, noch Ester­hazy gekannt und habe niemals an Ester­hazy geschrieben.