heim, in dessen Nähe sich zahlreiche Quellen befinden. Mit der Ausführung dieses Projekts wird einem Mißstande abgeholfen, der sich in den letzten Jahren, ganz besonders aber bei den letztjährigen Rennen fühlbar machte, wo durch die Gluthitze der Rasen der Rennbahn zur Steinhärte ausgetrocknet war, daß die Pferde während der Rennen zusammenstürzten und teils lahm zurückgeführt werden mußten; durch Bewässerung der Bahn wird dem für die Folge vorgebeugt.
Berlin, 18. März. Infolge des Inkrafttretens des neuen Bürgerlichen Ge- setzbuchs (am 1. Januar 1900) wird durch die Pensionierung zahlreicher Richter das Avancement in der juristischen Laufbahn in diesem Jahr ein ganz bedeutendes werden. Wie von gut unterrichteter Seite mitgeteilt wird, dürften gegen 500 ältere Richter infolge der Einführung des neuen Bürgerlichen Gesetzbuches in den Ruhestand treten, wodurch sich den jüngeren richterlichen Beamten eine günstige Aussicht auf Beförderung eröffnen würde.
Berlin, 21. März. Baurath Wallot legte das Amt als Leiter der Ausschmückung des Reichstagsgebäudes nieder.
— Das Friedrichsruh er Postamt wurde während (des Lrauerzuges von einer Menge Personen belagert, die keinen anderen Wunsch hatten, als daß die von ihnen aufgelieferten Postkarten den Stempel mit der Zeitangabe der Beisetzungsstunde erhielten. Ueber 20,000 Postkarten sind zwischen 11 und 12 Uhr vormittags eingeliefert worden. Ein Händler aus Berlin, der eigens zu diesem Zwecke erschienen war, gab allein 6000 an seine eigene Adresse auf.
Altona, 18. März. In dem Hausfriedensprozeß gegen die Photographen Wilke und Priester, sowie gegen den Förster Spörcke wegen unbefugten Eindringens in das Sterbezimmer des Fürsten Bismarck wurde Wilcke zu 6 Monaten, Priester zu 3 Monaten und der Förster Spörcke zu 5 Monaten Gefängnis verurteilt.
Paris, 17. März. Der „Agence Havas" wird aus Rom gemeldet, trotz der Erklärungen der Aerzte vr. Maz- zoni und Or. Lapponi, daß der Ge- sundheitszustand des Papstes zufrieden- stellend sei, seien die wenigen Geistlichen, die in der Nähe des Papstes belassen würden, jetzt doch weniger beruhigt. Die Operation habe einen starken Blutverlust verursacht. Die große Schwäche und die Ohnmachtsanfälle, denen der Papst seit 20 Jahren ausgesetzt sei, haben sich dadurch verschlimmert. Der Papst nehme nur wenig Nahrung zu sich; an unaus- gesetzte Beschäftigung gewöhnt, enthalte sich der Papst jeder Thätigkeit und verharre in gleichgültiger Stimmung. Audienzen werden jetzt selten gewährt.
— Der in Nizza tagende Familienrath der britischen Königsfamilie entschied die coburgische Thronfolge zu Gunsten des Sohnes des Herzogs von Connaught.
— Der Brand des Windsor-Hotels in Newyork das einen ganzen Häuser- block einnahm war eine der entsetzlichsten Katastrophen, die Newyork je. gesehen. Von dem ganzen Hotel sind nur noch die Ruinen vorhanden. Das Hotel war 7 Stock hoch und hatte 600 Zimmer. Es war vor 25 Jahren gebaut und galt stets als sehr feuergefährlich. Nachmittags
um 3 Uhr, als alle Fenster dicht besetzt waren, brach das Feuer im 2. Stock aus und pflanzte sich mit rasender Schnelligkeit durch die Korridore fort, das Hotel ganz mit Rauch füllend. Die unteren Geschosse standen in wenigen Minuten in vollen Flammen, Männer, Frauen und Kinder drängten an die Fenster und auf's Dach,indem sie entsetzlich um Hilfe schrien. Die Polizei kämpfte gegen die Menge auf der Straße, welche den Platz nicht räumen wollte. Die gesamte Feuerwehr Newyorks wurde aufgeboten. Als eben die ersten Leitern angelegt wurden, sprang eine Dame aus einem Fenster des 5. Stockwerkes. Sie wurde bewußtlos aufgehoben, 4 Damen folgten, sie alle blieben auf der Stelle tot. Die Feuerwehr sah einen Herrn aus dem 4. Stock eines seiner Kinder nach dem andern an einem Strick herablassen. Der Qualm drang bereits aus seinem Fenster, als alle Kinder gerettet waren. Glücklicherweise erreichten die Feuerwehrleute auch ihn und retteten ihn samt seiner Gemahlin. Ein Feuerwehrmann holte, ans dem Ende einer Leiter stehend, zwei Damen aus einem Fenster des 6. Stocks und reichte sie einem anderen Feuerwehrmann, der sie dann hinabtrug. Viele Frauen hingen an Fenstern und schrieen herzzerreißend um Hilfe. Plötzlich fiel die ganze Frontmauer ein, wenige Minuten danach stürzten die Seitenwände zusammen. Wie viele Personen in der Glut begraben sind, ist noch unbekannt. Man befürchtet, daß es sicher mehr als 30 sind. Viele sind schwer verletzt; die Ambulanzen schafften zahlreiche Verletzte in die Hospitäler. Eine Anzahl von Geistlichen reichte den Sterbenden die Sakramente auf der Straße. 300 Personen sollen bei dem Ausbruch des Feuers im Hotel anwesend gewesen sein. Der Sachschaden, welchen der Brand anrichtete, wird auf 1 Million Dollars geschätzt. Leland, der Pächter des Hotels, verlor Tochter und Gattin; er selbst kämpft mit dem Tode.
Newyork, 19. März. Soweit bis gestern bekannt geworden, sind bei dem Brand des Windsor-Hotels 12 Frauen und 2 Männer nmgekommen. 34 Personen, meist Frauen, sind verletzt. Die Angaben über die Zahl der Vermißten schwanken zwischen 50 und 70.
L o nd o n, 20.März. Nach Meldungen aus Neuyork mehren sich die Anzeichen, daß der Brand des „Windsor Hotels" das Werk von Brandstiftern war, die plündern wollten. Augenzeugen berichten, sie hätten im dritten Stock im Augenblick, da das Feuer ausürach, gutgekleidete Männer von einem Schlafzimmer zum andern gehen sehen, die nicht vom Feuerlärm beunruhigt wurden. Gleich darauf brach im zweiten und im vierten Stockwerk Feuer aus, dem ebenso wie vorher im dritten Stock dichte Massen öligen Rauches vorangingen. Ein Mann wurde verhaftet, der angab, er sei als Zeitungsreporter in das Hotel gekommen. Derselbe hatte Juwelen und andere Wertsachen im Werte von 10000 Dollar bei sich. Man schätzt, daß für eine Million Dollar Wertsachen verloren gegangen sind. Herr Abner Mac Kinley (der Bruder des Präsidenten) hat Wertsachen, die auf 70000 Dollar geschätzt werden, verloren.
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Ein unheimlicher Mieter.
(Schluß.)
„Ich werde 'auch wachen, um zu sehen, daß Du nicht wieder einschläfst!" versetzte meine Frau und wir nahmen in unseren Lehnstühlen Platz. Meine Frau machte sich ein Glas Thee, in das sie einige Tropfen Rum goß, während ich ein Glas Rum, in das ich einige Tropfen Thee goß, nahm.
Zu sehr vorgerückter Stunde das übliche Geräusch mit dem Schlüssel, dann das Klopfen. Ich öffnete die Thür und sah einen wettergebräunten zerlumpten Matrosen mit einem hölzernen Bein.
„Schon gut Herr," sagte der Mann, „ich werde erwartet," und humpelte in das Zimmer des Mieters.
Die Sache kam mir nicht richtig vor, ich klopfte an die Thür, hinter der der Mann verschwunden war.
„Sind Sie zu Hause, Mr. Moore?" fragte ich heftig.
„Jawohl, schon seit Stunden!" versetzte die milde Stimme.
„Wie sind Sie denn hereingekommen?"
„ Nun, natürlich mit dem Hausschlüssel."
„Was! Während Ihr Freund ihn hatte?"
Jetzt machte sich die andere Stimme bemerkbar.
„Entschuldigen Sie, Mr. Moore hat mir den Schlüssel vor 4 Stunden geliehen, als ich ihm vor der Thür begegnete, und ich bin inzwischen in sein Zimmer gegangen."
„Das ist die Wahrheit," versetzte die leise Stimme des Mieters.
„Schön," sagte ich, etwas besänftigt, „wir wollen uns jetzt nicht zanken, aber morgen werde ich mit Ihnen darüber sprechen."
„Nehmen Sie es nur nicht übel!" erklärte die Stimme des Matrosen, „es soll nicht wieder Vorkommen! Gute Nacht."
Ich beratschlagte mit meiner Frau, was wir thun sollten, und wir kamen zu dem Entschluß, abzuwarten, um welche Zeit der Matrose fortgehen würde. Wieder nahmen wir in den Lehnsesseln Platz und meine Frau hielt mir eine längere.Rede, auf die ich nur sehr einsilbig antwortete, denn ich fühlte, daß ich schläfrig wurde. Ihre Stimme klang mir wie das Summen unzähliger Bienen, die Lampe wurde mir zum dichten Nebel als mich meine Frau mit lautem Schrei aufweckte.
..Vielleicht hat er diesen schmutzigen Kerl niit in meine reinen Betten genom- men!" schrie sie entsetzt. „Ich werde bis morgen früh hier sitzen und danu das Zimmer unter dem Vorwände, es zu reinigen, betreten; doch die Wahrheit muß ich erfahren."
Die Lampe brannte immer trüber, doch kein hölzernes Bein ließ sich sehen.
Meine Frau machte den Morgenthee, stärkte sich mit dem Gebräu und klopfte an die Thür des Mieters.
„Sind Sie schon auf, Mr. Moore? es ist Zeit, daß ich Ihr Zimmer reinige."
„Verzeihen Sie, Madame, ich bin nicht wohl und werde jetzt nicht aufstehen."
Meine Frau zog sich zurück, dann sagte sie zu mir in flüsterndem Tone:
„Dieser schmutzige Kerl liegt in mei- nen Betten!" Dann huschte plötzlich ein