— 130 —
ruh ein. Vom Varziner Schloß bis Schlave begleiteten überall die Ortsgeistlichen mit der Schuljugend den Leicheukondukt.
Berlin, 13. März. Die vorgestrige Audienz beim Kaiser hatte Cecil Rhodes durch Vermittelung des englischen Botschafters beziv. des Staatssekretärs von Bülow nachgesucht und bewilligt erhalten, nachdem Conferenzen mit Herrn v. Bülow, dem Unterstaatssekretär Freiherrn von Richthofen und dem Colonial-Direkter von Buchka vorangegangen waren. Die Natio- nal-Zeitung teilt mit, daß Rhodes vor seiner Abreise von England von der Königin Viktoria empfangen wurde und der Ueber- mittler von Grüßen an Kaiser Wilhelm war.
— Wie die Post berichtet, haben heute im Auswärtigen Amte unter Teilnahme von Regierungs-Vertretern die Verhandlungen Cecil Rhodes mit den interessirten deutschen Gruppen betreffend das afrikanische Eisenbahn-Projekt begonnen.
— Wie das „B. Tgbl." erfährt, ist zwischen dem deutschen Reich und Cecil Rhodes ein Kontrakt über eine Telegraphenlinie abgeschlossen worden. Dieselbe betrifft aber nur Deutschostasrika, nicht auch, wie behauptet worden ist, Südwestafrika. Der Kontrakt über die Eisenbahnanlage dnrch Deutschostasrika steht ebenfalls vor seinem Abschluß, es sind nur noch einzelne Detailfragen zu regeln.
Berlin, 16. März. Als erstes Ergebnis der Verhandlungen mit Cecil Rhodes ist gestern, wie die „Nat.-Ztg." erfährt, der Vertrag über die Durchführung der Telegraphenlinie vom Kap nach Kairo durch das deutsch-ostafrikanische Gebiet unterzeichnet worden.
— In Betreff der Ehrung des Fürsten Hohenlohe bei seinem 80. Geburtstag verlautet nach der „B. B.-Z.", daß der Fürst die erbliche Herzogswürde nnt dem Prädikat Hoheit erhalten solle. (Der ältere, 1893 gestorbene Bruder des Reichskanzlers ist bereits im Jahre 1840 zum Herzog von Ratibor erhoben worden.)
Berlin, 15. März. Sämtliche Morgen- Llätter geben bei Besprechung des gestrigen Reichstagsbeschlusses dem Wunsche Ausdruck, daß bei der dritten Lesung der Militärvorlage noch eine Verständigung zwischen Regierung und Parlament zu Stande kommen.möge, damit eine Reichstagsauflösung vermieden wird.
Berlin, 15. März, Abends. Ueberdie Militärvorlage scheint eine Verständigung nunmehr angebahnt zu sein auf Grund der Besprechungen, die zwischen den Vertretern der Regierung und den Parteien des Reichstags stattgesunden haben. Tie Nationalliberalen, die beiden konservativen Fraktionen und die freis. Vereinigung werden morgen den Antrag einbringen, den Paragraf 2 in der Fassung der Kommissionsbeschlüsse wiederherzustellen, und ferner eine Resolution vorschlagen, nach der die Heeresverwaltung eine weitere Verstärkung der Präsenzstärke fordern darf, sobald sich die Notwendigkeit dazu herausstellt. Man darf mit Bestimmtheit darauf rechnen, daß diese Vorschläge eine Mehrheit im Reichstag finden werden und daß die Krisis vermieden wird. Die Regierung wird auch ihrerseits diese Anträge an- nehmen. Der Kriegsminister v. Goßler hat heute Nachmittag über die Vereinbarung dem Kaiser Vortrag gehalten.
l Berlin, 14. März. (Reichstag.) Erste Beratung dersog. lsxHeinze (Ge- ! setz gegen die Unsittlichkeit). Staatssekretär Nieberding führt aus, die Vorlage befasse sich mit einigen Bestimmungen, die nicht in unmittelbarem Zusammenhang, aber dnrch das gemeinschaftliche Interesse verknüpft sind, die Jugend vor sittlicher Verwilderung zu schützen. Die Statistik beweise, daß wir in einer Periode des sittlichen Niedergangs begriffen seien. Seit dem Jahre 1892 seren die Vergehen gegen die Sittlichkeit um fast die Hälfte gestiegen. Die jetzige Vorlage suche sich den vorjährigen Kommissionsbeschlüssen möglichst zu nähern. In vielen Punkten seien, die Kvmmissionsbeschlüsfe aber für die Regierung unannehmbar. Die Vorschläge des Zentrums seien für die Regierung deßhalb unannehmbar, weil sie die Wirkungen der Gesetzgebung auf dem Gebiet des sittlichen Lebens überschreiten und die Interessen unseres Volks auf gesellschaftlichem, gewerblichem, künstlerischem und literarischem Gebiet unterschätzen. Der Schaden, der sich durch die Ausführung des Gesetzes ergäbe, wäre größer als der scheinbare Erfolg, v. Stumm begründet seinen Antrag bezüglich der Strafverschärfung bei Sitclichkeitsverbrechen gegen Kinder. Der Strafvollzug gegen solche Verbrechen, die das Sittlichkeitsgefühl der Jugend vergiften, sei zu lax. Es handle sich bei Sittlichkeitsvergehen nicht um Verbrechen gegen einzelne, sondern um Verbrechen gegen die bürgerliche Gesellschaft. Sittlichkeitsverbrechen müßten so streng bestraft werden wie Raub und Erpressung, kirn Rückfall mit lebenslänglichem Zucht- k haus. Die Trunkenheit dürfe nicht als Milderungsgrund gelten. Da rohe Naturen vor der Zuchthausstrafe oft nicht zurückschrecken, so sei hier die Prügelstrafe am Platz. Für diese scheußlichen Verbrechen eine entsprechende Sühne festzustel- len, sei eine heilige Pflicht gegen Gott und die Menschen. Himpurg (kons.) führt aus: Die Ausführungen des Staatssekretärs rechtfertigten ein gesetzliches Einschreiten zur Genüge. Im klebrigen verweise Redner auf die Erörterungen im vorig. Jahr. Wenn man den § 175 des Straf-Ges.B. anfhebe, wie die bekannte Eingabe wolle, die auf krankhafte Veranlagung der betr. Personen Hinweise, so würde das vom Volk nicht verstanden werden. Auf diesem Gebiet dürfe man
nicht zu viel mit „krankhafter Veranlagung" als Milderungsgrund arbeiten. Die Stellungnahme zum Theaterparagraphen, wonach unzüchtige theatralische Darstellungen verboten werden sollen, behalte er sich vor. Die Prügelstrafe könne in noch mehr Füllen in Anwendung kommen, als der Abgeordnete v. Stnmm glaube. Der Arbeiter-Paragraf des Zentrums sei für die Konservativen unannehmbar.
— Ueber eine neue Spezies von Schiffsweinreisenden berichtet der Figaro: Diese neue Gattung, die in Bordeauxweinen arbeitet, beutet die großen Schnelldampfer- linien aus; sie besteht ans sehr feingekleideten Herren, die sich für verlorene Sühne ausgeben, die von ihren Verwandten zur Verhütung neuer Verschwendungen hinaus in die Welt gesandt werden. Sie sprechen über alles, Theater, Börse, Turf, wissen alles und haben sich nach Verlauf von acht Tagen das allgemeine Zutrauen erworben. Selbstverständlich schimpfen sie über die Kost und noch mehr über die Weine an Bord, und preisen dabei die Gewächse ihrer Verwandten, die k leider davon nur wenig ablassen wollen. ^Die beständigen Anpreisungen verfehlen ihren Zweck nicht; jeder Passagier sucht sich im geheimen einer Sendung dieses kostbaren Rorspons zu versichern und die Fahrt schließt dann für den verlorenen Sohn mit einer Menge von Bestellungen ab. Sobald er eine Linie abgegrast hat, sucht ec sich eine andere aus. Die Schifffahrtsgesellschaften selbst, um sich ein Stillschweigen zu erkaufen, bestellen bei ihm. Uebrigens soll sein Wein durchaus nicht schlecht sein.
— Zerbrochene Pfeifen köpfe kittet man, wie der „Prakt. Wegweiser", Würzburg schreibt, mit einem Kitt, den man ans weißem Käse und ungelöschtem Kalk bereitet, wieder zusammen. Sobald der Kitt trocken geworden ist, lassen sich die eingesetzten Stücke nicht mehr losbrechen.
Telegramm der Wildbader Chronik.
Berlin,. 16. März. Der Reichstag nahm Art. 2 der Militärvorlage nach dem Beschluß der Kommission a n mit den Anträgen Liebers, wonach der Reichstag nachträglich noch die verweigerten 7000 Mann genehmigt, falls sich die absolute Notwendigkeit ergeben sollte. Hiemit war der Reichskanzler einverstanden.
zahlen wir anstandslos Jedem, der uns nachweist,daß
erhLMch iu allen besseren Geschäften, irgend welche, der Wäsche oder der Haut schädlichen Bestandteile enthält. Kraemer «L Klammer, alleinige Fabrikanten von Flammer's Ideal-Seife Heilbronn a. N.
6 Utzttzr Nestor XeMir
Lltzick
kür Air. 1.30 ktz.
Lnk VorlLNASn krLnco in's Anus.
Aoäsbiläer Arktis.
6 Aster soliü. ilrnbL 8 orninsrstokk s. Lloici k. AK. 1.80 ?k.
6 „ „ Orexs-Onrisnnx „ „ „ „ 8-40 „
6 „ „ ä.i,s,äIsr-8oininsrstokk „ „ „ „
6 „ ,, extra priina I>oäsn „ „ „ „ 3.80 „
Xsassl« HruKÄNK«
LUr «I»« ir»«1 8aii»iiL6r
2l«a«rri»8t« klilvtckvr »il«1 lk1v«86i»8t«1kv ln aller-
grösstsr 4.usvLlrl vsrssnäsn in oinrslnsn Astern bsi ^.nkträASN von 20 Asrlr an kranlco
OsttlnAvr «. Ov., ». M, VörsanätliLus,
Aoäornsts Asrrsnstokks ruin Ag-n^en L.nruA kür Asrlc 3.00 „ Oüsviotstokks „ „ „ „ .. 4.3» ..
1 .