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wenden. Dann ist es Zeit, ein anderes sozialdemokratisches Programm aufzu­stellen, darin der Satz 1 heißt:Aus­rottung der Tyrannen in uns selbst."

Baden, 27. Aug. Das Programm für das gestrige große Feuerwerk lautete: Erste Fronte: Zwei laufende Sonnen ver­wandeln sich in ein Dekorationsstück, In- schrist:Willkommen" mit den Jahres­zahlen 1858, 1873 und 1898. Zweite Fronte: Vier laufende Sonnen verwandeln sich in vier große Brillant-Sounen mit aufrollenden Farben-Bändern. Dritte Fronte: Drei aus farbigen Lichtern ge­bildete Blumenkörbe, deren Deckel sich während des Brennens von selbst öffnen und bunte Sträußchen auswerfen. Zu beiden Seiten Batterien großer römischer Lichtersterne, welche sich in der Luft öffnen und Bouquets in allen Farben anssenden. Vierte Fronte: Drei laufende Sonnen, verwandeln sich in drei große doppelte Mühlenflügel, mit reicher Farbengarnitur. Fünfte Fronte: Ein aus brillantem Licht­feuer gibildeter Fächer öffnet sich während des Brennens und entfaltet eine reiche Farbenabwechslung. Zu beiden Seiten große Brillantfächer, Fontainen nebst rö­mischen Lichtern, mit bunten Leuchtkugeln. Sechste Fronte: Eine kleine laufende Sonne verwandelt sich in einen stehenden Stern, dieser in einen großen Umläufer, dieser wieder in fünf große Rosetten mit stehendem und beweglichem Feuer. Sie­bente Fronte: Haupt- und Schluß-Deko­ration. Unter lebhaftem verstärktem Bom­bardement von kleinen Granaten,Pots-ä-sen mit Schwärmern und Sternen, erscheint das mit Lorbeer geschmückte Bildnis Seiner Hoheit des Prinzen Hermann von Sachsen- Weimar. Zwischen diesen sieben Fronteu: Raketen mit verschiedenen Versetzungen, Fallschirmen und Fallschirm-Kometen, Pots-ä-feu mit Schwärmern, Bomben mit farbigen Sternen und Goldregen, Tour- billons. Zum Schluß: Bouquet von 1000 Raketen mit farbigen Sternen. Bengalische Beleuchtung des Platzes.

In einem Artikel über Fürst Bis­marcks Kolonialpolitik führen dieHamb. Nachr." aus, daß dieselbe iu erster Linie gegen die englische Habsucht gerichtet ge­wesen sei. Deshalb erfreute sich auch Bismarck der für ihn sehr ehrenvollen Abneigung der Engländer, denen er, so energievoll wie genial, gezeigt hat, wie man mit England umspringen muß.

Berlin, 27. Aug. Durch Kaiser­lichen Armeebefehl ist, wie eine Lokal­korrespondenz erfahren haben will, an­geordnet worden, daß die französische Ra gbezeichnungPremierlieutenant" und Sekondelieutenant" beseitigt werden soll durch die BenennungOberlientenaut" undUnterlieutenant", wie dies in Oester­reich stets üblich war.

Paris, 25. Aug. Nach dem Temps hat sich gestern in einem hiesig.» Restau­rant, Possel, der Mann der am 22. ds. in Sorrent auf geheimnisvolle Weise ums Leben gekommenen Frau Bechett, erschossen. Vorher teilte er der Polizei brieflich mit, er nehme sich das Leben, weil gegen ihn seit dem Tode seiner Frau gehässige Be­schuldigungenerhoben würden. Ein zweiter Brief trägt die Adresse an seine Mutter in Amiens.

K o n st a n t i n o p e l, 27. Aug. In Musch, Villajet Bitlis, fand, zuverlässigen Depeschen zufolge, am Sonntag und Mon­tag eine neue Auflage der armenischen

Massacres statt. Die Telegramme er­halten lt.Fs. Z." vorläufig wenige De­tails, melden aber ein entsetzliches Blut­bad, das in zwei dicht bei Musch gelegenen armenisch. Ortschaften angerichtet wurde.

Petersburg. (Telegr.) Der Re- gierungsbote veröffentlicht eine §Kund- gebung des Zaren worin allen Mäch­ten Abrüstung und Berufung einer internationalen Konferenz hierfür vor- _

TeLeptzon-Sache.

Das König!. Ministerium der Aus­wärtigen Angelegenheiten hat auf eine Eingabe des Herrn Eugen Wetzel zum König!. Bqdhotel und sonstigen Wild­bader Interessenten an die hohe General­direktion der Königl. Württ. Posten ».Te­legraphen die Genehmigung zur Einführ­ung des vollen Tagesdienstes für den Telephonverkehr an Sonntagen und Festtagen während der Monate April bis Ende September zu erteilen geruht, deren Wortlaut untenstehend in Abschrift folgt:

Generaldirektion der Posten- und Telegraphen:

Auf die Eingabe vom 10. ds. M. wird Ihnen erwidert, daß mit Ge­nehmigung des Kgl. Ministeriums der Auswärtigen Angelegenheiten, Abteil­ung für die Verkehrsanftalten, für die Dauer der Sommermonate (April Septembers bei dem dortigen Postamt voller Tagesdienst für den Telephonver­kehr (von 7 Uhr Morgens bis 9 Uhr Abends) auch au den Sonn- und Fest­tagen mit sofortiger Wirkung eingeführt worden ist.

Es wird Ihnen anheim gegeben, die Mitnnterzeichner der Eingabe hievon in Kenntnis zu setzen."

In Vertretung:

An Beltz.

Herrn Eugen Wetzel, K. Badhotel Wildbad.

Vermischtes.

Einen einfachen Feuerlöscher kann man sich mit geringen Kosten selbst Her­stellen. Man löst 20 Pfund gewöhnliches Salz und 10 Pfund Salmiak in 30 Liter Wasser auf und füllt die Mischung in Quartflaschen von dünnem Glase. Die so gewonnenen Granaten erweisen sich als sehr geeignet, kleine Brände zu löschen. Die Flaschen, die fest verkorkt und ver­siegelt sein müssen, um ein Verdunsten des Inhaltes zu verhüten, werden nach Mitteilung des Patentbureaus von H. und W. Pataky in Berlin beim aus­brechenden Brande in die Flammen oder deren nächste Nähe geworfen. Sie zer­brechen dann und ihr aüsfließender In- halt bewirkt das Auslöschen des Feuers.

Einem ebenso dreisten wie wizi- gen Kurpfuscher ist der Berliner Privat­gelehrte F. unlängst zum Opfer gefallen. Er wandte sich, da ihm die ärztliche Kunst kein Vertrauen einflößte, jüngst an

den GrazerNaturarzt" Dr. Greven­berger und ließ sich von ihm Alpenmoos, dessen Heilkraft bei manchen gläubigen Seelen über allem Zweifel steht, in acht Sendungen zu je 32 Mark schicken, um daraus bereitete Bäder zu nehmen. Herr F. badete gewissenhaft sein Geld ab, aber er spürte begreiflicherweise nicht die geringste Besserung. Nun gingen ihm die Augen auf und er drohte dem Grazer Heilkünstler mit einer Strafan­zeige. Hierauf erhielt er folgende liebens­würdige Antwort:Ihnen hat das Moos nicht geholfen, aber mir! Seit langer Zeit bereitete es mir ungeheuere Schmerzen, daß das für das Leben Not­wendigste mir mehr und mehr abging. Ich kam daher auf den Gedanken, mich nach Mitmenschen umznsehen, die Ueber- fluß an Lebenskräften besitzen. Zu diesen gehören auch Sie. Auf Ihren Wunsch trat ich mit Ihnen in ein Tauschgeschäft. Ich sandte Ihnen das Moos meiner Berge und Sie mir das Moos Ihres Geldbeutels. Wenn Sie mit dem ge­lieferten Moose, welches Sie in gleicher Güte auf dem Berliner Markte haben können, im Herbste die Fensterritze ge­hörig verstopfen, werden Sie sicherlich weniger Zug und Schmerzen empfinden. Ebenso hat auch IhrMoos" mir Linder­ung gebracht, denn es hat dazu geholfen daß ich dem weiteren Reißen meines Geldbeutels Einhalt gebieten konnte. Uebrigens bin ich, wenn diese Zeilen Sie erreichen, längst selbst ausgerissen. Drum Servus!"

(Naiver Bescheid.) Gnädige Frau: Aber Mizzi, Sie wollen schon wieder einen freien Abend haben? Sie sind jetzt bereits binnen vierzehn Tagen sechsmal zu Bällen und anderen Vergnügungen ge­wesen, trotzdem Sie erst kurze Zeit hier sind." Hausmädchen:Ja, als Sie mich engagierten, wünschten doch gnädige Frau ein> flottes Hausmädchen."

(Ein schlauer Vereinsvorsitzen­der.) Auf eine schlaue Idee ist dieser Tage der Vorsitzende eines Vereins, wel­cher sich im Dorfe nahe bei Eisleben be­findet und dessen Mitglieder bei den Ver­sammlungen meist durch Abwesenheit zu glänzeu pflegen, verfallen. Um endlich einmal eine zahlreiche Sitzung zu bewirken, ließ er bei den Mitgliedern ein Zirkular herumgehen, folgenden Inhalts:Morgen General - Versammlung. Tagesordnung: Teilung des Vereinsvermögens. Freund- lichst ladet ein der Vorstand." Und siehe da: am folgenden Abend ist Mann für Mann zur Stelle, nicht ein Einziger fehlt. Erst allgemeine Spannung, dann allgemeine Heiterkeit, als der Vorsitzende erklärt, er habe sich nur einen Scherz erlaubt, er Hube kein anderes Mittel gewußt, um die Herren einmal sämmtlich zusammen zu bringen. Der Rest war ein sehr animierter Verlauf der Versammlung, ohne daß ge­teilt wurde.

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