Straßen und Dächer waren weiß, wie nach einem starken Schneefall. Kaum hatte der Hagelschlag sein Ende erreicht, so begann ein wolkenbrnchartiger Regen, der 2 Sekunden anhieltmnd gefahrdrohend die Straßen überschwemmte. Blitz und Donner folgten sich unaufhörlich. Die Feuerwehr wurde allarmirt; hier hatte sich Wasser derart in den Kellern eines Hauses angesammelt und es unterspült, daß es mit dem Einsturz drohte, dort hatte sich ein kleiner See gebildet, der die Bewohner gefährdeter Häuser insAufreg- ung versetzte. Das Dambachthal war -förmlich überschwemmt; die neuen, wun­derschönen Anlagen in dem berühmten Nerothal sind verwüstet, wie die Fried. Höfe, auf denen der Schmuck der Gräber weggeschwemmt wurde. Im nahen Dotz­heim schwoll die Flut so an, daß ein 13jähriger Knabe fortgeschwemmt wurde und ertrank.

Wiesbaden, 14. Mai. Zu den zahlreichen berühmten Kurgästen der Sai­son zählt diesmal auch der italien. Gene- ral Baratterie, der Höchstkommandirende von Erythräa.

Berlin, 17. Mai. Der Empfang des Prinzen Heinrich im Sommerpalast des Kaisers von China fand, wie dem Lokal-Anzeiger aus Peking telegraphirt wird, unter großartiger Prachtentfaltung statt und nahm einen vollständig be­friedigenden Verlauf. Das Gleiche gilt beim Gegenbesuch des Kaisers beim Prin­zen. Bei dieser Gelegenheit überreichte ihm der Kaiser den höchsten Orden, den er für nicht regierende Fürsten zu ver­geben hat. Glänzend gestaltete sich auch der Empfang des Prinzen durch die Ex­regentin. Seit Bestehen des chinesischen Reiches war dies der allererste derartige Besuch. Die Exregentin übergab dem Prinzen von ihr selbst gemalte Fächer für die Kaiserin Auguste Viktoria, die Kaiserin Friederich und die Prinzeisin Heinrich nebst ihrem eigenen Orden. Prinz Heinrich kündigte Geschenke Kaiser Wilhelms an und flocht ein, daß es der heiße Wunsch der Damen Pekings sei, von der Exregentin empfangen zn wer­den. Die Regentin erwiderte, es solle die­sem Wunsche bei dem nächsten Staats­empfange willfahren werden. Es wird damit eine noch nie dagewesene Neuer­ung geschaffen.

Ueber den Empfang des Prinzen Heinrich in Peking wird demBerl. Lokalanz." Folgendes berichtet: Prinz Heinrich wurde auf der ganzen Strecke von Taku bis Peking in der großartigsten Weise empfangen. Der deutsche Gesandte Baron v. Heyking war von Tientsin nach der Rhede von Taku hinausgekommen, wo er den Prinzen begrüßte. Als Vertreter der chinesischen Behörden hatte sich ein hoher Mandarin eingefunden, der dem Bruder des deutschen Kaisers seine tiefste Ehrfurcht bezeugte. In den Takuforts, in Toku und in Tientsin war zu Ehren des Prinzen zahlreiches Militär aufge­stellt. Die Soldaten präsentirten das Gewehr, während die Offiziere nieder­knieten. In Taku wnrde Prinz Heinrich von dem Vizekönig empfangen. Bei der Abfahrt des Eisenbahnzuges nach Peking wurden dem Prinzen von der Volksmenge Ovationen dargebracht. In Peking em­pfing der Bruder des Kaisers von China den hohen Gast am Bahnhofe, der von einer riesigen Menschenmasfe umlagert

war. Nach der feierlichen Begrüßung im Freien befanden, gar nichts bemerkten.

erfolgte der Einzug in die Stadt. In den Straßen bildete das Militär Spalier. Berittene Mandarinen befanden sich an der Spitze des Zuges, dann folgte ein Halbzug Seesoldaten. Prinz Heinrich wurde in einer prachtvollen Sänfte mit Tragstangen von gelber Farbe, der Farbe des Kaisers von China getragen, hinter ihm kam sein Gefolge, ebenfalls in Sänften. Die Straßen waren überall von dichtgedrängten Volksmassen gefüllt. Ter Prinz begab sich vom Bahnhofe zunächst nach der deutschen Gesandtschaft.

Berlin, 16. Mai. Nicht blos den Konsumenten, sondern auch den Aktionä­ren ist derechte Benediktiner" im hohen Grade bekömmlich. Dieser Ligueur wirft für die Aktionäre riesige Gewinne ab. Die 1876 gegründete Gesellschaft zahlte im ersten Jahre 15 Frcs. Dividende, 1888 60 Frcs. und pro 1897 nicht weniger als 140. Die Aktien notirten 1876 515 Frcs. und heute 4700 Frcs.

Wien, 17. Mai. In Sachen des von derFranks. Ztg." gemeldeten an

In Fruttigen sind gegen hundert Kamine von den Dächern gestürzt und ist auch sonst an den Häusern vielfach Schaden entstanden, besonders an Neubauten. In großer Angst sprangen überall die Leute aus den Häusern und rasch entleerten sich die Schulzimmer. Trotz fallender Ziegel und Mauerbrocken scheint jedoch Niemand verletzt worden zu sein. Schwächere Stöße wurden sodann Nachts 10 Uhr verspürt.

Mailand, 16. Mai. Die Zahl der hier Verhafteten beträgt 1000, von denen 700 als unschuldig wieder entlassen wurden. 300 werden im Laufe dieser Woche vor das Kriegsgericht gestellt werden.

Mailand, 16. Mai. Der Corriere de la Sera sagt, die in der ausländischen Presse über die Anzahl der bei den jüngsten Unruhen Getöteten und Verwundeten ver­öffentlichten Ziffern seien übertrieben ge­wesen. Es entspreche ganz und gar nicht der Wahrheit, daß die Zahl der Toten über 300, die der Verwundeten über 1000, betragen habe und stellt fest, daß 71

geblich zwischen Rußland und Obstreich-> Tote erkannt, etwa 10 nicht erkannt wor- Ungarn gemeldeten Vertrags, erklärt die den seien. Von letzteren stelle man Foto» N. Fr. Pr.", daß ein Staats vertrag > grasten her und sammle ihre Papiere,

überhaupt nicht abgeschlossen und daß das Kleider und Habseligkeiten, um ihre Fest­

herbeigeführte Einvernehmen an keine Stellung zu erleichtern. Nach langen und

' eingehenden Untersuchungen seien 215

Verwundete bekannt geworden. Wenn

man diejenigen in Rechnung ziehe, die sich der Feststellung entzogen und die nur leichte Hautwunden erlitten, könne die Zahl höchstens 400 betragen. Im Mili- tärlazaret befinden sich 22 Verwundete, darunter 3 Offiziere auf dem Wege der Besserung. Bei der Sicherheitsmannschaft sind 2 Tote zu beklagen. Unter den ver­wundeten Soldaten befindet sich niemand in Lebensgefahr.

Eine in Mailand eröffnete Samm­lung zu Gunsten besserer Verpflegung der äußerst angestrengten Truppen ergab binnen zwei Tagen 50000 Lire. Die Gewerbetreibenden richteten an den König einen Dank für die aufopfernde Thätig- keit des Heeres und die wirksame Maß­regeln des Generals Bava. Die Um­gebung Mailands wird von starken Trup­penabteilungen durchstreift; die Offiziere haben Befehle, jeden bewaffnet Ergriffe­nen zu erschießen. In der Nacht vom Mittwoch sollen 1500 Verhaftungen vor- geuommen worden sein.

Paris, 16. Mai. Der Londoner Korrespondent desDebats" führt aus, Chamberlain sei überzeugt, es werde

an

Pflichten gebunden sei.

Aus der Schweiz. Die Regierung des Kantons Uri hatte verfügt, daß die internationale Schlafwagengesellschaft für den auf dem Gebiete des Kantons Uri fahrenden Restaurationswagen der Gott­hardbahn eine jährliche Wirtschaftstaxe von 300 Fr. zu bezahlen habe. Das Bundesgericht, an welches die Gesellschaft und die Gotthardbahn rekurrierten, hat die Verfügung bestätigt. Infolge dieses Entscheides erwägen auch andere Kan­tonsregierungen die Besteuerung der durch ihre Gebiete fahrenden, internationalen Restaurationen. Im St. Galler Tagblatt führt ein Einsender aus, er könnte es nicht begreifen, wenn die übrigen Re­gierungen nicht auch den von Uri mit Erfolg betretenen Steuerweg einschlagen würden, denn die Restaurationswagen seien ein lukratives Geschäft. Die Be- steuerung erscheine um so billiger, als die Restanrationswagen die Hoteliers und Bahnhofsrestaurateure schädigen. Ehe der Arlberg-Schnellzug ParisWien einen Speisewagen führte, habe der Bahn- hofrestauratenr in Buchs (Kanton St. Gallen) täglich 2030 Mittagessen ser­vieren können, heute aber nur noch 23,

da die Fremden vorziehen, in den elegant! über kurz oder lang in Ostasien zu einem eingerichteten Restaurationswagen die ^ Krieg Englands mit Rußland und Frank- Mahlzeiten zu nehmen. Wer sich die reich kommen. England wolle daher Mühe nehme, einmal in die Speisewagen Frankreich in Afrika provozieren, wo des Kurierzuges ChurCalaisLondon Rußland ohne Interesse sei, um Frank- zu schauen, der werde beobachten, daß reichs Seemacht lahmzulegm. Rußland

der Speisewagen in den Monaten August und September ganz angefüllt sei mit Reisenden, die diniren. Ehe Restaurations­wagen kursierten, hätten die Reisenden in Chur, Zürich oder Basel Aufenthalt genommen, um sich ordentlich zu restau­rieren; jetzt aber diniren sie im Speise­wagen, und nach einem längeren Schläfchen seien sie in Calais angelangt.

Das Erdbeben vom 6. d. M. hat sich in den Thälern des Berner Ober­landes viel heftiger bemerkbar gemacht, als im offenen Lande, wo die Lente mit dem Schrecken davon kamen und diejeni­gen, die sich nicht in den Häusern, sondern

müsse dann allein gegen England und die Unionstaaten kämpfen.

Paris, 16. Mai. Ein Packet mit einer halben Million Frcs. in Papieren und 12000 Frcs. in Gold, die derLyon- Mittelmeer-Gesellschaft gehören, ist auf der Station Bastille der Pariser Gürtel­bahn abhanden gekommen.

Madrid, 16. Mai. In minister- iellen Kreisen hält man das englisch­amerikanische Bündnis für wahrscheinlich und glaubt, daß es den Zusammenschluß der übrigen großen und kleinen euro­päischen Staaten unter Führung Ruß­lands und Deutschlands zur Folge ha-