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kommene Gewitter vollends gründlich vernichtet werden. Das letzte der Gewitter der heutigen Nacht stand jenem der Schreckensnacht an Furchtbarkeit nicht nach; nur fehlte der Hagel. Um so mehr aber öffneten sich die Schleusen des Himmels; sindflutartiger Regen fiel; fast meterhoch strömten die Wasser von den Gewänden des Weinsberger Thales. Viel, viel Erde wurde weggeschwemmt, ein Schaden der nie mehr gut gemacht werden kann. Fußtief wurden die Straßen aufgerissen, Weinbergmauern stürzten ein. Und wie stand es oben in Gellmersbach, das am 1. Juli schon so unaussprechlich gelitten, und unten in den Ortschaften^des Weins- berger Thales, in Eberstadt, Hölzern, Weinsberg, Erlenbach, Binswangen, Neckarsulm? Die Sulm wuchs an zum Strome, die Ortsstraßen zu fast metertiefen, reißenden Bächen, die unendlichen Schaden und Verheerungen anrichteten. In Erleubach z. B. wurde ein Stall eingerissen und das Vieh erdrückt. Alle Keller füllten sich mit Wasser fast sußties, die Stubenböden der Häuser, die ihrer Decken beraubt, sind mit Wasser. Alle Gebäude sind völlig durchnäßt, verdorben sind die Mündvorräte wie Mehl und Brot auf dem Speicher, der Wein im Keller. Die durchweichten Zimmerdecken stürzen. Zur Rettung der am härtesten Bedrängten wurde die Feuerwehr aufgerufen. Ueber- all Entsetzen und Grausen, überall Not und Elend. Hilfe, dringende Hilfe thnt not.
Schwaigern, 1. Juli. Der ganze Schaden aus der hieß Markung wird auf mindestens 400 000 Mk., gemäß amtlichen Feststellnngen, geschätzt. Dazu kommt noch der bedeutende Schaden, den die Herrschaft in den Wäldern und ihren hieß Besitzungen erlitten hat.
Vom O.A. Weinsberg, 3. Juli. Wie die N.Z. meldet, sind in dem schon vorgestern schwer heimgesuchten Gellmersbach bei Weinsberg heute nacht bei einem Wolkenbruch, eine Anzahl Personen, man spricht von 13, ertrunken. — Heute nachm, sind nochmals 25 Mann und ein Lazaretgehilfe nach Neckargartach abgegangen.
— Wäre das Hagelwetter in der Nacht zum Donnerstag in der Heilkronner Gegend am Tage ausgebrochen, dann hätte es jeden Menschen erschlagen müssen, der sich im Freien nicht retten konnte. Es fielen Eisstücke in der Größe einer Faust, ja in Oehringen wurde am Bahnhose ein Eisklumpen von Kopsgröße aufgefunden. Die kleinsten Hagelstücke hatten noch die Größe von Hühnereiern.
Erlenbach, O.A. Neckarsulm, 2. Juli. Die vorletzte Nacht vernichtete unsere Herbstaussichten vollständig. Der Schaden beträgt ca. 500000 Mark. Es herrschte grrße Wassersgefahr, indem die Sulm 3 Fuß hoch durch den Ort strömte.
— In Rappach beträgt der Schaden bei 1100 Morgen und 365 Einwohner 257 000 Mk; im ganzen sind 18 Gemeinden des Berzirks schwer betroffen!
Vom EhingerOberamt,28. Juui. Viel Heiterkeit erregte in hiesiger Gegend ein Vorfall, der sich kürzlich im Dorfe
A. im Oberamt Biberach ereignete. Die Wehrpflichtigen dieses Ortes wurden durch ein Schreiben des Bezirkskommandeurs
B. darüber belehrt, wie sie sich im Falle einer Mobilmachung zu verhalten haben.
Die Krieger von A. aber meinten, das Schreiben sei eine wirkliche Mobilmachungsordre und da sie in ihrer Ansicht von den maßgebenden Persönlichkeiten
Gemahlin geb. Prinzessin Blanca von Bourbon Castilien, und die Witwe des Erzherzogs Karl Ludwig, Erzherzoginnen Maria Annunciata uvd Elisabeth, sowie
des Orts bestärkt wurden, so machten ^ mit ihrer Schwester, der Gräfin Bardi. sie sich nach hartem Abschiedsleid sofort! — Eine hohe Strafe wurde dem Be
aus den Weg nach der Oberamtsstadt,! sitzer des Hotels Quisisana, Dr. Ludwig
um von dort aus gegen Türken oder Griechen geführt zu werden. Bei der Ankunft beim wie aus den Wolken gefallenen Bezirksfeldwebel klärte sich das Mißverständnis auf und kleinlaut traten die Tapferen von A. wieder den Rückzug an, auf welchem sie in Ermanglung von Türken, wenigstens dem geräucherten
Roser in Wiesbaden, von der Strafkammer zudiktiert: 500 Mk. Geldstrafe oder 50 Tage Gefängnis wegen Nötigung. Der Staatsanwalt hatte zwei Monate Gefängnis beantragt. Dr. Roser hat einer Londoner Familie, deren zweijähriges Kind an Scharlach erkrankt war, um sie zum Verlassen seines Hotels zu zwingen,
Speck, den sie in großer Menge mit sich! Speise und Trank, auch Wasser und führten, nach viermaligem furchtbarem ^ Feuerung entzogen. Die Familie konnte Anlauf den Garaus machten. Erst spät aber nicht ausziehen, weil das kranke in der Nacht erschienen sie wieder bei! Kind von mehreren Aerzten als nicht ihren hocherfreuten Angehörigen. Ter! transportfähig erklärt worden war.
, Geigermate von A.", ein bekannter, be-
Der „Reichsbote", der bekanntlich
rühmter Volkssänger, hat die Tragödie die äußerste Rechte vertritt, schreibt: „Die bereits in Musik gesetzt und besingt auf! neuere Zeit verbraucht in den höchsten Hochzeiten und anderen Festivitäten die Aemtern die tüchtigsten Männer so massenneueste Heldenthat seiner Mitbürger. Haft, daß da sie nicht so dicht gesäet sind, Ehingen, 30. Juni. Gestern Nach-j und gar mancher gerade durch die Ausmittig gegen 3 Uhr konnte man von den! sicht auf den jähen Sturz davor zurück- Ufern der Donau aus eine ganz merk-! schreckt, es schwer halten wird, immer würdige Floßfahrt beobachten. 2 junge! eine genügende Anzahl befähigter Männer Herren —Engländer — eniledigten sich! zur Verfügung zu haben. Ein haus- ihrer Kleider unterhalb der hiesigen Bade- hälterisches Verfahren würde sich sehr
anstatt und repräsentierten sich alsdann in malerischen Badekostümen, wie man sie in den Seebädern zu sehen gewöhnt ist. Aus einem mäßig großen nur in Papier eingewickeltem Paket stellten sie durch Einblasen von Luft an 4 Oeffnungen ein Kautschukfloß her von ca. 2 Meter Länge und 11- Meter Breite, durch einen
empfehlen und dürfte sich vielleicht durch die Macht der Tharsachen auch noch zur Geltung bringen."
— In Magdeburg soll neben einer Lustbarkeitssteuer auch noch eine Steuer auf Theaterkarten vom 1. kommenden Monats an zur Einführung gelangen.
— Die Verlobung der Köni-
Lüngs- und zwei Querstäbe wurde das gin von Holland mit dem Prinzen Fahrzeug versteift. Die Kleider in einen Bernhard Heinrich von Sachsen-Weimar wasserdichten Ueberzug verpackt, wurden soll, wie die „World" meldet, noch in
mittelst Schnur am hintern Querstab be festigt uud das Ganze ins Wasser geschoben.
Markgröningen, 30. Juni. Letzter
dieser Woche proklamiert werden.
— Der kühne Nordpolfahrer, Oberingenieur Andräe, welcher die Gefilde des ewigen Polareises auf dem
Tage verübte hier eine fremde ca. 20--Luftwege kreuzen will, ist wohlbehalten jährige Frauensperson arge Betrügereien. - auf der nördlichsten Insel Spitzbergens, Hiesigen Familien stellte sie sich als die! der Däneninsel, angekommen und hat Tochter des mit ihnen verwandten Herrn' alsbald mit der Instandsetzung seines Bräckle in Kleinglattbach vor und er- Ballons begonnen. Bekanntlich befindet zählte, sie komme mit ihrer Herrschaft sich dort noch das im vorigen Jahre aus Berlin, wolle sich tags darauf im zum Schutze des Ballons erbaute Bal- Markgröningen feierlich verloben und ^ lonhaus, in welchem Füllung und Aus-
bestellte beim hiesigen Wirt ein Festessen für 30 Personen und zwar vom teuersten und besten, dazu gehören natürlich auch Torten und Kuchen, welche extra bei einem Bäcker bestellt wurden. Sie kehrte nun angeblich nach Kleinglattbach zurück, um die Festgäste hieher zu bringen, kam aber nicht mehr und auf eingezogene Erkundigungen in Kleinglattbach erfuhr man, daß alles ein Schwindel ist. Die Landjägermannschaft fahndet bis jetzt vergeblich nach der Schwindlerin.
Rundfch au.
BuchsweiIer, 1. Juli. Die Verheerung, welche das nächtliche Unwetter von gestern angerichtet hat und die fast das ganze Hanauerland umfaßt, ist außerordentlich groß. Im Dofsenheimer Thal ist der Bierfahrer Philipp aus Pfaffenhofen mit samt den 2 Pferden von den
rüstung des Ballons vor sich gehen. Der Aufstieg soll bei Südwind erfolgen, dessen Eintreten Andree um diese Jahreszeit erwartet. Diesmal ist er ungefähr vier Wochen früher mit seinen Vorbereitungen zur Expedition fertig geworden, so daß es thatsächlich nur des programmgemäßen Eintritts des Südwindes bedarf, um eine Polarexpedition ausgeführt zu sehen, die bisher auch nicht im entferntesten ihresgleichen aufzuweisen hat. Die Beobachtungen der Nansen-Expedition scheinen ^ der Ballonfahrt günstig zu sein, besonders in Betreff der Windrichtung. Ende Juni und Anfang Juli hatte Fram am 83. Grad dieselben Winde, die man auf Spitzbergen hatte. Ferner weiß man ja nun, daß bis zum 80. Grad kein Hochland existiert, weshalb man im Anfang der 'Fahrt keinen Ballastverbrauch für große Steigungen zu befürchten hat. Als Aufstiegtermin kann man ungefähr den 3.
chloßeu erschlagen worden. . „
— Jn Wörishofen nehmen einige-Juli ansehen, bis zu welchem auch die Mitglieder des österreichischen Kaiserho- allerletzten Vorbereitungen zu der gefahr- feS ;etzt für einige Wochen Aufenthalt:-vollen, ins Unbekannte gehenden Fahrt der Erzherzog Franz Salvator mit seiner vollendet sein sollen.