Aber der tüchtigen Berufsfeuerwehr ge- lang es, mit Hilfe ihrer beiden Luftdruck­leitern alle Personen aus dem gefährdeten Hause zu retten; uur ein Lehrling sprang trotz Abmahnens in das Sprungtuch und zog sich dadurch leichte Verletzungen zu. Da der Wronker'sche Bau an den Holz­graben stößt und neben dem brennenden Hause an der Zeil ein Haus niederge­rissen ist, um einem Neubau Platz zu machen, so war es der Feuerwehr, deren mutiges Eingreifen alles Lob verdient, möglich, ein weiteres Umsichgreifen des Feuers zu verhüten. Der entstandene Schaden wird auf 800000 Mk. geschätzt, doch sind alle Beteiligten versichert. Der Urheber des Unglücks, der Arbeiter Rüb- samen, der leichtsinnig genug war, in einem mit brennbaren Stoffen gefüllten Raum ein Bogenlicht zu probiren, wurde noch gestern in Haft genommen. Die Um­gebung des Brandherdes war auch heute noch abgesperrt, weil man Mauerein- stürzung befürchtete. Doch scheinen die Mauern dem Feuer und dem Wasser Stand gehalten zu haben.

Die Reichstagskommission für das Handelsgesetzbuch hat folgende Be­stimmung ausgenommen: Die Zahlung des den Handlungsgehilfen zukommenden Ge­halts hat am Schluffe jeden Monats zu erfolgen; eine Vereinbarung, die dieser Bestimmung zuwiderläuft, ist nichtig.

- Der deutsche SchnelldampferElbe" wurde bekanntlich im Februar 1895 von dem englischen KohlendampferCrathie" im englischen Kanal angerannt und sank, wobei über 300 Menschenleben zu Grunde gingen. In der letzten Sitzung des Nau­tischen Vereins in Berlin machte nun Geheimrat Donner die Mitteilung, daß der Matrose, der damals am Ruder der Crathie" stand, nunmehr sich in Amerika befindet, die volle Wahrheit eingestanden habe, daß nämlich tatsächlich der Steuer­mann mit dem Ausguckmann seinen Posten verließ und beide in die Kajüte gingen, so daß beim Zusammenstoß mit derElbe" dieCrathie" führerlos gewesen war.

Die deutsche Sozialdemo, kratie hat der österreichischen 10 000 Mark aus ihrer Parteikasse zur Für- derung der demnächst vorzunehmenden Reichsratswahlen überwiesen.

Görlitz, 22. Febr. In der ver­gangenen Nacht entflohen aus dem hiesi. gen Zuchthause die zu vieljähriger Zucht­hausstrafe verurteilten schweren Verbre­cher Thun und August Förster, beide aus Breslau. Sie hatten die Flucht aus der Lazaretabteilung mittelst einer selbstgefer- tigten Strickleiter bewerkstelligt.

Marburg, 26. Febr. Der Kohlen­arbeiter Menke von Sonnhausen erschoß gestern aus Eifersucht seine Frau, schoß seinem Schwager eine Kugel in den Unter­leib und versuchte hierauf, sich selbst zn töten. Der Mörder befindet sich noch am Leben im hiesigen Krankenhaus. Sein Schwager ist heute seinen Verletzungen erlegen.

Petersburg, 26. Febr. Ein Ge­rücht will wissen, der König von Griechen­land habe am Tage nach dem Bombar­dement hierher telegraphiert die einen sagen an den Zaren, die anderen an die Kaiserin-Mutter, ihm bleibe nichts übrig, als abzudanken, wenn die Mächte Kreta wieder fortnehmen sollten. Da sich Rußland durch dieses Telegramm in sei­nen den Mächten betreffs Kretas gleich

darauf gemachten Vorschlägen in Weise beirren ließ, hält man es nicht für ausgeschlossen, daß König Georg wirk­lich zugunsten seines Sohnes, dem Kron­prinzen, abdanken werde.

London, 27. Febr.Daily News" melden aus Canea: Die Lage wird zu­nehmend kritischer. Außer den türkischen Truppen sind 8000 kampffähige Muha- medaner in der. Stadt. Diese sind sämt­lich bewaffüet nnd dnrchziehen mit Ge­wehren die Straßen. Einer möglichen Gefahr können seitens der Mächte wenig mehr als 800 Mann entgegengestellt wer­den.

London, 26. Febr. Nach einer heute Nachmittag hier eingegangenen Privat­depesche aus Athen hat König Georg be­schlossen, die Note der Mächte an­zunehmen.

Konstantinopel, 27. Febr. Die Sendung von Geschützen, Mausergewehren und Munition nach Adrianopel dauert fort. Es wurde beschlossen, die Einbe­rufung und Einstellung der Rekruten des Jahrgangs 1897 vorzeitig vorzunehmen. Nach Meldungen aus Panina sind 10000 Mann griechischer Truppen in Arta konzentrirt.

Aus Athen 26. Febr. meldet Times: Delyannis äußerte in einer Unterredung mit einem Berichterstatter, der Beschluß der griechischen Regierung, die Truppen auf Kreta zu belassen, sei unwiederruf- lich. Der Gedanke dieselben zurückzuziehen sei niemals gehegt worden. Griechenland beabsichtige nicht, der Türkei den Krieg zu erklären. Ein solcher Schritt würde nur dann geschehen, wenn die türkischen Truppen in Thessalien einrückten, oder die Mächte die Lage der griechischen Truppen auf Kreta unerträglich machen würden. Dagegen veröffentlicht der Gau- lois eine Depesche aus London von 8 Uhr Abends, die besagt, daß namentlich infolge der sehr nachdrücklichen Haltung Rußlands der König von Griechenland erklärt habe, die Bedingungen der Mächte anzunehmen.

Madrid, 26. Febr. Nach hier ein­getroffenen Depeschen aus Manila kam es dort gestern zu größeren Unruhen Haufen von Tagalen und Eingeborenen griffen die Gensdarmeriekaserne und die Kaserne der Zollbeamten an. Auch mach­ten sie einen Offizier und 4 Spanier auf der Straße nieder. Die Truppen stellten die Ruhe wieder her, wobei 200 Aufständische getötet und zahlreiche ver­haftet wurden. Die Aufständischen beab­sichtigen, die Truppen von einem Angriff auf Cavite abzuhalten.

Tanger, 26. Febr. Der Scheich des Stammes der Ule d Fridi bei Ma- zagan wurde mit seiner ganzen Familie in seinem Palast ermordet. Es soll ein Racheakt seitens der seiner Verwaltung unterstehenden Bevölkerung vorliegen. Unter den Kabylen in der Umgebung von Melilla sind Unruhen ausgebrochen.

Der offiziösenEpoca" zufolge waren die Verluste in Kuba auf Seiten der Spanier bis Ende 1896: Tobte 13,862, darunter 550 Offiziere; Verwundete 8072, darunter 441 Offiziere; auf Seiten der Aufständischen: Tobte 13,303: Verwun­dete 3563.

Gemeinnütziges.

(Gegen Schnupfen und Katarrh.) Es scheint wenig bekannt zu sein, daß

die gewöhnliche Kochzwiebel sich als eines der besten Mittel gegen Schnupfen und Husten bewährt hat. Die Zwiebeln werden gevierteilt, mit Kandiszucker oder noch besser mit ungehopfter Bier­würze gedämpft und von dem Safte alle zwei Stunden ein kleiner Theelöffel voll genommen. Diesen eingekochten Saft sollte man in gut verkorkten Gläsern im Hause vorrätig haben. Man würde damit in den meisten Fällen .bessere Resultate er­zielen, als mit den vielen teuren Katarrh­mitteln, Bonbons, Säftchen rc., besonders wenn die Anwendung zeitig geschieht, ehe aus einem einfachen Husten ein hart­näckiger, chronischer Bronchial- und Lungen­katarrh entsteht. Bei Katarrhen, welche bei regnerischem Wetter mit Westwind eintreten, oder abends schlimmer sind als am Tage, und jedesmal im warmen Zim­mer stärker auftreten als im Freien, ist dieses Mittel oder die Tinktur von Zwie­beln (Cepa) ein sicher helfendes Mittel. Ein anderes, sehr einfaches Mittel gegen Schnupfen ist folgendes: Man gieße ein wenig Kornbranntwein in die hohle Hand und schnaufe denselben durch einen kräftigen Zug hoch iu die Nase hinauf. Das anfänglich ziemlich heftige Brennen läßt schnell nach, ebenso die zunächst et­was vermehrte Sekretion und die Nase bleibt längere Zeit völlig trocken, eine große Annehmlichkeit für den Betreffenden. Stellen sich die Symptom des Schnu­pfens, Kitzeln, Niesen und Ausfluß wieder ein, so wiederhole man das Aufschnaufen sofort.

Amerikanisches Verfahren, die Teppiche zu reinigen. Die zweck­mäßige und erfolgreiche Art und Weise der amerikanischen Hausfrau, die Teppiche zu reinigen, hat sich seit einiger Zeit auch bei uns eingebürgert, und da sie in der That sich sehr bewährt, möchten wir die­ses Verfahren allen deutschen Hausfrauen welche es vielleicht noch nicht kennen soll­ten, Mitteilen und empfehlen. Die Tep­piche, Läufer, Gardinen aus Möbelstoff werden gut ausgestäubt, gekehrt, gebürstet nnd sodann mittels eines weichen Wasch­leders mit einer Lauge abgerieben, hie­rauf mit einem großen Schwamm und reinem Wasser abgewaschen und mit ei­nem trockenen Tuch gut nachgerieben. Zur Herstellung dieser Lauge nimmt man ein halbes Pfund echter venetianischer Seife, welche in ganz kleine Stücke ge­schnitten wird, ft» Pfund Soda, ft- Pfd. gereinigter Borax, giebt alles zusammen in einen Topf mit etwa 6 bis 8 1 Was­ser und läßt es auf dem Feuer auflösen und ein Viertelstündchen kochen. Sodann wird es vom Feuer genommen, nochmals mit etwa 45 I Wasser vermischt; und wenn es kalt geworden, fügt man noch 23 Eßlöffel voll Salmiakgeist hinzu. Diese Lauge bleibt bis zum anderen Tag stehen, wo sie sich dann gallertartig fest zeigt. Man hebt sie am besten in einem steinernen oder irdenen Topf zugebunden auf. Zur Reinigung eines Teppichs nimmt man von dieser Gallerte etwa 4 Eßlöffel voll und verrührt sie in einem Eimer voll Wasser. Mit dieser Lauge abgerieben, werden die Teppiche und an­dere schwere Möbelstoffe rein und schön, erhalten ihre frischen Farben wieder und sehen wie neu aus.

Um waschlederne Handschuhe zu reinigen, wäscht man sie in lauem Seisenwasser, drückt sie rein aus, ringt