99

sie aber nicht, sondern bläßt sie bloß auf, zieht sie in die gehörige Form, trocknet die weißen an der Sonne, die farbigen im Schatten in der Luft, legt sie, wenn sie trocken sind, an einen feuchten Ort, daß sie wieder gelind werden, zieht sie, an und reibt und bürstet sie ein wenig., Oder man nimmt auf ein Flanellläppchen ; etwas Saponin und reibt die Handschuhe! damit. Oder dieselben werden in Sal­miakgeist, der mit zwei Teilen Wasser verdünnt worden ist, gewaschen, zwei Tage in kaltem Flußwasser eingeweicht, gespült und in der Luft getrocknet. Die weißen Handschuhe taucht man dann noch, ia geschlämmten weißen Bolus und läßt sie wieder trocknen, worauf sie aufgewei­tet, gut gerieben und ausgestaubt werden.

H ermischtes.

(Wein aus Zuckerrüben.) Wäh­rend im westlichen Europa große wirt­schaftliche Uebelstände durch den ausge­dehnten Anbau von Zuckerrüben ent-^ standen sind, ist in Rußland ein Versuch geglückt, den Zuckerrüben eine ganz andere Verwendung zu geben. Man hat aus ihnen nämlich Wein hergestellt und das Merkwürdigste daran ist, daß dieser Zucker­rübenwein nicht etwa, wie man erwarten sollte, eine minderwertige Sorte Wein darstellt, oder einen ganz eigenartigen Karakter besitzt, wie unsere Apfel-, Io- hannisbeer- und sonstigen Fruchtweine; nein, der russische Zuckerrübenwein soll ganz (?) den richtigen Weinkarakter haben und an Geruch und Geschmack den spa- nischen Weinen ähnlich sein. Eigentüm­lich ist ihm, daß er zum Klären längere Zeit bedarf als Traubenwein, aber das ist ja für den Wein selbst nicht von Be­deutung. Vielleicht hat Rußland damit unfern Rübenbauern eine wertvolle Ab­satzquelle für die Rüben erschlossen.

Der kürzlich irrsinnig gewordene Schachmeister W. Steinitz in Moskau war einer der größten Schachmatadore aller Zeiten. Derselbe wurde am 18. Mai 1837 zu Prag geboren und erregte bereits Ende der 50er Jahre in Wien, wo er Mathematik studirte, durch seine außergewöhnliche Fertigkeit im Schach­spiel Aufsehen. Seine eigentliche Sieges­laufbahn jedoch begann im Jahre 1866 mit seinem siegreichen Match gegen An­dersen. Von da ab ist er bis zu seiner vor 3 Jahren erfolgten Niederlage aus allen Wettkämpfen siegreich hervorgegan­gen. Im Jahre 1894 erlitt Steinitz, nachdem er fast ein Menschenalter hin­durch unbestrittener Herrscher im Reiche der 64 Felder gewesen war, seine erste Niederlage und zwar durch den jugend­lichen Matador Emanuel Lasker.

(DieZivillistedes Königs Ge-> org.) Es dürfte nicht allgemein bekannt sein, daß England, Frankreich und Ruß­land jährlich 80,000 Mk. zur Zivilliste des Königs von Griechenland beitragen. Diese Zahlung ist seit 1863, wo die Zi­villiste des Königs festgesetzt wurde, er­folgt.

(Polierte Damen.) Wenn die fa- shiönable Damenwelt Newyorks große Toilette macht, um auf einem Balle oder bei ähnlichem Anlaß zu paradieren, wer­den vorher Arme und Büstepoliert". Der Prozeß des Polierens ist folgender: Zuerst werden Arme und Büste mit Ro­senwasser gewaschen und, nachdem dies ganz gründlich geschehen, mit Gold Cream eingerieben, das etwa 15 Minuten dar­auf liegen bleibt. Nach dieser Zeit wird letzteres mit einem ganz feinen Flanell- lappen wieder abgerieben und Arme wie Büste mitBaby-Puder" bestreut, der wieder gründlichst eingerieben wird. Ist dies geschehen, so sieht die Haut polier­tem Marmor ähnlich und scheint von wunderbar feiner Struktur. !

(Immer praktisch.) Die neueste! Erfindung znr Förderung der Pflege von! Kunst und Litteratur, so schreibt ein ame­rikanisches Blatt, sind Hemden mit Papiereinsatz in sieben losen Blättern übereinander, von denen man täglich eins abreißt, so daß man alle Tage eine reine weiße Brustfläche hat. Der Erfinder dieser sehr praktischen Tracht druckt jetzt auf dje Rückseite der einzelnen Blätter eine höchst spannende Novelle in Fortse­tzungen! Hat nun der Träger eines sol­chen Hemdes einmal mit dem Lesen der Geschichte begonnen, so kann er oft nicht bis zum nächsten Tage auf die heiß er­sehnte Fortsetzung warten, sondern reißt die Blätter herunter, bevor es sonst nö­tig sein würde, wodurch sich der Verbrauch dieser Hemdeneinsätze so steigert, daß der Patentinhaber den an ihn gestellten An­sprüche kaum mehr genügen kann.

(Ab gefertigt.) Fräulein (nach tau­send, müßigen Fragen):Was ist eigent­lich eine optische Täuschung, Herr Dok­tor?" Professor der Physik (nngedul- dig):Das ist, wenn man Sie zum Bei­spiel für ein achtzehnjähriges Mädchen ansehen würde!"

(Beim Barbier.) Gehilfe(derdurch den Eintritt eines Stammgastes im Lesen eines Schundromans unterbrochen wird): Ah, guten Morgen, Herr Professor! Ich lese da etwas von Blutrache; können Sie mir den Ausdruck erklären?" Professor: O ja, wenn Sie mich zum Beispiel jetzt schneiden und ich gebe Ihnen dafüreine Ohr­feige, so ist das Blutrache!"

Tr.iumphe der Gährungstechnik. Selten ist auf einem Gebiete menschlichen For- schens, Wissens und Könnens die praktische An- w ndung so mit der wissenschaftlichen Forschung Hand in Hand gegangen, wie gerade die Gähr- ku-de mit der Gährtechnik, seit in den 50er Jah­ren durch Pasteur das Wesen der Gährung auf- gedecki und durch seine Nachfolger die Verschie- denariigkeit der Gährungserreger an sich und hinsichtlich ihrer Wirksamkeit festgestellt worden ist, und man gelernt hat, die verschiedenen, ganz specifisch wirkenden GährungSerreger zu unter­scheiden, zu isol. ren und reinzuzüchten. In der Bierbrauerei arbeitet man heute größtenteils nur noch mit solchen ganz specifischen sogen. Reinzuchthefen, teilweise auch schon in der Bren­nerei. Der Winzer läßt seinen Most schlechter Lagen mit ten reingezüchteten Weinhesen bes­serer oder ausgewählier Lagen und Sorten ver- gähren und verbessert dadurch auf rein natürli­chem Wege unter genauer Jnnehaltung und weiser Ausnutzung der von der Natur gesetzten Bedingungen seinen sonst sauer gewordenen Wein in erheblichem Maaße. In der Molkerei­wirtschaft setzt man heute dem Rahm reingezüch- tetcr Milchsäure-Bakterien zu und verschafft der so erzeugten Butter einen gleichmäßigen und vor allen Dingen auch reineu und feinen Ge­schmack, der von ollen Zutälligkeiten der Füt­terung unabhängig ist Unserem vielgeschmäh­ten deutschen Tabak, dem verrufenen Pfälzer und Vierradner giebt man in neuerer Zeit durch den Zusatz von reingezüchteten Edelfermenten von Havana und anderen edleren Tabaken den Geschmack und das Aroma dieser, sodaß nichts mehr den deutschen Ursprung derart fermentir- ten Kraut s erkennen läßt Neuerdings ist es sogar gelungen und damit feiert die deutsche Gährtechnik ihren höchsten Triumph, aus­schließlich durch Vergährung von Gerstenmalz­würze mit den reingezuchteten ganz charakteri­stischen Edelhefen südlicher Südweioe die sogen- Malton-Weine darzustellen mit überraschend ähnlichem Geschmack und Bouquet und derselben seu igen Glut, wie sie sonst nur den Weinen der heißen Länder eigen sind- Da diese Mal­ton-Weine ihrem Ursprünge und ihrer Herstel­lung gemäß in sich die anregend-belebende Wir­kung der südlichen Süßweine mit der nährenden und kräftigenden Wirkung der extractreichsten Malzbiere vereinigen und ihre Wohlbekömmlich- k^st, wie absolute Reinheit über allen Zweifel erhaben ist. so verdienen die deutschen Malton- Weine entschieden den Vorzug vor den vielen Medicinalwein-Fabriken". Welche hohe Be­deutung die Erfindung der Mal on-Weine in nationalökonomischer und hygienischer Hinsicht -Noch haben dürfte.ist heute noch gar nicht abzusehen.

trauen und Ä^nd^ien.-? S° c" Verstopfung leiden und hierdurch über O Herzklopfen. Kopfschmerzen, Schwindelanfälle Flim­

mern, Avpet.tlosigtert rc. klagen, sollten dem Rat erfahrener Aerzte folgen und nur die von Professoren der Medizin geprüften und empfohlenen Aaotheker Richard Brandt's Schweizerpil­len auwenden, welche alle ähnlichen Mittel ubertreffen und sich als das angenehmste -uver- lässigste, billigste und unschädlichste Hausmittel seit Jahrzehnten bewährt haben. Echält'lich nur rn Schachteln zu Mk. 1 in den Apotheken. Dre Bestandteile der ächten Apotheker Rrckiai-d Brandt'schen Schweizerpillen sind Extracte von: Tilge 1,5 Gr-, Moschusgarbe, Aloe Abivntb je 1 Gr., Bitterklee, Gentian je 0,5 Gr., dazu Gentian- und Bitterkleevulver in gleichen Ter^ len und rm Quantum, um daraus 50 Pillen im Gewicht von 0,11 her,ustellen ^ ^ ^

asserleitungs Akkord.

Die Arbeiten für die Wasserversorgung von drei Dienst­wohngebäuden in Wildbad im Voranschlagsbetrag von 650 Mk. sind zu verdingen.

Lusttragende tüchtige Unternehmer sind hiemit eingeladen, Pläne, Voranschlag und Bedingungen dahier einzusehen und ihre in Prozenten der Voranschlagspreise ausgedrückten Angebote schrift­

lich, versiegelt und entsprechend überschrieben spätestens

Montag den 8. März 1897, vormittags 19 Uhr

der Unterzeichneten Stelle zu übergeben. Nachgebote sind ausgeschlossen. Leistungsfähigkeit sind neuere amtliche Zeugnisse beiznbringen. Pforzheim, den 23. Februar 1897.

Ueber

K. W. Eisenbahnbetriebsbauamt.

Revier Wildbad.

Schlagranm- n. Reinigungs- material-Verkaits.

am Donners tag den 4. März d. I., morgens '/e9 Uhr

auf der Revieramtskanzlei aus Abteilung II. 16 Hohe-Dohle und II. 11 Obere Lehenwaldebene.

Forstwart D eckerin Wildbad zeigt auf Verlangen die Flächenlose, namentlich von dem Buchen-Rein igungs material in Obere Lehenwaldebene, vor.