A«tttche Bekanntmachung»«.

Bekanntmachung der Zentralstelle für dir Landwirtschaft, bet», di» Patentierung von Privat,Zuchthengsten für die Deckzeit ISIS.

Gemäß 8 12 der Beschälordnung vom iS. Februar 1906 (RegBl. T. 13) sinket die Patentierung solcher Privatzucht- hengst«, welch« während der Beschälzeit (18. Februar bis 15 . Juli ISIS) zum Decken fremder Stuten verwendet wer­de« sollen, in folgendem Ort an dem nachbezeichneten Tag statt: i« Herrenberg a« Freitag de« 17. Januar ISIS, Mittags 12 Uhr, am Easthof zurSonne".

Wetter« Patentierungsorte werden »ach Bedarf in den Ludern Landeslsilen noch bestimmt und unmittelbar den einzelnen Patentbewerbern mitgeteilt werden. Di« Ertei­lung des Patents sür einen Hengst setzt voraus:

t. dah der Hengst nicht unter 3 Jahre alt, gesund und vollkommen entwickelt ist, keine erheblichen Gebrechen und Formaler hat und vermöge seine» Körperbaues, seiner Knochenstärke und seines Ganges zur Erzeu­gung brauchbarer Pferde als geeignet erscheint; r. dah der Hengst »rach seiner Körperbeschaffenheit dem vorhandenen Stutenmaterial, den Pferdezuchtverhält­nissen und der anzustrebenden Zuchtrichtung der be­treffenden Gegend möglichst entspricht:

8. tuch der Hengstbefitze« in den Orte«, wo er da« Be­schälgewerbe betreiben will, einen Beschälraum mit einer den Anblick de» Beschäibetnebs verhindernde» Umfassung besitzt:

4. dah der Hengstbesitzer sich verpflichtet, währeick» der Be- . schälzeit in den beim Befchalraum vorhandenen Stal­lungen neben dem zu patentierenden Hengst keine nichtpatentierten Hengste im Alte« von über drei Jahren aufzustellen.

Hat der Hegstbesitzer das Bejchälgeschäft bereits früher betrieben, so ist die Erteilung de» Patent« weiter an die Voraussetzung geknüpft, daß er das Geschäft in der vorher- gegangenen Zeit ordnungsmäßig ausgeübt und insbesondere in der Deckzeit 1918 der unter Ziffer 4 genannten Ver­pflichtung nicht zuwidrrgehandelt hat.

Die Hengstbesitzer, welche ihre Hengst« zum Zweck der Er­langung eine» Patents für die Beschälzeit ISIS an einein der festgesetzten Patentierungsorte der von der Zentralstelle für die Landwirtschaft bestellten Kommission vorführen wol­len, werden hiemit aufgefordert, diese Hengste um­gehend unter genaue, Beschreibung jedes Hengstes nach Namen, Alter, Abstammung und Farbe, Abzeichen und Größe und unter Anschluß der erforderlichen Nachweise (s. Abs. 3)

bei dem Sekretariat de< Zentralstelle (Tt bi« LandwirkfchAH «nz« melden.

Stuttgart, den 4. Januar ISIS. Sting.

Di» Zentralstelle fite Ecu-srüe und Handel beabsichtigt, in den nächsten Monaten Handwerkerkxrse abzuhalten, und zwar sür

Glaser,

Herrenschneider,

Damenschneider und -Schneider'..:?

Schreiner und Glaser,

Schuhmacher,

Tapezierer,

Buchbinder,

Sattler,

Maler.

Kunstschlosser,

Steinbildhauer und Putzmacherinnen.

Näheres hier: l:r ist im GewerbeblaU s-m 23. DozemLer ISIS Nr. SL zu sehen.

Anmeldungen zur Teilnahme an de» Kurse« sind bis spä­testens 18. d. Ms. an di« Zentralstelle für Gewerbe und Handel in Stuttgart Liozureichen.

Ealw, den 9. Januar 1919. Oberamt: Eös.

Der Berliner Berichterstatter desAllg. Handelsbl." schreib' dazu: Die Lebensmittelftage in Deutschland ist jetzt keine politische Frage mehr, sondern eine rein menschliche. Der Korrespondent schlägt die Ausstellung einer internatio­nalen Kommission von Sachverständigen vor, die eine Unter­suchung einleiten sollen.

Die Lege in Posen.

(WTB.) Posen» 10. Jan. lleber die militärische Lag« in Posen erfahrt das WTB. von zuständiger Seite fol­gendes: In der Gegend von Hohensalza stehen deut­sche Kräfte mit Artillerie verschanzt an der Eisenbahnlinie nach Argenau und Bromberg. In Nakel ist es zu einem lokalen Waffenstillstand gekommen. Die Polen haben die Waffen abgegeben. Der Bahnhof ist von den Deutschen be­setzt. In der Stadt ist eine gemischte Sicherheitswehr ge­bildet worden. In Zn in ist die taktische Lage unver­ändert. Eine starke Aktion polnischerseits ist im Gange. Kol mar und Czarnikau haben Waffenstillstand ge­schlossen. Die Netze soll die Demarkationslinie bilden. Zirks und Kamienna sind in polnischem Besitz. Von Bentschen bis Wöllstein keine Aenderung. Bei Lissa Partrouillengepläv/. kcl. In Rawitsch Waffenstillstand.

Die Pole» als Bundesgenosse« der Entente.

(WTB.) Posen, 10. Jan. Das poln. Nationalkomitee in Paris hat am 8. Januar folgendes Telegramm an de« Obersten polnischen Volksrat gesandt: Der Oberbefehls­haber General Foch hat den Vorsitzenden der Waffenstill­standskommission die Weisung erteilt, die deutschen Trup­pen aufzufordern, den polnischen Truppen volle Bewegungs­freiheit auf Land- und Eisenbahnwagen sowohl in Polen als auch in Litauen zu gewähren, um sich gegen das Vorrücken der Bolschewisten organisieren zu können. Der Oberst« polnische Volksrat fügt hinzu, dieses Telegramm beziehe sich ! auf die in Litauen und Weißrußland gegen die Bolschewisten kämpfenden Truppen. Es gehe daraus hervor, daß Foch die polnischen Truppen als Bundesgenossen behandle.

Die politischen Feffelungsabsichten der Entente.

Leipzig, 10. Jan. DieLeipziger Neuesten Nach­richten" erfahren aus zuverlässiger diplomatischer Quelle, daß die Entente an der Schaffung eines Bundes arbeite, dein Schweden, Norwegen und Litauen angehören sollten. Litauen solle Tilsit zufallen. Selbstverständ­lich soll auch dieser Bund gegen Deutschland gerichtet sein. Wie stark muß doch Deutschland sein, daß inan es so fürchtet.

DerKern" des künftigenVölkerbundes".

London, 10. Jan. In einem Kommentar zw. Denkschrift von Smuts über den Völkerbund schreibt Daily Telegraph": In der Politik und den Interessen Amerikas. Frankreichs, Großbritanniens und Italiens besitzen wir den Kern des kiinftigen Völkerbundes. Die­ser kann auf alle Nationen ausgedehnt werden, die sich seinen allgemeinen Grundsätzen anpassen. Es ist natür­lich, daß Italien und die sugoslavischen Staaten hin­sichtlich der Adriafrage einen verschiede»»«» Standpunkt einnehmen. Niemals bestand größere Notwendigkeit zu gegenseitigem Vertrauen, um die strittigen Fragen zu lösen. Wenn Amerika, Großbritannien und Frankreich, eng verbunden bleiben, so werden wir etwas Hoffnung* ans eine bessere Welt setzen können.Daily Chro- nicke" hebt hervor, daß Smuts zugegeben habe, dcH einige internationale Streitfragen bestehen, bei denen es unmöglich ist. si.e durch einen Schiedsspruch zu regeln.' Diesen Kern haben wir schon lange erkannt, wir kennen auch seine Kraft.

Der Wirtschaftskrieg noch dem Kriege.

(WTB.) London. 9. Jan. (Reuter.) Die Vereinigung der Tabakhändler hat sich verpflichtet, aus die Dauer von 5 Jahren nicht mit deutschen oder öfterreich. Erzeugnissen und mit deutschen oder österr. Firmen Handel zu treiben.« (Das war ja schon.Englands Plan nach dem Krieg )

Die Vergrößerung des Wählerkreises aber war »rach zivei Richtungen von unzweifelhaftem Einfluß, einmal daß die jungen männlichen Wähler großenteils von ihrem Stand­punkt als Soldaten wählten, und dann meistens in dem Wahlzettel die Quittung für die ihnen beiin Militär zu­teil gewordene Behandlung glaubten geben zu müssen, zum anderen, daß eine sehr große Anzahl von Frauen nicht nach politischen Gesichtspunkten, sondern aus religi­ösen Gefühlen heraus an die Wahlurne getreten ist. Daß diese Annahmen zutreffen, konnte inan in Hunderten von Aeußerungen hören. Bei der großen Bauernbundsver­sammlung in Calw sagte dem Abg. Körner ein feldgrauer Landwirt, der 4 Jahre draußen gestanden war, und der seinem Unmute über die schlechte Behandlung beim Mili­tär in kräftigsten Worten Lust machte/" man dürfe sich keinem Zweifel darüber hingeben, daß die Feldgrauen draußen aus dem Lande sehr radikal wählen werden. Und wenn man das Wahlergebnis in den Bezirksorten auf diese Aeußerung prüft, so wird man ihre Richtigkeit bestätigt finden. Die jungen Leute sagten geradeaus, wenn man sie nach ihrer Anschauung fragte, wir wäh­len die, die uns aus derSchlammessel" heraus­geholfen haben. Wir führen diese typischen Beispiele an. um daran zu demonstrieren, wie wenig politisches Denken hier zutage trat, oenn tatsächlich war das Waf­fenstillstandsangebot ja vor der Revolution und nicht von ver sozialistischen Regierung gemacht worden, und den Waffenstillstand hätten wir zweifellos auch ohne die Revo­lution bekommen, und aller Wahrscheinlichkeit nach noch einen besseren. Wie oben schon gesagt, spielte dann wei­terhin, und zwar zugunsten der Rechtsparteien, die die Verteidigung der Religion auf ihre Fahne geschrieben hatten, das religiöse Moment eine große Rolle bei den Frauen. Der Bezirk Calw weist wie wenige Bezirke unseres Landes intensive religiöse Betätigung auf, und der Ausspruch einer Frau:Wenn ich nicht den Herrn wähle, koinme ich nicht in den Himmel," dürste als Eha- rakteristikum für die Wahlpsyche vieler Frauen gelten. Daß der Bauernbundsvorschlag angesichts der notwendi-! gen starken individuellen Beschränkung der Landwirtschaft! im Kriege und der dadurch entstandenen Verstimmung eine ^ kräftige Unterstützung finden würde, rvar voranszusehen. Die Wähler aus dem Lande, die bet der Landtagswahl 1912 noch vielfach volksparteilich gewählt hatten, haben diesmal aus oben genanntem Grunde in erster Linie ihre besondere Interessenvertretung vorgezogen, und ihre politischen Anschauungen zurücktrelen lassen, wobei wohl manche die politische Berwandtschaft des Bauernbundes mit der rechtsstehenden Bürgerpartei nicht beachtet haben. Gegenüber den rechten und linken Parteien, die be­stimmte Standes« und Berufsinteressen vertreten, hat. wie das bei allen Wahlen zu beachten ist, die Mittelpar­tei, die als Vermittlerin gegenüber den ideellen und mate­riellen Interessengegensätzen der Parteien anftritt, iminer einen schweren Stand, und besonders dann, wenn die Gegensätze in sturmbewegten Zeiten auseinanderplatzen, wo die erhitzten Gemüter von rechts und links keinen Kompromiß zulassen »vollen. Und so hat die deutsche demokratische Partei gegenüber den Wahlen von 1912 im Verhältnis zu den anderen Parteien keine so starke Zu­nahme wie oiese zu verzeichnen gehabt.

Betrachten wir nun das Wahlergebnis im Bezirk rein zahlenmäßig, so »st festzustellen, daß die Wahlbetei­ligung eine bisher wohl unerreichte Höhe erklommen hat. Von etwa 15500 Wahlberechtigten haben 14187, also 91 V» abgesilmmt. Davon haben für den Wahloorschlag 1 151, für II 203, sür )II 2935. für lV 132, für V 15. für Vl 4053, für VIl 4587, sür VIll 50. für IX 2082 gestimmt. Bekanntlich haben Bauernbund, Weingüetner- lmnd und Kleinlandwirte, Landwirte Oberschwabens und Bürgerpartei ihre Wahlvorschläge verbunden, sodaß sie als ein Vorschlag bei Verleitung der Sitze berechnet werden. Von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet haben die vereinigten rechtsstehenden Parteien die höchste StimMiizM im Bezirk ans sich vereinigt, nämlich 9164.

dam» kommt die Sozialdemokratie mit 4887, und an dritter Stelle die deutsche demokratische Partei rnit 46M Stimmen. Bei den Landtagswahlen 1912 hatten die Liberalen zur Bezirkswahl bei einer Zahl von 6043 Wahlberechtigten auf den Abg. Staudenmeyer 2185 Stimmen vereinigt, die Konservativen und Bund der Land­wirte auf den Gutspächter Fahrion 1325, die Sozial­demokraten auf den Gewerkschaftsbeamten Reichel 1110. Abgestimmt hatten darnals 76,9 °/,. Bei der Proporz­wahl waren auf den Zettel der Bolkspartei 10298, auf den der konservativen Partei und Bauernbund 10147, der Nativnalliberalen Partei 4601, der Sozial­demokratie 6536 abgegeben worden. Abgestimmt hatten hier nur 66 °/° der Wahlberechtigte». Man wird an- nehmen dürfen, daß bei der Bezirksmahl die Persönlich- des Bewerbers in erster Linie den Liberalen eine so hohe Stimmenzahl eingetragen hat, und daß die Proporzwahl eher das richtige Verhältnis der Parteien kennzeichnet, wobei allerdings noch in Rechnung zu stellen ist, daß von den Nationalliberalen heut« ein großer Teil der Bürgerpartei angehört. -

Wenn »vir noch die andere» Bezirke des ehemaligen 7. Reichstagswahlkreises, Nagold, Neuenbürg und Herrenberg heranziehen, so ergibt sich folgendes Bild:

Nagold Neuenbürg Herrenberg U. S. 86 212 111

Zentruin 608 534 688

Banernbrmd 878 263 3988

Weing. Bd. 102 72 204

Oberschw. Bd. 21' 13 17

Deutsche Dem. P. 4165 4810 2915

Soz. 3466 8831 3090

Fiedensbd. 27 42 31

Bürgerpartei 3494. 2107 . 1411

In Leonberg sind etiva 7500 sozialistische, 6000 der rechtsstehenden Parteien und 4000 Stimmen für die deutsche demokratische Partei abgegeben »vorden.

Einberufung der württ. Landesoersammlung.

Wie aus Regierungskreisen bekannt »vird, ist beab­sichtigt, die Landesversammttmg unmittelbar nach der Wahl einzuberujen. Der Wahl; mnmissar wird die Ur­kunden über die erfolgte Wahl für die neuen Abgeord­neten ihren Parteibureans zustellen, die es übernommen haben, den zum größten Teil auf Agitation auswärts befindlichen Gewählten die Urkunden auf dem raschesten Wege zu übermitteln.

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Verhandlungen zur Verlängerung der Waffen- stillstandsverhandlnngen.

Berlin, 13. Jan. Marschall Foch hat Mitteilen lassen, daß die Derhandlmlgci» zur Verlängerung des Waffenstillstaiidsabkommens am 15. Januar vormittags in Trier im Bahnhof beginnen werden. Sofort irach seinem Eintreffen wird er angeben, zu welcher Zeit die erste Zusammenkunft der Delegierten stattsinden kann. Bekanntlich nehmen an den Verhandlungen von beiden Seiten die Delegierten teil, die seiner Zeit im den Ver­handlungen in Compiegne und bei der ersten Verlänge­rung des Waffenstillstands teilgenommen haben.

Düffeldorf von englischen Truppen besetzt.

Düsseldorf, 12. Jan. Wie dieFrankfurter Zei­tung" aus Berlin erfährt, haben in Düsseldorf Sparta­kisten bürgerliche Demonstranten überfallen und zerstreut. Hierauf sind englische Truppen und Panzerautomobile erschienen, die die Ordnung wieder herstellten. Düssel­dorf ist von den Engländern besetzt.

Die traurigen Ernäheunxsverhiiltnisse in Deutschland.

(WTB.) Amsterdam, 10. Jan.Allg. Hdlsbl." veröffent­licht heute einen ausführlichen Bericht seines Mitarbeiters Über die jrgyrigcn EWihrungsverhältnisse ly Deuischlan)).