Deutschland.

« Ei« Attsruf der Reichseegieeun«.

(WTB.) Berlin, 1t. Jan. Die Reichsregierung erläßt idinen Aufrus, in dem es heißt: Genossen! Die Spartakus, leute haben sich den Kopf verrannt an der Mauer der sozial­demokratischen Arbeiterschaft Berlins. Wie ein Mann hat diese sich gegen die Blutherrschast der Wenigen empört, die sie ihresVorwärts" beraubt, di« Bahnhöfe und Proviant­ämter besetzt haben, um durch Unterbindung der Ernäh­rung das Chaos herbeizusühren. und di« seit Sonntag abeiQ in einer durchaus friedlichen Stadt Maschinen- gewehr« und Handgranaten als Mittel de» politischen Kampfes eingeführt haben. Niemand dachte daran, an die Waffen gegen die eigenen Bürger zu appellieren. Rur sie! Jetzt merken sie, daß sie nicht durchkommen. Der Ruf der Regierung an dis wehrhaften sozialdemokratischen Massen hat viele Tausende in die Werbebnreau» der Mehrheit«. Partei geführt. Dt« Blätter lügen, welche behaupten, die Regierung rufeOffiziere, stellenlose Bürgersöhnchen und die Kriegshetzer der bürgerlichen Presse" zu ihrer Unterstützung. Der klassenbewußt« Arbeiter, der Parteigenosse ist es. der den Kampf gegen die Vergewaltigung ausgenommen hat. um ihr sin» für allemal ein Ende zu machen. Spar­takus gibt sein blutiges Spiel verloren. Schon hat er nach Moskau telegraphiert, der Kampf müsse bald abgebrochen werden; di« Berliner Arbeiterschaft sei noch nicht reif für di« Diktatur des Proletariats. Das heißt, di« Berliner Arbeiterschaft weist Terror und Bürgerkrieg mit Entrüstung von sich. Nun erhebt sich derSchrei nach Einigung". Die Regierung hat tagelang verhandelt, um diese Einigung zu erzielen, um jedes Blutvergießen zu vermeiden. Während dessen hat Spartakus die Regierung und seine eigenen Freunde, die Unabhängigen, beschimpft und verhöhnt und für sich jegliche Verhandlung ab ge lehnt. Nur eine Be­dingung hat die Regierung und der Zentralrat als selbst­verständliche Voraussetzung für die Verhandlungen gestellt: Wiederherstellung der Pressefreiheit! Und dazu haben sich die Räuber der Berliner Zeiiungsbetriebe nicht verstehen wollen, zu der Erfüllung dieser einfachsten For­derung jeder Demokratie. Ist derSchrei nach Einigung" überall echt, dürfen wir, dürft Ihr an seine Wahrhaftig­keit glauben? Wie stimmt zu ihm der Aufruf zum General­streik. der von den revolutionären Obleuten, dem Berliner Zentralvorstand der U. S. P. D. und vom Spartakusbund unterzeichnet ist? Nein! Es ist aber der Schrei zum Bür­gerkrieg. Glaubt ihnen ntchtl Sie wollen erst die erwähl­ten Führer der Partei beseitigen, um mit der Partei dann um so leichter fertig zu werden. Genossen' Eure Genossen ln der Regierung erklären feierlich: Wir sind kein Hinder­nis für die Einigung. Im Gegenteil, wir sind zu jeder Verhandlung bereit, die, ehrlich geführt, eine Eini­gung aller sozialistischen Parteien erzielen kann. Aber wir find auf der Hut! Und Ihr seid wachsam wie wir. Denkt tmmer daran: Bet allen Festgenommenen, die an der Be­setzung der Retchsdruckerer und der anderen Behörden beteiligt waren, ist durch Mitgliedsbuch ihre Zugehörigkeit zur U. 8. P. nachgewiesen worden. Und dennoch haben sich dis Unabhängigen für unparteiische Vermittlung angcboten. Die Arbeiter der A. E. G. und der Schwartzkopffwerke haben auch im Namen der Genossen der U. S. P. D. und der K. P. gesprochen und dennoch haben diese zwei Parteien zum Generalstreik aufgefordert mit den Worten:Zeigt den Schurken Eure Macht! Bewaffnet Euch! Gebraucht die Waffen gegen Eure Todfeinde Ebert-Scheidemannl" Ist das ehrlich? Ist das proletarische Kampfesweise? Ist da Vertrauen am Platze? Entscheidet selbst! Wir wollen die Einigung der Arbeiterklasse, aber ehrlich ohne Hinterhalt, ohne Waffen. Helft uns, das durchzusctzen. Wir können Frieden und Sozialismus nur schaffen, wenn wir sind und bleiben Eure Vertrauensmänner.

Die Reichsleitung:

Ebert. Scheidemann. Landsberg. Noske. Wissel.

Erfolgreiche Fortsetzung der Niederwerfung des Spartakusausstands in Berlin.

(WTB.) Berlin, 11 . Jan. In den Morgenstunden ist das Berlagshaus Büxenstctn von den Regierungstruppen genommen worden. Um 8.18 Uhr wurde das Artillerie­feuer gegen das Gebäude desVorwärts" eröffnet. Bereits kurz nach 19 Uhr war der Kampf entschieden. Die Besat­zung ergab sich, ihre Verluste sind erheblich. 399 Gefangene

de« Sparst akuetetfl« befinde« sich i« den Händen der Regte« rungstruppe«. Die Gebäude stehe« an einzelne« Stelle« in Flammen. Der Erfolg der Regierungstruppen ist nicht zu­letzt der alles niederwerfenden Wirkung der Flammenwerfer z« veirdairle». Auf seiten der Regierungstruppen habe« nur wenige den Tod gefunden. Um di« Ullstein- und Masse« Häuser wird noch gekämpft. Der Erfolg der Regierung»« truppen steht auch hier bereits fest. An verschiedenen Stelle« der Stadt, so am Anhalter Bahnhof sind starke Gefechte im Gang«. Glücklicherweise find di« Erfolge der Regierungs- trupprn nicht mit allzu große» Verlusten erkämpft worden.

Spartakustaten in Berliu.

Berlin, 12. Jan. Es bestätigt sich, daß gestern 10 regierungstreue Matrosen in der Wilhelm- und Bes- selstraße ohne jeden Grund von den Spartakisten er­schossen worden sind. Bei einer verhafteten Russin sind 16500 Mark vorgesunden worden. Spartakusleuten wurde Munition mit russischer Aufschrift abgenommen. Bei der gefangenen Besatzung des Ullsteinhauses wur­den Listen vorgefunden mit den Namen solcher Personen, die von Spartakusleuten bereits erschossen worden sind oder noch erschossen werden sollten.

Spartakus in Düsieldorf.

(WTB.) Düsseldorf. 10. Jan. LautDü,seid. Nachr." ist i» der vergangenen Nacht im Auftrag des Spartakusbun­des, durch Mannschaften de» Sicherheitsdienstes der Bahn­hof und eure Anzahl Dienststellen der Eisenbahnverwaltung besetzt worden, doch geht der Verkehr nach wie vor von- statten. Das Telegraphenamt ist von Spartakusleuten be­setzt. Es wird eine Prüfung der ein- und auslaufenden Telegramme vorgenommen.

Wie die .Freiheit" von Spartakus ausgesaßt wird.

(WTB.) Augsburg, 16. Jan. Hier kam es zur Spren­gung einer Massenversammlung, die die Deutsche Demokra­tisch« Partei im Ludwigsbau veranstaltet hatte. Als der Hauptredner Dr. Dirr seine Ausführungen beendet hatte, stürmte eine Horde junger Burschen und Soldaten auf die Bühne und führte einen ohrenbetäubenden Lärm auf, so daß sie die Versammlung sprengte. Sodann zündete sie vor dem Ludwigsbau unter den Zäunen des Stadtgartens ein Feuer an, in welchem die entwendeten Wahlaufrufe der Deutschen Demokratischen Partei verbrannt wurden.

Aus Stadt und Land.

Calw» den 13. Januar 1919.

Kriegsauszeichnungen.

Jakob Lörcher von Liebelsberg, Fahrer bei der württ. Proviantkolonns 7», hat die Silberne Verdienstmedaille er­halten; Hans Mayer von Neubulech, Gefreiter in einem Feldariillerie Regt., hat das Eiserne Kreuz 1. Klasse er­halten.

Dienstnachrichten.

Durch Entschließung der prov. Regierung ist die Eisen- bahnbauinspektio« Pforzheim auf 1. April 1919 aufgehoben; ihr Bezirk der Eisenbahnbauinspektio« Calw zugetsilt wor­den. Auf diesen Zeitpunkt werden der Abteilungsingenieur Molt bei der Eisenbahnbauinspektion Pforzheim und der technische Eisenbahnsekretär Müller bei der Eisenbahn­bauinspektion Calw zur Eisenbahnbausektion Pforzheim, der technische Eisenbahnsekretär Armbrust in Pforzheim zur Eisenbahnbauiuspektion Calw je aus dienstlichen Grün­den mit ihrem Einverständnis versetzt. Vom Evangel. Oberschulrat wurde die von dem Fürsten zu Hohenlohe- Waldenburg vollzogene Ernennung des Unterlehrers Eugen Flauer in Wildberg (OA. Nagold) auf die ständige Lehr­stelle zu Obersteinbach (OA. Oehringen) bestätigt.

Landwirte und Dannrbcsitzer, düngt und pflegt eure Obstbäume.

Welch hohen volkswirtschaftlichen Wert unser Obstbau heute jedermann; wir werden deshalb auch für die kom­menden Jahre auf höchstleistende Obstproduktion angewie­sen sein. Die Obstbaumpflege ist während der letzten Kriegs­jahre infolge fehlender Arbeitskräfte sehr stark vernach- lässigt worden, darum gilt es jetzt: das Versäumte nach­zuholen, damit die Ertragsfähigkeit unserer Obstbäume nicht notleidet. Verschiedene Arbeiten könnten unter sachverstän­diger Aussicht ausgeführt werden: das Umgraben von Baumscheiben. Ausheben der Düngergräben und Löcher,

AuHeenr« voll Kunstdünger ulst» Lckkrlne, sowie da«' TrAd fernen abgängiger Obstbäume und dürren Holzes. SoLamk sollt« viel mehr Wert auf eine zweckentsprechende Volldiin- gnng unserer Obstbäume gelegt werden; den» eine einsei­tige Stickstoffdüngung mit Latrine allein kann dem Obst« bäum nicht genügen, eher schadet es dem Baum, weil di« übrigen drei notwendigen Nährstoff« (Kali, Phosphor und Kalk) fehlen. Wir können und dürfen uns nicht mit Zn- fallsernten begnügen, darum wollen wir kräftig dringen und gerade jetzt ist noch die beste Zeit und Gelegenheit dazu. Bei einer genauen Kontrolle der Bäum« werden Arbeiten über Arbeiten auftauchen; an willigen Arbeitern wird es jetzt nicht fehlen, wohl aber vielleicht an ausgebildetem Baumwärterpersonal. In denjenigen Orten, wo letzteres de« Fall ist, möchten doch die betreffende» Behörden so zeitig als möglich sich nach geeigneten Kräften ketr. sofortiger Aus­bildung für Baumwärter besorgt sein. Ein tüchtiger Baum« wart kann durch gute Sachkenntnis seine» Beruf» von außerordentlich großem Nutzen und Segen sein, für ein« obstbautreibende Geemeinde, und zwar durch Wahrung und Einführung geeigneter, ertragfähiger Obstsorten. Die Ar­beiten eines Baumwartes dienen mehr für di« Interessen der Allgemeinheit, als für sich selbst; namentlich in bezug der Sortenwahl bei neu anzupflanzenden. Vaumgütern oder beim llmpropsen einzelner Obstbäume. Auch wird die För­derung des Obstbauer nicht bloß in Neuanlagen ganze« Baumgüter gelegt werden können, sondern mehr in eine« sachgemäßen Behandlung und Pflege der schon vorhandene« Baumgüter. Und wie Lei allen Lebewesen sich ein üppige» Wachstum und Wohlbefinden zeigt, wenn es seine volle Nahrung und Lebensbedingung erhält, so ergeht es auch unsern Obstbäume», darum müssen wir auch stets das zur Ernährung unserer Obstbäume Fehlende zu ersetzen suchen, und zwar je ärmer der Boden an einem der Nährstoffe ist. Der Jahresbedars für 1 Quadratmeter Vodenfläche der be­schatteten Baumkrone beträgt im Durchschnitt: 26 Gramm Kalk, 18 Gramm Kali, 7,5 Gramm Stickstoff und S Gramm Phosphorsäure. Es soll aber nicht gesagt sein, daß wir an Düngung nicht mehr geben dürfen, es kann ruhig das Dop­pelte und mehr verabreicht werden. In welcher Form? Am besten in der Weise, was uns eben am billigsten zur Verfügung steht und leicht unterzubrtngen ist, sei es nu« in Form von natürlichem Dünger, wie Stalldung, Latrine und Asche; oder Latrine, Katnit, Thomasmehl und Kalk, auch Gülle, schwefelsaurcs Amoniak, Kaimt und Kalt. Namentlich unsere leichten Sandböden bedingen sehr viel Kalkaufnahme, und zwar den gemahlenen, kohlensaurer Kalk; den sogen. Aezkalk dagegen für schweren und kalteck Bode». Wer weiteres Interesse für zweckentsprechend« Düngung der Obstbäume hat, dem ist Gelegenheit geboten, in den demnächst stattfindenden Abendvrrsammlungen tm Bezirk den Borträgen des Oberamtsbaumwarts anzu­wohnen. Die Gemeindebehörden aber sollten mit gutem und belehrendem Beispiel in der Baumpflege reichliche« Gebrauch auch auf dem Wege der Notstandsarbeit machen; denn der Nutzen und Segen dieser Arbeiten wird durch reiche Obsternten sich bezahlt machen. W.

Scharfe Maßnahmen in Stuttgart. Stuttgart, 12. Jan. Am heutigen Wahltag schei­nen die Spartakusleute von der Bildsläche verschwun­den zu sein. In den Vormittagsstunden herrscht im In­nern der Stadt das gewohnte sonntägliche Treiben. Zahlreiche Militärpatrouillen, teilweise mit Stahlhelmen, und Schutzleute mit Revolvern bewaffnet durchziehen di« Straßen; man sieht auch viele Lastautomobtle mit be- waffuete» Soldaten. In Flugblättern, die die proviso­rische Regierung durch Soldaten verbreiten läßt, wird di« Einwohnerschaft aufgefordert, jede Ansammlung auf den Straßen zu unterlassen, bei Ertönen von Hornsignalen die Straße sofort frei zu machen und nach der Wahl­handlung nach Hause zu zu gehen. Das Waffentragen der Zivilbevölkerung ist strengstens untersagt. Wer mst Waffen angetroffen wird, wird verhaftet.

(SCB.) Gmünd, 11 . Jan. Die Stcherheitslompagnie Gmünd, die hier und in der weiteren Umgebung stationiert ist, hat, wie dieRemsztg." erfährt, in letzter Zeit ent­wendetes Heeresgut im Betrag von 59 VK9 beschlagnahmt und so der allgemeinen Wertung zugeführt.

Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerri, Calw. Für die Schrlfil. verantwort!. Otto Seltmann, Cal».

12000 Mark

sind gegen doppelte hypoth. Sicherheit

auszuleihen.

Calw, den 1l. Januar 19IS.

Dtadtpsleg«: Frey.

Näh - Kurs.

Dom 1. Februar an kann das

Kleider-Nähen und -Aendern

Mündlich erlernt werden. Näheres zn erfragen bet

Schmidmerster Roller, Neubulach.

Wegsperre.

Der obere Teil der sog. Mühlsteige, Vicinalstraße Neubulach SeizentalTalmühle, ist wegen Berbessenmgsarbeiten bis auf Weitere« gesperrt.

Nenbulach, den 9. Januar 1919.

Stadtschultheißenamt. Müller.

Dienstag, den 14 Jan. milt. 2 Uhr verkaufe ich gegen bar:

2 vollständ. Betten, mehrere Bettstücke, 1 Spiegel, 1 Kinderbettlädle, 1 Brücken­wage, 1 Wagenseil, 1 Milch- blech, SattlerhandwerLs- zeug, 2 Gieskannen, 1 gro­ßer Saulrog, u. verschied.

Wilhelm DsMprrt, Simme^eim

Verloren

gingen auf dem Wege von Altburg nach Calw

r GrldSentel M Inhalt.

Der ehrliche Finder wird gebeten, dieselben gegen gute Belohnung ab­zugeben in der Geschäftsstelle des Blattes.

Von Calw nach Altburg grüner

LodenHut verloren gegangen.

Abzugeben gegen Belohnung bet GlSck. z.Weinstube.-