6
geuommen wurden. Bis Ende voriger Woche waren in der Friedmann'schen Wohnung für 300000 Mk. Pfändungen vorgenommen worden.
Berlin, 3. Jan. Der Kaiser richtete an den Präsidenten Krüger folgendes Telegramm: Ich spreche Ihnen meinen aufrichtigen Glückwunsch darüber aus, daß es Ihnen, ohne an die Hilfe befreundeter Mächte zu appellieren, mit Ihrem Volk gelungen ist, in eigener Thatkraft gegenüber bewaffneten Scharen, welche als Friedensstörer in Ihr Land eingebrochen sind, den Frieden wieder herzustellen und die Unabhängigkeit des Landes gegen Angriffe von außen zu wahren.
Berlin, 4. Jan. Ein Berichterstatter meldet, daß der Kreuzer „Condor" Befehl erhalten habe, sich unverzüglich nach der Delagoabai zu begeben.
Aus Spandau schreibt man der Frkf. Z.: Hier ist der seltene Fall vorgekommen, daß zwei Avancierte wegen Wilddieberei verhaftet worden find. Die Schießstände der Jnfanterieschießschule und der Gewehrprüfungskommission sind inmitten wildreicher Gebiete des Grunewalds gelegen. Die Hirsche und Rehe, an das Gewehrfeuer gewohnt, halten sich rudelweise in der Nähe der Schießstände auf. Seit einiger Zeit wurde nun mehrfach an- geschoffenes oder getötetes Wild vorgefunden; es entstand der Verdacht, daß Wilderer hier ihr Wesen trieben. Zuerst hielt man Zivilpersonen für die Thäter und beobachtete scharf die Pächter benachbarter Privatjagden. Unlängst entdeckte man aber in dem Kopf eines erlegten Schauflers das Geschoß eines Achtmillimetergewehres. Nun war es klar, daß Soldaten an der Sache beteiligt waren. Am Weihnachtsabend wurde auf der Charlottenburger Straße ein von der Richtung der Schießschule kommendes Fuhrwerk angehalten; darauf befanden sich 5 Stück Rehwild und Begleiter des Wagens war ein Sergeant von einem Berliner Regiment. Das von den Schießständen herrührende heimlich erlegte Wild sollte zum Verkauf nach Berlin geschafft werden. Der Sergeant wurde von den Gensdarmen und dem Förster, die ihn betroffen hatten, verhaftet und nach Spandau gebracht. Auf seine Aussage hin ist gleich noch daraus ein Oberjäger der Schießschule als Mitschulder verhaftet worden.
Aus Brünn, 3. Jan., wird der N. Fr. Pr. gemeldet. Heute Nacht kam es in der Vorstadt Dobrowitz zu einem blutigen Raufhandel zwischen Soldaten und Arbeitern, in dessen Verlauf 5 Arbeiter schwere Verletzungen erliten. Bei Herannahen der Polizeiwache ergriffen die Soldaten unter Zurücklassung eines Faschinenmessers das Weite. Die verwundeten Arbeiter wurden in das Spital gebracht.
Bern, 2. Jan. Der Italiener Mi- gliorini, welcher, wie gemeldet, der Entführung der beiden in Neuenburg lebenden abessynischen Prinzen beschuldigt wurde, hat Neuenburg nicht verlassen. Ergab den Prinzen Unterricht im italienischen. Am 24. Dez. begleitete er dieselben zum Bahnhof, wo sie Fahrkarten nach Biel lösten. Es scheint sicher, daß die Annahme von einer Entführung des Prinzen unhaltbar ist.
Rom, 3. Jan. Die Tochter Crispi's, die Fürstin Linguaglossa, ist von einem Knaben entbunden worden.
Paris, 2. Januar. Am Schluffe eines Artikels über das Eindringen Dr. Jamesons in Transvaal sagt der „Temps": England habe die Pflicht, ein Attentat zu verhindern und die Gebietsverletzung gutzumachen. BilligeZugeständnisse, welche Transvaal freiwillig hätte machen können, seien angesichts des unter Mitschuld britischer Beamten unternommenen bewaffneten Angriffs unmöglich geworden.
Paris, 4. Jan. Vicomte Colleville, Mitarbeiter der „France", hat in der Panamaliste-Affaire dem Chefredakteur dieses Blattes Aubey seine Zeugen zugeschickt.
Paris, 4. Jan. Sämtliche Blätter billigen das Telegramm Kaiser Wilhems an den Präsidenten Krüger. Der „Solei!" führt aus, daß England den ihm vom deutschen Kaiser versetzten Hieb hinnehmen, aber ihm die Sache nachtragen werde.
Paris, 4. Jan. Die Untersuchung gegen die „France" wegen der von ihr veröffentlichten Liste der 104 Panamisten dauert fort. Vicomte Colleville ist gestern Nachmittag vom Untersuchungsrichter verhört worden. Der Umstand, daß Bitrac des Roziers immer noch nicht verhaktet ist, wird stark commentirt. Man glaubt, Bitrac sei nach Brüssel geflohen. Der Abgeordnete Hubbard wird den Ministerpräsidenten hierüber interpelliren.
London, 2. Jan. Die Vorbereitungen für den gegenwärtigen Coup gegen Transvaal siud seit Jahren im Gange. Was zu dem gegenwärtigen Streich geführt hat, ist der Wunsch, das Ansammeln der über das Land zerstreuten 15,000 Buren zu verhindern. Ein Umschlag in der öffentlichen Meinung zu Gunsten Dr. Jamesons macht sich bemerkbar. Man fängt an, den Mann zu bewundern. Die Königin dagegen befahl dem Herzog von Fife, ihrem Schwiegersohn, das Amt als Präsident der Südafrika-Compaany niederzulegen.
London, 3. Jan. Eine gestern nachmittag eingegangene Depesche meldet: Ja- meson hat vor Johannesburg eine ernste Niederlage durch die Buren erlitten. Man nimmt an, Jameson mußte sich nach der Grenze zurück ziehen. Seitens des Direktors des Kolonialamtes wurde sofort eine Konferenz einberufen. Das Amt bestätigte die Nachricht von der Niederlage Jamesons, der große Verluste an Menschenleben erlitt. Jameson ergab sich. Cham- beclain telegraphierte nach Prätoria und erbat sich hochherzige Behandlung der Gefangenen und Verwundeten.
— Sicherem Vernehmen nach hat die englische Regierung der deutschen Negierung mitgeteilt, daß sie das Eindringen der Chartered-Kompany in Transvaal entschieden desavouiert und den bestimmtesten Befehl an die Regierung der Kap- kolonie als auch an die beteiligten Offiziere gegeben hat, sich sofort aus dem Transvaal-Gebiet zucückzuzieheu.
London, 4. Jan. Wie verlautet, ist die zweit Streitmacht der Chartered- Companie entweder aufgerieben oder gefangen genommen worden.
Birmingham, 2. Jan. In den Gewehrfabriken wird Tag und Nacht für
Südafrika gearbeitet. Eine Firma verkauft 20,000, eine andere 10,000 Gewehre.
Konstantinopel, 4. Jan. Die Massacres in Orfa dauern fort. Nach amtlichen Berichten wurden bisher 900 todte Kurden gezählt. Die Beduinen verüben große Grausamkeiten. Hiradschek steht in Flammen.
New York, 2. Jan. Gouverneur Levi P. Mowton hat heute das republikanische Exekutiv-Komitee des Staates Newyork formell ermächtigt, seine Präsidentschafts-Kandidatur zu proklamieren. Es geschah dies erst nachdem ihm seitens der Parteiführer die einstimmige Unterstützung der gesamten Delegation des Staates zugesichert war.
Der Emsall in Transvaal.
Berlin, 3. Jan. Die deutsche Colonialgesellschaft in Berlin telcgraphirte ihrem Ehrenmitglieds in Transvaal, dem Präsidenten Krüger, einen G>uß, indem er der Hoffnung Ausdruck gab, daß es ihm gelingen möge, die Rebellen rasch nieder zu werfen.
London, 3. Jan. Nach cingegan- genen Meldungen verlor Dr. Jameson 5 Tote und 22 Verwundete, darunter 3 Offiziere und 20 Gefangene. Der Präsident des Orange-Freistaat telegra- phirte an den Präsidenten von Transvaal, Krüger, daß an der Grenze von Transvaal 1600 Bürger zur Unterstützung bereit ständen.
London, 4. Jan. Die öffentliche Meinung intercssirt sich umsomehr für das Wohlergehen Dr. Jamesons und seiner Leute, als mehrere seiner Offiziere englischen Familien angchören. Mehrere Offiziere der Chartered Company prote- stiren energisch gegen die Meldung cus- ländischer Zeitungen, daß sie seit tanger Zeit von dem Unternehmen des Dr. Jamesons unterrichtet gewesen seien.
London, 3. Jan. Das Kolonialamt veröffentlicht Depeschen, wonach die Boten des Generalgouveneurs der Capcolonie, Robinson, Dr. Jameson zehn Meilen von Elauds Niver erreichten. Dr. Jameson mißachtete indeß den Befehl, zurückzugehen. Er setzte seinen Vormarsch ostwärts fort. Das Gefecht begann gestern Nachmittag. Dr. Jameson wurde hierbei aus seinen verschiedenen Stellungen verdrängt. Die Boeren nahmen 23 Verwundete einschließlich 3 Offiziere gefangen und begruben 5 Todte.
Der Aufstand crrf Euba.
Oberstlieutenaut Perera wurde am Diontag von 2000 Insurgenten unter dem Befehl von Gomez in der Nähe von Calimete angegriffen, -die in einer Gesamtstärke von 830 Mann befindlichen Spanier befanden sich in einer sehr kritischen Position; sie bildeten in der Schnelle Quarrs gegen den Angriff der feindlichen Kavallerie, welche sich mit starkem Anprall auf das spanffche Viereck stürzte. Letzteres geriet :chon in's Wanken, als glücklicher Weise die Brigaden von Navarro Baldez auf dem Schlachtfclde erschienen. Die Insurgenten traten mit einem Verlust von 200 Toten und Verwundeten den Rückzug an. Die Spanier hatten 19 Tote,
»