kauft. Dieser wird an derselben Stätte, wo das alte Bad stand, ein neues, allen Anforderungen der Neuzeit entsprechendes Badhotel erstellen.
Schramberg, 17. Juli. Im Auftrag des „Schwabenvereins" in Chicago »erhielt die Redaktion des Schr. Anz. dieser Tage für die Ueberschwemmten des Eyachthales die schöne Summe von 2000 M., die durch Bankier Buhler in Chicago (gebürtig aus Dornhan O.A. Sulz) au hiesige Freunde angewiesen wurde. Hr. Wühler hat der Collekte des gen. Blattes, die ohne obige Summe über 1300 M. zusammengebracht hat, schon früher als besondere Gabe 100 M. überweisen lassen. Der hocherfreulichen amerikanischen Sendung lagen Briefe rc. bei, die noch besonders erweisen mit wie außerordentlichem Eifer die Schwaben in Chicago für ihre ins Unglück geratenen Landsleute eintreten. Präsident des „Schwabenvereins" in Chicago, dem auf diesem Wege herzlicher Gruß und warmer Dank aus dem lieben Schwabenlande erboten sei, ist Hr. Eugen Niederegger, Vizepräsident Hr- Karl Stein, Schatzmeister Hr. P. Allmendinger.
— Von der Kurdirektion in Bad Ems gingen als Ergebnis eines Wohlthätig- keitskonzertes, das auf Veranlassung des Fabrikanten Behr veranstaltet wurde, 1000 M. ein.
Schorndorf, 17. Juli. Gestern Nacht wurde ein erst seit 1*/? Jahren verheirateter Bauer von Steinenberg hies. Bezirks wegen Totschlags beim kgl. Amtsgericht eingeliefert. Derselbe hat bei der Arbeit auf dem Felde das von seiner Frau mit in die Ehe gebrachte, 3'/s Jahre alte Kind so mit dem Peitschenstiel über die Schulter geschlagen, daß es bald darauf starb.
Leutkirch, 17. Juli. Gestern hat ein Wilddieb auf den Forstwart Mayer von jHaslach geschossen; derselbe wurde 4fach verletzt, jedoch nicht lebensgefährlich.
Friedrichshafen, 15.Juli. Gestern Abend bemerkte Matrose Brugger auf Dampfboot „Mömpelgard" auf der Höhe zwischen Meersburg und Hagnau eine gekenterte Gondel, sowie einen emporgestreckten menschlichen Arm. Der Kapitän Eitel ließ die Rettungsgondel in See und beauftragte 2 Matrosen mit der Hilfeleistung. Diese reichten den dem Ertrinken nahen, sich krampfhaft an den Kiel anklammernden Mann binnen kurzem und zogen ihn ins Rettungsboot. Die Rettung war um so schwerer, als die Wellen hoch gingen. Der Gerettete gab an, er habe mit seinen 2 Schwägern, Besitzern einer Gummifabrik in Kreuzungen, in einem Nachen eine Fahrt nach Hagnau gemacht. Auf der Rückfahrt sei der Nachen umgeschlagen, seine beiden Begleiter seien alsbald gesunken, er habe sich am umgeklippten Nachen festgehalten. Der Gerettete und die beiden Ertrunkenen stammen aus Magdeburg.
Rundschau.
Augsburg, 18. Juli. Der Komponist und Kapellmeister Krug-Waldsee aus Stuttgart wurde als erster Kapellmeister an das Stadttheater Augsburg engagiert.
Berlin, 17. Juli. Unsere Handelsthä- tigkeit hat nach dem Bericht der Ostafrikanischen Gesellschaft sowohl in Deutsch-Ostafrika als auch auf Madagaskar erfreuliche Erfolge erzielt. Die Faktoreien auf dem deutsch-ostasti- kani'chen Festlande haben trotz der gedrückten
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allgemeinen Geschäftslage mit Nutzen gearbeitet. Das Hauptgewinn- und Verlustkonto Berlin weist einen Gewinn von 226 933 Mk. auf.
Hamburg, 17. Juli. Aus Altona wird gemeldet: Ein in der Lerchenstraße wohnender Mann hat seine Frau, sein Kind und dann sich selbst erschossen.
Rom, 15. Juli. In Mailand verhaftete die Polizei die Häupter einer Falschmünzerbande, welche Banknoten zu 100 Lire anfcrligten. Ueber 100000 falsche Noten wurden mit Beschlag belegt.
Madrid, 15. Juli. (Ein Gemütsmensch.) Wegen Raubs und Todtschlags hat der Assissenhof von Bilbao einen Mann Namens Viktoriano Huertas Gar- cia zum Tode verurteilt, nachdem er schon früher wegen Todtschlags in Albacete zu zwanzig Jahren Zwangsarbeit verurteilt worden war. Er sagte zu den Richtern: „Ihr thut gut, mich aus der Welt zu schaffen, denn sonst würde ich noch manches Schlimme anstiften. Wenn ich einmal ein Verbrechen im Schild führe, fühle ich mich durch eine unwiderstehliche Kraft zur Ausführung desselben getrieben." Als er nach seiner Verurteilung aus dem Gerichtssaal trat, sagte er zu einem Bekannten, er solle so gut sein und an seine Mutter ein Lokalblatt schicken, damit sie von dem Vorgefallenen erführe. „Das ist ja fürchterlich!" rief der andere aus. Huertas aber antwortete lachend: „Dummheit! An solche Dinge ist die Alte gewöhnt!"
London, 16. Juli. Die Lage des an der Küste von Marokko gescheiterten deutschen Dampfers „Drachenfels" ist gefährlich. Das Leck erweitert sich; 500 Tonnen Ladung wurden bisher gerettet.
Hongkong, 15. Juli. Eine japanische Streitmacht von 7000 Mann ist von Tuatutia in Nord-Formosa abgegangen, um die Schwarzflaggen Taiwanfu anzugreifen. Es dürfte am 20. d. M. zum Kampfe kommen. Ein tarkes japanisches Geschwader unterstützt die Landtruppen. Nach Berichten von Takao ist dort Alles ruhig.
Lokales.
Wildbad. Gegenwärtig weilen nicht weniger als 1300 Gäste zum Kurgebrauch > hier, und täglich werden 1100 Bader ab-! gegeben. Die Gesamtfrequenz btzträgt bis i heute 4782. Dank der umfangreichen Neu-! bauten der letzten Jahre-und der THÄig- keit des Wohnungsnachweis-Bureaus giebtl es nicht die geringste Stockung- bei der! Unterbringung von Fremden, i g- !
! Aas Attentat gegen j Stamkülosf,
das am Hellen Tage uns),auf offener Straße von Sofia stattfand, hat allerwärts ungeheure Bestürzung und Teilnahme, erweckst,Seit . Monaten war es nur mehr ein öffentliches Geheimnis, daß Stambuloff nach dem Leben)getrachtet wurde. Die Vertreter der Mächte hatten gesprächsweise öfters die Aufmerksamkeit der Regierung auf die Folgen gelenkt, die ein-. treten könnten, wenn Stambuloff nach der Weigerung des Paffes nach Karlsbad etwas Schlimmes wiederfahren sollte. Vorgestern abend noch ist bei Stambuloff die Amputation der Hände, die fürchterlich zerhackt waren, erfolgt. Die Operation wurde vorgenommen nrch den ausgezeichneten Schweizer Chirurgen vr. Stierlin im Beisein zahlreicher Aerzte. Auf Wiederherstellung ist fast keine Hoffnung
mehr, da der Blutverlust groß und der Körper durch die soeben beendete Kur gegen Diabetes, die infolge der Verweigerung des Paffes nach Karlsbad notwendig, sehr geschwächt ist. Bis in die späte Nacht hatte Stambuloff das Bewußtsein nicht verloren, obwohl sein Kopf durch 15 Z)atogan-Hiebe enrfitzbch zugerichtet ist. Im Hause Stambuloffs, wo v eie seiner Freunde bis zum Morgen versammelt waren, haben sich ergreifende Scenen abgespielt. Die Frau Stambuloff trieb die Gendarmen davon, die den Eintritt in's Haus verweigern wollten. Petkoff, dessen Verwundung an Kopf und Hand nur leicht war, wurde noch durch einen Hieb auf die Hand verhindert, seinen Revolver zu gebrauchen, die andere Hand hat er bekanntlich am Schipkapasse verloren. Der Diener Stambuloffs, der einen Mörder weit durch die in dieser Gegend gegen 6 Uhr nicht schr belebten Straßen verfolgte und auf ihn schoß, wurde verhaftet. Der Mörder entkam. Ueber die mutmaßlichen Mörder ist noch nichts bekannt, doch scheint die That ein Racheakt wegen Erschießung Panitzas zu sein.
London, 16. Juli. Aus Sofia hier eingetroffenen verläßlichen Berichten zufolge war der Verlauf des Attentats folgender: Stambuloff befand sich vor 6 Uhr Abends von Petkoff und dessen Diener begleitet auf dem Heimwege von dem Unionklub. 200 Schritte von dem Klub fiel ein Schuß. Stambuloff und Petkoff sprangen aus dem Wagen, worauf 3 Burschen die beiden anfielen. Einer von Ihnen führte Jataganhiebe gegen den Kopf und die Arme Stambuloffs, diesen gräßlich verstümmelnd, während ein anderer Petkoff am Kopf verletzte. Der Thatort liegt im Zentrum der Stadt. Die umliegenden Straßen waren sehr belebt. Ein Diener Stambuloffs, der auf die Attentäter Revolverschüße abgab, ist verhaftet. Alle Vertreter der fremden Mächte fanden sich im Hause Stambuloffs ein. Zahlreiche Verhaftungen sind vorgenommen worden. Die Spuren scheinen auf Einverständnis mit dem Kutscher des Wagens von Stam- buloffs zu führen. Außer gräßlichen Zer- sleischungen an dem bereits amputierten Arme weist auch der Kopf Stambuloffs schwere Wunden auf. Der Zustand ist hoffnungslos. Um Mitternacht kehrte momentan das bis dahin geschwundene Bewußtsein zurück.
Berlin, 16. Juli. Wie in politischen Kreisen verlautet, ist Stambuloff schon feit langer Zeit auf einen Mordanfall gefaßt gewesen und er hat die Veröffentlichung voü-.Schriftstücken vorbereitet, die nach seinem Tod beziehungsweise nach .einem Attentate veröffentlicht werden sollen stund durch, .welche die Art und Weise des gegen ihn gerichteten Complotts bald erfolgen. wird,.dürfte für die Regierung sehr kornpromittjerend..sein.
!' -7- Die „Frkf. Ztg.st. schreibt zu dem Attentat auf den früheren Premierminister Bulgariens^ .dem nicht nur das Volk seine Befreiung von Rußland, sondern auch der gegenwärtige Fürst seine Krone verdankt: Noch ist es unklar, wer die Banditen gedungen hat, .Bulgariens hervorragendste Persönlichkeit meuchlings zu ermorden, nicht aber zweifelhaft ist es,' wer die Verantwortung dafür zu tragen hat, daß Stambuloff jeden Augenblick in Sofia der Rachsucht seiner politischen und persönlichen Gegner ausgesetzt blieb; es ist die Kommission der Sobranje, welche unter dem nichtigen Vorwände, daß Stambulow fick der Untersuchung entziehen könne, falls er in ein ausländisches Bad reise, gegen die Verab- folgung eines Reisepasses an den kranken