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Bezirks. Zwei hiesige Vereine, die Feuerwehr und der Liederkranz, senkten noch ihre umflorten Fahnen über dem Grab, ehe die zahlreiche Trauerversammlung auseinander ging. (C. Wchbl.)
— Die Gemeinde Stammheim berechnet ihren Hagelschaden auf 200 000 Mark; leider war dort niemand versichert, obgleich die Leute noch in voriger Woche zufolge oberamtlichen Erlasses zur Hagelversicherung aufgefordet worden sind.
Herrenberg, 9. Juli. Nach neueren Berichten belaufen sich die Unterschleife des ff Kassiers Klaiber auf 246 000 Mark. Die Veruntreuungen sollen bis ins Jahr 1884 zurückdatieren.
Heilbronn, 4. Juli. Wie mitgeteilt, hat Gemeinderat Huber hiesigen Werkmeistern vorgeworfen, sich einer Steuerdefraudation durch Ausfuhr unversteuerter Steine schuldig gemacht zu haben. Nachdem Huber seine Behauptung in den hiesigen Blättern schon selbst zurückgenommen hatte, stellte Oberbürgermeister Hegelmaier im Gemeinderat heute fest, das; sich kein Beweis für eine absichtliche Unterschlagung habe erbringen lassen und jedenfalls eine Schuld der betreffenden Werkmeister ausgeschlossen sei. Nach längern Auseinandersetzungen erklärte Huber, daß er sein Amt als Gemeinderat niederlege.
Rundschau
— Das größte Dorf Badens ist Nenarau. Es hat jetzt 7506 Einwohner gegen 6202 in dem Jahre 1890. Die größte Mehrzahl der badischen Amtsstädte sind kleiner.
— Ein jüngst von Frankfurt über Genua nach Amerika geflüchteter Eiseu- und Stahlwarenhändler hat seinen Gläubigern die Mitteilung zugehen lassen, daß er glücklich in der neuen Welt angekommen sei. In Monaco habe er 20,000 Frks. gewonnen und dadurch seine finanzielle Lage erheblich verbessert. Er gehe nun in das Innere des Landes und grüße alle seine Gläubiger bestens.
Cronberg, (Taunus) 7. Juli. Der Reichskanzler Fürst Hohenlohe mit Gemahlin ist hier eingetroffen.
— In dem Schloßpark zu Wilhelmshöhe bei Kassel sind durch den Sturm am Montag ganze Strecken der herrlichen Baumriesen wie Strohhalme abgeknickt worden. Auch in de» angrenzenden Waldungen, Oöstpslanzungen, Alleen rc. bietet sich ein schreckliches Bild elementarer Verheerung. Die nach den Kaskaden führende Tannenallee ist zerstört, die berühmte Rosenallee, hinter Wilhelmshöhe ist stellenweise wegrasiert, überall sind Bäume von der furchtbaren Windsbraut zu einem Haufen zulainmen- geweht. Bei dem bekannten Ausflugsort,Fuchslöcher" hört der Wald stellenweise ganz auf, Wald zn sein. Hunderte von Buchen liegen hier in wildem Chaos aufgetürmt. Eure ganze Anzahl Häuser wurden abgedeckt und vom Sturni beschädigt. Die in der Nähe befindlichen Felder sind von einem furchtbaren Hagelwetter heimgesucht, die Saaten und Früchte sind vernichtet. Noch nach mehreren Stunden bedeckten die niedergegangenen Schloßen handhoch den Boden.
— Entsetzlicher als Laibach wird Eislebenheimgesucht. Hier wiederholen sich die Bodenschwankungen schon seit 3 Jahre». Wasser- icihrbrüche kommen alle Wochen vor, immer me w Häuser müssen gestützt werden und werden
unbewohnbar. Geht das noch einige Jahre so weiter, dann ist der Ruin der Stadt gewiß. Der salzige Untergrund der Gegend ist von unterirdischen Wassern ausgewaschen, es sind Höhlen entstanden und diese brechen jetzt zusammen.
— Bezüglich des Attentats gegen Polizeioberst Krause steht der „Nat. Z.„ zufolge nunmehr fest, daß die Höllenmaschine von einer Frauensperson m Männerkleidern in Fürstenwalde auf die Post gegeben worden ist. Die Person war den Bahnbeamten auf der Rückfahrt nach Berlin ausgefallen, bei der Ankunft in Berlin aber plötzlich »erschunden. — Die Untersuchung gegen den Anarchisten Schneidermeister Töbs-Krebs ist nicht, wie ein hiesiges Blatt wißen will, beendet.
Carthau s (Westpreußen), 4. Jul'. Großes Aufsehen erregt hier die Verhaftung des seit 1880 Hierselbst ansässigen Rechtsanwalts und Notars Busch. Derselbe stellte sich selbst der Staatsanwaltschaft unter der Angabe, er habe amilich anvertraute Gelder in Höhe von etwa 20 000 Mk. unterschlagen. Busch wurde sofort in Unnrsuchungshafl genommen.
Genf. Wie die Basler Nachr. melden, ist das bekannte Hotel Metropole zum Teil ein Raub der Flammen geworden. Am Samstag Abend, einige Minuten vor 6 Uhr, eben als die zahlreich anwesenden Fremden zum Essen schreiten wollten, berichtete man, daß Feuer unter dem Dache sei. Bei dem herrschenden Winde war in wenig Zeit das ganze Hotel in Flammen; ein vorübergehenderFeuer Wehrmann, der den ersten Rauch bemerkt hatte, sah, daß es in einem Kamin brannte, die Hilfe kam aber bereits zu spät. Indessen wurde von der herbeigeeilten Löschmannschaft mit aller Energie gearbeitet, um weiteres Umsichgreifen des Feuers zu verhüten; nach l'/s Stunden Arbeit waren sie Meister des Feuers. Beim Zusammensturz des Lichthofes im Innern des Hotels wurden 2 Löschmänner schwer verletzt. Die Fremden konnten ihr Gepäck zum Teil retten; anderes ging bei der raschen Ausdehnung des Feuers verloren. Der Schaden ist ein großer; namentlich hat auch das Wasser dem Gebäude viel geschadet. Das Dach ist vollständig abgebrannt und auch sonst entstand großer Schaden an Mobiliar des dritten Stockes. Bon 190 Zimmern können nur noch die Hälfte bewohnt werden.
Luxemburg, 6. Juli. Ein unerhörtes Verbrechen wurde in der Ortschaft Vionville begangen. Ein Vater schlug seinen 10jährigen Sohn, um ihn zu bestrafen, förmlich ans Kreuz. Herbeigeeilte Leute befreiten den Knaben und wollten den Unmenschen lynchen. Die Polizei verhaftete den Thäter.
Paris, 9. Juli. Das „Petit Journal" meldet aus St. Petersburg : In Moskau wurde ein großes Komplott gegen das Leben des Zaren entdeckt. Der Chef der Moskauer Geheimpolizei überwachte seit längerer Zeit die Angelegenheit. Eure Anzahl Verhaftungen wurde vorgenommen. 8 Personnen sind direkt am Komplott beteiligt, darunter 6 erst neuestens begnadigte Nihilisten. Der Zar laß den Polizisten als Belohnung 10,000 Rubel überweisen.
— Trotzdem die Franzosen auf Madagaskar von Sieg zu Sieg schreiten, spielen sich die Ereignisse daselbst doch nicht vollkommen zu ihrer Zufriedenheit ab. Das tropische Klima richtet mit seinen Seuchen erhebliche Verheerung unter den
französischen Truppen an. Ein Zehntel des ganzen Bestandes ist infolge der Krankheit dienstunfähig, wie viele von diesen der Dyssenterie erlegen sind, wird in dem Bericht des Expeditionsführers, Generals Duchssne, nicht angegeben. Die Expedition bedarf daher 3000 Mann Verstärkung aus dem Mutterlaude. — Die Landung der ersten Kranken aus Madagaskar soll in Marieille feierlich begangen werden. Der Stadlrat dieser Stadt bewilligte 1000 Franken zur Bewirtung und Beschenkung der Heimkeh enden.
Madrid, 8. Juli. E n Telegramm von Cuba meldet: Die Generale Salcedo, Bazan und Navarro schlugen einen Haufen Aufständischer, wobei es zahlreiche Verwundete und Tote gab, auch der Nebellenführer Arram- buro fiel.
Petersburg, 5. Juli. Fürst Lo- banoff begibt sich zu wöchentlichem Kurgebrauch in das französische Bad Con- trexeville.
St. Petersburg, 9. Juli. In der Siadt Sambrow im Gouvernement Lomsha sind 230 Häu'er niedergebrannt, lieber 2000 Menschen wurden dadurch obdachlos.
New - Aork, 2. Juli. Gestern Nachmittag um 3 Uhr brachten mehrere Räuber einen nach dem Norden fahrenden Zug der Southern Pacific Eisenbahn dadurch zum Stillstand, daß sie in der Rosaburg, im Staate Oregon, Dynamit auf die Schienen legten. Die Räuber nahmen den Fahrgästen ihre Wertsachen ab und entfernten sich darauf unter Mitnahme der eingeschriebenen Postsachen. Es fielen ihnen noch etwa 4000 Dollar in die Hände. Frauen und ärmlich gekleidete Pfänner wurden von den Räubern nicht belästigt, welche sich mit den Fahrgästen in der angenehmsten Weise unterhielten, während sie die Letzteren beraubten.
N e w-I ork, 5. Juli. Nach einem Telegramm aus Havanna fand zwischen 80 Freiwilligen unter dem Hauptmann Loeras und 400 berittenen Aufständischen unttr Guerra ein Gefecht bei Salmasalia statt. 17 Freiwillige wurden getödtet und 19 verwundet. Auf der Seite der Aufständischen wurden Guerra und zwei Offiziere, sowie 60 Mann gelödtet»
Lokales.
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