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Ars. SO.

Donnerstag, 11. Juki 1895.

31. Jahrgang.

Württemberg.

Stuttgart, 6. Juli. Dem Mini­sterium des Innern ist gestern durch Ver­mittlung der Firma G. Siegle u. Co. in Stuttgart die große Summe von 21000 Mk. übergeben worden, welche Herr Ad. Kutroff in Firma Pickhard und Kutroff in New-Iork unter den dortigen Deut­schen für die Notleidenden im Balinger Ueberschwemmungsgebiet ersammelt hat. Zu dem gleichen Zweck hat Alfred Frhr. von Walter in Hamburg dem Ministerium den schönen Betrag von 4100 Mk. über­sandt, welche infolge eines von einem Konnte daselbst erlassenen Aufrufs zu­sammen gekommen sind. Die opferwilligen L-ammler und die hochherzigen Geber dürfen des wärmsten Dankes der Not­leidenden und der aufrichtigen Aner­kennung aller Württemberger für ihre werkthätige Teilnahme an dem schweren Unglücksfall versichert sein.

Seitens der K. Staatsregierung wurde in letzter Zeit in der Heilb ron ner Gegend eifrig nach Salz gebohrt. Ver­schiedene Versuche im Oberamt Neckarsulm verliefen bis jetzt resultatlos; dagegen wurde am Samstag oberhalb Heilbronn bei der Zuckerfabrik in der Tiefe von 176 Meter reines Salz entdeckt. Vorerst wird aber der Staat, der das Nutzungsrecht hat, das Lager nicht ausbeuten.

Stuttflar t, 9. Juli. Da wahrscheinlich noch im Laufe dieser Woche die beiden Kam­mern vertagt werden, so war heute nach Schluß der Sitzung von den Mitgliedern der Kam­mer der Abgeordneten ein Abschiedsiss,n im großen Saale des ViktoriahotelS Es waren alle Fraktionen, iowie die Ritter- und Prälaten­bank vertreten; 62 Stühle waren besetzt.

Seit einigen Tagen verkehrt auf der Strecke Stuttgart-Nördlingen probe­weise ein Bahnpostwagen, welcher elek­trische Beleuchtung hat; dieselbe wird be­werkstelligt durch dhe in den Boden des Wagens eingelassene Akknmulatorenkästen, welche nach Belieben gewechselt werden können. Es werden durch dieselben 78 Lichtflammen erzeugt. Lichtstärke und Lichtdauer haben sich als vorzüglich er­wiesen. Mittels der Umschalter kann jede einzelne Flamme beliebig in oder außer Thätigkeit gesetzt werden. Sehr zweckmäßig ist auch die Einrichtung, daß eine transportable Flamme in Laternen­form im Wagen angebracht ist. An ver­schiedenen Punkten des Wagens befinden

sich sogenannte Steckdosen, in welche die Stöpsel am Leitungsdraht eingesteckt wer­den, worauf die Laterne brennt. Mit derselben kann man, ohne daß der Lei­tungsdraht die Passage im Wagen stört in jedes einzelne Fach hineinleuchten. Diese elektrische Beleuchtung hat den mehr­fachen Vorzug der geringen Wärmeent­wickelung, des ruhigeren und helleren Lichtes und der Gefahrlosigkeit bei et­waigen Eisenbahnunfällen.

Stuttgart, 8. Juli. Heute ging der große, viele Sitzungen in Anspruch nehmende Raubmordprozeß zu Ende. Vöster wurde wegen Mords und Raubs schuldig gesprochen und dementsprechend zum Tod verurteilt. Der Andrang des ' Publikums waren enorm. Leute, die im Saale keinen Platz fanden, füllten die Eintrittshallc des Gerichtsgebäudes und die Straßen. Bemerkt sei, daß die 9 Sitz­ungen des Schwurgerichts in dieser Sache (ohne den Augenschein zu Waiblingen) insgesamt etwa 60 Stunden in Anspruch nahmen, etwa 100 Gutachten abgaben. Der Gerichtshof bestand auS Landgerichts­direktor Plieninger als Vorsitzenden, Land­gerichtsrat v. Fischer, welchen als even­tueller Ersatzrichter Amtsrichter Sarwey zur Seite saß. Das Protokoll führte Land­gerichtssekretär Lumpp. Seitens des Kgl. Justizministeriums wohnte Landgerichts­rat Schwab sämtlichen Sitzungen an.

Beben Hausen, 7. Juü. Seine König­liche Majestät besuchten heute Vorm ttag den Gottesdienst in der diesigen Kirche, während Ihre Majestät die K ö n i g i n Alleihöchstihren heute zum Besuch bierher eingeladenen Bruder, de» Prinzen Max zu Schaumburg-Lippe-D., empfing. Nach dem Gottesdienst hörten Seine Majestät die Vorträge des Oberhofmarschalls nnd des dienstthuenden Flügeladjutanten und arbeiteten mit dem Kabinetschef. Zur Tafel bei Ihren Majestäten, während der die Batcul- lonsmusik von Tübingen im Garten konzer- tirte, waren heute Oberjägerm istec Freih. v. Plato mitGemahlin und Oberförster Münster von Tübingen eingeladen. Im Laufe des Nach­mittags machten Ihre Majestäten nüt I. K. H. Prinzessin Pauline und S. D. dem Prinzen Max zu Schaumburg-Lippe einen Ausflug nach Einsiedel und besichtigten die Domäne. Der Prinz kehrte Abends nach Ludwigsburg zurück.

Neuenbürg. Um die Summe von 1500 Mk. erkaufte Herr Kammfeger Herbster hier die ehemalige Gartenwirtschaft der vor­maligen Lutz'schen Brau-rei. Herr H-rbsür wird darauf ein zweistöckiges Haus bauen lassen. ' An Stelle des in Untersuchung genom­

menen Schultheißen von Unterniebelsbach wurde Hr. Johann Roth von dorten gewählt und wurde die Wahl durch die Kreisregierung bestätigt.

Calw, 9. Juli. Der durch den Hagel am 1. Juli angerichtete Schaden beträgt >m Bezirk nach einer vorgenommenen Schätzung mindestens Os Million Mark.

Li eben zell, 6. Juli. Heute nach­mittag wurde unter allgemeiner Teilnahme unser verdienter und geschätzter Ortsvor­steher, Stadtschultheiß Schneider zu Grabe gebracht, nachdem er am Donners­tag den 4. Juli früh 3 Uhr seinen lang­wierigen und zuletzt noch recht schweren Leidenskampf ausgekämpft hat und eines sanften Todes entschlafen ist. Nicht ganz 31 Jahre hat er erreicht; nur 6 Jahre lang hat er sein mühevolles Amt unter uns ausgerichtet, aber mit einer Hingeb­ung und Treue, Umsicht und Thatkraft, die alle Anerkennung verdient. Durch seine Geschäftsgewandtheit und den un­verdrossenen Fleiß den er bethätigte neben einem reichen Maß von Wohlwollen ge­gen jedermann und neben einem klaren Einblick in dasjenige, was das Wohl der Gemeinde erfordert, hat er sich den Dank und die Achtung der hiesigen Einwohner­schaft in hohem Maß erworben; die Trauer um ihn ist deswegen auch eine überaus schmerzliche und wird nur durch die Er- j Wägung in etwas gemildert, daß längeres Leben für ihn selbst nur eine Verlänger­ung seines Leidens gewesen wäre. Ein unheilbares Kehlkopfleiden zehrte seit einem > Jahr an seiner Lebenskraft. Mit äußerster j Anstrengung seiner hinfchwindenden Kraft ^ bat er noch bis in die letzten Wochen seines Amtes gewartet, bis er endlich völlig er­schöpft und zum Tode matt, sich nach einem Stellvertreter umschauen mußte. Er hin- , terläßt eine Witwe mit einem Kind. Seine l Tüchtigkeit und Treue im Amt sowohl als ! auch die Liebenswürdigkeit und Lauterkeit ! seines Charakters sichern ihm ein dank­bares Andenken in unserer Gemeinde und bei allen, die ihn kannten. Beim Begräb­nis wurden unter kurzen Nachrufen, die von der herzlichen Trauer um den Ent­schlafenen Zeugnis ablegten, Kränze niedcr- gelegt, von Gemeinderat Schönlein namens der bürgerlichen Collegicn, von Lammwirt Wohlleber namens der Feuerwehr, von Schullehrer Brodbeck namens des hiesigen Liederkranzcs, von Verwaltungs-Aktuar Staudenmayer aus Calw namens des 'Vereins von Korporations-Beamten des