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werden und nach dem Vorschlag des Aus­schusses eine Mitgliederzahl von 50 an dem­selben Ort zur Gründung eines selbständigen- Vereins berechtigen. Ein Antrag des Ober­försters Mtykl-Dornstetten, die Grenze auf 30 herabzusetzen, wurde mit Stimmenmehrheit angenommen. Des weiteren wurde einstimmig gulgeheißen, den Z 3 und 8 dahin abzuändern, daß derVorstandjedesJahrneu zu wählen ist und zwar auf der nuumehr jährlich (nicht wie bisher alle 2 Jahre) stattfindenden Hauptversammlung. Dem Vorschlag des Ausschusses entsprechend wurde auf Antrag des Schriftführers Regelmann der seit­herige stellvertretende Vorstand, Rechtsanwalt Stockmayer Stuttgai t, durch Zuruf zum Vorstand fürs nächste Jahr gewählt. Derselbe nimmt die Wahl dankend an und bittet um kräftige Mitarbeit. Als Ort der nächsten Hauptver­sammlung wird einstimmig Neuenbürg be­stimmt. Endlich beschäftigt man sich noch mit der Frage, ob nicht für den bad.schen und württembergischen Schwarzwaldverein ein ge­meinschaftliches Organ gegründet, bezw.Aus dem Schwarzwald" zu einem solchen Erwei­tert werden soll. Zur Einleitung der hiezu nötigen Schritte wird der Hauptausschuß er­mächtigt. Nach der Satzung gings zum F st- mahl, das im Hotel zur Post stattsand und an dem sich über 100 Personen beteiligten. Der Speisesaal war/, sinnig m't Walsesgrün und den Büsten des Königs und der Königin geschmückt. Bald herrschte fröhliche Feststim­mung, so daß die Reche der Tischreden fast nicht enden wollte. Alles war hochbefriedigt von dem überaus schönen Verlauf des Festes, 'dessen treffliches Gelingen in allen Stücken namentlich auch dem unermündlichen Vorstand des hiesigen Vereins, Arthur Junghans zu danken ist. Heute früh unternahmen ca. 30 Personen einen Ausflug nach Triberg und Hornberg der ebenfalls vom schönste Wetter begünstigt war.

Biberach, 29. Juni. Nach Ueber- einkunst des Festausschusses mit dem Bun­desausschuß ist das Programm zum 24. Liederfest des Schwab. Sängerbundes nun sestgestellt und dem Druck übergeben. Nach demselben wird am Samstag, 20. Juli, Abends 7 Uhr, ein Bankett in der neuen Turnhalle gehalten, zu dem die schon an­wesenden Sänger freien Zutritt haben. Betreffs der Sonderzüge und der Fahr­preisermäßigung steht der Festausschuß noch in Unterhandlung mit der General- Lirektion; soviel ist aber sicher, daß am Sonntag den 21. Juli Sonderzüge etwa bis 8'/r Uhr hier eintreffen werden, so daß sich die Sänger um 9*/s Uhr zum Zug zu dem Begrüßungsakt und dem Wettgesang sammeln können. Der Wett- gesang wird ohne nennenswerte Unter­brechung fortgesetzt und etwa bis 4 Uhr dauern. Um 5 Uhr findet die Probe für die Eßlinger Vereine statt, welche, etwa 250 Sänger stark, bei der Hauptaufführ­ungFriedrich Rotbart" von Podbertsky singen werden, und für diejenigen Vereine, die den Siegespsalm von Faißt über- uommen haben; um 5^2 Uhr allgemeine Hauptprobe. Am Montag den 22. Juli wird vormittags 10 Uhr die Hauptauf- sührung stattfinden, bei der auch der Stutt­garter Liederkranz sich mit dem Einzel- VortragVolkers Schwanenlied" von Max Meyer-Olbersleben beteiligen wird. Am Montag Nachmittag stellt sich von 2Ü2 Uhr an der Festzug zur Preisverteilung auf, der nur durch wenige Straßen sich zum Festplatz bewegen wird. Zu dem Aus­flug an den Bodensee (Lindau und Bregenz) üud zahlreiche Anmeldungen eingelaufen,

so daß e n Sonderzug und -Schiff gesichert ist. Zur Begleitung der allgemeinen Chöre und zum Konzertiren auf dem Festplatz ist die Kapelle des Jnf.-Regts. 120 in Weingarten, Kapellmeister Eschrich, ge­wonnen^

Rundschau

Karlsruhe, 1. Juli. Heute Nachmittag entlud sich hier ein schweres Gewitter mit viertelstündigem sturmactigen Hagelschlag und richtete großen Schaden an. Auf dem Hauptbahnhof stieß ein Personenzug auf einen rar.girenden Wagen, wobei ein Reisender leicht verletzt wurde.

Durlach, 2. Juli. Zwischen hier und Bruchsal gingen gestern schwere Wolkenbrüche, teilweise mit verhee­rendem Hagel schlag verbunden, nieder. Besonders stark ist unsere Stadt und Umgebung vom Hagelschlage betroffen worden. An der Wetterseite der Hänser ist nicht eine Fensterscheibe ganz geblieben. Besonders hart wurden der Bahnhof, die Post usw. mitgenommen. Die Felder sind in ihrem Ertrage total vernichtet und machen einen traurigen Eindruck. Die Schloßen lagen stellenweise 40 Centimeter hoch. Was nicht vom Hagel zerstört ist, haben die Wasserfluten ruinirt.

Zell i. W., 30. Juni. Die l iesige Stadtgemeinde hat mit der Akliengesellschafl ..Helios für elektrisches L>chl in Köln-Eh en­feld" ein n Vertrag abgeschlossen, wonach genannte Gesellschaft sich verpflichtet, von dem durch sie bei der Kasteter Mühle zu zu errichtenden Werke sowohl für städtische Beleuchtung als auch an Private elektrisches Lickt abzuzeben. Für städtische Beleuchtung (10 Bogen- und 12 Glühlampen nebst An­lagen) erhält die Gesellschaft jährlich 1500 Mk. Private bezahlen pro 1000 Watt 65 Pfg., was eine Auslage von 3 bis 3,5 Pfg. für eine Lichtstärke von 16 Normal­kerzen pro Brennstunde gleichkommt. Der besagte Preis gilt als höchster und darf nicht in die Höhe geschraubt werden. Der Vertrag lautet auf 15 Jahre. Bis kom­mende» Winter wird die neue Beleuchtung hergestellt sein.

Mannheim, 1. Juli. Gouverneur Major v. Wißmann hat heute Vormittag bald nach 10 Uhr mit seiner Gemahlin sich nach Karlsruhe begeben, woselbst er Gast des Ministers v. Brauer ist. Von dord setzt der Gouverneur seine Reise direkt nach Italien fort.

Konstanz, 1. Juli. Für das reisende Publikum am Bodensee ist eine neue Ein­richtung getroffen worden, die wohl überall mit Freuden begrüßt werden wird. Auf den Dampfbooten werden im Anschluß an die von den Bodenseestädten eingehenden Bahnlinien Rückfahrkarte zu ermäßigtem Preise mit lOtägiger Giltigkeit ausgegeben. Wenn dem reisenden Publikum von dieser zweckmäßigen Einrichtung Kenntnis- gebracht ist, wird von dieser Begünstigung zweifellos viel Gebrauch gemacht werden.

Pirmasens, 28. Juni. Nachdem die Preise der für die Schuhfabrikation hauptsächlich benötigten Ledersorten in den letzten Wochen infolge des Mangels an Rohhäuten und den amerikanischen Lederring rapid gestiegen sind, beabsich­tigen die hiesigen Schuhfabrikanten die Preise für fertiges Schuhwerk bedeutend, man spricht von 30 pCt., zu erhöhen. Es haben darüber bereits Verhandlungen unter den Fabrikanten zum Zweck eines einheitlichen Vorgehens stattgefunden.

Berlin, 2. Juli. Heute Morgen 3 Uhr wurde auf dem Paketpostamt in der Oranienburger Straße eine an den Poli­zeioberst Krause adressierte Höllenmaschine, welche in Fürstenwalde zur Post gegeben und mitAbsender Thomas" gezeichnet war, entdeckt. Aus der Küste, welche gegen 2 Uhr aus Fürstenwald angekommen war, sickerte Benzin, wodurch man aufmerksam wurde. Man hörte nun das Geräusch eines Uhrwerks und öffnete den Boden der Kiste. Der Inhalt bestand aus 7 Flaschen Benzin, die untereinander durch Schnüre verbunden waren, welche ihrerseits mit einem mit 6 scharfen Patronen ge­ladenen Revolver in Zusammenhang stan­den, dieser würde sich beim Oeffnen des Deckels entladen haben, da eine Schnur vom Deckel nach dem Drücker des Re­volvers ging. Die Uhr enthielt einen Wecker, welcher auf '/eil Uhr gestellt war, so daß die Maschine, auch wenn sie nicht geöffnet wurde, heute Vorm, nach Ablieferung explodirt sein würde. Auf Benachrichtigung des Polizeireviers er­schienen Beamte, welche die Maschine un­schädlich machten und mit Beschlag be­legten.

Die Höllenmaschine, die in Berlin entdeckt und glücklicherweise noch unschäd­lich gemacht worden ist, sollte vielleicht, ein Jahr nach Carnots Ermordung, der Welt in Erinnerung bringen, daß die Arbeit dunkler Mächte, welche durch Er­regung von Furcht und Schrecken auf die Erreichung unbekannter Ziele hinwirken, noch nicht eingeschlasen ist. Vielleicht auch war der Schrecken Selbstzweck und es ist ein bloßes Bubenstück, das da ver­übt worden ist. Aber jedenfalls ein grauenhaftes Stück, das auf das Vor­handensein der gefährlichsten Dittenver- wilderung hinweist. Wer Stunden und Tage an einem Werkzeug arbeitet, ähn­lich dem Uhrwerk jenes Versicherungs­schwindlers und Massenmörders Thomas, das vor Jahren in Bremen zu früh ex­plodirt ist, wer dem fertigen Werke noch eine teuflischboshafte Bezeichnung und eine höhnische Adresse verleiht, wer die ent­setzliche Wirkung auf eine Menge Schuld­loser nicht scheut, der hat die äußerste Stufe von Verworfenheit erreicht. Die menschliche Gesellschaft ist aufs Neue ge­warnt vor unheimlichen Gewalten in ihrem Schoße. Durch Umsturzvorlagen wird sich da nichts bessern lassen. Der Heilungs­prozeß muß von innen kommen, und Jeder in seinem Teil muß dazu beitragen.

Berlin, 2. Juli. Auf die Ergreifung des Urhebers des Attentats gegen den Polizeioberst Krause wurden 1000 Mk. Belohnung ausgesetzt.

Münster in W., 1. Juli. In dem Nachbarorte Greven sind acht Wohnhänser ab­gebrannt. Fünfzehn Familien wurden dadurch obdachlos.

Kiel, 1. Juli. Drei Leichenwagen über­führten soeben den Seekadetten Wahlen und die Torpedomatrosen Buhmann und Elster nachdem Mannefriedhof. Zahlreiche Offiziere, Abordnungen aller Kriegsschiffe und Truppen- theile, sowie ein Kaiserlicher Hoswagen folgten. Die Kaiseryacht, das Schloß, die Kriegsschiffe und Gebäude flaggen halbmast. Die Beisetzung erfolgte mit allen militärischen Ehren.

Kiel, 1. Juli. Der Kaiser ließ gestern Abend sofort nach Ankunft derHohmzollern" durch einen Adjutanten an Bord des Panzer­schiffesKurfürst Friedrich Wilhelm" Erkundi­gungen über den Unglücksfall einziehen. Die