Amtsblatt für die Staöt Witöbad-

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Airs. 77.

Donnerstag, 4. JuLi 1895.

31. Jahrgang.

Württemberg.

Stuttgart, 29. Juni. Wie dasN. Tgbl." hört, zog sich Medizinalrat vr. H. v. Burkhardt vor kurzem bei der Sektion einer Leiche eine Verletzung am Arm zu, welche die Gefahr einer Blutvergiftung mit sich brachte. Durch sofortige Anwendung geeigneter Mittel gelang es, einer ernstlichen Gefahr vorzubcugen, so daß der geschätzte Arzt demnächst wieder im stände sein wird, seine Berufsthätigkeit aufzu­nehmen.

Der Schluß der Landtagssession ist auf Freitag den 12. oder Samstag den 13. Juli in Aussicht zu nehmen.

Neuenbürg, 1. Juli. Gestern hielt der Enz-Nagold-Gausängerbund sein 4. Liederfest in Birkenfeld, verbunden mit einem Preisgesang in 2 Abteilungen für ländl. und höh. Bolksgesang. Der Frem­denzulauf in dem festlich geschmückten Orte war bei der günstigen aber heißen Witterung ein sehr starker. Preisrichter war Seminarlehrer Hegele von Nagold und Haasts von Maulbronn, sowie Or­ganist Koch von Stuttgart. Das Resul­tat der Preisverteilung war folgendes: 1. Abteilung (erschwerter Volksgesang)

1. Pr. Liederkranz-Neuenbürg (30 Sänger) 29'/s Punkte. 2. Preis Concordia-Calw (25 Sänger) 26 '/2 Punkte. 2. Abteilung (einfacherer Volksgesang) (1. Preis 29^/z Pkt.) Liederkranz-Calmbach (27. Sänger),

2. Preis (28'/r Punkte) Liederkranz- Engelsbrand (27 Sänger), 3. Preis (23'/r Punkte) Frohsinn-Schwann (20 Sänger) 4. Preis (22 Punkte) Sängerbund Arn­bach (22 Sänger), 5. Preis (21 Punkte) Sängerbund-Grunbach (24 Sänger). Je einen 6. Preis bei je 17'/r Punkten er­hielten noch der Liederkranz-Feldrennach mit 24 Sängern und der Sängerbund- Gräfenhausen mit 25 Sängern. Der Sängerbund-Grunbach, welcher vor 2 Jahren den 5. Preis errang, und auch diesmal wieder, versagte die Annahme des neuenPreises. Der festgebende Verein (Sängerbund-Birkenfeld), welcher sich auch am Preisgesang beteiligte, früher wieder­holt preisgekrönt wurde, verzichtete zu Gunsten eines anderen Vereins auf die Zuerkennung eines wohlverdienten Preises. Die Leistungen der preissingenden Vereine ließen einen nicht unbedeutenden Fort­schritt, insbesondere in der Aussprache und der harmonischen Reinheit erkennen. Eine mächtige Wirkung erzielten die wohl­gelungenen Gesamtchöre unter der um­sichtigen Leitung des Vaudirigenten Ober­lehrers Schramm von Neuenbürg. Die Festrede hielt der Gauvorstan Meehd von

Neuenbürg, worin er die Bedeutung des deutschen Liedes eingehend beleuchtete.

Calw, 1. Juli. Heute Nachmittag 3'/s Uhr trat hier ganz plötzlich ein or­kanartiger Sturm- und Wirbelwind auf. Der Himmel verfinsterte sich und etwa 14/- Minuten lang hagelte es, wobei Körner und Eisstücke in der Größe kleiner Hühner­eier sielen. Der Hagel war ohne Blitz- und Donnerbegleitung. Das Unwetter, das seine Richtung von Süden nach Nor­den nahm, dauerte 25 Min. lang. Große Verheerungen wurden angerichtet auf dem Brühl, wo der Sturm mehr als ein Dutzend der kräftigsten Linden- und Kastanienbäume entwurzelte; auch in dem schönen, park­artigen Garten des Eisenbahnbauamtes. Die Felder gegen Stammheim und Altheng- stett sind verhagelt. Eine Masse Fenster­scheiben wurden eingeschlagen, viele Ziegel und einige Kamine heruntergeworfen, ein Giebel an einem Neubau eingedrückt, ein Dachstuhl abgehoben. Großen Schaden haben insbesondere die Gärtner erlitten. Mehrere Personen, die auf freiem Felde von dem Unwetter überrascht wurden, ka­men mit Wunden bedeckt nach Hause. In großer Gefahr waren die Kinder im Bad. Kaum hatten sie das Kinderbadhaus ver­lassen, so wurde dasselbe vom Sturm zer­stört. Wie man hört, soll der Sturm auch in der Richtung gegen Neu- und Altbulach gehaust und in Feld und Wald großen Schaden angerichtet haben.

Ebhausen, 2. Juli. Gestern nach­mittag um 3 Uhr zog von Südosten her ein heftiges Gewitter das obere Nagoldthal entlang. Nach einem wilden Windsturm, der Bäume umriß oder der Aeste beraubte, fielen einige Minuten lang dichte Hagelkörner in der Größe von Haselnüssen bis Taubeneiern, ja noch größer. In Rohrdorf und hier wurden viele Fensterscheiben eingeschlagen von dem Hagel, das Obst und Laub der Bäume von demselben zerfetzt und zu Boden gerissen. Manche Feldstücke auf Rohrdorfer und hiesiger Markung sind arg mitgenommen worden, so daß die Halmfrüchte alle abgeknickt sind und die Felder abgemäht werden müssen. Auch die Orte Nothfelden, Pfrondorf, Mindelbach, Wringen, Alt- und Neubulach, Holzbronn wurden schwer hcimgesucht.

F reudenstad t, 1. Juli. Die Erbgroß­herzogin von Baden, die gegenwärtig in Rip -1 poldsau zum Kurgebrauch weilt, traf gestern mittag nach 12 Uhr in Begleitung der Hof' dame Gräfin Hermine v. Kageneck und des Hofmarschalls Freiherr v. Freystedt in einem Viergespann hier ein, durchfuhr die Stadt und dinierte 'M Schwarzwaldhotel. Nachher

fuhren die Herrschaften nach Oppenau.

Schramberg, 30. Juni. Zu der Haupt Versammlung des württ. Schwarz wald* Vereins hatte sich unsere Stadt festlich ge* schmückt. Eine große Anzahl Mitglieder hatte sich hiezu eingefunden. Nachmittags 2 Uhr wurde, nachdem vorher die Ausschußsitzung getagt, die Hauptversammlung durch den Vor­sitzenden Rechtsanwalt Stobckmayer eröffnet Stadtschultheiß Holzwarth begrüßte die Mit­glieder mit warmen Worten. Der Vorsitzende erwiderte dankend und gab besonders noch seiner Freude Ausdruck über die Teilnahme verschiedener Herrn aus Baden, besonders auch des Vorstands vom Badischen Schwarzwald­verein, Geh. Hofrat Behaghel. In das Hoch auf Se. Majestät König Wilhelm, den hohen Protektor unseres Schwarzwaldvereins, stimmte die Versammlung begeistert ein und auf An­trag eines Mitglieds wurde ein Huldigungs­telegramm an den König abgeschickt, welches noch am nämlichen Abend in huldvollster Weise erwiedert wurde. Sodann trat man in die Tagesordnung ein. Zuerst kam der Geschäftsbericht des Vorsitzenden. Wir er­fahren aus demselben, daß die Zahl der Mit­glieder bedeutend gewachsen ist, daß das Ver­einsleben sich um vieles gehoben hat. Zu diesem günstigen Resultat hat namentlich auch das Vereinsorgan beigetragen; dem Schrift­leiter und dem Verleger wird für ihre Be­mühungen der Dank ausgesprochen. In den beiden letzten Vereinsjahren wurde ferner ein schönes Vereinszeichen geschaffen. Da Re­gierungsrat Nestle die Vorstandschast niederge- lcgt hatte, so wurde Rechtsanwalt Stockmaycr mit der Stellvertretung betraut. Auch von den einzelnen Bezirksvereinen liegen günstige Berichte vor. Nun erstattete Buchhändler Hol­land aus Stuttgart den Kassenbericht. Der Stand der Kasse ist ein günstiger, so daß nach Abzug eines Beitrags von 300 Mk. zur Er­richtung eines Denksteins für den früheren ver­dienstvollen Vorstand Oberbaurat Reinhard durch den Calwer Verein auf der Ruine Waldeck und einer kleineren Entschädigung an den Schrift­leiter des Organs noch die schöne Summe von 1130 Mk. zur Verteilung an die einzelnen Vereine gelangt. Von diesem Betrag soll er­halten: Calw 150 Mk., Freudenstadt 150 Mk., Oberndorf 100 Mk., der neugegründete Na­golder Verein 100 Mk. als Patengeschenk. Altensteig hatte im letzten Jahr sehr große Ausgabeu, deshalb erhielt der dortige Verein 250 Mk zur Deckung des Defizits. An Neuen­bürg werden 150 Mk. bewilligt, da dieser Verein am Bau eines Turmes aus dem badischen Holoh sich beteiligen wird. Schramberg end­lich bekommt den Rest von 230 Mk. Um den Verein beweglicher zum machen, soll die Gründung weiterer Bezirksvcreine «leichter