Amtsblatt für die Stadt Witöbaö-

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Nro. IO.

Aonrrevstag, 24. Januav 18SS.

31. Jahrgang.

Württemberg.

Stuttgart, 19. Jan. Auch die Metzger treten in die Wahlbewegung ein. Die hiesige Fleischerinnung hat be­schlossen, nur für denjenigen Kandidaten zu stimmen, welcher im allgemeinen für den schwer darnieder liegenden Mittelstand eintreten und im besonderen für Aufheb­ung der Konsumsteuern eintreten will; im Land soll ein Flugblatt verbreitet werden, welches die zu wählenden Kandidaten auf- sührt.

Hiesigen Blättern zufolge wird der König zum Geburtstag des Kaisers nach Berlin reisen.

Stuttgart, 21. Jan. Bis jetzt sind, soweit bekannt, für die bevorstehen­den Landtagswahlen etwa 125 Kandidaten aufgestellt, darunter 28 Deutschparteiler, 25 Zentrum, 47 Volksparteiler, 9 Partei­lose, 6 Landespartei, 2 Konservative, 1 Linker, 1 deutsche - und Bolkspartei ge­meinschaftlich, 2 Wirtschaftspartei, 1 ernst zu nehmender Sozialist und endlich 1 Kan­didat, der ohne Bewerbung aufgestellt ist (Herr v. Mittnacht.) Hiezu kommen noch die Zählkandidaturen des Zentrums und der Sozialdemokratie.

lieber die leitenden Grundsätze der württembergischen Steuerreform hat sich, wie man weiß, der Staatsminister der Finanzen, Or. v. Ri ecke in einem Bericht an die Kammer der Standesherren vom 14. Mai 189l, sowie in der Sitzung der Kammer der Standesherren vom 2. Juni 1893 in allgemeiner Form ausgesprochen. Wie wir aus zuverlässiger Seite erfahren, sind die Entwürfe für die neue Regelung des württembergischen Steuerwesens nach den dort mitgeteilten Grundsätzen ausge­arbeitet worden und unterliegen augen­blicklich der Begutachtung des Gehei­men Rats. Es ist anzunehmen, daß die weitere Behandlung sich so zeitig wird er­ledigen lassen, daß die betreffenden Vor­lagen dem neu zu wählenden Landtage bald werden zugehen können.

Gmünd, 20. Jan. Im Juni d. I. findet sicherem Vernehmen nach in unserer Stadt der 10. Verbandstag des Landes­verbands der Wirte Württembergs statt. Mit demselben ist, wie alljährlich, eine Ausstellung von Erzeugnissen, Maschinen, Gerätschaften und Bedarfs-Artikeln für das Wirtsgewerbe verbunden.

Rotten bürg, 21. Jan. In der vergangenen Nacht wurde hier der 23jäh-

rige Müllersknecht Stark ermordet. Der Ermordete ist erst vor wenigen Wochen aus dem Amtsgerichtsgefängnis entlassen worden, in dem er wegen eines Raufhan­dels eine Strafe zu verbüßen hatte. Der Mörder ist zur Haft gebracht. Doch sol­len mehrere junge Leute an der L-ache be­teiligt sein. ^ >

Heidenheim, 21. Jan. Gestern nachmittag 4 Ls Uhr brach zwischen Schnait­heim und Heidenheim das Eis der Brenz ein, worauf sich 5 Knaben befanden. Zwei der Knaben gehörten einem Bahnwärter; einer derselben ist ertrunken, der andere dürfte kaum mit dem Leben davonkommen. Ein dritter, der 16jährige Sohn eines Briefträgers, ertrank gleichfalls. Die zwei übrigen konnten sich sofort an's Land ret­ten. Der Briefträger stürzte sich dreimal in Hemdärmeln in's Wasser, um seinen Sohn zu suchen,

Den Hauptgewinn der Ulm er Münster-Lotterie, im Betrage von Mark 75 000 baar, welcher auf Nr. 72 072 siel, erhielten 2 Damen aus Straßburg die das Glücksloos von einem Gewinn der bayerischen roten Kreuz-Lotterie kauften.

Alpirsbach, 21. Jan. Das Tho­masphosphatwerk (Pfistermühle) der Witwe Schroff hier wurde von G. Glamm, Hauptmann a. D. in Kirchheim u. T., käuflich erworben. Derselbe wird in den nächsten Wochen mit Familie hieher über­siedeln und die Fabrikation von Thomas­phosphatmehl in der seitherigen Weise weiterführen.

Rundschau.

Gernsbach, 20. Jan. Es wird uns mitgeteilt, daß auf dem zum Privateigen­tum des Großherzogs gehörigen Schloß­gute Eberstein im Laufe des Jahres eine größere Ziegenstation gegründet werden soll. Es wird ein Stallgebäude für etwa 50 Zuchttiere errichtet und soll auch ein größeres Grundstück als Laufplatz für die­selben in Aussicht genommen sein. Die Errichtung und Leitung der Station wurde dem seitherigen Leiter der Ebersteiner Gutswirtschaft, dem seitherigen Gutsver­walter Würtenberger übertragen und wurde diesem zu Ziegenzucht-Studien und zur Auswahl von geeignetem Zuchtmaterial ein längerer Urlaub bewilligt. Die Zuchtsta­tion soll ausschließlich den Zweck haben, gutes Zuchtmaterial heranzuziehen und zu mäßigen Preisen im Lande zu verbreiten.

Als hauptsächlichste Zuchtziele sollen die Steigerung der Milchergiebigkcit und des Körpergewichtes angestrengt werden. Die Hebung der Ziegenzucht ist volkswirthschaft- > lich hochwichtig und am besten dürfte die-, ser von jcher vernachlässigten Tierzucht durch Errichtung größerer Zuchtstationen aufgeholfen werden können.

Mannheim, 20. Jan. Heute Vor­mittag sprachen imSaalbau" die Sozial­demokraten Blos und Dresbach gegen die Umsturzvorlage. Nach ihren Reden wurde eine Resolution gegen den Entwurf ange-- uommen. '

Konstanz, 19. Jan. In Ueberlingen soll an der Fastnacht ein türkischer Jahr­markt aufgeführt werden.

Berlin, 19. Jan. (Reichstag.) Die 1. Lesung der Justizgesetznovelle wird fortge- setzt, v. Güktlingen (Reichsp.): Lenzmann hat von einem waraomus eriminalis gesprochen, der eine Folge der Trennung zwischen Krimi­nalisten und Zivilisten sei. Ich habe von einem warasrnus eriminalio in den Straf­kammern noch nie etwas bemerkt, obgleich ich selbst Kriminalist bin. Dann hat Lenzmann Klage darüber geführt, daß die Verteidigung in dem Prozeßverfahren schlecht gestellt sei, namentlich daß sie die Akten nicht zur Einsicht erhalten könne. Bei uns wird dem in Unter­suchung Befindlichen die Anklageschrift zuge­stellt, und er behält sie auch, bis er genügend auf die Verteidigung sich vorbereitet hat. Meine politischen Freunde stehen im Allgemeinen auf dem Boden der Vorlage. Bei uns in Würt­temberg werden die unschuldig Verurteilten schon seit 1868 entschädigt, ohne daß ein ge­setzlicher Zwang für die Justizverwaltung dazu vorlag. Mit der Berufung sind wir auch ein­verstanden und zwar mit der Maßgabe, daß sie an die Oberlandcsgerichte geht. Ich ver­hehle mir nicht, daß bei der jetzigen Gerichts­verfassung und dem jetzigen Strasprozcßver- fahren Dinge vorgekommen sind, die einer Abhilfe bedürfen. Das Beste wäre gewesen, einevöllständigeRevisiondesGerichtsverfafsungs- gesetzes und der Strasprozeßordnung vorzu- nehmen; indessen wird man bei der gegen­wärtigen Sachlage darauf verzichten und sich mit dem begnügen müssen, was in dieser Vor­lage geboten wird. Gegen die Verminderung der Zahl der Richter in den Strafkammern hat sich zu meiner Freude ein erheblicher Wider­spruch nicht gefunden. Die Verminderung der Prozeßgarantien dagegen ist mir bedenklich; man sollte den Parteien die Möglichkeit der Beweiserhebung in dem bisherigen Umfange gewähren. Die Entschädigung unschuldig in