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Zeit aufhalten und zusammen mit ihrem Sohne bald «Kreisen, während inzwischen König Milan bis zur Rückkehr des Königs als Regent fungieren wird. Die Reise soll 5—6 Monate dauern und der König bei diesem Anlässe mehrere Höfe, zuerst aber den Czarenhof besuchen.
Sofia, 27. Jan. Der Prozeß gegen Iwanow ist sehr bedeutsam, da derselbe hochwichtige Enthüllungen bringt, so u. a., daß ein Emigrant 1000 Rubel erhielt, um den Fürsten Ferdinand aus seiner Reise nach London zu ermorden.
Petersburg, 29. Jan. Der Kaiser leidet an starkem Jnfluenzaanfall mit Bronchitis und Entzündung des unteren Teiles des rechten Lungenflügels. Temperatur Samstag Nacht: 39,6.
Petersburg, 29. Jan. Ueber das Befinden des Zaren wird weiter gemeldet: Der Entzündungsprozeß der Lunge hat aufgehört; Temperatur 38,6°.
Rom, 29. Jan. Der Papst celebrierte gestern eine Messe und ließ eine Ansprache an die versammelten Gläubigen durch einen Kardinal verlesen. Ter Papst versicherte seine Liebe zum römischen Volke, äußerte sein Bedauern über die ungünstige politische Lage und den Mangel an Moral auf der Apeninnen- halbinsel, und gab der Hoffnung Ausdruck, daß sich die Zustände bald bessern mögen. Zur Wiederherstellung von Gerechtigkeit und gesunden Sinn seien aber andere Wege, als d» bisher eingeschlagenen, erforderlich. Trotzdem die Feier zwei Stunden dauerte, zeigte der Papst keine Ermüdung.
— Im Piräus sind in einem Privathause 40,000 falsche griechische Zweidrachmen-Sch eine in Beschlag genommen worden.
— Aus Massaua eingetroffenen Nachrichten zufolge ist begründete Hoffnung vorhanden. die seit Jahren in den Händen der Mahdisten befindlichen europäischen Gefangenen durch Austausch mit den in der Schlacht bei Agordat am 23. Dezember 1893 durch die Italiener gefangenen Derwischen zu befreien.
— In verschiedenen Teilen Amerikas haben früher Kulturvölker existiert, von denen unsere Geschichtsbücher nichts wissen. Nur die Uebcrreste reden dann und wann von verschwundener Pracht. In der Nähe der nordamerikanischen Stadt Eddy wurden die Ruinen von fünf uralten Städten entdeckt, die ehemals 15 - 20,000 Seelen gezählt haben müssen. Die Ueberbleibsel eines alten Kanals wurden ebenfalls entdeckt. Zerbrochene Töpfe Bogen und Steinäxte von derselben Art, wie in Neu-Mexiko und Arizona wurden gefunden.
Rio d e Janeiro, 39. Jan. Die zwischen den Insurgenten und Peixoto gepflogenen Unterhandlungen sollen abgebrochen worden sein. Die Feindseligkeiten dauern fort.
Aus Stadt und Umgebung.
Wildbad. Am Freitag den 2. Febr. findet in Stuttgart die Beratung des Sommer- Fahrplans im Sitzungssaal der König!. Generaldirektion der Staatseisenbahnen statt. Der „Staatsanz." veröffentlicht nun die Anträge in Bezug auf den Sommer-Fahrplan, welche die K. Generaldirektion bei dem Kgl. Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, Abt. für die Verkehrsanstalten, gestellt hat und welche in obenerwähnter Sitzung zur Beratung kommen. Wir bringen nachstehend die Anträge, soweit solche die Enz- und Ragoldbahn betreffen, zum Abdruck:
Horb-Calw-Pforzheim.
1) Der Personenzug 182, Horb ab 2L7 nachmittags, Pforzheim an 4.S8 nachm, soll beschleu
nigt werden und um 4.48 in Pforzheim eintreffen, mit Anschluß in Brötzingen nach Wildbad.
2) Der Personenzug 184 soll, infolge der Späterlegung des Zuges 174 Stuttgart—Calw, später gelegt werden:
bisher: künftig:
Calw . . ab 8.25 nchm. 9-30 nchm.
Pforzheim an 9 08 „ 10.13 „
Wil-bad—Pforzheim.
1) Der Personenzug 140 soll, wie im vorigen Sommer, wieder ausgeführt werden.
Wildbad . . ab 1115 vorm.
an 12.05 nachm.
2) Die Schnellzüge 142 und 141 sollen —
mit verändertem
Kurs — wieder ausgeführt
werden und zwar
142
Wildbad . .
. ab 3.45 nachm.
Pforzheim .
. an 4.25
Pforzheim
. ab 4.35
„
Mühlacker
. an 4 53
„
Stuttgart
. an 6.22
„
Pforzheim.
. ab 4 53
„
Durlach -
. an 5-45
„
Frankfurt
. an 8-20
„
Karlsruhe .
. an 6.—
141
Frankfurt
. ab 11-35
vorm-
Karlsruhe .
. ab 3.10 nachm.
Durlach .
. ab 5-3c>
„
Pforzheim
. an 4-23
„
Stuttgart .
. ab 2-30
„
Mühlacker.
. ab 4-19
Pforzheim .
. an 4.45
von Calw
. an 4.43
„ rn Brotzrng.
Pforzheim
. ab 4.50
„
Wildbad . .
. an 5.30
„
3) Der Personenzug 142, Wildbad ab 1.10 nachm.. Pforzheim an 2 00 nachm-, soll, wie rm vorigen Sommer, ausfallen. , ,
4) Mr Personenzug 144 soll, behufs Kurz- ' der Uebergangszeit nach Mühlacker und
>m-
ung ver uevergangszett Calw, später gelegt werden:
bisher:
Wildbad . . ab 5.40 nchm.
Pforzheim . ab 6.35 „ nach Calw ab 7.20 „
„Mühlackerab 7.38 „
„Karlsruheab 6.40 „ ^
5) Der Arbeiterzug 141», Werktags, soll vor. gerückt werden: ....
bisher: künftig:
6.50 nchm. 6.40 nchm- 7.16 „ 7.06 „
854 soll für Personenbe-
künftil 615 n 7.10 7.20 7.38 7.48
Pforzheim . ab Neuenbürg . an 6) Der Güterzug förderung eingerichtet werden:
Wrldbad ... ab 2.00 nachm. Pforzheim... an 3.40 „
Ferner soll wie im vorigen Sommer Sonn- und Feiertags im Anschluß an den um 9.00 abends in Wildbad abfahrenden Personenzug der Güterzug 617 ^ ^
Mühlacker ... ab 10.40 abends Stuttgart ... an 105 früh für Personenbeförderung eingerichtet werden.
Der Enzthal-Fahrplan würde sich also gestalten :
Züge 13« 138 140 142 144 14«
Wildbad ab 5-50 8.30 11.15 Pforzheim an 6.45 9.15 1205 Züge 13« 137 139
3 45 6.15 9.05
4 25 7.10 10.—
144 143 »45
Pforzheim ab 7.40 10.05 2.53 4.50 8.— 10 20 Wildbad an 8.29 1102 3.53 5.30 8.57 11.20 Dazu kommen noch der Güterzug Nr- 654 mit Personenbeförderung ab in Wildbad 2 llhr und der Lokalzug 14l» ab in Pforzheim 6.40 an Neuenbürg 7.06.
Wenn hienach die Späterlegung der Schnellzüge und die Einrichtung des Güterzugs 654 ab Wildbad 2 Uhr für Personenbeförderung, ferner die Späterlegung des Zuges 144 allgemeine Zustimmung finden wird, so besteht hier ebenso der allgemeine Wunsch, daß der Mittagszug 139 früher gelegt werden möge. Diese Früher- legung ist besonders für den Lokalverkehr im Hinblick auf die Ausflügler von Pforzheim erwünscht, aber auch darin begründet, daß dadurch Fahrgelegenheit thalaufwärts mehr in der Mitte zwischen dem Bormittagszug 137 und dem Schnellzug 141 gegeben würde Auch treffen ja während der Mittagszeit zwischen 12 und 2 Uhr zusammen 4 Züge von 3 Richtungen in Pforzheim ein, deren Paffagiere für raschere Beförderung ins Enzthal gewiß dankbar wären.
WaS die Frühzüge 136 und 135 betrifft, so hofft man, daß dieselben der Sommerszeit entsprechend, in der schon wiederholt angedeuteten und begründeten Weise früher gelegt wer
den. Unter allen Umständen halten wir eine frühere Verbindung mit dem Enzthal für die Sommerszeit als eine unabweisbare und ge- gerechte Forderung.
Unkki-Haltkiidks.
„Aneinander gekettet."
Amerikanischer Kriminal-Roman von O. V. Ellendorf.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Währenddem versuchte der Gefesselte fort« dauernd, sich seiner Fesseln zu entledigen und es schien, als ob er — scheinbar schwächlich von Natur — eine ungemeine Kraft und Elastizität des Körpers besitze, die die ganze Energie der Policemen in Anspruch nahm. „Hülfe!" schrie er. „Laßt mich gehen, ich bin unschuldig!"
Der Anblick war ein durchaus schrecklicher und der Major konnte sich nicht enthalten, ausznrufen: „Seht da die Folgen des entsetzlichen Verbrechens!"
Der Staatsanwalt und Dr. Biandoa überblickten die Scene, während Mr. Blant sich nicht enthalten konnte, die Frage aufzuwerfen :
„Was zum Teufel mag de» Kerl veranlaßt haben, hierher zu kommen, wenn er schuldig ist?!"
Der Gefangene war durch die Einwirkung eines Krampfanfalles, warscheinlich in Folge der Aufregung und des übermäßigen Genusses von Spirituosen, nun ruhiger geworden, denn er lag wie bewußtlos auf einer Bank ausgestreckt.
„War er sichtlich b:trunke»?" fragt« Mr. Clay.
„Ziemlich stark, Ew. Ehren, und glaube ich, wir verdanken nur dem Whisky seine Habhaftwerdnng, zudem ist sein Benehmen derart gewesen, daß wohl Grund zu der Annahme vorliegt, er sei an dem Verbrechen . . .*
„Schon gut," siel der examierende Ne« amte ihm ins Wort. „Doch hörtet Ihr ihn irgend welche Acußerungen thun?"
„Er sprach kein Wort und knirschte nur aus Wut mit den Zähne». Ich habe ihn visitirt und fand in seiner Tasche ein Tuch, ein Okuliermesser, zwei kleine Schlüssel, ein abgerissenes Stück Papier mit unleserlichen Zeichen darauf und eine Karte von dem Inhaber eines Ladens, wo allerhand Schlaffer- und Schreinerwerkzeuge verkauft werden, aber — das ist noch nicht Alles." — Der Policemen zögerte, that einen Schritt vorwärts und heftete einen mysteriösen Blick aus seine Zuhörer. „Das ist noch nicht Alles," wiederholte er eifrig, „denn während die Konstabler ihn durch den Hof eskortirten, versuchte er, sich seines Portemonnaies zu entäußern, glücklicherweise bemerkte ich sein Vorhaben und gewahrte, wie er cs in ein Blumengebüsch schleuderte, sechzehn Dollar Goldstücke enthielt dasselbe. Gestern hatte der Kerl nicht einen Cent in der Tasche." — *
„Wie wissen Sie das?" fragte plötzlich Mr. Clay.
»Nun, Sir, weil er sich 25 Dollars von Attilla, dem Lcibdiener Mr. Strattons geliehen, und Jener sagte mir, daß John ihn unter dem Vorwände um die Summe gefragt, damit er die Festlichkeit gelegentlich der Trauung der ehemligen Köchin Mr. Strattons mitmachen könne."
„Ruft Attilla," befahl der Beamte, und als jener eingetrrten war, fragt« er ihn: