30

gerade bei einer Flasche Champagner saßen.' Die Frau Bährles ist wieder auf freiem Fuß. j

Altoreisach. Vorgestern hätte der Be­such des zugefrorenen Altrheins bei der Eisen- Lahnbrücke dahier beinahe ein junges Men­schenleben gefordert. Der elfjährige Sohn des Gastwirts F. brach dort ein und wurde nur durch die Geistesgegenwart eines jungen 17jährigen Mädchens gerettet, welches sich auf das Eis legte, sich in dieser Weise dem Kna­ben zu nähern suchte, ihn glücklich erreichte und herauszuziehen vermochte. Es war dazu jedenfalls Kühnheit, Mut und Entschlossenheit erforderlich, und verdient die That, die nicht ohne eigene Lebensgefahr vollbracht werden konnte, höchstes Lob.

Mannheim, 15. Jan. Derreichste Bauer im Odenwald", der Landwirt und Ge­meinderat Joh. Urban Cierneisel von Lauda, wurde heute vom Schwurgericht wegen Anstif­tung zum Meineid (er hatte eines seiner Deinst- mädchen veranlaßt, in einem wegen Vergehens gegen die Seuchenordnung gegen ihn einge­leiteten Verfahren einen Falscheid zu schwören) zu einer Zuchthausstrafe von 1 Jahr 6 Mo­naten verurteilt. Obwohl er 50,000 Mark Kaution auf der Stelle niederlegen wollte, wurde Fortdauer der Haft beschlossen.

Wörishofen, 15. Jan. Im Jahre 1893 haben 10,899 Kranke bei dem Pfarrer Kneipp Hilfe gesucht.

Berlin, 18. Jan. Es verlautet, daß das Zentrum und die Nationalliberalen eine Zoll­erhöhung auf Tabak bis zu 60 Mark, also beinahe ein Drittel mehr, als der gegenwär­tige Zoll beträgt, vorschlagen werden.

Der Kameruner Paul Zampa, der in Berlin bei dem Garde-Füsilier-Regiment als Dreijährig-Freiwilliger seine militärische Aus­bildung genoß, ist Ende vergangener Woche zum Unteroffizier befördert worden und am Sonntag über Wilhelmshaven nach seiner Hei­mat aufgebrochen. Zampa soll dort der ko­lonialen Schutztruppe eingereiht werden.

Gegen Krankheit sind 7*/, Millionen, gegen Invalidität 11 Millionen und gegen Unfall 18 Millionen Deutsche versichert; durch die Novelle zum Unfallversicherungsgesetz, wo­nach auch alle selbständigen Handwerker gegen Unfall versichert werden sollen, dürfte die Zahl der gegen Unfall versicherten Personen auf 20 Millionen steigen.

Berlin. Vor etwa 2 Jahren ging eine Notiz durch die Blätter, wonach ein offenbar wahnsinniger Deutsch-Amerikaner den Kaiser gefordert" haben sollte, weil er bei den deutschen Gerichten in einer Erbschaftsange- legcnheit sein vermeintliches Recht nicht finden konnte. Als jener Deutsch-Amerikaner, der einer angesehenen westpreußischen Familie an- gehört, zu jener Zeit nach Deutschland kam und sich hier auch einer Majestätsbeleidigung schuldig machte, wurde er festgenommen und dem Irrenhaus in Schwetz übergeben. Vor einigen Wochen ist, wie derGr. G." aus Schwetz berichtet, seine Rückkehr nach Ame­rika gestattet worden.

Die Abhaltung einer Gewer- beausste llung in der Reichshauptstadt im Jahre 1896 erscheint jetzt, da auch die Reichs­regierung dem Projekt spmpatisch gegenüber­steht, im Prinzip gesichert. Wie groß die Teilnahme aus den Kreisen der deutschen In­dustriellen sein wird, bleibt selbstredend abzu­warten.

In Köln ist eine Falschmünzerwerk­statt entdeckt worden, welche silberne Ein- und Fünfmarkstücke nachahmte, und zwar genau in dem Silbergehalt der echten Markstücke. Der Vorteil der Falschmünzer besteht darin, daß

der Silberwert der Markstücke zur Zeit nur etwa dis Hälft« des Nennwerts der Markstücke beträgt. Der Falschmünzer wurde auf frischer Thal ertappt. Es wurde eine vollständige Präge-Anstalt gefunden, in welcher sich auch eine große, zum Prägen benutzte Balancier­presse befand. Die vorgefunoenen, ausgezeich­net ausgeführten Matrizen und die Maschinen, sowie ein Säckchen fertiger Falschstücke wurden in Beschlag genommen.

Aus Elsaß-Lothringen, 15. Jan. Von einem eigentümlichen Wachvergehen weiß dasStraßb. Tagebl." zu berichten. Em Soldat des Infanterie-Regiments Nr. 143, der bei dem Fort Bosse in der Nähe von Kehl Wachs zu stehen hatte, suchte sich die Langeweile des Wachdienstes damit zu ver­treiben, daß er Schlittschuhs lief. Er wurde von dem Offizier der Ronde betroffen, arretiert und wird nunfern von Madrid" Gelegenheit erhalten, über die Unverträglich­keit von Eissport und Wachedienst nachzu­denken.

Straßburg, 18. Jan. Ueber eine Ochsenjazd im Neuvorfer Wald erzählt der Elsässer": Am Mittwoch führten 2 Männer einen Ochsen der Stadt zu. Durch ein Fuhr­werk, das schnell an thnen vorbeffuhr, scheute der Ochs und rannte über das Feld n den Wald. Alle Bemühungen, ihn wieder einzu­fangen, blieben erfolglos. Den anderen Tag begaben sich mehrere Männer in den Walv und versuchten den Ochsen einzufangen, da man glaubte, das kalte Nachtlager würde ihn gezähmt haben Der Ochse ließ aber nicht mit sich spaffen, denn er hatte die Freiheit gekostet, und die spärlichen eisfrischen Gräser zu suchen, war gar zu schön. Was blieb den Männern nun anders übrig, als Jagd auf das Tier zu machen und es zu erschießen? Ein Metzger aus Jllkirch hat den waidgerecht Erschossenen angekauft.

Saarbrücken, 13.Jun. Gestern nach­mittag wurde beim Schießstand des 70. Jn- fanterie-Regts. ein Soldat, der unvorsichtiger­weise bei schußfertiger Scheibe aus der Anzeige­deckung vortrat, erschossen.

Wien. Nicht die Pilsener Brauereien, sondern die Wiener Wirte haben imBier­kriege" nachgegeben. Der Preis und Gewinn der 120 Pilsener Bierkönige wird weiter steigen.

Paris, 15. Jan. Auf der Eisenbahn­linie zwischen Lille und Paris wurde der Kommandant der Gendarmerie von Arras in einem Salonwagen durch eine in den Wagen abgefeuerte Revolverkugel verletzt. Die Mit­reisenden, unter denen sich seine Frau und mehrere Offiziere befanden, wurden durch Splitter leicht verwundet.

Lüttich, 15. Jan. Ein Professior der hiesigen Universität ertappte einen Studenten in dem Augenblick, als er eine Dynamitpa-! trone in den Ofen schob. Bei der Explosion wurde der Student schwer verletzt.

Nizza, 13. Jan. Ein Mord, der in Monte Carlo begangen wurde, macht großes Aufsehen. Der Engländer Madder-Allender, der im Hotel Metropole wohnte, hatte dort im Casino gespielt und wurde spät abends auf der Straße, die von Roccabruna nach Turbic führt, erstochen aufgefunden. Seine Börse er hatte vorher im Spiel gewonnen und verschiedene Goldsachen fehlten. Bon dem Thä- ter hat man bis jetzt keine Spur.

London, 15. Jan. Ein Mann, der sich selbt den TitelAeltester Unterhan Ihrer Majestät der Königin" auf seinen Visiten­karten beilegte. ist in Salford gestorben. William Hampson war sein Name und am, 1. Januar hatte er seinen 115. Geburtstag'

gefeiert. Er brüstete sich damit, daß er als Junge den berühmten Geistlichen Johl» Wes- ley, ven Gründer der Wesleyischen Kirche, habe predigen hören. 4 Onkel von ihm foch­ten in der Schlacht bei Waterloo; zwei seiner Söhne fielen im Krimkriege. Der alte Herr wäre wahrscheinlich noch am Leben, hätte er letzte Woche nicht einen Unfall erlitten, an dessen Folgen er erkrankte und starb.

Athen. Das russische Mittelmsergcschwa- der, unter Avelane, verläßt den Piräus am nächsten Montag und fährt nach Berg Athos, um Anker bei dem russischen Kloster zu wer­fen, wo seit geraumer Zeit ein Depot von Waffen und Kriegsmaterial bestehen soll. Wäh­rend des Besuchs des Piräus wurde Admiral Avelane und seine Offiziere begeistert ausge­nommen. Die russische Regierung verlangt die Genehmigung zum Zutritt zum Marine­material, das zu Poros für das frühere Mck- telmeer-Geschwader aufgespeichert worden war.

Rio de Janeiro. Vom Kriegsschau­platz wird berichtet: Die Insurgenten gaben die Belagerung von Bage (in Rio Grande do Sul) wegen der Uebcrlegenheit der Regierungs- truppen auf. Beim Rückzug wurden sie von den regierungstreuen Truppen angegriffen und es kam zu einem lebhaften Kampfe, in welchem die Insurgenten geschlagen wurden. Dieselben verloren 400 Tote, während die Regierungs­partei 40 Tote und 90 Verwundete hatte. Nach einer weiteren M ldung aus Rw de Janeiro versuchten die Rezierungstruppen in kleinen Booten die JnsurgenschaluppeGuana- bara" zu nehmen, wurden jedoch von den Auf­ständischen zurückgetrieben. Am 16. Dez. früh fand zwischen den Schiffen der Insur­genten und den auf einer Insel bei Nictheroy postierten Regierungsbatterien ein heftiges Ge­schützfeuer statt. Die Insurgenten mußten sich unter schweren Verlusten zurückziehen.

Alls Stadt und Umgebung.

)( Wildbad, 18 . Jan. Nach jahre­langem Schlafe, der glücklicherweise aber kein Todesschlaf war, hat sich unser Ge­werbe-Verein mit seiner gestrigen Ver­sammlung wieder zu neuem Leben erhoben. Herr Reallehrer Hon old hatte hiebei die Liebenswürdigkeit, einen Vortrag überdie Luft" zu halten. Die Anwesenden folg­ten mit großer Ausmerksamkeit den interes­santen Ausführungen des Vortragenden, die in leicht faßlicher Weise die Luft in ihren einzelnen Bestandteilen und als wich­tig r s Lebensbedürfnis des Menschen be­handelten. Einige gelungene Experimente mit der Luftpunrpe und dem Sauerstoff gaben zum Bortrage hübsche und beleh­rende Illustrationen. Am Schlüsse des Vortrags sprach der Vereins-Vorstand dem Vortragenden den Dank der Versammlung aus, welchen dieselbe durch Erheben von den Sitzen zum Ausdruck brachte. Eine Eingabe des Stuttgarter Handelsvereins an den Reichstag um Ablehnung der Quit- tungs- und Frachtbrief-Steuer wurde hier­auf zur Kenntnis der Versammlung ge­bracht, die allgemeinen Anklang fand und von sämtlichen Anwesenden unterzeichnet wurde. Nachdem hierauf noch einige wei­tere, gerade vorliegende Gegenstände, u. A eine Anfrage der Handels- und Gewerbe­kammer Calw über den Geschäftsgang im letzten Jahre erledigt waren, fand seitens der Anwesenden noch ein reger Meinungs­austausch über verschiedene, das öffentliche -Interesse derzeit hier lebhaft bewegenden 'Fragen statt, s o über die Wasserleitungsfrage