Basel) ein Reisender, angeblich aus Winter­thur, von einem Mitreisenden durch Revolver- schüffe ermordet. Die Ermordung fand statt, als der Zug einen Tunnel passierte; durch die Detonation wurde der betreffende Wagenwärter herbeigerufen, welcher den Zug halten ließ. Der Mörder hielt auch dem Wärter den Re­volver entgegen, wurde aber entwaffnet und gefesselt. Das Motiv der That war wahr­scheinlich beabsichtigte Beraubung.

Zu Vorstehendem wird weiter gemel­det: Der Mörder ist 60 Jahre alt, heißt Lorenz Scheuble und ist aus Segeten, Amt Waldshut, gebürtig. Er ist Vater von sieben Kindern und kam direkt aus Amerika, stieg, ehe der Zug sich dem Tunnel nahte, in das Koupee 3. Klaffe ein und soll sein Opfer mit drei Schüssen getötet haben. Der Wagen wurde in Leopoldshöhe ausrangiert und der Mörder um 2 Uhr nachts ins hiesige Ge­fängnis durch die Gendarmerie eingeliefert. Ob lediglich Raub als Motiv anzunehmen ist, möchte man noch bezweifeln.

Rom, 14. Jan. Meldung aus Massa: Bewaffnete Banden durchziehen das Land zwischen Massa und Carrara. Auf die Gen­darmen wurde geschossen, einer getötet, 2 ver­wundet. Aus Carrara wird berichtet: Anar­chisten versperrten am Samstag Nacht die Landstraße nach Massa, drangen in die Ka­serne der Zollwächter ein und entwaffneten letztere. Ein Gendarm und ein Bürger wurden getötet.

London. 15.^ Jan. Ein Eisenbahn- Packet, das von einem Individuum in der Jslingtonstation niedergelegt wurde, explo- vierte. Niemand wurde verwundet, doch brach eine Feuersbrunst infolge der Explosion aus, die aber bald von Beamten gelöscht wurde. Die Untersuchung ist eröffnet; es ist noch nicht bestimmt, ob ein anarchistischer Anschlag vor­liegt.

Kapstadt, 13. Jan. Kapitän Wilson und seine ganze Abteilung, über deren Schick­sal bisher Ungewißheit bestand, ist von den Matabeles niedergeimtzelt worden.

Aus Newyork, 15. Jan., wird ge­meldet : Ein Lxpreßzug von Dover hatte heute Vormittag bei Jersey-City am Delaware einen Zusammenstoß mit einem von Orange abge­lassenen Expreßzug der Lackwanna-Western Eisenbahn. Etwa 20 Personen sollen getötet und viele verwundet sein.

In Chicago weigert sich das Ausstel­lungs-Komitee, die Forderungen auf Ersatz des durch den Brand entstandenen Schadens als berechtigt anzuerkennen und lehnt jede Verantwortlichkeit dafür ab.

Man meldet aus Rio de Janeiro: An Bord des den Insurgenten gehörigen KriegsschiffesTamandare" explodierte eine Kanone, wobei fünf Mann getötet wurden. Eine zweite Explosion fand im Fort Ville- gaignon statt, wobei fünfzehn Personen ums Leben kamen.

Nnki-Hsltkndks.

Aneinander gekettet."

Amerikanischer Kriminal-Roman von O. v. Ellendorf. (Fortsetzung.)

Wenn seine Freunde im Scherze ihm «inen Vorwurf darüber machten, daß er Kranke, die ihn Nachmittags konsultierten, abwies, wurde er rot vor Wut.

Was wollen Sie?" fragte er sie ge­reizt,ich bin nur Arzt für vier Stunden

eines jeden Tages! die wenigsten meiner ! Patienten bezahlen mich und so sehen Sie, gebe ich die Hälfte meiner Zeit umsonst zum Besten aus, eine Humanität, die ich, gerade herausgesagt, verabscheue, aber thun Sie doch erst mal so viel im Interesse der Menschheit, wie ich!"

Als der Mayor die Neuangekommenen in das Gesellschaftszimmer führte, wo er sich erbot, einen Bericht seiner seit dem Morgen gemachten Beobachtungen abzufassen, drückte er dem Staatsanwalt sein Bedauern darüber aus, daß ein derartiges schauder­haftes Verbrechen innerhalb der Grenzen seiner Jurisdiktion begangen worden sei, einer Stadt, die sich im ganzen Staate Vir- ginien der besten Reputation bislang mit Recht gerühmt hätte.

Er weilte besonders bei dem Umstande, daß sein eigener Scharfsinn in dem Rapport und dem Verhalten der beiden Richards ge­nug Verdachtsgründe entdeckt habe, um mit Fug und Recht zu der Verhaftung zu schreiten. Während seiner langen Rede stand er ausrecht und mit im Selbstbewußt­sein seiner Würde stark zurückzeworfeuem Haupte daund nun," sch er, habe ich eine Untersuchung angeordnet, deren Re­sultat sicherlich die Auffindung der Leiche Mr. Strattons sein wird, denn die ganze Dienerschaft des Hauses und fünf eigens zu dem Zwecke ausgewählte Leute sind be­ordert, die ganze Umgegend zu durchsuchen und im Falle das ohne Ergebniß, werden zahlreiche Fischer den Fluß ausbaggern."

Mr. Arthur Clay nickte nur hin und wieder mit dem Kopfe zum Zeichen seines Einverständnisses während des Vortrags deS Mayors von Alexandria, im Stillen aber studierte er schon alle ihm wichtigen Umstände des Falles, erwog alle bedeu­tungsvollen Momente und machte bereits einen Plan, der zur Enthüllung des Ver­brechens führen konnte, sIhr habt klug gehandelt, Major," er- ^ wiederte erund ich pflichte Eurer Ansicht, daß wir auf der Spur der Mörder sind, bei, denn diese Fischer sowohl wie der Gärtner John, der entflohen zu sein scheint, stehen jedenfalls in Beziehung zu dem Morde, der alles in diesem Genre der Verbrechen bis­her Gebotene an Scheußlichkeit überbietet, denn"

Mr. Blant, in seiner Eigenschaft als Friedensrichter ein einfacher Beamter, kam der Staatsanwalt in keiner Beziehung gleich, aber, obschon er instinktmäßig als Unterge­ordneter in der Justitspflege es gerne ver­mied, den Vorgesetzten zu unterbrechen, brannte er dennoch vor Ungeduld, seine Meinung zu äußern und che er sich, oder vielmehr seine Redseligkeit zügeln konnte, platzte er los:

Das Unglück," begann er,ist nur, daß wenn John wirklich einer der Mörder ist, er jedenfalls kein so großer Narr sein wird, sich hier sehen, oder überhaupt sich fangen zu lassen."

»O wir wollen ihn schon finden, gleich schicke ich ein Telegramm an den Chef der Detektivs in Washington, der zu der geheim­nisvollen Hartleigh'schen Mordaffaire so ge­schickt den Schlüssel fand und in Folge dessen zum Chef des Detektiv-Departements in der Hauptstadt der Union ernannt wurde," ent- gegnete Mr. Clay mit Zuversicht.

Während wir auf die Ankunft des Detektivs harren, würden Sie es vielleicht, für angemessen erachten, die Scene des Ver­

brechens in Augenschein zu nehmen, Ew. Ehren," sagte der Major.

Mr. Clay überlegte.In der That nein," erwiederte «r,ich will nicht das Geringste vor der Ankunft des Detektivs sehen, aber doch möchte ich darum ersuchen, mir Einzelheiten über den Charakter und die Lebensweise, die finanz>ellen wie gesell­schaftlichen Verhältnisse des Statton'schen Ehepares anzugeben."

Der Major triumphirte. Bot sich ihm doch hier wieder eine günstige Gelegenheit, in den Vordergrund zu treten.

Ew. Ehren solche zu geben," sagte er schnell,bin ich ganz der Mann, denn seit Jahren schon war ich einer der intimsten Freunde der Familie. Ja, Sir, was für eine Familie! Io edel, so liebenswürdig und wohlthätig!"

Bei der Erinnerung an all die guten Eigenschaften der Strattons überkam den Major ein Gefühl, als ob ihm die Kehle zu­geschnürt würde.Mrs Stratton/ fuhr er fort, war ein Mann von etwa 34 Jahren, voll Herzensgüte und einnoblgman* vom Scheitel bis zur Sohle. Wohl war er zu­weilen melancholisch und mied dann seine Freunde, aber im Allgemeinen war er höflich, innig und entgegenkommend. Sehr gut ver­stand er es, seinem Freunde nicht das Ueber- gewicht, das der Reichtum verleiht, fühle» zu laffen und war es daher begreiflich, daß Jedermann ihn hochachtete."

Und Mistreß Stratton?" fragte plötz­lich und ziemlich scharf der Staatsanwalt.

Ein Engel, Ew. Ehren, ein Engel, wie die Erde noch keinen sah! Beneidens­werte Lady, ah! Bald werden Ew. Ehren die sterbliche Hülle der so edlen Dame sehen, und leider so entstellt, daß Sie nimmer glauben würden, sie wäre einst die Königin aller Schönheiten der Grafschaft gewesen!"

Waren die Strattons reich!"

Ja, Ew. Ehren. Sie müfseu mindestens ein Einkommen von 400 000 Dollars gehabt haben, doch, was sage ich, weit mehr noch Sir! denn während der letzten vier oder fünf Monate verkauste Mr. Stratton, der, nebenbei gesagt, sparsamer wie Mr. Jefferson, viele Ländereien, worauf er den Erlös dafür in U.-2.-Bonds anlegte."

(Fortsetzung folgt.)

Berm ischtes.

Einem jungen Mävchen, besten reicher Verlobter es sitzen ließ, wurden vom Lanv- gericht Frankfurt a. M. 15,000 Mark als Entschädigung für das gebrochene Ehever­sprechen zuerkannt.

Die in der Friedrichstraße in Berlin wohnhafte Witwe des Bauunternehmers Weiß galt allgemein als blutarm, weil sie sich das Allernötigste abdarbte und fast täglich sich im Hause trockenes Brod erbettelte, das sie gierig verschlang. Als sie letzthin erkrankte, hatte sie selbst die 4 ärztlichen Besuche zu je 3 Mark nicht zahlen wollen, weil es ihr angeblich an Mitteln fehlte, und es mußte deswegen erst gerichtlichc Intervention nachgesucht werden. Der betr. Gerichtsvollzieher erhielt nun den Auftrag, zur Ordnung des Nachlasses der kürzlich Verstorbenen, die in ihrer Wohnung befindlichen Gegenstände aufzunehmen. Der Beamte war sicherlich der Meinung, daß die Aufnahme des Inventars bei einer so armen Frau am Ende doch wohl überflüssig sei. Man denke sich aber sein Staunen, als er gut ver­steckt ein Vermögen von beinahe 200,000 M. vorfand, teils in guten Hypothekeninstrumenten,