Amts- imd Aycige-Dlatt für

Erscheint Dtenötag, Donnerstag u Eamstag.

Der AbonnementS-Preis beträgt incl. dem jeden Samstag beigegebenen Ilknstrirten KonnkagsSlatt für Wildbad vierteljährlich 1 ^>k 10 ^, monatlich 40 Pfg.; durch die Post bezogen im Oberamts- Bezirk 1 30 ^ ; auswärts 1 4b ^. Be­

stellungen nehmen alle Postämter entgegen.

Md Umgebung.

Der Jnsertionspreis beträgt für die kleinspaltige Zeile oder deren Raum bei Lokal-Anzeigen 8 Pfg., bei auswärtigen 10 Pfg. Dieselben müssen spä­testens den Tag zuvor Morgens 8 Uhr aufgegeben werden. Bei Wiederholungen entsprechender Ra­batt. Stehende Anzeigen nach Uebereinkunft. Anonyme Einsendungen werden nichtberücksichtigt.

Llrv. 7.

Donnerstag, 18. Januar 1894.

30. tskiiMng

Wür tternberg.

Die Wahl des Gemeinderats und Gemeindepflegers M. Keppler von Röthen­bach. O.A. Calw, zum Ortsvorsteher dieser Gemeinde wurde bestätigt.

Stuttgart, 13. Jan. Der Kriegs­minister veröffentlicht einen Erlaß, demzufolge die württembergischen, nach Preußen komman­dierten Offiziere, königliche Flügeladjutanten ausgenommen, preußische Uniformen tragen sollen und umgekehrt.

Mit dem Anfang des neuen Jahres hat der sozialdemokratische Agitator Theodor v. Wächter die Oberamtsstadt Vaih i n g en als seinen neuen Wohnsitz auserkoren. Allge­mein wird diesem Wohnungswechsel die Ab­sicht zugeschrieben, daß Herr von Wächter, der in der letzten Reichstagswahl nur einen bescheidenen Erfolg in unserem Bezirk und Kreis davonoetragen hat, nunmehr an die systematische Eroberung desselben gehe. Sein bisheriges OrganDer Christ" erscheint von jetzt ab m Vaihingen unter dem TitelSonn­lagsblatt für freien Geistesaustausch."

Gr unbach. Aus Amerika zurückgekehrt find die zwei Gebrüder Schuhmachermeister Strobel, der eine hier und der andere in Schömberg wohnhaft. Im Sommer vorigen Jahres durchlief die Tagespresse die Mittei­lung. daß beiden Genannten mit einem Ver­wandten eine Erbschaft von 150,000 Doll, in Kalifornien zugefallen sei. Die 2 Brüder hatten sich aufgemacht, um ihr Erbe zu erheben. Es haben sich ihnen aber in dem anderen Weltteil manche Schwierigkeiten entgegengestellt und insbesondere waren noch andere Erbbe­rechtigte aufgetreten, und das Erbvermächtnis war lange nicht so groß als gemeldet. Die Erben scheinen nicht viel davongetragen zu haben, denn jetzt betreiben sie in der alten Heimat wieder ihr Handwerk wie früher.

Reutlingen, 14. Jan. Ziemliches Aufsehen erregt hier das plötzliche Verschwin­den eines Oekonomen L., der einen ausge­dehnten Milchhandel betrieb und sich eines sehr guten Kredits erfreute. Er soll eine ziemliche Schuldenlast und einen Brief an seine Frau, in welchem er auf Nimmerwiedersehen Abschied nimmt, hinterlassen haben. Man vermutet ihn, da er 2000 Mark bares Geld mitnahm, auf dem Weg nach Amerika.

Oberndorf. Die hieher zur Gewehr- prüfungskommission kommandierten Türken scheinen an den Schwaben-Mädchen Gefallen zu finden. Sv hat ein Oberfeldwebel, welcher nach Konstantinopel zurückkehrt, seine Braut, Frl. Emilie Sieder, Tochter des Restaurateurs Sieder in Stuttgart, dort abgeholt, um mit ihr gemeinsam nach der Türkei zu reisen. In Konstantinopel wird die Ehe nach muhame- danischem Ritus geschlossen werden.

Saulgan, 14. Jan. In Beizkofen starb unerwartet schnell der bekannte Pomo- loge Gemeinderat Konrad Ströbele, infolge eines gefrorenen Stückes Schweinefleisch, welches der erst 47 Jahre alte Mann vesperte. Ströbele war vorher kerngesund und nicht im geringsten unwohl und fand trotzdem auf diese Weise innerhalb 17 Stunden seinen Tod. Der Ver­storbene hinterläßt eine Witwe mit 6 Kindern. Die Teilnahme ist allgemein.

Isny , 12. Jan. In dem benachbarten bayerischen Marktort Lindenberg ist die elek­trische Beleuchtung in den Straßen, in sämt­lichen 28 Fabriken, ja sogar in jedem gewöhn­lichen Bauernhause eingeführt. Dabei werden so billige Preise berechnet, daß es auch dem ärmsten Mann möglich war, sich das schöne elektrische Licht einzurichten. Die Frage der Einrichtung des elektrischen Lichls beschäftigt gegenwärtig auch alle Kreise der hiesigen Stadt aufs Lebhafteste.

R « nds cha u.

Pforzheim, 15. Jan. Einem hie­sigen Geschäftsmann in der Sedanvorstadt sollen, wie es gestern gerüchtweise hieß, am Freitag 5000 Mark gestohlen worden sein. Zum Glück ist die Sache, wie wir bestimmt er­fahren, bei weitem nicht so schlimm. Der un­bekannte Dieb hat allerdings eine Kassete er­brochen, derselben aber nur gegen 50 Mark entnommen, und sind weitere Wertobjekte (Wechsel), welche den Thäter auch bald ver­raten hätten, nicht entwendet.

Mannheim, 15. Jan. Der Offenburger Postdieb wurde in der Person des Kutschers Bährle von hier festgenommen. Die gestoh­lenen Wertsachen wurden fast sämtlich vorge­funden.

Mannheim, 15. Jan. Gestern starb hier infolge eines Schlaganfalls Hosbuch- druckereibesitzer Max Hahn, Herausgeber und Gründer des Mannheimer Tagblattes, Badischen Generalanzeigers. Der Verblichene hatte den hiesigen Journalisten aus Anlaß der Gründung des Mannheimer Journalisten- und Schriftstellervereins ein Festessen gegeben. Während dieses Essens entfernte sich Hahn auf einige Augenblicke, da es ihm unwohl wurde. Als er nicht wieder zurückkehrte, suchte man ihn und fand ihn in einem angrenzenden Zimmer tot auf dem Stuhle sitzen.

Augsburg, 15. Jan. Die Augsb. Abendz. enthält eine Privatmeldung über das Befinden des Fürsten Bismarck. Dasselbe ist hienach infolge der Witterung wieder ungünstig. Zu heftigen neuralgischen Schmerzen hat sich ein starker Katarrh gesellt. Die Folgen der Kissinger Krankheit sind noch nicht überwun­den.

Berlin, 15. Jan. Der Redakteur der Zukunft", Maximilian Harden, wurde wegen öffentlicher Beleidigung des Reichskanzlers in 2 Fällen unter Auferlegung der Prozeßkosten zu 600 Mk. Geldstrafe verurteilt.

Die Stemp elst e u er k o mmi ssio n beantragt, den Frachtbriefstempel zu streichen und den Quittungsstempel derart zu gestalten, daß bis 50 Mk. frei und darüber für je 500 Mark 10 Pfg erhoben werden. Die Börsen­steuer sei dahin abzuändern, daß die Ge­schäfte in Geldsorten 10 Pf., die anderen Ge­schäfte 50 Pfg., für 1000 Mk. Umsatz zahlen.

Als gefallen bezeichnen die Blätter die Tabaksteuer. Nach Ankündigung der Regie­rung wird indes die Erhöhung der Tabak­steuer nicht von der Tagesordnung verschwin­den und vielleicht hat Herr v. Stumm recht mit seiner Ankündigung, daß sich die Regie­rung später mit einer Wertsteuer nicht mehr begnügen, sondern das Monopol verlangen werde.

Berlin, 11. Jan. Einen schauerlichen Selbstmord verübte gestern der 27jährige Or, mock. Ferd. Gutmann aus Nürnberg, der sich zu weiterer Ausbildung hier aufhielt. Mit einem Seziermesser hatte er sich die rechte Ge­sichtsseite von der Stirn bis zum Auge und dem rechten Unterkiefer ausgeschnitten, außer­dem den Hals durchschnitten und beide Puls­adern geöffnet. Auf einem hinterlassenen Zettel teilte er mit, daß er sich mit Morphium vergiftet habe. Als Motiv führte er traurige Familienverhältnisse an, die in Wirklichkeit nicht existierten. Geistige Ueberarbeitung scheint Ursache der unseligen That gewesen zu sein.

Das Komitee für die Errichtung eines National-Denkmals für den Fürsten Bismarck tagte heute unter Hrn. v. Levetzow's Vorsitz. .Gesammelt sinv 1,200,000 Mk. Zur Erör­terung der Platzfrage wurde ein Subkomitee gewählt, das im April Bericht erstatten soll..

Köln, 13. Jan. DieKöln. Ztg." meldet aus Petersburg, der Verkehrsminister habe 250 Lokomotiven und mehrere tausend Wagen im Auslande bestellt. Da wegen des Zollkrieges der bisherige Hauptlieferant, Deutsch­land, umgangen werde, so falle der Haupt­anteil der Aufträge Oesterreich, der Rest Bel­gien zu.

S t. Galle n , 14. Jan. Vor dem Mu­seumsgebäude, wo der Offizierverein einen Ball hielt, demonstrierte am Samstag Nacht eine mehrhundertköpfige Menge, weil eine würt- tembergische Militärmusik, anstatt der einhei­mischen Kapelle genommen worden war. Fenster­scheiben wurden eingeschlagcn, worauf einige Verhaftungen erfolgten.

Basel, 13. Jan. Auf der badischen Bahn wurde gestern Nacht unweit Jstein (bei