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Paris, 10. Jan. Einer Depesche zufolge, die das Ministerium des Aeußern er- halten hat, wurde bei dem Brande der Chica« goer Ausstellung die französische Abteilung ziemlich hart mitgenommen. An 30 Kisten der kostbarsten Erzeugnisse der staatlichen Porzellanmanufaktur von Serves verbrannten. Außerdem wurde der Inhalt von 270.Kisten von Privatausstellern teils durch das Feuer, teils bei der Löscharbeit durch das Wasser stark beschädigt. Der Schaden, den die französische Abteilung erleidet, wird aus 100,000 Frcs. geschätzt,
— Bonaparte Nyse verklagte die in Liquidation befindliche Panama-Gesellschaft auf 1 Millwn Frcs. Schadenersatz, weil er von der columbischen Regierung die Verlängerung der Konzession zum Bau des Panamakanals erwirkt hatte. Das Gericht sprach ihm vierhunderttausend Frcs. zu.
Paris, 11. Jan. Am SamStag sind dem Pariser Bankier Arthur Rothschild auf der Reise nach Toulon im Einsenbahnwagen 14 000 Franken vom Leibe gestohlen worden. Rothschild trug die Summe in einer wohlverwahrten Brusttasche und merkte den Verlust erst, als er aus dem Schlafwagen gestiegen war.
Rom. 11. Jan. Bei den vorgestrigen Unruhen in Corata riefen die Tumultuanten: „Es lebe Sicilien! hoch Frankreich!" In Neapel fanden Haussuchungen und Verhaftungen unter den Häuptern des Arbeiterbundes statt, mit der Begründung, daß dieser eine verbrecherische Verbindung bilde. Fünf Transport- damfer mit Truppen sind heute nachmittag von Neapel nach Palermo abgegangen. Eine große Menschenmenge wohnte der Abfahrt bei. In Turin, wo einige Verhaftungen von Anarchisten vorgenommen wurden, wird ein besonderes Augenmerk auf Zuzüge von der französischen und Schweizer Grenze gerichtet.
Rom, 11. Jan. Der Bürgermeister von Rom hat der städtischen Kapelle die Erlaubnis gegeben, die Einladung zu einer Konzertreise durch Deutschland anzunehmen. Die Reise soll einen Monat dauern. Der Unternehmer stellt eine Kaution von 10000 Lire. Maestro Bestell« wird die Kapelle dirigiren.
London, 10. Jan Schnee, Eis und Nebel herrschen über ganz England vor, unterbrechen den Verkehr und verursachen viele Unfälle. Die Nacht auf Freitag war die kälteste seit 36 Jahren; Freitag der kälteste Tag seN 27 Jahren. Da ein starker Ostwind blies, war die Kälte fast unerträglich. Am Samstag stieg das Thermometer und jetzt scheint im Ganzen ein Umschwung zu erfolgen.
Petersburg, 10. Jan. Eine rumänische Sängergesellschafl, die sich zu Fuß vvn Moskau nach einer Nachbarstadt begeben wollte, wurde unterwegs von einem furchtbaren Schneesturm überrascht. Fünf von den Unglücklichen wurden erfroren unter der Schneedecke gefunden. Die Andern konnten gerettet werden. Zweien mußten jesoch die vollständig erfrorenen Füße amputiert werden.
Unkrhslirn-rs.
„Aneinander gekettet."
Amerikanischer Kriminal-Roman von O. v. Eilend ors.
(Fortsetzung.)
Jetzt schien es an der Zeit, den Leichnam der Ermordeten aus der bisherige,,, seiner durchaus unwürdigen Umgebung in eine aiigemestemre zu überführen und derj
Mayor sandte zwei Neger nach einigen Brettern, auf welche man sodann Mrs. Stratton legte,umsieins Herrenhaus zu trage», während welcher Zeit Mrs. Curtisalle Vorsicht gebrauchte, damit die Fußspuren, die von oe„ erwarteten Beamten jedenfalls besichtigt werden würden, nicht verwischt werden sollte».
Es mar unmöglich, in dieser irdische», so entstellten Hülle der Mrs. Stratton die die einst so schöne junge Frau wieder zu cr- ennen, denn dieselbe hat mindestens zwanzig Wunden durch Messerstiche, deren größte Anzahl dem Gesicht beigebracht waren, erhalten, außerdem war die linke Schädelseite anscheinend durch einen Hammerschlag zerschmettert. Der Körper schien bei den Haaren oder den Füßen eine Strecke weit geschleift worden zu sein, denn die Bekleidung war theilweise zerfetzt.
Die linke Hand hielt ein Stückchen ge- wohnlichen Tuches fest umschlossen, vermutlich der Kleidung eines ihrer Mörder angehörend.
Dm Mayor schien bei dieser gräßlichen Leichenschau eine Ohnmacht anzuwandeln, denn er ergriff plötzlich den Arm Mr. Blants, wie um sich daran zu halten. Die Diener, welche man dazu beorderte, die Leiche ins Haus zu schaffen, brachen in laute Klagen aus, als sie ihre junge Herrin so schrecklich entstellt wiedersahen.
„Die Elenden", riefen sie, „eine so gütige Herrin I Dieser Engel ihres Geschlechtes — und so unendlich geliebt von Mr. Stratton und uns AllenI"
Es war ersichtlich bei diesen aufrichtigen Kundgebungen höchster Entrüstung, tiefster Trauer, daß die Ermordete sich die Verehrung und Liebe Aller erworben hatte.
Man legte die Todte oben auf das Billard, als der öffentliche Ankläger in Begleitung eines Arztes aus Alexandria eintraf.
„Endlich I," rief der Mayor in einem Tone äußerster Befriedigung und setzte dann im Flüstertöne hinzu: „Eine jede Münze hat ihre Kehrseite!" Zum ersten Male in seinem Leben verfluchte er seinen Berus und bedauerte tief, die wichtigste Persönlichkeit in Alexandria zu sein.
Der soeben angelangte höchste Justizbeamte der Grafschaft, Mr. Arthur Clay, war schon zu dieser Zeit eine berühmte Persönlichkeit, obschon er erst vierzig Jahre alt war. Sein Aeußercs schon imponierte, sein Erscheinen war so würdevoll, ein air nodls, angeboren, nicht anerzogen, der ruhige Blick seiner ausdrucksvollen Augen, die Energie, die aus den Zügen sprach, sowie die Geist verrathende hohe Stirn, am meisten aber eine durchaus fleckenlose Vergangenheit als Mensch sowohl wie als Beamter hatten ihn schon als Advokat, lange vor seiner Ernennung zu dem hohen Posten, den er seit zwei Jahren verwaltete, der Ehrfurcht und der höchsten Achtung Aller versichert.
Der Mayor sowohl wie Mr. Blaut beeilten sich, „Sr. Ehren" zu begrüßen, welcher seinerseits die tiefen Verbeugungen der Herren so kühl entgegennahm, als hätte er sie heute zum ersten Male gesehen, worauf er seinen Begleiter, den Generalarzt der Grafschaft, den circa sechszigjährigen Or. Brandon intioduzirte, welchen der Mayor sowohl wie Mr. Blaut herzlich begrüßten und ihm die Hand schüttelte», war er doch in ihren Kreisen eine bekannte und nicht minder beliebte Persönlichkeit.
Der Doktor war ein Unikum, eine seltene
Species der Schöpfung. Obwohl er seinem Berufe mit Hingebung oblag, war er im Publikum mehr seiner äußeren Erziehung und Manieren wie seiner Wissenschaft wegen beliebt. Er besuchte seine Patienten zwischen fünf und neun Uhr Morgens und fanden jene diese frühen Besuche unbequem, so stellte er dieselben für immerein. Es wurde erzählt, daß Dr. Brandon heimlich Experimente der praktischen Chemie mache, um sein Einkommen zu vermehren, welches man ohnedies auf ca. 10000 Dollars das Jahr schätzte. Als ihm jenes Gerücht bekannt wurde, war es ihm nicht nur angenehm, sondern er bestärkte die Leute in dem Glauben, indem er manchem seinerKlienten unter strengster. Diskretion mittheilte, er sei mit einer ungemein wichtigen Erfindung für die medizinische Wissenschaft beschäftigt.
(Fortsetzung folgt.)
Ver mischtes
— In diesem Jahre finden 2 Sonnen- und 2 Mondfinsternisse statt. Die Sonnenfinsternisse finden statt am 6. April (ringförmig früh 3,5 bis 7.21) und am 2S. Sept. (total, früh 3,5 bis 9,7). Mondfinsternisse finden statt am 21. März (partiell) und am 15. Sept. (partiell.)
— Auf der Post in Preßburg war kürzlich ein Beutel mit 500 Napoleonsd'or verloren gegangen und ein Beamter kam deshalb in Untersuchung. Auf einmal kam ein Brief aus Bielilisch und meldete, in einer Blumenschachtel hätten sich 500 Napoleonsd'or gefunden, die dem Briefschreiber nicht gehörten. Es waren die vermißten Goldstücke. Wie waren sie aber in die Schachtel gekommen? Der Geldbeutel hatte die schwache Papierschachtel eingedrückt und war in dieselbe h »eingefallen. Als die Postbeamten die Beschädigung der Schachtel bemerkten, überklebten sie dieselbe mit starkem Papier und schickten sie ab. Sie kam zum Glück an einen ehrlichen Mann und der verhaftete Beamte kam in Freiheit.
— Einem Jünger Kneipp's wurden dieser Tage in Mainz während seiner Barfußpromenade Schuhe und Strümpfe „vertauscht"'. Die Berichterstattung über diesen Vorfall lautet in poetischer Form also:
Ein Handwerksbursche welcher fror,
Kam neulich an das Binger Thor,
Und sah am Boden — sonderbar —
Ein Socken- und ein Stiefelpaar.
Der Aberglaube dieses Lümmels Hielt dies für einen Wink des Himmels,
Und ohne daß er sich besann,
Zog er die Strumpf' und Stiefel an- Nach einiger Zeit trat aus dem Thor Ein Jünger Kneipp's barfuß hervor,
Und fand daselbst — wie sonderbar —
Nur ein zeriss'nes Stiefelpaar —.
Und erst nach einigem Stirnenrunzeln, Begriff er es und mußte schmunzeln:
Der Kerl hat durch mein Kneippverhalten Unfehlbar warme Füß erhalten."
— Eine Riesen-Ratte ist gegenwärtig ein Metzger in Brüssel zu zeigen in der Lage. Das Untier mißt samt Schwanz 1 Meter, wiegt 4 Kilogramm und ist somit größer als eine ausgewachsene Katze. Der Besitzer des Tieres wurde desselben in seiner Fleischhauerei auf dem „Fischplatz" vermittels eines Sackes, und zwar in dem Augenblicke habhaft, als es eben in Begriff stand, einen Hund zu verzehren. Für das seltene Stück, weches tag täglich einer zahlreichen Menge zur Schau gestellt wird, wurden dem Eigentümer bereits 500 Franks geboten. Derselbe ist jedoch nicht willens, die „Rattenseltenheit" um diesen Preis zu veräußern.