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Amts- und Aykige-Alatt für Wildbad und Nmgkbung.

Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Garnfiag.

Der MonnementS-PreiS beträgt incl. dem jeden Samstag beigegebenen Kllustrtrten Ko««tag»»latt für Wildbad vierteljährlich 1 10 monatlich

40 Mg.; durch die Post bezogen im Oberamts- Bezirk 1 ^ 30 ^ ; auswärts 1 4b «>. Be­stellungen nehmen alle Postämter entgegen.

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Lürs. S.

Dienstag, 16. Janncrv 1894.

30. taki'gang

Württemberg.

Stuttgart, 10 Jan. Zum großen Hofball, der gestern in den Räumen des Re- fldenzschlosses gehalten wurde, waren gegen 600 Einladungen ergangen. 8 Uhr 15 Min. trat Se. Maj. der König, Ihre Maj. die Königin am Arme führend, durch die Zelt- gallene ein in den Saal der Festgäste nach dem Teile des Saales, in dem sich die Mit glieder der kgl. Familie, die höchsten Würden­träger und andere dazu befohlene Damen und Herren aufgestellt halten. Die Königin schritt nach rechts den Damen zu, der König nach links zu den Herren.

Die Ergebnisse der Viehzählung in Württemberg vom 1. Dez. 1893 liegen nunmehr vor. Der Rückgang an Rindvieh gegenüber dem Stande am 1. Dez. 1892 be­trägt für den Neckar-Kreis 18,9 v. Hundert <34400 Stück), für den Schwarzwald-streis 24,8 v. H. (50 376 St.), für den Jagst- Kre>s 25,8 v. H. (66,115 St ), für den Donau-Kreis 13,6 v. H. (44,837 St.), für das ganze Land 20,8 v. H. (195,728 St.)

Ludwigsburg, 13. Ja». Der hier 7 Uhr 13 Min. früh fällige Orientexpreß­zug ö überholte in Afperg einen Güterzug mit Personenbeförderung. Beim Pasteren der Station Asperg scheint dieser Güterzug dem Orientexpreßzug hindernd im Wege ge­wesen zu sein, so daß zwischen den beiden Zügen ein leichter Zusammenstoß stattfand, infolge dessen die Maschine des Expreßzugs und der Gepäckwagen des Güterzugs ent­gleisten. Die Maschine und der Gepäck­wagen wurden beschädigt; die Geleise waren für den Vormittag nicht befahrbar. Der Schaden an Material ist nicht bedeutend. Die Fahrgästen der beiden Züge wurden durch einen von hier abgeschickten Hilfszug der bis Stuttgart fuhr, befördert. Dieser Hilfszug traf bis gegen 9 Uhr hier ein. Der Verkehr erlitt insofern keine Unter­brechung, als sämtliche Züge von Ludwigs­burg über Vaihingen nach Bietigheim und in umgekehrter Richtung geleitet werden konnten. Nachdem der Unfall hieher ge­meldet worden war, ging sofort ein Arbeiter­zug nach Asperg. Ein Geleise ist seit '/r12 Uhr wieder befahrbar, so daß der Betrieb keine weitere Störung erleidet. Auch das andere Geleise wird heute noch in den Stand gesetzt werden können. Die beschädigte Ma- scbine des Orientexpreßzuges wurde hieher befördert.

Heilbronn. Peinliches Aufsehen er­regt allenthalben die Thatsache, daß Oberreal­lehrer Scybold wegen schwerer Prcßbeleidig- ung schon wieder zu einer bedeutenden Geld­strafe (200 Mark) verurteilt worden ist.

Maulbronn, 10. Jan. Der große Steinbruch von Sorge u. Läpple wurde dieser Tage an Hrn. Werkmeister Karl Burrer von Gründelbach für 80,000 Mark verkauft. Mit der Gewinnung und Bearbeitung des weithin berühmten roten Sanvsteins werden während der Saison ca. 200 Steinbrecher und Steinhauer beschäftigt.

Haiterbach, 13. Jan. Von einem schweren Unglücksfall ist heute der Bauer Joh. Welker von Spielberg, Witwer und Vater von 6 Kindern, heimgesucht worden. Derselbe war auf Besuch bei seiner Base auf der- singer Sägmühle und ging mit dem Sohne der elfteren in den Wald, um ihm beim Aus­laden von Langholz behilflich zu sein. Der von den beiden Männern in Angriff genom­mene Stamm wurde zunächst auf einen andern gewälzt, um ihn von hier aus auf den Wagen zu schaffen. Auf einmal kam der Stamm ins Rutschen und Welker geriet unter ihn. Es wurden ihm beide Füße abgcdrückt, der linke Fuß an 2 Stellen. Der Verunglückte wurde ins hiesige Spital ausgenommen.

Rundschau.

Bruchsal, 11. Jan. Aus einer hie­sigen erst kürzlich durch einen schmerzlichen Todesfall heimgesuchten Familie wird gemel­det. Dort hatte das Dienstmädchen das jüngste erst wenige Monate alte Kindchen aus Unvor- sichtkeit zu Boden fallen lassen und ohne etwas davon zu sagen, wieder in sein Bcttchen gelegt. Nach einiger Zeit bemerkten die Eltern das Leiden des KindeS, das so bedenkliche Erschei­nungen zeigte, daß sie sofort zum Arzt schickten. Dieser konstatirte alsbald einen Beinbruch, der infolge der Vernachlässigung bereits eine so schlimme Wendung genommen hatte, daß die Heilung sehr erschwert ist.

Hausach, 11. Jan. Das hies. Schwarz­wälder Eisenblechwalzwerk Heinr. Sahler, das zu 132,000 Mark veranschlagt war, ist in öffentlicher Zwangsversteigerung um die Kauf­summe von 201,000 Mk. auf den früherren Rechtsanwalt und jetzigen Rentner Friedrich Mathias daselbst übergegangen. Der Besitzer gedenkt dasselbe schon in nächster Zelt wieder in Betrieb zu setzen.

In Fre i bürg erschoß der Sohn eines Waldhüters aus Unvorsichtigkeit ein 14jähr. braves Mädchen. Die hiesige Strafkammer verurteilte nun den Privatier F., der die Un­glücksflinte dem 14jährigzn Jungen überlaffen hatte, wegen fahrlässiger Tötung zu einer Woche Gefängnis.

Worms, 10. Jan. Die Eisdecke über den Rhein wird sehr stark frequentiert, na­mentlich morgens und abends von den hier beschäftigten Arbeitern au» rechtsrheinischen Ortschaften.

München, 12. Jan. Gestern abend ist in der chemischen Kunstwaschanstalt von I. Fischer in der Westermühlstraße hier durch die Explosion eines Ballons Benzin ein schreck­liches Unglück angerichtet worden. Fischer, sein Schwiegersohn und Geschäftsteilhaber, sowie mehrere Arbeiter sind lebensgefährlich verletzt. Die Werkstätle ist gänzlich zerstört, in vielen Nachbarhäusern wurden die Fenster­scheiben eingedrückt.

Meersburg, 11. Jan. Ein Beweis für den reichen Ausfall des letzten Herbstes liefern unsere Weinerträgniff e. Dasjenige des hiesigen Spitals brachte ca. 6 0,000M., das der Stadt Meersburg etwa 25,000 Mk. ein.

Berlin, 13. Jan. Ein Arbeiter aus Weißensee wurde unter dem Verdacht, sein jüngstgeborenes Kind und schon früher eines seiner Kinder ermordet zu haben, verhaftet.

Die Börsen-Gesctzkoinmission des Reichs­tages hatte den Assessor Eschenbach beauftragt, zu untersuchen, wie viel ausländische Papiere allein in den letzten zehn Jahren in Deutsch­land durch die Börsen untergcbracht seien. Nach dem von Herrn Eschenbach ausgestellten Verzeichnis sind in den letzten zehn Jahren an den deutschen Börsen für 20 736 Millionen auswärtige Papiere zur Zeichnung aufgelegt worden und von diesen für 5365 Millionen mit dem deutschen Stempel versehen worden, also in deutschen Besitz übergegangen. Es sind also jährlich ca. 536 Millionen deutschen Kapitals für ausländische Anleihen ins Aus­land gegangen; allein nach Griechenland sind 414 Millionen gekommen.

Essen, 13. Jan. Am Sonntag abend brachen 2 Frauen aus Ueberruhr, die über die zugefrorene Ruhr nach Heisingen gehen wollten, ein und ertranken. Die eine Frau ist Mutter von 7, die andere von 9 Kindern.

Wien. 10. Jan. Der bekannte Juwclen- händler Jakob Fuchs hat sich aus dem 5. Stock seines Hauses auf die Straße gestürzt; er war sofort tot.

Paris. Der Bombenwerfer Vaillant wurde zum Tode verurteilt. Vaillant hörte das Urteil mit ironischem Lächeln an und sagte: Sic verurteilen mich zum Tode, ich danke Ihnen. Er schüttelte dem Verteidiger die Hand, machte nach dem Zuschauerraum hin die Geste des Halsabschneidens und rief dann:Hoch die Anarchie!" Vaillant sagte, er habe die Bombe geschleudert, weil er keine Arbeit finden und seine Familie nicht ernähren konnte. Der Generalprokurator wies aber nach, daß Vaillant nicht durch Notlage, son­dern durch Eitelkeit zu dem Verbrechen ver­anlaßt worden sei. Er wählte di; Kammer für das Attentat, weil er größeres Aufsehen erregen wollte, als der Urheber des Attentats in Barcelona.