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Urs. 142.

Donnevstcrg, 7. Dezember 18S3.

29. lulu-gang.

Wür t 1 emberg.

Stuttgart, 3. Dez. Der König, -er in den letzten Tagen von einem leichten Influenza-Anfall heimgcsucht war und gestern das Bett hüten mutzte, befindet sich heute besser und konnie wieder aufstehen.

Wie derSchw. M." hört, beabsich­tigt der Weinbauverein eine Abordnung nach Berlin zu entsenden, um in den Tagen da die Weinsteuer im Reichstag zur Beratung gelangt, nochmals gegen die geplante Steuer vorstellig zu weiden und zugleich bereit zu! sein, jede Auskunft zu geben über unsere! württ. Weinbauverhältmsse und die schweres Schädigung, die unser Weingärtnerstand durch i die Steuer zu erleiden hätte. Der Weinbau-! verein legt den größten Wert darauf, seiner-! seits Alles gethan zu haben, was möglich ist, s um die unser Land so sehr schädigende Steuer > zu Fall zu bringen. j

5. Dez. Der bevorstehende Rücktritt! des württ. Gesandten in Berlin, des Herrn! v. Moser, der sich zur Zeit einen höchst j auffallenden Urlaub genommen hat, wird in politischen Kreisen hier immer lebhafter er­örtert. Unter den Motiven, die Herrn von Moser zu diesem auffälligen Verlassen von Berlin während der interessantesten Periode der parlamentarischen Verhandlungen veran­laßt haben, wurde dieser Tage dieAmts­müdigkeit" eines württ. Ministers des Ministerpräsidenten v. Mittnacht aufge- sührt. Dieser Grund ist jedoch absolut unzu­treffend, da zur Zeit in Württemberg ein Ministerwechsel nicht in Aussicht steht, obwohl in politischen Kreisen angenommen wird, daß der Ministerpräsident seine parlamentarische Thätigkeit wohl nicht aus die aus den Neu­wahlen nächstes Jahr hervorgehende Kammer ausdehnen wird. Die Volkszeitung vermutet als Motiv, daß Herr v. Moser in Berlin in Ungnade gefallen sei und zwar wegen der Ab­bestellung der Kaisermanöver, die der Gesandte zum großen Aerger des Berliner Hofes mit nachdrücklicher Energie betrieben habe. Uns wird auch das als unzutreffend angegeben; indes ist es kein Geheimnis, daß Herr von Moser schon seit einiger Zeit aufgehört hat, am Hofe von Berlin die psrsona Arata zu sein, die er ehemals war. Als Grund dieser Entfremdung wird uns von glaubwürdiger Seite jener vielfach in der Presse besprochene Besuch seines Chefs, des Ministerpräsidenten v. Mittnacht, bei Bismarck angegeben. Ueber diesen Besuch sei man in Berlin nicht ergötzt gewesen, umsoweniger als Herr v. Moser, dessen persönliche Sympathie für Bismarck in den dortigen Kreisen kein Geheimnis ist, über jenen geheimnisvollen Besuch keinerlei Aufklärungen gegeben habe. Wir begnügen uns, diese Version zu berichten und darauf

hinzuweisen, daß diese an und für sich per­sönliche Sache insofern nicht ohne Bedeutung ist, als Herr v. Moser in parlamentarischen Kreisen allgemein als der Nachfolger des gegen­wärtigen Ministerpräsidenten gilt. (Schw. B.)

Stuttgart. Am neuenBismarckplatz," im Westen der Stadt, an der Kreuzung der Bismarck-, Vogelfang- und Schwabstraße, einen halben Kilometer vom Hascnberg-Bahnhof, ist ein Monumentalbau errichtet worden. Es ist das Bismarckhaus, von Werkmeister Blankenhorn ausgeführt. Der Bau Hai drei Fronten, die aus 5 oder gar 6 Häusern be­stehen. Was dem Bau seinen eigentümlichen Ausdruck verleiht, sind an der Hauptsront die Wappen einer Reihe von Bundesstaaten: Preußen, Bayern,Württemberg, Sachsen,Hessin, Mecklenburg. Ueber diesem Fries von Wappen ist in der Mitte das Bildnis des Fürsten Bismarck in Nische und Konsole.

Altensteig. Auf dem Altensteiger Viehmarkt hatte ein Mann von Fünfbronn ein Stück Vieh um 180 Mark verkauft. Leider brachte er weder Geld, noch Geldbeutel nach Hause. E n Langfinger hatte ihm beides aus der Tasche genommen. Den Geldbeutel fand man nachher in der Nähe einer hiesigen Wirtschaft; er enthielt noch 4t) Pfg.

Reutlingen, 3. Dez. Heute früh 1 Uhr ist Bäckermeister Aug. Bertsich seiner Frau in den Tod nachgefolgi. Derselbe hatte, zumal in den letzten Tagen nach Nr stattge­habten Operation, unsäglich ru leiden. B. befand sich größtenteils bei voller Besinnung, er bedauerte fortwährend das Schicksal und den Hingang seiner Frau, mit der er sehr glücklich verbunden war und hegte nur den Wunsch, bald auch im Tode mit ihr vereinigt zu werden. Er sah dem unabänderlichen Er­eignis mit Standhaftigkeit und christlicher Er­gebung entgegen und hatte genügend Zeit, zuvor seine Verhältnisse zu ordnen.

Göppingen, 30. Nov. In Klein- Eislingen wollte ei» Bäcker und W rt seine Katze erschießen, weil sie einen Vogel, den er in der Stube hielt, gefressen hatte. Er ent­lehnte von seinem Nachbar einen Revolver und erschoß die Katze in der Wirtsstube. Der Nachbar war mit seinem Sohne dazu ge­kommen, und der Bäck r fragte dieselben, ob eine weitere Patrone in dem Revolver sei, was diese verneinten. Es war alnr doch noch eine solche darin, und während der Bäcker die Waffe noch in der Hand hatte, ging der Schuß los und traf den Sohn des Nachbarn, einen 20 jähr. Mann, in den Kopf. Die Kugel konnte noch nicht entsirnt werden.

Ulm, 2 . Dez. Ein unternehmender Mann scheint der hier in Haft befindliche Zemcntfabrikant Mätz aus Schelklingen zu sein. Wie dasU. T.^ mitteilt, wird über

denselben bekannt, daß er das Zementwerk in Schelklingen, ohne einen Pfennig eigenes Geld zu besitzen, nur mit einem von Berlin mitgc- brachten Darlehen von 300 Mark um die Summe von 115,000 Mk. gekauft hat. Das Hauptvermögensobjekt des Mätz ist heute ein Pelzmantel, den nun die Gemeinde Schelk­lingen und gleichzeitig ein hiesiger Oberkellner, von dem Mätz 600 Mk. entlehnt hat, in An­spruch nehmen.

R i» n dscha n.

Pforzherm. Der Südd. E'senbahn- Resorm-Verein beschloß, an den bad. Landtag e:ne Petition zu richte», in der gefordert wird: Einstellung der 3. Wagenklasse in alle Schnellzüge, Eimührung von Abonnements- B-lletcn für das badische Bahnnetz von 14- tägiger Giltigkeit, Einführung von Abonne­mentskarten von den Hauptstationen nach den anderen Punkten nach dem Muster der Karls- ruhe-Maxauer Bahn, Einführung der Kilo- meterbillete mit 50 pCt. Ermäßigung wie sie im Bodenseeverkehr eiPeführt sind, Ermäßig­ung der Kinderbillete, Ermäßigung und Ver­einfachung der Gepäcktaxen, Einführung von Sonntagsbilleten.

Bühlerthai, 5. Dez. Ein großes Malheur ist einem württembergischen We,n- käufer begegnet. Derselbe hatte 9 Ohm Rot­wein hier gekauft und wollte dieses Quantum über die Berge in sein Heimatland transpor­tieren lassen. Auf der Forbacher Steige brach unglücklicher Weise eine Kette am Wagen und sie ganze Ladung geriet in die Murg. Der Schaden beträgt über 1000 Mark. Zum guten Glück soll der Eigentümer kein armer Mann sein.

Ludwigshafen. Einen großen Ver­lust erleiden Konkursgläubiger von Emanuel Strauß jr. hier. Die Forderungen der Gläubiger betragen 370,700 Mk., die bare Masse nach Abzug der Kosten 9897 Mark, so daß auf die Mark Forderung 2,67 Pfg. Begleichung entfallen.

Frankfurt a. M., 1 . Dez. Ein Un­glücksfall, dem ein geborener Württemberger zum Opfer fiel, bietet Herne den Zeitungen Anlaß zu längeren Erörterungen. Der 37 Jahre alte Ausläufer Gustav Kühnle, aus dein Oberamt Calw gebürtig, der Nachts in einem Geschäfte schläft, wollte gestern früh um V 26 Uhr nach Sachsenhausen hinüber zu seiner Familie. Am Fahrthor vor dem Eisernen Steg versperrte ihm ein dort rangierender Gü­terzug den Weg. Um nun den Umweg um den Zug zu ersparen, wollte Kühnle zwischen den Wagen durchkriechen. In demselben Au­genblick setzte sich der Zug in Bewegung, der Unglückliche wurde von den Rädern gepackt eine Strecke mügeschleift, und starb unter