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Ber misch teS.
(Mahnruf des Württ. Tierschutz- Vereins.) Das Stopfen der Gänse ist eine der verwerflichsten und schädlichsten Tierquälereien. Die Qual dieser Tiere während 5—6 Wochen ist entsetzlich. Ost sind die Tiere so eng eingepfercht, daß sie fast nicht die geringste Bewegung machen können. In manchen Ställen frieren sie im Winter an. Durch das gewaltsame Einstopfen des Futters entzünden sich Gaumenhöhle und Speisenröhre. Zu diesen Schmerzen kommen die Leiden innerer Ernährungsorgane; es können die Tiere das Unmaß der cingestopften Nahrung nicht verdauen, sie werden krank, müssen oft rasch geschlachtet werden, ehe sie verenden; würde man dagegen dem Geflügel das Futter hinstellen, so würde es so viel fressen, als es verdauen kann, es würde fett werden, gesund bleiben und nicht langsam zu tot gemartert. Und ist der Genuß der krankhaft entarteten Leber dieser Tiere für den Menschen unbedingt gefahrlos?
— Es kommt häufig vor, daßweibliche Personen, die Beiträge zur Jnvaliditäts- und Altersversicherung geleistet haben und infolge ihrer Verheiratung aus der Versicherungspflicht ausscheiden, unter Berufung auf Z 30 des Gesetzes die Erstattung der von ihnen geleisteten Beiträge von den Vorständen der Versicherungsanstalten beanspruchen. Sie übersehen indessen, daß in jenem Gesetzparagraphen die Erstattung erst dann für zulässig erklärt wird, wenn die Betreffenden mindestens fünf Beitragsjahre hindurch ihre Beiträge geleistet haben. Vor dem 1. Juli 1895 kann also derartigen Gesuchen überhaupt nicht stattgegebcn werden. Bis dahin sind derartige Anträge zwecklos.
— Eine unverhoffte Erbschaft hat in Insterburg ein Gutsbesitzer gemacht. Jetzt ein Mann von 70 Jahren, stattete er vor etwa 30 Jahren einen ungeratenen jugendlichen Neffen mit Geldmitteln aus und schob ihn dann nach Amerika ab. Nach kurzer Zeit hatte indessen der an Nichtsthun gewohnte junge Mann das Geld verjubelt und bat nun seinen Onkel flehentlich um Wiederaufnahme in sein gastfreies Haus. Der gutmütige Onkel aber war diesmal fest. Dem jungen Springinsfeld blieb daher nichts anderes übrig, als zu arbeiten. Es gelang ihm, eine Reitknechtstelle bei einem reichen amerikanischen Pferdezüchter zu erlangen. Allmählich wurde er Geschäftsführer und Mitinhaber des Unternehmens. Vor kurzem ist er gestorben und hat den greisen Oheim, der ihm zu seinem Glücke verholfen, in seinem Testamente mit 80,000 Mk. bedacht.
— Eine galizische Judengemeinde, so erzählt das Wiener „Deutsche Volksblatt', ersuchte einen jüdischen Kohlenhändler in Wien, ihr die für den Winter ^notwendigen Kohlen umsonst zu liefern. Er antwortete, daß er das nicht könne, daß er der Gemeinde jedoch einen „50prozentigen Nachlaß" gewähren wolle. Bald darauf bestellte die Kultusgemeinde zehn Wagen Kohlen, die denn auch abgesandt wurden. Nach einigen Tagen kommen von diesen zehn Wagen fünf zurück. Damit war für ine edlen Galizier, die so ihren Bedarf gedeckt hatten, der „50prozentige Nachlaß" vollzogen. Zu dieser „Schlaumeierei" seiner Glaubensgenoffen soll der Händler ein höchst verblüfftes Gesicht gemacht haben.
— In Chicago gibt eS nicht weniger als 1500 Straßenübergänge der Effenbahn. Dieser lebensgefährliche Zustand wird mit 1. Jan. 1894 laut Beschluß des Stadtrats
ein Ende nehmen, demzufolge die Eisenbahnen im Herzen der Stadt bei Straßenübergängen zu erhöhen sind. Nach Chicagoer Blätter sind durch die berührten Mißstände 100 Todesfälle während der ersten sieben Monate des Jahres vorgekommen.
(Lenkbares Luftschiff.) Im nieder- österreich. Ingenieur- und Architektenverein in Wien hat der Prof, der techn. Hochschule in Brünn, Georg Wöllner, einen Vortrag über das Modell eines von ihm erfundenen Flugschiffes gehalten. Die Flugmaschine besteht in einem System von Segelrädern, die einen Luftpropeller für die Vorwärtsbewegung bilden. Die seitliche Bewegung wird durch das Ein- und Ausschalten einzelner dieser Segelräder bewirkt. Nach den Angaben des Erfinders wird der Schiffskörper einen Fassungsraum für 4—8 Personen und einen Motor von 80 Pferdekräften haben. Das Luftschiff soll sich mit einer Schnelligkeit von 2,4 Kilom. in der Minute bewegen. Die Versammlung, die durchweg aus Fachmännern bestand, gewann von den Mitteilungen Wöllners einen so günstigen Eindruck, daß sie 5000 fl. für die Herstellung der Flugmaschine bewilligte. Einzelne Fachmänner erklärten, daß nach den Demonstrationen Wöllners als sicher anzunehmen sei, daß das Problem der Luftschifffahrt gelöst sei.
— Wer ist der Erfinder des Glühlichtes? Doch wohl Edison? Die amerikanischen Gerichte nämlich Richter Hallet, haben in dem Prozesse zwischen der Edison-Komp. und der Kolumbien-Jncandescent-Komp. anders entschieden. Der Erfinder ist H. Göbel, ein Deutscher, der im Jahre 1850 nach Nordamerika kam. Er fertigte wenige Jahre darauf in seiner Werkstätte zu Newyork elektrische Lampm aus alten Flaschen, in denen er als Leitungsfaser Bambus gebrauchte, den er im Küchenfeuer verkohlte. Diese Lampen kamen nicht in Handel, weil die Erzeugung der Elektrizität noch zu teuer war. Göbel verwandte sie aber zur Beleuchtung in seiner Werkstätte, auch schenkte er seiner Tochter eine zur Beleuchtung der Nähmaschine und dann benützte er sie als Anziehungsmittel für ein Teleskop, das er auf Rädern in der Stadt herumführte. Nun hat Richter Hallet dahin entschieden, daß der noch lebende Göbel in der Erfindung des Glühlichts Edison um 25 Jahre voraus war.
— Die K affee-Plantage der deutsch- ostafrikanischen Gesellschaft gedeihtausgezeichnet. In einigen Jahren wird der ostafrikanische Kaffee auf dem Weltmarkt erscheinen. Noch eher wird ostafrikanischer Tabak auf den Markt kommen. In der Plantage Lewa der ostafrikanischen Gesellschaft war Ende September alles in vollster Thätigkeit zur Bergung der pkachtvollen Ernte. Bereits 160,000 Tabakpflanzen waren geschnitten und der Ertrag in die Trockenscheunensgebracht. Im ganzen waren zu diesem Zweckj8 Trockenscheunen fertig gebaut.
(Gegen dasAnlaufen derFeu- ster?) Man löse selbst oder lasse sich beim Droguenhändler oder Apotheker 55 Gramm Glyzerin in einem Liter verdünnten (63 vom Hundert, nicht denaturierten) Spiritus auf- lösen, dem zur Verbesserung des Geruches irgend ein geeigneter Stoff, z. B. Bernsteinöl, zuges tzt werden kann. Sobald die Mischung wasssrklar geworden ist, reibt man die innnere Fläche des Fensters mit einem Fensterleder oder Leinwandlappen, die mit der Flüssigkeit angefcuchtet sind, ab. Dies verhindert nicht blos das Gefrieren, sondern auch das Schwitzen und Beschlagen der Fenster.
(Aus dem Examen.) Professor: „Was ist Ihre Ansicht über die Pläne Cäsar's kurz vor seinem Tode?" — Student: „Ganz die Ihre, Herr Professor!"
Eine ungewöhnlich reiche Fülle zeitgemäßer Themata finden wir in dem eben erschienenen Heft 3 der illustrierten Zeitschrift „Vom Fels zum Meer" (Union Deutsche Ver- lagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig) in einer Reihe von Aufsätzen behandelt, denen der treffliche Bilderschmuck noch ein erhöhtes Interesse verleiht. Zu einem Rundgange durch die „Berliner Porzellanmanufaktur" deren Erzeugnisse heute mit Recht so hochgeschätzt weiden, lädt uns Cornelius Gurlitt, während Felix Vogt in einem geistreichen Essay die berühmte . Malerschule zu Barbizon" und ihre zu spätem Ruhm gelangten Meister, die bekanntlich der neueren Richtung in unsrer Landschaftsmalerei die Wege wiesen, schildert. Die brennende Frage der „Arbeiterwohnungen" erörtert H. I. Dieckmann in einem größeren Artikel, der uns zugleich an der Hand zahlreicher Modelle das bis heute auf diesem Gebiet in Deutschland geleistete veranschaulicht, und die „Deutsch-russischen Grenzbilder" von Richard Skowroneneck lenken unsre Aufmerksamkeit gleichfalls auf ein durchaus aktuelles Gebiet. Eine feingestimmte, in den Kreisen der vornehmen Gesellschaft spielende Novelle „Spätsommer" von Konrad Telmann, zwei kleinere humoristische Erzählungen von S. Rad- sord de Meißner und Wanda Bartels, die letztere, aus dem holländischen Strandleben, höchst charakteristisch illustriert; der fortlaufende Roman „Die ewige Braut" von Hanns von Spielberg, sowie drei Liebeslieder von Ludwig Fulda, der in diesen Tagen seine Hochzeit gefeiert hat, beweisen, daß auch der belletristische Teil hinter dem andern nicht zurücksteht eine Vielseitigkeit, die bei. solcher Gediegenheit des Gebotenen dieser Zeitschrift zur besonderen Ehre gereicht. Nicht vergessen sei bei dem hier nur angedeuteten Inhalt „Der Sammler", dessen Reichhaltigkeit an biographischem und sonstigem Detail dasselbe Bestreben aufweist. Für die Trefflichkeit der Holzschnitte legen auch die vier, nach größeren Gemälden ausgeführten Kunstbeilagen des Heftes das günstigste Zeugnis ab.
Kellersche Spielwerke
Mit den Heller'schen Spielwerke» wird
die Musik in die ganze Welt getragen, auf daß sie überall die Freude der Glücklichen erhöhe, die Unglücklichen tröste und allen Fernweilenden durch ihre Melodien herzbewegende Grüße a«s -er Heimat sende. In Hotels, Restaurationen u- s. w. ersetzen sie ein Orchester und erweisen sich als bestes Zugmittel; für Obige empfehlen sich noch besonders die automatischen Werke, die beim Einwerfen eines Geldstückes spielen, wodurch die Ausgabe in kurzer Zeit gedeckt wird.
Die Repertoirs sind mit großem Verständnis zusammengestellt und enthalten die beliebtesten Melodien auf dem Gebiete der Opern-, Operetten- und Tanzmusik, der Lieder und Choräle- Thatsache ist ferner, daß der Fabrikant auf allen Ausstellungen mit erste« Preise« ausgezeichnet, Lieferant aller Europäischen Höfe ist und ihm jährlich Tausende von Anerkennungsschreiben zugehen.
Die Heller'schen Spielwerke sind daher als passendstes Geschenk zu Weihnachten, Ge- burts- oder Namenstagen, außerdem für S eel sorger, Lehrer und Kranke zu empfehlen.
Man wende sich direkt nach Bern, selbst bei kleinen Aufträgen, da die Fabrit keine Niederlagen hat. Reparaturen, auch solche von fremden Werken, werden aufs beste besorgt, ältere an Zahlungsstatt angenommen. Auf Wunsch werden Teilzahlungen bewilligt und illustrierte Preislisten franko zugesandt.
Redaktion, Druck und Verlag von Ehr. Wildbrett in Wildbad..,