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Berlin, 20. Nov. DerReichsanzeiger" meldet, daß heute der Fernsprechverkehr zwischen Berlin nnd Köln eröffnet worden ist.

Die Gattin Herbert Bismarcks ist in Schönhausen von einem Töchterchen ent­bunden worden.

B e r l i n, 23. Nov. (Reichstag.) Die Anträge von Auer u. Gen. (Soz.-D.) auf Erstellung des Strafverfahrens gegen Reichs­tagsmitglieder werden debattelos angenommen. Es folgt die 1. Lesung der Handelsverträge mit .Spanien, Rumänien und Serbien. Graf Limburg - Stimm (konservativ):Die Verträge zeigen die Absicht, um j-den Preis Handelsverträge zu Stande zu bring-n, und daß die Landwirtschaft die Kosten tragen soll ohne Ersatz. (Sehr richtig! rechts.) Ein großer Teck des Landes ist darüber einig, daß die Verträge mit Oesterreich und Italien Deutsch­land geschädigt haben. Es ist bekannt, daß die Unterhändler der andern Staaten noch Zugeständnisse in der Tasche hatten, womit sie aber nicht hervorzukommen brauchten. (Zu­stimmung rechts, Unruhe und Widerspruch links.) Rumänien habe, während des vorläufigen Ab­kommens, in 9 Monaten dieses Jahres viel mehr Getreide nach Deutschland eingeführt. Italien habe die Zollzahlung in Gold ange­ordnet. Dadurch werde Einfuhr dorthin er­schwert, die Ausfuhr von dort erleichtert. Bei der Lage der Landwirtchast werde seine Partei darauf bestehen, die Währungsfrage nachdrück­lich zu fordern, und sei entschlossen, keinem Ver­trage zuzustimmen, welcher die Landwirtschaft ohne Kompensationen neu belaste Der Aus­fall der preuß. Abgeordnetenwahlen zeigte, wie die Stimmung der Kreise ist. auf deren Schutz die Regierung angewiesen ist. Staats­sekretär d. Ausw. v. Marschall: Jedem Tarif­verträge werde ein Vorwurf in dieser Richtung seitens einzelner Kreise gemacht werden. Nichts sei leichter, als auf Grund einzelner Klagen gegen ein großes Vertragswerk Sturm laufen, sich auf die Stimmung des Landes berufen, nachdem man anderthalb Jahre sich bemüht habe, diese Stimmung hervorzurufen. (Zu- stnnmung links ) Bis 1887 Hutten wir eine aktive Handelsbilanz, alsdann kam eine Unter­bilanz, welche bis 1892 fortgesetzt stieg. Da hieß es, unsere Handelspolitik habe gründlich Fiasko gemacht. In den ersten 9 Monaten dieses Jahres dagegen verminderte sich die Einfuhr um 50 Millionen und vermehrte sich die Ausfuhr um 186 Millionen, während die französische Ausfuhr sich um 93 Millionen gegen das Vorjahr verminderte. Unsere Aus­fuhr nach Oestreich hat dauernd zugenommen, während die Einfuhr östreichischen Getreides stetig abgenommen hat. Es gibt dort wie bei uns Freunde und Gegner der Handels­verträge. Eine gesunde Landwirtschaft zu er­halten, gehört auch nach den Anschauungen der Regierung zu den Hauptaufgaben des Staats.

Aus Trier, 21. Nov., wird gemeldet : Den Verfassern der Broschüre über den hei­ligen Nock sind die Gefängnisstrafen im Gna­denweg ermäßigt worden. Neichard erhielt 8 Tage Festungshaft, Sonnenberg 100 Mk. Geldstrafe.

Brüssel, 20. Nov. Seit Samstag wütet ein heftiger Sturm auf dew Atlan­tischen Ozean, in Großbrttanien und Frank­reich , Spanien und Nordafrika. Derselbe i artete am Sonntag abend in einen Chklon! aus, dessen Furchtbarkeit alle Stürme der letzten 50 Jahre übertrifft. Von überallher werden zahllose Unglückssälle gemeldet. An der englischen Südküste wurden über 240 Tote festgestellt: zahlreiche große Dampfer auf

hoher See litten schwere Havarie und kämpfen spaßt? Der Lokalpatriotismus, bei welchem

verzweifelt. U-berall wurden Dampfer und Segelboote an die Kisten geworfen, zahlreiche Häuser wurden abgedeckt, die Telegwaphen- leitungen zerstört. In Dünkirchen ist ein Denk­mal umgestürzt.

Paris, 21. Nov. Der Sturm dauert im Kanal und an der atlantischen Küste seit 32 Stunden an. In Calais wurden 200 Mtter des Wellenbrechers mit dem Leuchtturm samt den Wächtern fortgerissen. Bei Havre wurden 140 Telegraphenstangen umgemorfen, wodurch der telegraphische Verkehr unterbrochen wurde. Bei Barfleux strandete der Hamburger DreimasterCorrientes". Von der 14 Mann starken Besatzung erreichten heute morgen 9 schwimmend das Ufer; einem der Geretteten war ein Bein zerschmettert, von den 5 übrigen sah man in der Takelage Notsignale geben, ohne daß ihnen Hilfe gebracht werden konnte. Zwei Leichen der Ertrunkenen wurden bereits angeschwemmt. Auch aus dem Mittelmeer werden heftige Stürme gemeldet.

Kopenhagen, 21. Nov. Ein starker Sturm wütete vorige Nacht und heute Mor­gen an der Nordwestküste Jütlands. Viele Fischerboote sind verunglückt und 37 Fischer sind ertrunken. Die Not der Küstenbewohner ist groß.

London, 21. Nov. Gestern waren bei Lloyds bereits 144 Schiffbrüche anaemeldet, 5 mehr als jemals bisher an einem Tage.

London, 23. Nov. Times meldet aus Rio de Janeiro: In Folge Explodierens eines Geschosses im Fort Lage seien 1 Offizier und 17 Mann getötet worden. Die Aufständischen nahmen Fort Lage.

Kronstadt, 24. Nov. In der hiesigen Bucht bildet sich E>s; der Dampserverkehr zwischen Kronstadt und Petersburg ist eingestellt.

di- hiesige Einwohnerschaft in erster Linie die hiesige Geschäftswelt berücksichtigen sollte, ist wohlbegründet und trägt seine guten Früchte. Wo die Interessen der Bewohner nach so vielfachen Richtungen gemeinsam sind, da sollte auch der Grundsatz vorherrsche», bei den Mitbürgern seine Einkäufe zu machen.

Mit dem ersten Adventsfest am 3. Dez. beginnt die sogenannte stille oder ge­schlossene Zeit. Nach Z 9 der K. Verordnung vom 27. Dez. 1871, betreffend die bürger­liche Feier der Sonn-, Fest- und Feiertage, ist insbesondere das Abhalten öffentlicher Tanz­belustigungen an den Sonntagen in der Advents­zeit ganz verboten, während das Tanzen an Werktagen der Adventszeit nur mit Genehmi­gung der K. Oberämter stattfinden darf. Die gleichen Grundsätze finden Anwendung auf Tanzunterhaltungen geselliger Vereine und geschlossener Gesellschaften, welche in Räumen veranstaltet werden, in denen ein Wirtschafts­betrieb, sei es ein öffentlicher, sei es ein auf die Mitglieder der betreffenden Gesellschaft beschränkter, stattfindet. Dw Adventszeit en- ,chet mit dem Christfest. Am ersten Advents­sonntag und am Christfest sind überdies öffent­liche Schauspiele und Vorstellungen, Vogel- und Scheibenschießen, sowie andere öffentliche Lustbarkeiten, mit Ausnahme von Conzerten und Vorstellungen an stehenden Thealern, ganz verboten.

Ver mis chtes

Lokales.

Wildbad, 25. Nov. Folgenden auch für hier sehr beherzigenswerten Artikel ent­nehmen wir demB. W." :Kauft am Platze! Die ttebe Wechnachtszett naht heran, viele fleißige Hände regen und beeilen sich, die Weihnachtsgaben rechtzeitig serckg zu stellen.

Valer und Mutter lenken den Sinn auf ihre Kinder, Bräutigam und Braut zerbrechen sich den Kopf, wie sie sich gegenseitig am besten und freudigsten überraschen können; Freunde und Freundinnen sind bemüht, sich passende Gaben zur gegenseitigen Bescheerung auszu­denken. Unsere hiesigen Geschäftsleute kennen diesen schönen Gebrauch und wissen recht gut, daß gerade das Herannahen der Weihnachts­zeit einem großen Teil des Publikums Ver­anlassung giebt, mehr Einkäufe als zu jeder andern Zeit des Jahres zu machen. Diese Gelegenheit wird leider von Vrelen benutzt, ihren Bedarf bei auswärtigen Händlern und Produzenten zu decken. Diese Bevorzugung hat ihren Grund nicht etwa in dem Umstand, daß die auswärtige Ware besser oder billiger als die einheimische ist, sondern einzig und allein in dem thörichten Vorurteil, daß das von auswärts Bezogene unter allen Umstän­den den Vorzug verdient. Bezüglich der Weihnachts-Elnkäufe sollte der hier Wohnende an dem Grundsätze festhalten, sein Geld den imt ihm an demselben Platze wohnenden Ge­schäftsleuten zukommen zu lassen, statt es nach auswärts zu tragen. Es ist gerade zur Weih­nachtszeit, wo alle Geschäftsleute bemüht sind,

Laden und Schaufenster aufs reichste auszu­statten, doppelt tadelnswert, auswärts zu kaufen. Sind die hiesigen Läden nicht mit Allem versehen und jedem Geldbeutel ange-! zum Vegetarianer

Freunde des gestirnten Himmels machen wir auf die schöne Erscheinung auf­merksam, die gegenwärtig, währen der ganzen Nackt zu beobachten ist. Es ist dies der Jupiter, der größte der Planeten, der zur Zeit in der Nähe der Erde weilt und darum außerordentlich hell leuchtet. Er geht abends mit Eintritt der Dunkelheit im Nord- osten auf, beschreibt einen hohen Bogen am Himmel, steht um Mitternacht im Süden und geht gegen Morgen unter. In seiner Nähe erblickt man die Gluckhenne. Sehr gute Augen sollen 'eine vier alten Monde noch wahrnehmen können; leicht gelingt dies, wenn man ein mäßigscharfes Fernrohr zur Hand nimmt.

Vom bad. Oberland. Der israelitische Handelsmann K. in G. kam in den Verdacht, daß er sein bares Vermögen nicht zum vollen Betrage versteuere, obschon er das hübsche Sümmchen von 325 000 Mk. in seiner Erklä­rung angegeben hatte. Von seiten der Be­hörde wurde nun in der Behausung des K. nähere Nachforschung angefleüt, welche zu einem überraschenden Resultat führte. Es stellte sich heraus, daß K., der sich kaum einen rechten Bissen zum Essen gönnte, ein Ver­mögen von über eine Million Mark besaß, daß also ein Vermögen von etwa 600,000 Mark unversteuert blieb. K. ist, als die Sache am Tage war, lautFrb. Ztg.", rasch weg­gestorben.

(Ein Löwe als Vegetarianer.) Maler Diefenbach in Wien arbeitet gegenwär­tig an demPortrait" eines Kolossal-Löwen, der in einer Menagerie im Prater zu sehen ist. Der Maler hat von dem Menageriebe­sitzer die Zusage erhalten, daß ihm derselbe elnen der jungen Löwen zum Geschenke machen werde, welche schon in den nächsten Tagen in der Menagerie zu erwarten sind. Diefenbach geriet auf die Idee, einen Löwen bei Milch und Brod aufziehen und auch ohne Fleisch-, nahrung weiter füttern zu wollen. Es wird interessant sein, zu erfahren, ob ein Löwe sich "" eignet.