Erklärung der Firma „Ettlinger Kunstdünger- Fabrik, E. Faist", deren bisheriger Inhaber durchgebrannt ist. Der Antrag auf Eröffnung des Konkursverfahrens ist von dem Buchhalter der Firma gestellt worden. Wie der „B. L." hört, soll Faist sich bedeutender Wechselfälschungen schuldig gemacht haben.
Frei bürg, 10. Nov. Für den neuen Umbau der großen Pyramide des hiesigen Münsters soll noch eine weitere v erte Münsterbaulotterie veranstaltet werden. Der Borstand des Münsterbauvereins hat als Ziehungstage den 12. und 13. April 1894 festgesetzt. Wie bei den früheren Verlosungen sollen auch nun wieder eine Anzahl von Kunstgegenständen ausgesetzt werden.
Heidelberg. Das Hotel und Restaurant „Garni Perkeo" ist um den Preis von 330,000 Mark an H. Zenner, Restaur. in Darmstadt, übergegangen.
Berlin, 11. Nov. Von dem mutmaßlichen Reinertrag der geplanten Reichsweinsteuer, deren Gesamtertrag auf 17 M>ll. Mark geschätzt wird, entfallen 12 Millionen auf die Naturweine, der Rest auf die Schaumweine.
— In diesem Winter sollen beim Militär größere Hebungen als bisher im Schneeschuhlaufen stattfinden.
— Im Mai 1889 wurden an der Berliner Börse für 556 Milliarden Werte verhandelt. Trotzdem bringt in ganz Deutschland die Börsensteuer jährlich nur 5 Millionen Mk. ein.
Aachen. Vor der hiesigen Strafkammer wurde ein praktischer Arzt aus Wel enrandt (Belgien) wegen Beleidigung der Ehefrau eines deutschen Grenzbeamten zu einer Geldstrafe von 600 Mk. oder zu 60 Tagen Gefängnis verurteilt, weil er einen belgischen Zolleinnehmer, den er als einen ihm befreundeten Assistenzarzt aus Lüttich vorstellte, als Zuschauer und Gehilfen bei einer Entbindung j zugelassen hatte. Der Zollemnehmer erhielt wegen thätlicher Beleidigung eine Geldstrafe von 100 Mark bezw. 10 Tage Gefängnis.
Madrid, 8. Nov. Der Dynamitanschlag in Barcelona scheint eine Rachthat für die Hinrichmng des Anarchisten Pallas zu sein. Unmittelbar nach der Hinrichtung bildete sich in Barcelona ein Anarchistenbund unter dem Namen „Die Rächer des Pallas". Andererseits wird das Verbrechen mit der Vorschrift in Verbindung gebracht, die der anarchistische Zentralausschuß kürzlich den europäischen Anarchistenvereinen erteilte. Darin heißt cs, das beste Mittel, um die reichen Klassen der Gesell,chaft anszurotten, sei das Werfen von Dynamirbomben in den großen hauptstädtischen Theatern, vornehmlich in die theueren Plätze wie Logen, Orchestersitze u.s.w.
— Aus Santander wird über die Folgen der Explosion des Schiffes Colo Ma- chichago geschrieben: Die Anzahl der Opfer ist leider viel zu gering angegeben worden. Man kann sagen, daß es nicht ein Haus in Santander giebt, worin sich nicht ein Ver- wundct-r befindet. Die Zahl der Verwundeten überschreitet nach den gegenwärtigen Ermittlungen 3000; diejenigen der Toten oder Verschwundenen ist nicht geringer. In den Stadtvierteln in der Nähe des Hafens stehen nur noch rissige Mauern, die man zu stützen oder abzubrechen beschäftigt ist, um neue Unfälle zu vermeiden. Dis Taucher finden täglich noch zahlreiche Leichname, von denen die meisten nicht erkennbar sind. Jeden Tag kommt ein Sonderzug mit Verbandmitteln an. Die Apotheker geben ihre Medikamente umsonst ab.
Mehrere Personen sind wahnsinnig geworden. ^ Die Ziffer der zerstörten oder als verloren zu betrachtenden Häuser beläuft sich auf mehr als 1000. Der Schaden, den die Eisenbahn-, Telegraphen-, Elektrizitäts- und Gasgesellschaften erleiden, überschreitet eine Million für jede derselben. Die Versicherungs-Gesellschaften haben die Gesamtsumme von 2,925,000 Franken zu bezahlen.
Newyirk, 14. Nov. In Brooklyn haben die mit den Republikanern vereinigten Reformdemokraten den Deutschen Karl A. Schieren, einen Republikaner, als Bürgermeister- Kandidaten ausgestellt Schieren ist, wie die N. H. meldet, ein Rheinländer, 51 Jahre alt und aus Düffeldorf gebürtig. Er kam als 14jähriger Knabe nach Brooklyn, lernte das Ledergeschäft und gründete 1868 die Firma Schieren u. Co. Man erwartet von seiner Fähigkeit, große Dinge zu verwalten, daß er der Korruption in der Stadtverwaltung von Brooklyn ein Ende mache. In welch schlechtem Rufe die bisherige städtische Adni- nistration Brooklyns in der Geschäftswelt steht, dafür spricht die Thatsache, daß mehrere Banken neuerdings sich weigern, Geld auf Grundeigentum in Brooklyn auszuleihen.
L o k cr t e s.
f Wildbad, 15. Nov. Auf Veranlassung des Gewerbe-Schulrats ist auch in hiesiger Stadt zur Unterhaltung der Handwerkslehrlinge an den Sonntag Nachmittagen eine nützliche Einrichtung geschaffen worden. Für dieselben ist an jedem Sonntag von 3—7 Uhr (wenn nötig auch bis 9 Uhr abends) der Zeichen-Saal im Realschulgebäude geöffnet, woselbst den jungen Leuten Bücher, Spiele re. zur Verfügung stehen. Die Aufsicht wird von den H.H. Lehrern geführt. Letzten Sonn- tag beteiligten sich schon über 35 Lehrlinge.
lieber die unheilvolle Luftballon- HochzeitsreifedesFranzofenChar- bonnet
erfährt man interessante Einzelheiten: Die erste Auffahrt war, wie erinnerlich, geglückt, eine zweite mißglückte, der Ballon geriet aus einen Gletscher, und die Reisegesellschaft — Charboniret, Lessen Frau, deren Schwager und ein Arbeiter — mußte Len gefährlichen Absteig wagen, bei dem Charbonnet abstürzte. Das „N. Wr. Journ." veröffentlicht jetzt folgende von der Wittwe Charbomiets herrührende Schilderung der Katastrophe: Ais ich meinen Fuß in die Gondel setzte, überkam mich plötzlich ei» unerklärliches Frrrcht- gefühl, die Ahnung eines bevorstehenden Unglücks. Ich bat meinen Mann, von seinem Vorhaben abzustehen, er jedoch beschwichtigte meine Angst und versprach mir, einen Aus- flug von höchstens einer Stunde zu mache». So stieg ich ei». Das Wetter war prachtvoll, kein Rauch regte sich und kerzengerade stiegen wir auf. Wir flogen über Berge hinweg, und bald berührte unser Ballon fast die Erde. Ich wollte Anker werfen, mein Mann aber, von der Schönheit der Fallit wie berauscht, hinderte mich daran und warf so viel Ballast aus, daß wir mit Schwindel erregender Schnelligkeit in die Höhe schaffen und die Höhe von 6500 Meter erreichten. Ringsumher eine trostlose überwältigende, entsetzliche Einsamkeit. Ich hielt daS Barometer in der Hand, um die Höhe zu messen, und sprach mit meinen Gefährten, allein wir körten einander nicht, wir sahen wohl die Bewegung unserer Lippen, vernahmen ! aber keinen Laut. Aus de» Ohreaus
der Nase, unter den. Fingernägeln hervor schoß uns das Blut! aus alle» Poren drangen die roten Tropfen. Mein Mann versuchte den Ballon zum Fallen zu bringen, umsonst. Ein heftiger wirbelnder Wind, der uns plötzlich umtoste, riß uns wieder empor nnd fegte uns nur so durch die Lüfte. Plötzlich ändert der Ballon seine Richtung; gleichzeitig fällt er in einem Augenblick aus der Höhe von 6000 Metern auf 3000 und geriet tu einen Schneesturm von solcher Wut, daß der Ballon erfaßt, gedreht und umgestülpt wurdet In entsetzlicher, furchtbarer, tödtlicher Angst klammerten wir uns an das Netzwerk an, viermal sahen wir uns frei im unendlichen Raume am schwachen Strickwerk bangen Unsere Kleider waren zerfetzt und in Stücken fortgeweht. Einen Augenblick später — ein Schlag, ein Stoß, ein Ruck — der Ballon war an die Feiskanteu eines Berges gestoßen. Das Netz des Ballons hatte sich in eine Felszacke verfangen und wir schwebten über dem Abgrund, den Tod jeden Augenblick erwartend. Ein neuer Windstoß reißt uns los, der Ballon wird an eine andere Felswand geschleudert und erhält einen klaffenden Spalt. Und plötzlich wieder ein Ruck, und die Gondel ward auf ein Eisfeld geschleudert. Es war 2'/r Uhr Nachmittags. Wir lagen da auf dem Eise fassungslos, an Leib und Geist zerschlagen. Vor allem suchten wir uns gegen das Erfrieren zu schützen. Ich zog ein paar Beinkleider meines Mannes an, er hüllte sich den Kopf in ei» Hemd, Botto und Durando in Stücke unserer Flagge. Carbonnet schnitt nun Stücke von dem Ballon und deckte uns damit zu. Die Männer legten sich eng aneinander gedrängt hin und ich mich qeur übec ihre Beine, um mich auf diese Weise zu wärmen. Indessen raste der Sturm immer heftiger über uns weg. „Laßt uns beten," sagte ich da, „und ich machte das Gelöbnis, wenn die heilige Jungfrau uns hilft, alles Gold, das ich habe, ihr zu weihen und nie m.hr Gold an meinem Leibe zu tragen." Und nun beteten alle mit dem Geiste, mit den Herzen, mit den Lippen: „Vater unser, der du bist" und als wir zur Stelle kamen, „gieb uns heute unser täglich Brot," da rief Durando: „O wenn ich nur ein Stückchen hätte," oann betete er weiter, „Amen," sagten wir und in demselben Augenblicke schrie Durando: „O Madonna, Madonna Santa, seht dorthinl", Und da lag vom Schnee, vom Regen aufgeweicht, eins der Brote die wir mitgenommen hatten, und das aus der Gondel wie durch ein Wunder hierhergefallen war. Wir verbrachten die Nacht in der fürchterlichsten Lage, dennoch schliefen wir vor Ermüdung ein. Früh wachte ich zuerst und weckte alle. „Es ist Zeit," sagte ich. Und wir begannen den Abstieg. Durando, der Arbeiter voran, dann ich, dann mein Mann, daun mein Schwager. Plötzlich glitt mein Mann dicht an einem Abgrunde aus, doch wir vermochten es, ihn zu erfassen und zu hatten. Zwei Schritte weiter glitt er neuerdings aus, und ehe wir Zeit hatten, ih» zu erfassen, versank er im Gletscherspalt. Was wir da fühlten, was wir da sagten, was wir da thaten, ich weiß nicht; es ist mir noch immer als sähe ich ch >, die Arme emporgestreckt, den Blick auf mich gerichtet, versinken. Wie ich den Abstieg vollendete, ich weiß nicht mehr. Gegen Mittag hörten wir plötzlich Glockenklang herübertöuen, und in diesem Augenblicke kam ich zu mir selbst, ich stürzte auf die Knie und weinte. Noch ein: Nacht, noch einen Tag dauerte unsere Marter, l endlich Mittwoch früh gelangte» wir au das