jetzt die Leichen mit Hacken herausgezogen werden. Vorgestern kamen bei der Beerdigung der Verunglückten herzzerreißende Auftritte vor. An der Spitze der Sammelliste steht die Königin mit 40 000 Pesetas.

Der britische Etfcnbeinhändler Stockes in Ostafrika verbreitet das Gerücht, daß Emin Pascha doch noch lebe. Irgendwelche that- sächliche U nterlage hiefür hat bis zur Stunde nicht gegeben werden können.

Madrid, 8. Nov. Aus Barcelona wird gemeldet, daß gestern abend bei der Einweihung des Theatro Liceo während des zweiten Aktes von Wilhelm Tell zwei Bomben zwischen die Orchesterfauteuils geworfen wurden. Eine derselben explodierte, tötete neun Frauen und sechs Männer und verwundete viele. Die zweite explodierte nicht. Zwei bekannte Anar­chisten sind als mutmaßliche Thäter verhaftet worden.

Barcelona, 8. Nov. Durch die Ex­plosion der in ven Zuschauerraum des Liceo- Theaters geschleuderten Dynamitbombe sind 21 Personen, darunter 2 Sängerinnen und mehrere Damen der höchsten Aristokratie auf der Stelle getötet und mehr als hundert Personen schwer verwundet worden. Zwei Anarchisten, der Italiener Alberto Saldani und der Franzose Jean Aragon wurden ver­haftet. Der Eindruck den die Nachricht von diesem Ereignisse gemacht hat, ist ein unbe­schreiblicher.

B e r m i s ch t es

(Eisenbahnfache.) Das reisende Publikum machen wir aus eine neue Einrich­tung in dem um 1.10 nachmittags in München nach UlmStuttgartBruchsal - Heidelberg MannheimFrankfurt rc. abfahrendcn Schnell­zug aufmerksam. Dom 6. Nov. ab werden auf der Station Stuttgart auf Verlangen Speiseplatten mit einem warmen Abendessen in die Wagen gereicht. Bestellungen hierauf nehmen die Schaffner während der Fahrt von Ulm bis Göppingen entgegen. Der Preis für ein solches Abendessen beträgt 2 Mk. mit einer halben Flasche Weißwein 2 Mk. 50 Pf.

Ein Knabe von 17 Jahren erregt gegenwärtig in Karlsruhe großes Aufsehen. Derselbe heißt Jenö, wiegt beiläufig 400 Pfund, und gehört zum Geschlecht der Riesen. Das heißt nur er, der Jenö, denn feine Mutter ist eine ganz normale Frau, wie alle Ungarinnen was allerdings nicht verhinderte, daß sie Jenö das Leben gab. Als er das Licht der Welt erblickte, wog er 17'/r Pfund. Mit fünf Jahren war er stärker als seine Mutter, mit acht Jahren wurde er aus der Schule ge­wiesen, weil er in den Schulbänken nicht mehr Platz hatte, jetzt zieht er durch die Welt und läßt sich für Geld sehen, und weilt gegen­wärtig auf der Messe. Jenö mißt 193 Centimeter Körperumfang, Schulterbreite 74 Centimeter, seine Beinchen sind weit stärker als eine Damentaille. Seine Nahrung ist ganz normal.

In einem großen Dorfe der Umgegend von Würzburg, in dem in Kürze die Gemeinde­wahl stattfindet, ist auf Rechnung der beiden Bürgermeister-Kandidaten schon um 8000 M. getrunken und gegessen worden. Der eine Kandidat hat 5 Wirtschaften, der andere 2, wo aber keineswegs Bier, sondern Wein, meist Flaschenweine und selbst Champagner, die Gurgeln der anspruchsvollen Herren Wäh­ler, die seit 3 Wochen allabendlich zechen spülen müssen. Bis zur Wahl werden etwa 10,000 Mk. vertrunken sein. Als es kürzlich brannte, mußte die Feuerwehr erst aus den Wirwhäusern geholt werden, wo es Hasen-,

Kalbs-, Rinds- rc. Braten gab und noch täg­lich giebt.

Das Mühlh. Volksbl. erzählt folgende hübsche Iagdgeschichte: Es war Mondschein. Zwei Jäger lauerten auf Füchse. Einer der Jäger, ein erfinderischer Geist, hatte aus einer Nußschale und einigen Pferdchaaren ein Lock- Jnstrument verfertigt, womit er das Geschrei des Hasen genau nachzuahmen vorgab. Der andere war schußfertig, um den ersten Fuchs niederzuknallen, der sich heranwagen würde, durch das vermeintliche Hasengeschrei ange­zogen. Der Erfolg blieb nicht aus, nur wir er etwas eigenartiger Natur. Ein Uhu näm­lich das Vieh ist ebenfalls Liebhaber von Hasenfleisch hörte und erblickte den musi­kalischen Jäger, sah dessen Pelzmütze für einen Hasenpelz an, stürzte sich auf den vermeint­lichen schreienden Langohr und flog stolz mit des Jägers Pelzmütze davon.

Ein Prozeß wegen Heiratsschwindel der vor dem Schwurgericht in Wien durch­geführt wurde, unterscheidet sich von den Straffällen dieser Art durch den ungewöhn­lichen Umfang, den der Angeklagte seinem verbrecherischen Treiben zu geben wußte. Die Wiener Blätter berichten darüber:Die Be­hörde mußte darauf verzichten, alle jene Frauenspersonen, die von dem Angeklagten betrogen wurden, ausfindig zu machen. Sie erhebt Anklage wegen 7 vollbrachter und 8 versuchter Betrugsfälle, aber sie verweist da­rauf, daß neben jenen 15 Frauenspersonen, die dem Gericht sich gemeldet haben, noch weiteren 20 Mädchen, deren Persönlichkeiten nicht sichergestellt werden konnten, vom Ange­klagten die Ehe zugesagt worden ist. Der Heiratsschwindler heißt Anton Netter, steht im 23. Lebensjahr. Er stammt aus einem angesehenen Hause und hat besucht die Bürger­schule, eine Gymnasialklasss und die mechanisch­technische Lehrwerkstätte in Komotau. Schon im 16. Lebensjahr beging er ein Verbrechen, er fälschte näinüch Postamtsstempel, sodann auch Postanweisungen und erhob widerrechtlich Gelder. Seiner Jugend hatte er es damals zu verdanken, daß er mit 4 Wochen Kerker da­vonkam. Später erlernte Netter die Maschinen­schlosserei, diente eine Zeit lang in der Ma­rine und seit dem Frühjahr vorigen Jahres lebte er in Wien ausschließlich von dem Er­trag seiner Heiratsschwindeleien. Er ließ in einem hiesigen Blatte folgende Anzeige er­scheinen:Ein junger Mann von angenehmem Aeußern, der eine sichere Stellung mit einigem Vermögen vereinigt, sucht eine der dienenden Klasse ungehörige Lebensgefährtin mit 200 bis 300 fl. Bargeld. Die Antworten erbat er sich unter gemütvollen Chiffern wieAuf­richtig" oderGlückliche und zufriedene Zu­kunft" und sie flössen ihm reichlich zu. Je­dem der 35 Mädchen, die in Korrespondenz mit ihm traten, versprach er die Ehe, zu jedem trat er in nahe Beziehungen und jedes ver­ließ er, nachdem er ihm alle Ersparnisse her­ausgelockt hatte. Er pflegte zu gleicher Zeit 5 oder 6 Bräute zu haben. DieHeimatgemeinde des Angeklagten hat über diesen in einer amtlichen Note bemerkt.- Er zeigt eine außergewöhnliche Begabung zu Handlungen, die strafbar sind. Diese Charakteristik ist trotz der Naivität ihrer Fcrm ganz zutreffend. Anton Netter hat ven Mut vor Gericht zu erklären: Ich hatte nicht die Absicht, Jemand zu beschädigen. Der Vertreter der Anklagebehörde, Staatsanwalt. Substitut Dr. Ftühwald, erwidert hierauf: Unter den obwaltenden Umständen ist diese Erklärung eine zynische. Der Angeklagte be­hauptet, daß er jenes Mädchen, das ibm'am besten gefallen hätte, geheiratet haben würde und daß er dann getrachtet hätte, alle andern

in finanzieller Hinsicht zu entschädigen. Im Verlauf der Verhandlung gelangten auch die Briefe zur Verlesung, mit welchen der Ange­klagte die Bedenken, die mitunter denBräu­ten" aufstiegen, bekämpfte. Den Geschworenen wurden 3 Schuldfragen, auf Betrug, ver­suchten Betrug und Veruntreuung vorgelegt und diese Fragen wurden von den Geschwo­renen mit allen Stimmen bejaht. Im Sinn dieses Verdikts, jedoch unter Berücksichtigung der vom Verteidiger geltend gemachten Mil­derungsgründe, wurde Anton Netter zu drei Jahren schweren Kerkers und zum Ersatz von 170 fl. an drei der Privatbeteiligten, die noch nicht entschädigt sind, verurteilt.

(Zu m Spielerprozeß in Hannover.) Die Breslauer Zeitung bringt folgende inte­ressante Mitteilung. Im übrigen scheinen die durch den Prozeß bekannt gewordenen Ver­luste auf die meisten der aus allen Gegenden als Zeugen herbeigerufenen Liebhaber des Spiels noch nicht abschreckend genug gewirkt zu haben, denn, wie uns berichtet wird, haben sich diesclben schon wiederholt in den Prozeß­tagen zu einem kleinen Spielchen zusammen­gefunden; ja man munkelt sogar, daß selbst die langweilige Wartezeit im Zeugenzimmer einQuinzechen" oderEcartechen" ab und zu verkürzt habe.

Gegen die schwedische Regierung wird in nächster Zukunft ein Mi l lio n e np r o z eigenthümlicher Art angestrengt werden. Es verhält sich damit so': Im Jahre 1634 er- erhielt die schwed. Regierung, welche sich in dringender Verlegenheit befand, von dem Lübecker Kaufmann, Jakob Krieves ein Dar­lehen von 68 500 Th alern, das mit 6 v. H. bis zur erfolgten Rückzahlung zu verzinsen war. Der Original-Schuldbrief, welcher üb­rigens erst am Weihnachtsabend 1636 aus­gefertigt ist, befindet sich im Besitz des Guts­besitzers Freiherrn Kuno von der Kettenburg, der nunmehr die Zahlung des erwähnten Be­trages nebst Zinsen, zusammen also über vier Millionen Kronen, fordert. Er hat sich be­reits an einen der bekanntesten schwedischen Rechtsanwälte gewendet. Dieser hat der schwedischen Regierung den Vorschlag gemacht, um einen kostspieligen Prozeß zu vermeiden, dessen Ausgang schwer abzusehen wäre, sich mit feinen Klienten durch sofortige Zahlung eines Betrags von 205 500 Kronen (nur 5 v. H. der Forderung) abzufinden. Die Negierung scheint es indes auf einen Prozeß ankommen lassen zu wollen.

(Wie man in AmerikaZuckerrü­ben zieht.") In dem westlichen Teile der Vereinigten Staaten schwärmen zur Zeit die meisten Landwirte für Zuckerrübenbau, da dieser in Folge der von der Bundesre­gierung gezahlten Zuckerprämie größere» Nutze» verspricht als der Getreidebau. Diese Schwär­merei wird bereits von Schwindlern ausge­beutet, wie ein deutscher Landwirt bei Sioux City in Iowa zu seinem Schaden erfahren hat. Einige unternehmendeGeschäftsleute" in Newyork zeigten nämlich in einer Zeitung ein einfaches Mittel an, um Runkelrüben zu ziehen: Frankoantwort nach Empfang von 1 Doll, in Postmarken. Der sich bereits als Besitzer großer Runkelrübenfelder fühlende Landwirt riskirte 50 Zweicent marken und erhielt als Antwort die überraschend richtige Mitteilung:Fasse die Rübe oben fest mit der Hand und dann ziehe." Dieses Mittel ist dem ebenbürtig, welches seinerzeit gegen Einsendung eines Dollars zur Vernichtung des Coloradokäfers empfohlen wurde. Der Geleimte erhielt 2 glatte Brettchen mit Ge­brauchsanweisung:Man bringe den Colorado­käfer zwischendieBrettchenunddrücke kräftig."