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soll man m't der Lese zuwarten, da die Trau­ben gesund sind. Der Wem Handel bewegt sich in ruhigen Bahnen. 1892er 42—44 Mark per Hektoliter. Aeltere Weine sind nur noch in Großkellereien zu haben.

Schwetzingen , 31 Aug.Auch unsere Stadt besitzt nun einen Erfinder, zwar keinen, der einen kugelfesten Panzer, wohl aber einen, der einen Schwimmapparat erfunden hat. Der Betreffende ist der 20 Jahre alte Kaufmann Franz Kurz von hier. Der Apparat besitzt die Form einer Flosse, hat ein Gewicht von 8 Pfund, eine Länge von 80 am, eine Breite von 38 ew und besteht aus Stoffen verschiedener Art. Mittelst dieses Schwimmgürtels kann man 1500 w in der Stunde zurücklegen, wenn man gegen den Strom schwimmt die Hälfte. Die Erfindung ist bereits beini preuß­ischen Kriegsministerium eingerichtet worden. Der Apparat ist, lt. „Ldsb.", schußwcht auf 10 Schritte gegen Revolverkugeln, sowie dicht gegen Messerstiche. Ein Ertrinken bei Be­nutzung des Gürtels soll unmöglich sein.

Berlin, 6. Sep>- Der Trinkspruch des Kaisers beim Festbankett für die Zivilbehörden in Metz lautet: Mein heutiger Trinkspruch gilt den Reichslanden und von den Reichslanden den Lothringern. Meinen wärmsten, herz­lichsten Dank sage ich den Lothringern für die warme freundliche Aufnahme. Der rau­schende Jubel, die freudigen Gesichter und die freudig bewegten Worte, die man mir entge­gengebracht , verpflichten mich zu herzlichem Dank. Ich sehe aus den Ovationen, aus der Feststimmung der Bevölkerung von Metz, sowie der Landbevölkerung die Bestätigung, daß Loth­ringen sich wohl beim Reiche fühlt. Vor den Augen der hiesigen Einwohner zieht ein Stück der deutschen Größe und der deutschen Ein­heit vorbei. Das Haupt des Reiches und mit ihm vereint in treuer Freundschaft und festem Bunde hohe durchlauchte Verwandte, Vettern, Regenten deutscher Länder: mit Ge- nugthuung ersehe Ich, daß die Lothringer Ver­ständnis für des Reiches Größe und für ihre Stellung im Reiche gewonnen haben. „Wir Lothringer sind loyal, durch und durch kon­servativ, erstreben im Frieden unsere Arbeit zu thun und unser Feld zu bauen und unge­stört zu genießen, was wir verdient," so klangs mir beim Empfang in Kürzel entgegen. Nun, meine Herren, um Ihnen dies zu ermöglichen und Ihnen den Beweis zu geben, daß es mir am Herzen liegt, Ihre Gedanken kennen zu lernen, habe ich mir ein Heim unter Ihnen gegründet, und fühle mich wohl unter meinen Nachbarn in Urville. Mögen Sie daraus die Versicherung entnehmen, daß Sie unge­stört ihre Wege gehen und Ihren Erwerbs­zweigen nachhängeiz können. Das geeinte deutsche Reich sichert Ihnen den Frieden, deutsch sind Sie und werden Sie bleiben, da­zu helfe uns Gott und unser deutsches Schwert. Ich trinke auf das Wohl der deutschen Reichs­lande, der treuen Lothringer, Sie leben hoch!

— Ein Berliner Geschäft, welches 120 Angestellte beschäftigt, ist, wie der Konfektionär erfährt, in 1200 Mark Strafe genommen worden, für jeden Angestellten 10 Mark, weil es diese am Sonntage über die gesetzlich er­laubte Zeit hinaus beschäftigt hat. Ein anderes Geschäft hat aus demselben Grunde 500 Mk. Strafe zu zahlen.

— Der Sitzungssaal des neuen Reichs­tagsgebäudes in Berlin wird, wie schon kurz <rwähnt, einen Kronleuchter erhalten, der zu den schönsten und größten seiner Art zählen wird. Sein Durchmesser wird 8 Meter be­tragen. 12 Bogen- und 250 Glühlampen werden an ihm ihr Licht auf den Wandel­gang herniedersenden, über dem der große

Kuppelbau sich wölbt. Die Form dieses ko­lossalen Kronleuchters ist die eines Reifes. Der Reifen ist mit Wappen und Figuren be­setzt, und unter den letzteren befinden sich die Statuen berühmter Männer und Helden aus der alten und neuen Geschichte unseres Vater­landes. Der Mechanismus, an dem der un­geheure Lichtspender am Gebälk der Kuppel befestigt ist, zeigt die Form der alten Stamm­burg der Hohenzollern, überragt von der deutschen Kaiserkrone.

Potsdam. Die Berliner Filiale der Elektrizitätswerke Schlickert und Co. in Nürn­berg bat der Stadl Potsdam einen Vertrag über die Errichtung einer Zentrale zum elek­trischen Betrieb der Straßenbahn und Ab­gabe von elektrischem Strom für Licht und Kraft unterbreitet. Die Gesellschaft will sich aus 51 Jahre das alleinige Recht des elektrischen Betriebs in Potsdam sichern; nach Ablauf dieser Frist soll die gestimmte Anlage der Stadt Potsdam kostenlos zu- fallen, die letztere aber auch berechtigt sein, schon nach 16 Jahren das Werk käuflich zu erwerben.

Metz, 5. Sept. Der Bezirks-Präsident Frhr. v. Hammerstein gibt bekannt, daß der Kaiser mit besonderer Freuve in Urville weile. Sein eifrigstes Bestreben sei, den Frieden zu erhalten und die friedliche Arbeit zu fördern. Er sei auch besonders bestrebt, auch seinen lothringischen Unlerthanen Zeiten dauernden Friedens zu sichern. Für den ihm geworde­nen begeisterten Empfang spricht der Kaiser seinen warmen Dank aus. — Dem Manöver der beiden Divisionen des XVI. Armeekorps, welche unter Leitung des Generals Grafen v. Häseler zwischen Metz und Urville abgehalten i wurden, wohnte der Kaiser mit den fürstlichen Gästen bei. Der Kaiser hielt die Höhe west-. lich des Dorfes Colligny. Dieser Ort wurde! nach heftigem Gefecht 10 Uhr vom Westkorps! genommen. Das Ostkorps wurde gegen Ur­ville zurückgedrängt. Hierauf Schluß. Der Kaiser kehrte nach Urville zurück, die Fürst­lichkeiten nach Metz.

Basel, 5. Sept. Sonntag Nacht ent­gleiste der Schnellzug Genf-Paris bei Rou- sillon. Die Ursache war verbrecherische Ent­fernung von Schienen. Der Verkehr nach Gens ist momentan unterbrochen. Montag mittag ereignete sich eine Entgleisung auf der Linie Olten-Aarau bei Däniken. Die Geleise sind gesperrt. An beiden Orten ist großer Materialschaden. Personen sind nicht ver­letzt worden.

London, 4. Sept. Einer Meldung des Bureau Reuter zufolge gab der aus Ud- jidje zurückgekehrte Missionar Swann eine aus­führliche Schilderung der Ermordung Emin Paschas. Ein in Udjidje eingetroffener Brief enthalte nach der Angabe eines Arabers die ausführliche Beschreibung des Reisewegs Emins und dessen Verfolgung durch Araber. Als Emin bei dem Häuptling Seyd ben Abed eingetroffen, sei ein Araber herausgetreten und habe gesagt: „Ihr seid der Emin, welcher die Araber am Viktoria Nyanza-See tötete" und habe Emin oen Kopf abgeschlagen. Hier­auf seien auch seine sechzig nubischen Begleiter getötet und deren Leichen verzehrt worden.

London, 6. Sept. Reuter melvet aus Barceley: Tausende von Bergarbeitern plün­derten die Kohlengruben von Silkstone und Ayland, sie verwundeten den Direktor und mehrere Beamten und zündeten das Gruben­bureau in Rockingham an. Die Behörde von Barceley beschloß die Herbeirufnng von Trup­pen aus Chesterfield. Die Streikenden, mit Eisenstangen bewaffnet, beherrschten die Kohlen­gruben und forderten die Polizei heraus, dis

unter dem Schutze der Truppen unter Schwie­rigkeiten sich den Weg bahnte. Die Behörde erließ die gesetzmäßige Aufforderung, worin sie ankündigte, daß nach 20 Minuten die Truppen Feuer geben würden, worauf die Bergarbeiter sich zurückzogen.

L o A cr L e s.

Wildbad, 7. Sept. Die Conzerte der Geschwister Krügl aus Kärnten, welche am letzten Montag im Conver- sations-Saale und gestern obend im „Hotel Schmid" stattfanden, hatten sich trotz der vorgeschrittenen Saison eines sehr zahl­reichen Besuchs zu erfreuen. Sowohl die gut gewählten Liedervorträge, welche von den Sängern teils einzeln, teils zu­sammen gesungen wurden, als auch die Zither-, Guitarren- und Oecarina-Vorträge wurden sämtlich in meisterhafter Weise zu Gehör gebracht und ernteten lebhaften Beifall, so daß die Künstler noch mehrere Zugaben folgen lassen mußten. So hat sich denn auch diesmal wieder der gute Ruf der uns vom vorigen Jahr noch in bester Erinnerung stehenden Künstler-Ge­sellschaft wieder glänzend bewährt.

Tnkri-Halikudks.

Der Hheaterarzt.

Humoreske von Arthur Bor »stein.

(Nachdruck verboten.)

Aber lieber Freund," wagte ich nach einem halben Dutzend schüchterner Versuche etwas energischer einzuweuden, „ich bin doch kein Arzt, und wie kann ich als Ingenieur —"

„Papperlapapp," unterbrach er mich auf­geregt, „Du mußt, Du mußt, und zum dritten Male Du mußt, äirissima nsoaMtss! Ver­stehst Du; oder soll ich mir vielleicht wegen dieses lumpigen Theaters den ersten großen chirurgischen Fall in meiner Praxis entgehen lassen?!"

Bei dieser für ihn anscheinend an die höchste Potenz des Unmöglichen grenzenden Vorstellung ging dem Sprechende» vor Auf­regung die Luft aus; die Stimme schnappte über — er mußte notgedrungen einige Augen­blicke ausruhen, um den Athem zu holen.

Ich benutze diese günstige Gelegenheit:

„Aber könnte nicht einer Deiner Kolle­gen —"

Er hatte wieder Luft. „Mensch, willst Du mich morden?! Woher nehmen und nicht stehlen?! Mein dienstbarer Geist ist bereits überall bei den Kollegen herumgeschwirrt, natürlich keiner zu Hause, und jemand muß kontraktlich auf dem Platze sein, unbedingt! Ich sage Dir, ich war der Verzweiflung nahe! Nun kommst Du mir wie vom Himmel ge­schickt und wirst Dich doch jetzt nicht im Ernste weigern, mir den Gefallen zu thun —"

Während dieser in Brustton der lieber» zeugung gehaltenen Rede hatte mein Freund der junge Doktor Fischer, die letzten not­wendigen Instrumente zusammengesucht und sie in eine anscheinend besonders dazu ein­gerichtete Tasche verpackt. Jetzt riß er die Thür zu seinem Wartezimmer auf und über­gab die Tasche einem dort in großer Erre­gung harrenden Dienstmädchen.

„Ah, fast hätte ich die Hauptsache ver­gessen, hier ist die Einlaßkarte für Dich, sonst würdest Du ja gar nicht htneinkom» men; brillanter Platz übrigens I Und nun Hab' Dich nicht so zimperlich," fügte er, als ich immer noch zögerte, hinzu, „in dem