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Amts- und Anzeige-Natt für Wil-bad und Umgebung.

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Sarnstag, 9. September 1893.

29. latingang.

Württemberg.

Gestorben: 2. Sept. zu Jerusalem Christoph Paulus, ehemals Vorsteher des Tempels, früher an der Erziehungsanstalt auf dem Salon bei Ludwigsburg, 82 Jahre alt; 5. Sept. zu Stuttgart Bankier Alb. Dann, Herausgeber des N. Finanz- und Verlosungs­blattes.

Stuttgart, 5. Sept. Während der diesjährigen Manöver wird bei uns in Würt­temberg namentlich auch die Verw-ndtarkeit des Fahrrades zu Ordonanzdiensten eingehend geprüft werden. Schon jetzt steht es in Würt­temberg fest, daß die radsahrends Ordonanz größere Vorzüge besitzt vor der Kavallerieor- conanz, soweit es sich natürlich um die Be­nützung der ebenen Landstraße handelt, was bei Slabsordonanzcn ja so ziemlich immer der Fall ist. E>n gewisses Hindernis für die rad­fahrende Ordonanz bietet allerdings noch das umzuhängende Gewehr; indessen sollen, wie man aus Militärischen Kreisen mitte lt, Fahr­räder zu militärischen Zwecken angefertigt wer­den, welche mittels einer geschickt angefertigten Mechanik eine bequeme Befestigung des Ge­wehres am Fahrrad ermöglichen. Das General kommando hat dem Vernehmen nach die Di­visionen und das Pionierbataillon Nr. 13 aufgeforderl, nach den Manövern Berichte über die beim Radfahren zu militärischen Zwecken gemachten Erfahrungen einzusenden.

(K a i s e r p a r a d e.) Die Mitglieder der württ. Kriegervereine haben sich bereits in stattlicher Zahl zum Besuch der Kaiserpaiade angemelvet. Dieselben werden in der Stärke von etwa 6000 Mann eintreffen. Ihre Aufstellung erhalten sie in gleichlaufender Richtung mit der Festtribüne und zwar derart, daß ein Drittel vor derselben und je ein Drittel links und rechts hievon zu stehen kommt. In Folge dessen mußte die Festtri­büne etwas höher geplant werden, damit man von allen Plätzen das ganze Paradefeld be­quem übersehe» kann. Auch die Zugänge zur Tribüne werden bedeutend vermehrt. Um die Ordnung leichter aufrecht zu erhalten, wurden an Stelle der früher üblichen 6 Treppen, deren elf errichtet, so daß jede Abteilung eine eigene mit der Abtcilungsnummer der Eintrittskarte versehene Treppe erhält. Die ganze Tribüne ist über 200 m lang und faßt etwa 7000 Zuschauer. Dieselbe wird vorher von den zuständigen Behörden geprüft und zwar auf dreifache Sicherheit.

Cannstatt, 5. Sept. Die Gewerbe­vereine Ellwangen, Göppingen und Heilbronn, letzterer besonders stark vertreten, besuchten gestern die Gewerbeausstellung und besichtigten hiernach die Wilhelma, Rosenstein und son­stige Sehenswürdigkeiten der Stadt. Heute

Vormittag kam der Gewerbeverein Nagold in die Ausstellung. Ebenso besichtigten gestern Vormittag die Mitglieder des Verbands der Gewerbevereine das städtische Pumpwerk und niedrere hiesige Etablissements, wie die Ma­schinenfabrik Eßlingen, Filiale Cannstatt, mit der Abteilung für Elektrotechnik, die Weberei von Elsaß und Co. n. a. Als Entgegen­kommen ist zu verzeichnen, daß das k. Hof­marschallamt genehmigt hat, daß die Gewer­bevereine zum Besuch der Schlösser Rosen­stein und Wilhelma durch Vermittlung des hiesigen Stadtsch.rltheißenamts Eintrittskarten von dem Ausstellungskomiteerhrltc» können.

K irchh eim u. T., 5. Sept. Heute und morgen tagt hur die Landesversammlung des württ. evangelischen Bundes, welcher derzeit schon gegen 10,000 Mitglieder zählt. Nach vorangegangener Ausschußsitzung, der auch Fürst Hermann zu Hohenlohe-Langenburg an- wohnie, fanv heute abend halb 7 Uhr er­hebender Festgoltesdienst in der Stadtkirche mit Predigt von Stadlpfarrer Uhl-Nürlingen und hernach gesellige Vereinigung in dem ge­räumigen Tirolersaal mit Ansprachen und verschönt durch Gesangsvorträge des Kirchen­chors statt. Den morgigen Tag wird um 6 Uhr Choralblasen vom Turm seitens der Stadtkapelle einleit?» und sich nach den üb­lichen Berichten ein Vortrag von Dekan Dr. Köstlin-BlaufeldenUeber den Untergang der evangelischen Kirche" und ein wei-enr von Stadtpfarrer Hummel-Schwaigern überRom und die B bel" als Hauptpunkte anreihcn Bis jetzt sind etwa 200 auswärtige Mitglie­der eingetroffen, weitere 100 200 Festbe­sucher werden mit dem heutigen Frühzug er­wartet.

Heilbronn, 4. Sept. Am Sonntage wurde hier das Kaiser Wilhelm-Denkmal in feierlicher Weise enthüllt. Die Herstellungs­kosten für das Denkmal belaufen sich auf 35,000 Mk.

Nordheim, 3. Sept. Einen fröhlichen Festtag durfte unsere Nachbargemeinde Nord­hause» gestern begehen: die Waldenser des Landes feierten dort ihre jährliche Versamm­lung. Zahlreiche Glieder der Waldenserge­meinden des Landes zogen mit vielen anderen Festgästen hinaus nach dem festlich geschmück­ten, sollst so stillen Ort. 12001500 Fest­gäste mögen es im ganzen gewesen sein, die auf dem Festplatze nach dem Eingongsgebet und der Begrüßung seitens des Ortsgeist­lichen der ergreifende» Predigt des Pfarrers Kopp von Perouse lauschten, Hernack von den Bildern aus der Vorfahren Not und Siegeszeit um die Mitte und das Ende des 17. Jahrhunderts, welche Pfarrer Weitbrecht von Enzberg mit beredten Worten, anknüpfend

an alte Sinnsprüche und Sinnbilder der Waldenser, zeichnete, einen tiefen Eindruck empfingen, und nach kurzen Mitteilungen über eine 200jährige Festfeier der Waldenser im Jahre 1899 durch Pfarrer Märkt noch auf etliche Züge aus dem Leben des Petrus Waldus sich Hinweisen ließen. Viele Gäste suchten nachher die Kirche auf, um dort die Bibeln, Gesangbücher und Gebetbücher, wie sie in etlichen Familien aus alter Zeit noch vorhanden sind und auf den Tag zusammen­gebracht wurden, zu besichtigen. Daun zogen sie alle in die gastlichen Häuser des Orts, um sich mit Verwandten, Freunden und Bekannten der Zugehörigkeit zu der nun nicht mehr verfolgten Gemeinde, den mutigen Augen alter Tage, zu erfreuen, alte Baude zu befestigeil, unv neue zu knüpfen.

R u « - sch a «.

Pforzheim, 5. Sept. Heute früh 5 Uhr verließen die einquartierten Truppen unsere Stadt, um die Manöver in der Rich­tung nach Durlach fortzusetzen und in der kommenden Nacht bei Langensteinbach ein Vi­vat zu beziehen. Schon am 1. Sept. hatten die Truppen bei Wilferdingen eine Nacht im Freien zugebracht und eine ungeheure Menge Schaulustiger von Pforzheim anaezogen. Heute wird dies noch m-hr der Fall sein, da eine ganze Brigade das Bivak bezieht. General von Schlichting, der Kommandierende des 14. Armeekorps, sowie der Erbgroßherzog von Baden als Divisionskommandeur und Brigade­kommandeur von der Mülbe nahmen gestern nach den Hebungen die Kritik ab.

Karlsruhe, 6. Sept. Die Ankunft des Kaisers hier ist nunmit B estimwtheit auf Sonntag den 10. Sept. nachmittags festgesetzt Am Abend dieses Tages werden die sämtli­chen Militärkapellen des 14. Arm ekorps im Schloßgarten konzertier», woran sich der Za­pfenstreich schließen wird. Am 11. ist die Kaiserparade bei Forchheim, nach derselben findet Paradediner im hiesigen Schlosse und im Hoftheater Galavorstellung statt, wobei die Walküren" zur Afführung kommen wird. Vom 12. ab finden die Manöver des 14. gegen das 15. Korps statt.

Aus dem Breisgau, 5. Sept. Seit dem Jahre 1868 sind die Aussichten auf ein gutes Weinjahr nicht so günstig gewesen, wie gegenwärtig. Daß es ein reiches Jahr gibt, ist sicher und wenn das günstige Wetter ouc noch kurze Zeit so anhält, muß das G.wächs von vorzüglicher Güte sein. Was die Menge anlangt, so steht in einzelnen Strichen ein voller Herbst in bester Aussicht. Ueberall sind die Rebberge geschlossen, die Trauben sind ausgereift und die Beeren hell. Aber immer