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den bisherigen Weinsteuern schmälern noch den Konsum billiger Weine verteuern. Sie soll lediglich die Qualitätsweine in Betracht ziehen, unter denen auch dieSchaumweine inbegriffen sind. Vom Schaumwein, aus dem man einer frühe, ren Schätzung zufolge 3 Mill. Mk. heraus- schlagen wollte, hofft man einen bedeutend höheren Ertrag zu erzielen.
— Die „Kreuzztg " schreibt: Da die württembergische Regierung gebeten hat, vom Manöver des 13. Corps gegen das 14. abzusehen, hat der Kaiser befohlen, letzteres Corps zu Manöver mit dem 15. Corps bei Hagenau heranzuziehen. Um dem Futtermangel in den von den Manövern berührten Gegenden vorzubeugen, hat der Kaiser die Heranziehung der Fourage für das 14. und 15. Corps aus den östlichen Provinzen befohlen. Auch sollen beim 15. Armeekorps du Uebungen, welche bis zum 26. Sept. dauern sollten, schon mit dem 14. Sept. abschnetden und du Reserven alsdann entlassen werden. Das 13. lwürt- tembergische) Armeecorps wird unter solchen Umständen auf die Anwesenheit des Kaisers nur für die große Parade am 15. Sept. und für ein Manöver der 26. g-gen die 27. Division am 16. Sept. rechnen können.
— 11. Aug. Die „Kreuzztg." erführe aus Belgrad: Die Königin Natalie reist am Dienstag von Sinaia über Wien nach Italien.
Königsberg, 8. Aug. Die „Kön-gsv. Hart. Z." berichiet: Ein schweres Eisenbahnunglück hat sich gestern früh auf dem Bahnhof Güldenboden ereignet. Der Viehzug, der, von Königsberg kommend, um 5 Uhr früh auf Bahnhof Güldenboden eintrifft, ist bei der Einfahrt wahrscheinlich durch falsche Weichenstellung auf ein falsches Geleise geraten, in dem die Drehscheibe liegt, und dadurch verunglückt. Die Zugmaschine ist gleich hinter der Drehscheibe auis Feld geraten und hat sich bis über die Räder in den Erdboden eingewühlt. Der Packwagen ist auf die Maschine getürmt und durch die auflaufenden Wagen vollständig zersplittert worden. Desgleichen hinter dem Packwagen ein Wagen mit Remonten; die Remonten wurden teilweise getötet, Nils schwer verletzt. Ein Wagen mit tragenden Kühen, die nach Sachsen gehen sollten, hat sich über 3 andere Wagen aufgetürmt und die Kühe hängen sämtlich zermalmt zwischen den Wagentrümmern. Weiter sind 2 Wagen zerstört, in welchem sich Gänse befanden. Im Ganzen sind zwölf Güterwagen zertrümmert, Menschen sind nicht getötet worden. Verletzt sind der Zugführer Grabowski aus Königsberg, ein Sergeant vom Dragonerregiment aus Borna und ein Gemeine von demselben Regiment; ersterer und letzterer ziemlich schwer. Das Lokomotivpersonal hat sich durch Abspringen von der Maschine gerettet. Die „Elbinger Z." schreibt darüber noch: Der Zugführer hat eine klaffende Schädelwuade und mehrere Quetschungen davongetragen, so daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. Außerdem sind ein Unteroffizier und ein Gemeiner vom Remontekommando verwundet, anscheinend nicht lebensgefährlich, während 6 weitere P>..» sonen leichtere Verletzungen erhalten haben. In dem Zuge befanden sich außer 30 litauischen, für Leipzig bestimmten Remonten mehrere Hundert Gänse und ein Transport Rindvieh. Nur wenig dürfte gerettet werden.
Aus Lyck (Ostpreußen) 10. Aug. wird gemeldet: Bei einer Gefechtsübung stieß ein Ulan seme Lanze aus Unvorsichtigkeit dem Gegner so in den Oberkörper, baß dieser tot vom Pferde stürzte.
Straßburg, 8. Aug. Ein Student, welcher sich in diesem Frühjahr in verschiedenen
Stadtteilen nur mit Hose, Stiefeln, Hut und Ucberzieher bekleidet zeigte, wurde wegen Erregung öffentlichen Aergerniffes zu 1 Jahr Gefängnis verurteilt.
— Aus Wörth wird geschrieben: Am Nachmittag des 6. August fand in Gegenwart von über 5000 ehemaligen Kriegern, Mitgliedern der Kriegervereine der Pfalz, Badens und Elsaß-Lothringens, sowie der zum 22. Abgeordnetentage des deutschen Kriegerbundes in Straßburg weilenden Mitglieder preußischer, sächsischer und württembergischer Militärvereme aut dem Schlachtfelde von Wörth ein patriotischer Akt statt. Der Rittmeister Wesenec vom Dragonerregiment Nr. 15 erklärte den Verlauf der Schlacht. Das Gewoge des Kampfes wurde durch Dragonerabteilungen, Artillerie und Fußtruppen vermittelst Fahnen markirt. Die Feier endete mit einem Hoch auf den obersten Kriegsherrn.
Wien, 10. Aug. Vor den Bureaus des Wimer Spar- und H lfsvereins fanden infolge der Einstellung der Rückzahlungen stürmische Szenen statt, da die Einleger gewaltsam ein- dringen wollten. Die Wachen schritten ei», der Konkurs ist unvermeidlich.
Großwardein, 10. Aug. Gestern abend versammelten sich ca. 2000 Personen vor dem bischöflichen Palais und zertrümmerten sämtliche Fensterscheiben desselben, ebenso diesigen in den Häusern der Rumänen. Nich 10 Uhr nahm die Demonstration einen ernsteren Charakter an. Vor dem rumänischen Seminar und dem bischöflichen Palais begann die Menge mit faustgroßen Steinen zu werfen und in der anstoßenden Kirche Fenster einzuwerfen. Der Oberstadthauptmann und ein Polizeikommissar wurden mißhandelt. Eine Compagnie 'Infanterie sperrte schließlich die Straßen. Der Lärm dauerte bis 11 Uhr nachts fort.
Paris, 11. Aug. Einem Telegramm aus Royat zufolge ist die bekannte Menagerie Penzon mit sämtlichen Thieren verbrannt; der Schaden ist bedeutend.
Zürich, 11. Aug. In der Nachmittagssitzung des Sozialisten-Kongresies wurde nach längerer Debatte, an der sich nur weibliche Delegierte beteiligten, mehrere Anträge, belr. Frauenarbeit angenommen.
Zürich, 11. Aug. Der Sozialistenkongreß beriet heute die Anträge betreffend die Maifeier und beschloß mit großer Majorität folgende Resolution: Der Kongreß erneuert den Beschluß des Brüsseler Kongresses und beschließt folgenden Zusatz: Die Sozialdemokratie jedes Landes hat die Pflicht, die Durchführung der Arbeitsruhe am 1. Mai anzustreben und jeden Versuch zu unterstützen, der an einzelnen Orten oder von einzelnen Organisationen in dieser Sitzung gemacht wird. Der Kongreß beschließt ferner, die Kundgebung am 1. Mai für den Achstundentag solle zugleich eine Kundgebung des festen Willens der Arbeiterklasse sein, durch eine soziale Umgestaltung die Klassenunterschiede zu beseitigen und so den einzigen Weg zu betreten, der zum Frieden innerhalb jeden einzelnen Volkes, wie zum internationalen Frieden führt.
N e w - C a st l e, 11. Aug. Hiesige Blätter berechnen die wöchentlichen Verluste der Arbeiter und Bergwerkbesitzer auf 37^/a Millionen.
Helsingfors, 11. Aug. Ein Erlaß des Kaisers von Rußland verfügt, daß von morgen ab auch in Finnland der Einfuhrzoll auf alle deutschen Maaren, einschließlich Tabak, um 50°/o erhöht wird.
UnkrhMndrs.
Geheilt.
Von Hugo Werth.
(Nachdruck verboten.)
„Die Elfersucht ist eine Leidenschaft, die stets mit Eifer sucht, was Leiden schafft," so dekiamirte Else, das junge liebreizende Weibchen des Malers Walter Felomann mit großem Pathos und siegesfrohem Lächeln, nachdem sie ihrem Gatten wieder einmal klipp und k ar bewiesen, wie grundlos und unvernünftig sein ewiger Argwodn sei. Er zog sie gerührt an sich und legte seinen Arm um ihre Schulter, sah ihr tief in die leuchtenden blauen Angen und schwur hoch und heilig, daß er nie, nie wieder eifersüchtig sein werde. Obgleich sie sich nun beide tiefinnerlich nicht verhehlen konnten, daß dieser Schwur voraussichtlich nicht länger Vorhalten werden würde, als die meisten oft mit großer Feierlichkeit abgegebenen Liebes- s.chwüie, so war es doch eine große Genug- thnung für sie, wenigstens vorläufig versöhnt zu sein, zumal da dieser Auftritt gerade vor Mittag stattgefuuden hatie und deshalb Gefahr vorhanden gewesen war, daß ihr körperliches Wohlbefinden unter der seelischen Erregung gelitten hätte.
Jetzt wurde das Mahl mit dem nötigen Behagen eingenommen, und nachdem dies geschehen, blieb man in heiterster Stimmung bei einander sitzen, koste scherzte und erging fick, als man endlich ernst wurde in den kühnsten Zukunftsplänen. Der junge Maler wollte durch ein großes, historisches Gemälde den Grund zu seinem Ruhm legen und sein Frauchen sollte ihm dabei als gute Fee fördernd zur Seite stehen.
„Ich muß mir nämlich zunächst eine große Gliederpuppe anschaffen," sagte er, die man je nach Wunsch in die verschiedensten Stellungen bringen und in Kostüme der ver- schiedenstenJahrhunderte bringen kann. Diese soll mir Modell stehen für meine historischen Helden, die selbst zum Sitzen zu bewegen etwas schwer fallen dürfte, und Du selbst vermöge der De»em Geschlecht in diesen Dingen eigenen Geschicklichkeit aus Tüchern und bunten Lappen den in jedem Falle notwendigen Schnitt und Faltenwurf Heranzaubern."
„Bravo, das wird reizend werden!" meinte sie und klatschte in die Hände.
„Wenn eine solche Figur nur nicht so teuer wäre!" seufzte er, „ich werde sparen müssen."
„Nun ja, bleib etwas mehr zu Hause dann hat Deine Frau auch nicht mehr so, viel Gelegenheit, ihre Liebhaber zu empfangen.^
„Du Schlange"
„Du Tyrann!"
„Aber machen wir mit dem Zuhausebleiben gleich heute den Anfang," sagte er, Nolden erwartet mich allerdings halb und halb, „wir wollen uns das neue Gemälde von Makart ansehen. Ader hier ist es besser".
„Nein", erwiederte sie jetzt entschieden, „sieh' Dir das Gemäld: an".
„Weshalb?"
„Na, Du kannst aber doch Nolden nicht vergeblich warten lassen."
„Ich habe ja garnicht fest zugesagc".
„Aber ich muß heute auch putzen."
„Weshalb gerade heute?"