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am heutigen Tag lustig von Statten. Den Schluß des zweiten Festtags bildete ein Bankett im Germaniasaal.

Von der oberen Enz,. Juli. Bei uns giebt es noch Ortschaften, die in Bezug auf die Fntternot gut daran sind. So ist von einer kleineren Gemeinde zu berichten, daß daselbst wegen Futtermangels noch kein Stück Vieb geschlachtet oder verkauft wurde. Sämtliche Viehbesitzer konnten ihren gesam­ten Viehstand erhalten und haben auch die Hoffnung, denselben ganz durch den Winter zu bringen, was für die ganze Gemeinde bei den voraussichtlich im nächsten Jahr sehr hochstehenden Viehpreisen ein großer Gewinn wäre. Die Forstverwaltung kam den Vieh­besitzern recht bald in dankenswertester Weise entgegen und stellte ihnen sämtliche gras­reichen Hochbestände zur Weide für ihr Vieh zur Verfügung. Diese Erlaubnis wurde allgemein benützt, und so ersparte man säst alles eigene Futter. Das an Waldweide nicht gewohnte Vieh magerte anfangs ab, hat sich aber dann wieder rasch erholt und befindet sich jetzt bei der Weide im Wald recht gut.

Dürrmenz-Mühlacker, 15. Juli. Der württemb. Schutzverein für Handel und Gewerbe hatte auf gestern Nachmittag eine Ver­sammlung in den,Kronensaal hier ausgeschrie­ben. Dieselbe war von etwa 50 Interessenten aus den Oberämrern Maulbronn, Vaihingen und Neuenbürg besucht. Vorstand Müller und Sekretär Lindner von Stuttgart brachten die bekannten Klagen über die Auswüchse der Ge­werbefreiheit vor, worauf 16 Anwesende sich als Mitglieder des Schutzvereins einzeichneten (verschiedene der Anwesenden waren schon vor­her Mitglieder.) Kaufmann H. Rösler von Dürrmenz regte die Gründung eines Gewerbe- und kaufmännischen Vereins für Dürrmenz- Mühlacker, eventuell für den ganzen Oberamts­bezirk Maulbronn an und fand damit den Beifall der Versammlung. Demnächst soll die konstituierende Versammlung stattfinden.

Rundschau.

Karlsruhe. Wie dieBadische Ge­werbezeitung" mitteilt, kam in diesem Jahre bei der Prüfungskommission in Karlsruhe, soweit bekannt, in unserem Großherzogthum einmalig, der Fall vor, daß ein Handwerker (Blechner, der das gut eingerichtete Geschäft seines Vaters später einmal fortführen soll) auf Grund einer von ihm gefertigten prak­tischen Arbeit zum Einjährig-Freiwilligen Examen zugelassen wurde. Des Betreffenden Arbeit stellte eine Petivleumlampe dar, wo­ran die Techniken des Treibens und Drückens vornehmlich zum Ausdruck kamen, welche von der Prüfungskommission, nach zuvor eingeholtem Urteil Sachverständiger, als eine hervorragende Leistung in seinem Gewerbe anerkannt wurde. Hierdurch war der junge Handwerker von der Prüfung in fremden Sprachen befreit und erlangte, da er die Prüfung in den Elementarfächern bestand, die Berechtigung zum einjährig-freiwilligen Soldatendienst.

Dur lach, 16. Juli. Die bekannte Bierbrauerei Heuß ist dieser Tage durch Kauf an die Bierbrauereigesellschaft Eglau zum Preise von 105,000 Mark übergegangen, welche darin ihr Bier zum Ausschank bringen wird.

Berlin, 16. Juli. Eine Erbschaft von fünf bis sechs Millionen Mark ist jetzt der Stadt Berlin zugefallen. Vor Kurzem starb Hierselbst der Rentier Arthur Kube im 38 Lebensjahr am Magenkrebs. Sein Vater,

der Inhaber einer Vorbereitungsanstalt für Offiziere war, hatte ein ungeheueres Ver­mögen hinterlassen. Gestern Vormittag wurde das Testament des Verstorbenen vor dem Amtsgericht I geöffnet und verlesen. Der Erblasser vermacht sein ganzes Vermögen der Stadt Berlin mit der Aufgabe, daraus eine Stiftung für alle Berliner Lehrer und Lehre» innen christlichen Glaubens zu gründen, einschließlich aller derjenigen welche pensionirt sind, aber deren Pension zum Lebensunterhalt nicht aus­reicht. In erster Linie sollen protestan ische Lehrer und Lehrerinnen berücksichtigt werden. Die beiden Schwestern des Erblassers und seine übrigen Angehörigen erhalten nur Legale von den Zinsen; nach dem Tode derselben soll auch dies Kapital der Stadt zufallen.

Berlin, 18. Juli. Die kurze Reichs­tagssession ist gestern mit einem kaiserl. Dank aus dem Munoe des Reichskanzlers für die Bewilligung der Heeresvorlage geschlossen worden. Diese ist mit einer Mehrheil von 16 Stimmen durchgegangen, also mit 5 mehr als bei der 2. Lesung die Annahme des entscheidenden Z 1 erfolgte. Es stimmten nämlich die 3 Antisemiten für die Vorlage, die bei der 2. Beratung gefehlt hatten, es fehlten dagegen diesmal 3 oberschlesische Zentrumsnutglieder, die sich freie Hand bei ihrer Wahl ausdrücklich Vorbehalten, in 2. Lesung aber gegen das Gesetz gestimmt hatten. Im klebrigen waren die Abstimmungsverhalt­nisse dieselben wie am Donnerstag. Auf Rickerts Veranlassung hatte der Reichskanzler nochmals die Zusage gegeben, daß bezüglich der Deckungsfrage weder auf Bier- und Branntweingeuer noch auf eine ähnliche Lebens­mittelsteuer zurückgegriffen werden solle, und daß man dabei die schwächeren Schultern schonen werde. Hiemit erklärte sich auch v. Plötz, der Führer des Bundes der Land­wirte, Namens der Konservativenvollständig

dankbarer empfinden sie, daß das Verständnis für die Notwendigkeit des Heeres in immer weitere Kreise gedrungen ist und den Reichs­tag zu seinem zustimmenden Beschlüsse geführt hat. Es gereicht mir zur besonderen Freude, daß ich von Sr. Majestät beauftragt bin, Ihnen für Ihre Mitwirkung den allerhöchsten Dank auszusprcchen. Auf Befehl des Kaisers erkläre ich, namens der verbündeten Regier­ungen, die Sitzungen des Reichstag für ge­schloffen. Präsident v. Levetzow bringt darauf ein dreimaliges Hoch auf den Kaiser aus, worin die Versammlung begeistert einstimmt.

Graf Caprioi hat im Reichstage an­gekündigt, der Börsensteuergesetzentwurf, welcher mit zur Deckung der Kosten der Heeresvor­lage dienen soll, werde in nächster Session in neuer, einen ausgiebigen Ertrag, sichernden Form wieder unterbreitet werden.

St. Johann, 11. Juli. Im Walde zwischen Dudweiler und Camphausen fand heute früh ein Pistolen-Duell zwischen einem Offizier vom Garde-Regiment zu Koblenz und einem Bergassessor statt. Letzterer wurde durch einen Schutz durch die Brust getötet.

Wien, 15. Juli. Die Statthalterei hat wegen der näherrückenden Choleragefahr ange­ordnet, daß die Sanitätskommission wieder akt- tivirt, der Fremdenverkehr überwacht und ch- Assanirung der Gemeinde schleunigst durchge­führt werden Alle verdächtigen Fälle, auch Oirolorn nostrus sind dem Ministerium des Innern anzuzeigen.

Aus Frankreich, 13 Juli. Der Ort Varen ist durch eine Wasserhose nahezu vollständig zerstört worden; die Gebäude sind teils eingestürU, teils völlig weggeschwemmt. Brücken und Wege sind vernichtet; ebenso die blosgelegtenunterirdischen Telegraphenleitungen. Das eigentliche Zerstörungswerk soll sich binnen wenigen Sekunden vollzogen haben.

Rom, 14. Juli. (M llionen-Heirat)

befriedigt". Auch bezüglich der Beibehaltung ^ Prinz Scipio, Borghese, der Sohn des Prm

zen Paul Borghese, welcher im vorigen Jahr den Zusammensturz seines Vermögens beklagte, hat sich mit Miß Vanderbstt der Tochter des amerikanischen Eisenbahnkönigs verlobt, deren Mitgift etwa 64 Millionen Mark beträgt. Prinz Scipio ist Artillerie-Oberlieutenant. Die Verlobung, welche die Finanzen des Hauses Borghese flottmachen soll, ist, wie das N. W. T " behauptet, ein Werk des päpst­lichen Legaten Betelli in Newyork.

der einmal eingeführten zweijährigen Dienst­zeit bezeichnete der Reichskanzler seine Er­klärungen als nicht bloß für seine Person ab­gegebene, sondern als eine Zusicherung seitens der maßgebenden Stellen innerhalb der ver­bündeten Regierungen. Mit der Annahme der Heeresvorlage wird nun für Deutsch­land die Sommerruhe in der Politik ein- treien Durch die Haltung des vorigen Reichstags in dieser für unsere Macht­stellung entscheidenden Frage hatte sich in ganz Europa eine unruhige Spannung verbreitet, die bei den Gegnern des Dreibundes, vor allem aber unserm französischen Nachbar neue kühnere Hoffnungen erregte und sie mit ange­haltenem Atem die Entwicklung der Dinge be­obachten ließ. Welche Folgen für unsre Stel­lung im Auslande eine zweite Ablehnung des Gesetzentwurfs und eine abermalige Reichs­tagsauflösung gehabt haben würde, ganz ab­gesehen vonden schweren Schädigungen unserer wirtschaftlichen Verhältnisse in diesem Falle, läßt sich schwer ermessen.

Die Reichstagssession ist gestern, nach­dem der Nachtragsetat debattelos angenommen, durch kaiserliche Botschaft geschlossen worden. Caprivi sagte: Mit großer Befriedigung begrüße Se.Majestät und seine hohen Verbündeten das Er­gebnis der Beratungen. Das feste Vertrauen auf Ihre Bereitwilligkeit, die für die Sicher­heit des Reichs als notwendig erkannten Opfer zu bringen, hat nicht getäuscht. Je uner­schütterlicher die Ueberzeugung der verbünde­ten Regierungen seststeht, daß das vorgeschla­gene Maß der Verstärkung der Wehrkraft nicht über das Bedürfnis hinausgeht, um so

LokcrL e s.

Bei der am 29. Mai und den fol­genden Tagen bei der K. Regierung für den Schwarzwaldkreis vorgenommenen Dienst­prüfung im Departement des Innern ist u. A. zur Uebernahme der im § 7 der K. Verordnung vom 10. Febr. 1837 bezeichneten Stellen für befähigt erklärt wordeiuHeinrich Bätzner von Wildbad.

Vkiiäbaä, 18. äuli. Herr Lt,ntoa 8obott, vslobsr, vis bereits bekannt, mor­gen Donnerstag äon 20. äuli im Oonvsrsa- tions-8aal sin »Oonssrt« veranstaltet, virä Asviss allen Lünstlsr- unä Daisnkrsisen so ssbr als Oslsbrität auk äsm Dsbiete äss VVag- nsr-Dssangss, äss Dsläsntsnors nnä Disäsr- Vortrags bekannt ssin, äass kügliob zsäs rkb- insnsverts Dsrvorbsbung seiner künstlsrisobsn Virtuosität übsrüüssig srsobsinsn äürtte. In- tsrsssant nnä vislleivbt niokt allseitig bekannt, äürktsn inässs kolgsnäs Daten aus äom Ds- dsosgangs äss bsrübmtsn Isnors ssin: Herr 8ebott, sin 8obn äss liörrliolisn 8sbvabsn- lanäss seine Osburtsstätts ist äsr Dobsn- stauksn ist sobon in seiner äusssrsn mazs- stätisvbsn Lrsokoinuog äsr L^pu» eines äsut- soksn Dsläsntsnors. 8eins Litern, vsloks ibn kür ä!s wilitärisobs Daukbakn bestimmt batten, lissssn ibn äis Larlssobuls bssuoksn. blaob