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da bei einem halben Meter Wafferstand in dem Brunnen die Oberfläche des Wassers immer noch mit 6—8 Centimeter öliger Masse bedeckt ist. Eine nähere Untersuchung bat ergeben, daß das Wasser entgegengesetzt rou der tbonigen Erdmass«, aus welcher das Petroleum tropfenweise quillt, feine Quelle hat. Auch das Wasser im Brunnen des Nachbarhauses nimmt eine ähnliche Färbung wie das Götze'sche an und darf mau ans die weitere Entwickelung der Angelegenheit sehr gespannt sei».
In Versailles wurde heute früh ein 18jährigcr Schlaffer, namens Dupaln hingerichtet. Er hatte am 1. Januar d. I. in Franconville die Eheleute Combier ermordet, bei denen er eine große Summe zu finden hoffte (er fand sie jedoch nicht) und wurde am April vom Schwurgericht in Versailles zum Tode verurteilt. Die Gerichtsbeamten fanden ihn in seiner Zelle wachend; ?r hatte seil mehreren Nächten nicht geschlafen ; doch nahm er die Mitt.ilung, daß seine letzte Stunde geschlagen, sehr standhaft auf und stieg mit großer Ruhe auf das Schaffst, nachdem er einen kurzen AbschiedSbricf an seine Mutter geschrieben.
Don Konstantinopel wird der N. Fr. Pr. geschrieben: Die Umgebung von Kon- stantinopcl ist in jüngster Zeit um eine Sehenswürdigkeit bereichert worden, die doppelt interessant ist, da sie deutschem Wissen und Können ihren Ursprung verdankt. Allerdings nicht so leicht wie eine Promenade zum Bazar oder zur Moschee Aga Sofia ist der mit geringen Mühen verbundene Ausflug zu den neuen Wasserwerken von Kadikjöi, doch ist er sehr lohnend, da hier der eigenartige Reiz der kleinasiatischen Küste mit den modernsten Errungenschaften des Occidents vereint erscheint. In 2*/, Stunden bringt uns der Wagen von Kadikjöi (eine Art Vorstadt Konstantinopels, mit 30000 Einwohnern, an der jenseitigen Küste des Marmarameers gelegen) in das reizende Thal des Flusses Gyok-sou. Ganz im Thalgrunde, von 5 mäßig hohen Bergen umsäumt, die nur dem Flüßchen den Eingang gestatten, ist das Riesenwerk der Barrage, ein kolossaler Damm im Halbkreise angebracht. Im Verein mit den Hügeln säumt dieser Damm ein Becken ein, welches 2 500 000 Kubikmeter Wasser fassen kann. Mehrere Hundert Arbeiter sind täglich bei dieser Barrage beschäftigt, da erst 20 m. Höhe erreicht und noch weitere 5 M. bis zum Herbst fcrliggestellt werden müssen. Das Wasser muß eine Füterschichte von immer kleiner werdenden Steinchen in 1Meter Höhe und dann noch eine Sandschicht passieren, bis es endlich, vollkommen gereinigt, in die Reservoirs rinnt. Von hier aus gelangt das Wasser in die großartigen Pumpwerke, welche es nach dem 2 Stunden entfernten Bassin von Scutari heben. Diese Bassins werden Kadikjöi und die umliegenden Orte an der kleinasiatischen Küste mit dem langersehnten reinen und gesunden Trinkwasser versehen. Die Pumpwerke und Kondensatoren stammen aus deutschen Fabriken. Nicht leicht kann man sich eine Vorstellung von der Großartigkeit dieser Wasserleitung und von den Schwierigkeiten machen, mit welchen die Ingenieure zu kämpfen hatten. Das Thal ist eine reizende Wildnis d. h. eigentlich ein riesiger Gemüsegarten, in welchem.bisher keine menschlichen Wohnungen, mit Ausnahme der niedrigen Hütten der bulgarischen Pflanzer, zu finden waren. Heute stehen ein nettes Beamtenhaus, eine große Maschinenhalle, sowie zahlreiche Hütten und Zelte für die Arbeiter an der Stelle, wo noch vor 3 Jahren idyllische
Gernüse wuchsen. DaS Werk steht unter der Leitung deS Chefingenieurs und Direktors Ka. blitz und des Zivilingenieurs Czajkowsky. Vor einigen Tagen hat der deutsche Botschafter Fürst Radolin mit Gemahlin und einigen Herren von der Botschaft die Barpage besichtigt und sich höchst befriedigt über dieses Werk deutscher Technik und Energie geäußert.
London, 29 Juni. Kapitän Bourke. als ältester überlebend^ Offizier der „Viktoria", wird sofort in Malta vor ein Kriegsgericht gestellt werden. Vom Spruch des Gerichts wird es abhängen, ob später sowohl der Contre-Admiral Markham, als der Kapitän des „Caperdown" ebenfalls vor das Kriegsgericht kommen.
London, 30. Juni. Merrall u. Söhne in Howorth, eine der größten Wollstofffabriken Englands kündigten kürzlich den Webern Lohnherabsetzung von 10—l5"/o an. Da etwa 800 Arbeiter widersprachen, schloß die Fabrik 3 Spinnereien. Gegen 4000 Arbeiter sind ohne Beschäftigung.
— Die Russen werden auf einen Handelsvertrag mit Deutschland nun wohl verzichten müssen, nachdem ihnen die deutsche Regierung erklärt hat, daß die russischen Konzessionen für ungenügend befunden worden seien. Durch das energische Auftreten der deutschen Landwirte in Nord und Süd ist offenbar der Reichsregierung das Gew ssen geschärft worden und die Russen, die auch durch einen Handelsvertrag mit Deutschland nicht deutschfreundlicher geworden wären , w ssen jetzt, daß sie von unS noch allen Seiten hin erkannt sind.
N ew - D o r k, 28. Juni. Ein von 23 Familien bewohntes vierstöckiges Haus ist in letzter Nacht eingestürzt, 75 Personen wurden begraben; bereits sind 24 Leichen aus den Trümmern herausgeschafft worden. Zahlreiche Schwerverwundete.
Newyork, 1. Juli. Eine Heralddepesche meldet aus Pittsburg: Sämtliche Verbands- Angehörige der Eisen- und Stahlfabriken,. aus- gen iiiincn die Schwarz- und Weißblcchwerke, chlicßen heute Mitternacht, weil keine Verständigung über die Lohnskala erzielt wurde. Die Fabrikanten wollen 10 bis 15 °/o Lohnermäßigung einireten lassen, die Arbeiter weigern sich, dies anzunehmen; in Folge dess n sind 35 000 Arbeiter beschäftigungslos.
— Aus Kamerun kommt die Hiobspost, daß ein Offizier und rin Feldwebel in die Gefangenschaft der Eingeborenen gerieten. Sie wurden ermordet, ehe Lieutenant von SMen zur Hilfe herbeieilen konnte. Lieutenant von Stetten wurde im Gefecht durch einen Schuß verwundet.
Alexandrien , 29. Juni. Die Choleranachrichten aus Mekka lauten erschreckend. Alle Stadtquartiere sind infisziert und ganze Familien ausgcstorben.
Lokales.
Wildbad. ( 2 ig sun er - 0 o n csrt.) Dienstag nachmittags ^/t4 Ohr und abends 8 Dbr Lacket ein kontert statt, auk velcbes vir unsere Dsser hiermit bssoncksrs ank- msrbsam machen vollen. Ungarische 2igeu- nsr unä Xigsuneilnngn vsrcksn ein grosses National-Konzert mit 8 piel, Oesang unä Dans veranstalten. Wer ckie 2anbergsvalt cker glntbvollsn nnck berauschenden 2 igsn- nsrmusib in den Rhapsodien eines I-isrt, den unsterblichen Tondichtungen 8 cbnbsits und anderer Nsister Hennen gelernt bat, vlrd dem ^.uktrstsn der Orupps mit 8 pann-
ung entgsASnseksn. ^n allen Orten, an denen das Agsunersrebsater debütierte, errang dasselbe die z-länrendsten Lrtolg«, so u. io Baris, Berlin, Hannover, Ltrass- burg, BadenLadsn.
Vei-8SmmIung ÜS8 würll. 8okwsrr- AlLlä-Vei'eli'8.
^Itsnstsig, 30.duni. ^.m gestrigen Beter- und Baulskeisrtag bielt der Württ. 8 obv»r 2 valdversill seine Hauptversammlung in ^Itensteig. Oie von »us- värts erschienenen Nitgliedsr des Lerürbs- vsreias vurdeo am Labnbok mit Nusib empfangen und von bissigen Ausschuss ru einem Brilbsoboppen in die „Dinds" geleitet. Oer llaupt Vereins Vorstand trat daselbst sofort 2 U einer 8 itLuag susamH^l und nm ^ 2 12 Obr begann dis Hauptversammlung, di« aueb von bissigen Nitglis- dsrn sablrsicb besnobt var. Oer stellvertretende Vorsitzende, Ober - Reg. - Kat Nestle, erötluets dis Versammlung mit einem Naebruk kur den verstorbenen Bräsidsntsn von öätrmsr, dessen ^.ndsnbso dureb kr- bebsn von den 8 itrsn gssbrt vurds. Ilier- aut begriissts 8 iadtsobultbeis 8 Weiber namens der 8 tadt und des Bsrirbsversins ^Itenstsig di« Oäste. Os folgte dis kecb- nuugsablag« und kntlastnng des Kassiers und dis Darstellung der Tbätigbsit des llauptvereins, vobei die Beteiligung an der geographischen Ausstellung bsrvorgs- bobsn vnrds. Nach Lebanntgebung der Tbätigbsit der einzelnen LsLirbsvsreins in den llabrsn 1891 und 1892 vurdeo tolgsods Anträge des Vortstaodes genehmigt: Dem Berirbsvsrsin VItsustsig statt der vor «vei dabreu vsrvdligtsn 400 Narb num Vus- siebtsturm auk dem Kgvnbausvr kapf nunmehr 500 Nb. su bsvilligsn; Oalv erhält 2 Nr Herstellung eines bnssvsges Orüner Weg-buclrsloch-Ornstmilh! 300 U., breudsn- stadt nur ^.ussbesssruog des bnssvsgss Keble-Kornisgründs bssv. Kuhsstein 200 Nb, für Wegveiser nach keiohsndacb und 8 snbönbachv»sssrkällv 80 Nb. , kiir einen Weg von der 2uüucl>t naek dem knhestsiu 120 Nb., Zusammen 400 Nb. ; Neuenbürg kür den Weg der bad.-vüitt. OandesgrenLS entlang von ^xtlob uaob der Tenkslsmübls und vom Dobel dortbin 300 Nb., Oberndork kür dis ^lpirsbaclisr Anlage am Ooldbrnnnsn 250 Nb., 8 ckram- bergsr ^.ussiebtstnrm auk dem Doebstsig 350 Nb, Zusammen 600 Nb. Der 8 tutt- garter Lerirbsvsrrin bat dem llauptvsrein 2 N den kosten eines Vereinsorgans 2000 Nb. 2 ur Verfügung gestellt. Dis erste Nummer desselben mit Vnsicbtsn von Wildbad, ^ltenstsig und Lsrnseb »usgestattst, vnrds vom Verleger Nax Kings in Wildbad sur Verteilung gebracht. Das Blatt kübrt den Namen ,, Vus dem 8 cbvar 2 vald", vird von ksbtor Dr. WeissLeber in Oalv redigiert und soll vorerst 8 —9mal, später aber 1 2 mal jährlich erscheinen. Dis nächste Hauptversammlung im dabrs 1895 soll im Bewirb Neuenbürg gehalten vsrdon, der Ort ist noch nicht bestimmt. Der bisherige 8 cbriftfübrsr Lanrat kaibls ist vegsn 6 ls- scbäftsUbsrbäufung verhindert, sein ^.mt vvitsrsiufübrsll, an seine 8 tells tritt Inspeb- tor ksgelmann, dsssgleicben gebt dis bunb- tion des Danptvsreiusbassisrs von Ranbier Nsnnicb auf Oustav 8 psidsl, Kaufmann über, bür den verstorbenen Lanrat Rbsin- bardt soll auk der Kinns Waldscb bei Tsinacb eins Osdsnbtatsl aukgestsllt ver-