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Amts- und Anzeige-Platt für Wildbad and Umgebung.
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M Asro. 7S.
Dienstag, 4. Juki 1893.
29. jalifgang.
Württemberg.
Stuttgart, 30. Juni. Der Ausschuß der Notstandskommissiou hier hielt bis jetzt fast täglich eine Sitzung; gestern Nachmittag kam die Frachtermäßigung wieder zur Sprache, die bis jetzt nur in Württemberg um ch'z herabgesetzt war. Die Kommission beantragte eine weitere Herabsetzung bis zu Vi zu erstrebe». Diese Ermäßigung sollte aber auf den Verkehr in ganz Deutschland, namentlich auch auf den Transitverkehr ausgedehnt werden. Der Vertreter der Kgl. Generaldirektion versprach in der Sache das größte Entgegenkommen, weiches indes nicht von Württemberg allein, sondern von den üb. rigen Staaten übereinstimmend geschehen müßte.
Stuttgart, 28. Juni. Der Män- ncrtiiriiverein Stntlgart, der älteste Turnverein in Württemberg, begebt am 29. und 30. Juli d. Js. die Feier seines 50jährigen Bestehens. Am Samstag den 29., Abends, ist Festkneipe und Begrüßung der auswärtigen Gaste im neuen Paul Weiß'schen Saale; am Sonntag nachmittag 3 Uhr wird ein Schauturnen t» der Gewerbehalle einen Einblick in den ganzen turnerischen Betrieb des Vereins gewähren, und Abends findet im prächtige» Fesisaaie der „Liederhalle" ein Festbankett statt. Der Montag wird zu Ausflügen in die schöne Umgebung Stuttgarts benützt, und am Samstag darauf beschließt ei» Ball im Konzerlsaale der „Lieder- halle" die Reihe der Festlichkeiten.
Altensteig, 38. Juni. In der letzten Woche traf ein Ingenieur aus Petersburg mit Direktor Theurer aus der Maschinenfabrik Eßlingen, Maschineningenieur Zütt von Rottwcil und Betriebsinspektor Huzenlaub von Calw hier ein. Der Russe wollte sich über die Anlagen und den Betrieb unserer Schmalspurbahn, namentlich auch über die Konstruktion und Verwendung der „Transporteure" unterrichten.
Rundschau.
Weisen bach im Murgthal, 27. Juni. Der Eisenbahnbau von Gernsbach hierher macht rasche Fortschritte, so daß manche sich der Hoffnung hingeben, bis Ende des Jahres die Lokomotive psesten zu hören. Die Sprengungen des Felsens am Eingang des Ortes haben sich bis jetzt ohne Unfall vollzogen und bald wird dem harten Gestein der Durchgang für die Eisenbahn abgerungen sein. Auf dem zukünftigen Bahnhof wachsen schon die Fundamente des Stations- und Postamtsgebäudes aus dem Boden. Das notwendige Gelände
ist angekauft und gut bezahlt worden, Expropriation hat cs kein Eigentümer kommen lassen.
Heidelberg, 29. Juni. D>e Leser ds. Bl. erinnern sich des vor Kurzem gemeldeten Diebstahls von Brillanten im Werte von 75 000 Mk., die einer fremden Dame hier abhanden gekommen waren. Man hatte Zweifel, ob es sich wirklich um einen Diebstahl handle, oder ob die Diamanten vielleicht i nicht auf andere Weise verloren gegangen seien. Jetzt ist wenigstens einiges Licht in die Sache gekommen, indem ein Teil der vermißten Sachen an der Stelle gefunden wurde, wo der Koffer der Köchin Marie Erb, die bei Hrn. von Pirani, in dessen Villa der Fall sich ereignete, bedienstet war, gestanden hatte. Die Köchin wurde nach ihrem Dienstaustritt von Wachtmeister Dolland verfolgt und in Langenbeutingen bei Oehringen verhaftet und sogleich mit hwher in's Amtsgefängnis verbracht.
Tauberbischofsheim, 30. Juni. Nunmehr ist nach der großen Trockenheit wieder normale Witterung eingetreten, auf Sonnenschein folgt wieder Regen und so wollen w r hoffen, daß die Futtergewächse sich recht bald erholen und die ärgste Futternot ein Ende findet. Wie groß diese Not bei manchen kleinen Landwirten existiert, bewies ein Vorfall, der kürzlich in Würzburg vorgekommen ist. Dort trieb unter Thränen ein armes Bäuerlein seine ziemlich elend aussehende Kuh durch die Straßen „hausieren". Er hatte kein Futter mehr für sie und wollte sie um jeden Preis losschlagen. Nach langem umherirren gelang es ihm endlich; eine Milchfrau kaufte das Tier um — neun Mark.
Pirmasens, 30. Juni. Wegen des Straßenaufruhrs sind über 40 Personen verhaftet worden. Viele Aufrührer sind geflüchtet.
— Eine Leipziger Gewerbe- und Industrie-Ausstellung in Sicht. Wie wir hören, geht man in industriellen Kreisen unserer Stadt mit dem Plane um, gleichzeitig mit der Eröffnung des neuen Reichsgerichtsgebäudes eine Gewerbe- und Industrie-Ausstellung in Leipzig zu veranstalten.
Berlin, 30. Juni. Bei der W'en- Berliener Radfahrerwettfahrt ist Fischer-München um 1 Uhr 11 Min. 22 Sek. als erster durchs Ziel gegangen. Den zweiten Preis errang Sorge-Köln.
Berlin, 30. Juni. Der Kreuz-Zeitung wird aus Konstantinopel gemeldet, daß der Sultan für den Besuch des Chedive diesem seine Jacht entgegensandte und für dessen Anwesenheit große Festlichkeiten vorbereiten ließ.
auf! — Der Staatsb. Ztg. zufolge nahm an-I AHlwardt das Mandar in Friedeberg Arns- walde an und lehnte in Neustettin ab, wo Prof. Förster aufgestellt wird.
— Das „Berliner Tageblatt" meldet aus Karlsruhe: In der hiesigen Preußischen Gesandtschaft wurde ein Einbruch verübt. Wertobjekte im Betrag von 15,000 M. sind gestohlen Der Thäter ist noch nicht entdeckt.
— Die Zeitungen ziehen bereits das Fazit auf die Militärvorlage. Von den 397 Abgeordneten des neuen Reichstages werden 206 für, und 191 gegen die Vorlage stimmen.
— Fürst Bismarck's Besuch in Leipzig gilt als sicher! Diese Kunde wird in unserer Stadt großes Aufsehen und in weiten Kreisen auch lebhafte Freude erregen. Wie wir von wohlunterrichteter Seite eisahren, hat der Fürst zngesagt, auf der Reise nach Kissingeu in Leipzig kurze» Aufenthalt zu nehme»; der Tag der Ankunft ist »och nicht bestimmt, doch wird es voraussichtlich der 9. Juli oder 15. Juli sein. Ohne Zweifel wird die Bevölkerung dem Schöpfer des Deutschen Reiches und die Stadt ihrem Ehrenbürger glänzende Ovationen bereiten. Der Gesundheitszustand des Fürsten ist erfreulicherweise jedenfalls ein verhältnismäßig günstiger in Anbetracht der Thatsache, daß Professor Schwenninger den Besuch in Leipzig erlaubt hat.
— Aus der kürzlichen Ansprache des Fürsten Bismarck an die ihn besuchenden Mecklenburger heben die Blätter folgenden Satz besonders hervorMan geht in die Fraktionen und vergiftet die Allgemeinheit. Das ist die schwere Krankheit, an der wir heutzutage leiden, denn unsere Fraktionen sind in ihrem Pariikularismus viel schlimmer, als alle Sachsen und Bayern dem Reichsgedanken gegenüber jemals gewesen sind.
— Als Preisrichter werden von seiten Deutschlands etwa 40 Sachverständige nach Chicago gehen. Der Reichskommissär Ge» heimrat Wermuth hatte mehr vorgeschlagen. Das scheiterte aber an der Geldfrage. Die Sachverständigen erhalten insgesamt eine Entschädigung von 750 Doll, per Person, die von der amerikanischen Regierung gezahlt werden. Aus Württemberg sind dabei: Graf Adelmann und Bergrat Dr. Klüpfel.
— Dem verstorbenen langjährigen Vorstande der deutschen Turnerschaft, Rechtsanwalt Theodor Georgii von Eßlingen, soll von der deutschen Turnerschaft ein Denkmal errichtet werden. Der Ausschuß der deutschen Turnerschaft wird in der Sitzung zu Regensburg am 18. und 19. Juli hierüber beschließen.
Gera,' 25. Juni. Die kürzlich un Götze'scben Haufe aufzefundene Petroleum- quelle scheint noch nicht versiegen zu wollen,