furter Journals wurde mitgeteilt, daß sich die schwebenden Verkaufsverhandlungen zerschlagen haben. Die Versammlung beschloß, das Blatt vorläufig fortzusühren und neue Verkaufsver­handlungen anzubahnen, worüber in nächster Versammlung berichtet werden soll.

Berlin, 15. Mai. Wie in Hofkreisen verlautet, soll die Verlobung des Kronprinzen Viktor Emanuel von Italien mit der Kron­prinzessin Feodore Helene Adelheid Luise von Schleswig-Holstein, der jüngsten Schwester der Kaiserin, beschlossene Thatsache sein. Der Kronprinz kommt schon vor den Herbstmanö­vern, zu denen ihn der Kaiser einlud, zur Brautschau nach Potsdam. Prinzessin Feodora ist am 3. Juli 1874 geboren und die einzige noch unvermählte Schwester der Kaiserin. Kron­prinz Viktor Emanuel, der den Titel Prinz von Neapel führt, ist am 11. November 1869 geboren; in der preußischen Armee wird er L 1a suits des 1. Hess. Husaren - Regiments Nr. 13 geführt.

Berlin, 15. Mai. In Gelehrtenkreisen erregt die gerichtlich erfolgte Scheidung des berühmten Bakteriologen Geheimrat Koch von seiner Gattin beträchtliches Aufsehen. Koch wurde verurteilt, seiner früheren Gattin den 4. Teil seines Einkommens zu zahlen.

Geest e m ünd e, 15. Mai. Fürst Bis­marck hat abgelehnt, in dem 19. Hannover. Wahlkreise wiederum zu kandidieren.

Metz, 13. Mai. Heute Nacht um 2 Uhr brach ein heftiger Brand in der Gerberstraße aus. Der Seillestadtteil ist abgebrannt. Ein Arbeiter mit Frau und Kind verbrannten; eine Frau sprang aus dem vierten Stock und blieb lobt; ein elfjähriges Mädchen, das ebenfalls herabsprang, wurde schwer verwundet in das Hospital gebracht.

Sedan, 15. Mai. Bei einer heute früh hier stattgesundenen Dampfkesselexplosion in einer Tuchfabrik wurden 20 Personen getötet und verwundet. Ein Teil der Gebäude ist zerstört.

Paris, 15. Mai.DerAusschuß für die Welt­ausstellung 1900 hielt gestern eine Sitzung ab und verhandelte über den Ausstellungsplatz auf dem Marsfelde, welchen die meisten vor­schlugen. Einige Architekten reichten einen Plan ein für die Ausstellung im Centrum der Stadr.'

General Do dd s ist am Freitag abend in Paris angekommen. Etwa 2000 Per­sonen erwarteten ihn am Bahnhof, darunter viele Offiziere, denen der Minister gestattet hatte, Paradeuniform anzulegen. Bei der Ein­fahrt des Zuges brach die auf dem Perron versammelte Menschenmenge in stürmische Hoch­rufe auf Dodds und die Armee aus. Der General wurde enthusiastisch begrüßt, selbst das Dach seines Wagens wurde erklettert. Als der General sein Coupä verließ, überreichte ihm eine Deputation der Patriotenliga 2 Kränze, deren einer die Initialen der Patriotenligq mit Trauerflor trug. Paulin Mery, der Führer der Deputation, umarmte den General. Dodds begab sich im Wagen des Marineministeriums nach dem Hotel, gefolgt von zahlreichen ande­ren Wagen, deren Insassen ihm fortwährend Ovationen darbrachten.

Charleroi, 15. Mai. Gestern brann­ten hier 20 Häuser ab; wegen Wassermangel war Hilfe unmöglich. Es wurde nichts geret­tet; der Schaden ist bedeutend.

Antwerpen, 15. Mai. Auf dem für die hier im nächsten Jahre stattfindende Welt­ausstellung bestimmten Platz an der Schelde, demselben, auf dem im Jahre 1885 die Aus­stellung stand, beginnt man jetzt mit der Aus­führung der erforderlichen Arbeiten. Die Aus­stellung wird eine Fläche von über 30 Hek-

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tar bedecken, wovon der belgische Staat für sich 2030000 Quadratmeter beansprucht. Die bisherigen sehr zahlreichen Anmeldungen kommen zumeist aus Frankreich, das auf der Ausstellung offiziell vertreten sein wird.

London, 15. Mai. In Swansea bei Lundy (Bristolkanal) erfolgte ein Zusammen­stoß zwischen den DampfernCuy of Ham bürg" undCounteß Evelyn" aus Bilbao Letzterer ist gesunken und 8 Reisende sowie 16 Mann der Besatzung sind ertrunken.

London, 15. Mai. DieTimes"

meldet: Die Trockenheit der letzten 11 Wochen dürfte den vollständigen Ruin vieler englischen Landwirte herbeiführen.

In Moskau vergiftete sich der einer sehr reichen Familie angehörende Lieutenant der Kavallerie, Fürst Alexandrow, nachdem er in Monaco 2 mal gegen eine Million verspielte.

Chicago, 15. Mai. Ein hungriger

Bär entwischte, wie derFr. Z." telegra­phiert wird, nachts aus dem Lincolpark und drang in eine Privatwohnung ei». Nach zweistündiger Jagd wurde das Tier erlegt; Menschen wurden nur leicht verwundet.

Chicago, 15. Mai. Eine Nachricht,

derzufolge die Anarchisten beabsichtigen, die Ausstellung in Brand zu stecken, bestätigt sich. Aus bei Anarchisten Vorgefundenen Briefen geht hervor, daß die Zerstörung der Wasser­leitung geplant war, um eventuelle Löschar­beiten zu verhindern.

Expräsident Gonzales, welcher ein Vermögen von 7 Millionen Dollars hinter­läßt, ist in Mexiko gestorben. Gonzales (geb. 1833) widmete sich dem Handelsstand, ließ sich 1851 bei der Nationalgards gegen die Flibustier anwerben und trat darauf in die Linie. Mit Porfirio Diaz bereitete er 1876 die Revolution vor, ward 1878 Kriegsminister und 1880 (bis 1884) Präsident.

UntkchMndts.

Line Komödie Aer Irrungen oder! Diese Uhr.

(Nachdruck verhören.)

Ein selten hübsches Din g war sie, diese Uhr. Das Gestell von Bronze schmückten zwei Cupidos in reizenden Stellungen, wunder­volle Blume» und andere höchst küusterisch ausgeführte Reliefs, alle dazu angethan, die Aufmerksamkeit anzuziehen und das Auge zu erfreuen. Sie stand unter einer Glas­glocke recht auffallend placiert, im Schau­fenster eines wohlbekannten Bijouteriehändlers der Stadt, und hier war es wo die hübsche, seit einem Monat verheiratete Frau Maien- blüty die gerade mit ihrem Manne vorüber- ging, sie erblickte.

Ach, Georg, sieh doch", rief sie entzückt, welch eine reizende Standuhr!"Ja, liebes Annchen", erwiderte er,sie ist wirklich hübsch." Wie sehr wünschte ich", sagte sie mit sehn­suchtsvollem Ton,daß du in der Lage wärest, sie zu kaufen I Sie würde eine so köstliche Verzierung für den Kaminsims im Empfangszimmer abgeben."Auch ich", sagte Georg traurig,würde nur zu glücklich sein sie dir anschaffen zu können. Aber du weißt, Anuchen, daß ich ein Anfänger bin und alle mir zur Verfügung stehenden Mittel dem neuen Geschäft zumenden muß."

Sie stieß einen leisen Seufzer des Be­dauerns aus, kam aber nicht mehr auf die Sache zurück, und das junge Paar setzte seinen Weg fort, dessen Ziel das Geschäfts­lokal Georgs war. Nur wenige Minuten

hielt sich Frau Maienblüth daselbst auf, vann nahm sie zärtlichen Abschied von ihrem Manne und ging allein weiter, um auf dem Heimwege noch verschiedene Einkäufe für sich selbst und den neu gegründeten Haus­stand zu machen.

Trotz der von dem jungen Manne aufge­stellten Sparsamkeitsbedenken konnte letzterer indes den Wunsch seiner Frau nicht aus dem Sinn bringe» und war schon halb und halb geneigt, ihn trotz alledem zu erfüllen, als ein unerwartetes Ereignis seinem Schwan­ken ein Ende machte. Der Bciefbote er­schien und brachte ihm einen eingeschriebenen Brief, der wie sich beim Oeffnen heraus­stellte, eine größere Summe Geldes enthielt. Aus dem Schreiben erfuhr der junge Kauf­mann, daß ein Freund ihm diese Summe als Bezahlung einer Schuld übersandte, die 'Georg seit Jahren verloren gegeben hatte» Das Geld war so gut wie gefunden, und der zärtliche Ehegatte beschloß sofort es zum Ankauf der Uhr zu verwenden. Sobald er nur konnte, beendete er die notwendigsten Obliegenheiten im Geschäft und war dann in sehr kurzer Zeit bei dem Bijouteriehändler um den Handel abzuschließen. Die so un­erwartet eingegangene Summe betrug noch etwas mehr, als den Preis der Uhr, und so war dieselbe bald Eigentum des glücklichen Gatten und stand, nebst der Glocke wohl- eingepackt, zn seiner Verfügung.Wohin soll ich sie schicken?" fragte der höfliche Ver­käufer.Hier ist meine Karte" erwiderte Herr Maienblüth, eine Karte aus dem ge­stickten Ledertäschchen ziehend.Aber ich muß Sie bitten, die Uhr sofort zu mir zn schicken, damit meine Frau sie bei ihrer Nach- hausekunft vorfindet."Das ist mir wahr­haft leid", sagte der Verkäufersofort kann ich Ihnen nicht dienen, mein Ausläufer ist eben fortgeschickt und kann erst in zwei Stunden zurück sein." "Schadet nichts", sagte Georg,dann nehme ich sie gleich selbst mit." Als er den Laden mit dem Packet verlassen hatte, fiel ihm ein, daß er seine Frau der Verabredung gemäß, bei ihrer Schneiderin, deren Adresse sie ihm gegeben, abholen sollte; aber sie erwartete ihn dort erst kurz nach Geschäftsschluß, also erst in etwa zwei Stunden, und er dachte es sich hübscher, wenn sie allein nach Hause ginge und die Uhr ganz unverhofft vorfände, so daß er sich bei seiner Heimkehr an ihrer Ueberraschung und Dankbarkeit erfreuen könnte. Ein ihm begegnender Dieustmann half ihm zur Ausführung dieses Planes. Hier, guter Freund", sagte er, ihm das Packet und eine dem Täschchen entnommene Karte übergebend, dieses Packet bringen Sie sofort an die Adresse, die sie hier lesen, und da haben Sie gleich Ihren Lohn für den Gang. Machen Sie sich gleich auf den Weg und geben sie pünktlich das Packet an die Dame des Hauses ab, ohne »och einen extra Botenlohn zu beanspruchen. Ich habe Sie reichlich bezahlt." Schön, mein Herr" sagte der Dienstmann,soll alles schnell und richtig besorgt werden."

Während Herr Maienblüth strahlend vor Vergnügen in sein Geschäftslokal zurückkehrte um noch bis zur gewohnten Zeit zu arbeiten stndierte der Dienstmann die auf der Karte stehende Adresse.Alle Wetter", rief er, was ist das? Fräulein Laura Dusenburg, Schneiderin Holsteinstraße 35 also das ist die Dame des Hauses, der der feine Herr ein Packet schickc? So, so l Na, mir kann's gleich sein, ich habe meinen Boten-