4

Amts- un- Anjeige-Dlatt für Mdbad und Umgebung.

Erscheint Lie«S1ag, Donnerstag u Samstag.

Der Abonnements-Preis beträgt incl- dem jeden Samstag beigegebenen Allnstrirten Sonnlagsvlatt für Wildbad vierteljährlich 1 10 monatlich

40 Pfg.; durch die Post bezogen im Oberamts- Brzirk 1 30 ^ ; auswärts 1 45 ^>. Be­

stellungen nehmen alle Postämter entgegen.

! Der Jniertionspreis beträgt für die kleinspaltige Zeile oder deren Raum bei Lokal-Anzeigen 8 Pfg-, bei auswärtigen 10 Pfg. Dieselben müssen spä- testens den Tag zuvor Morgens 8 Uhr «rfgegeben werden. Bei Wiederholungen entsprechender Ra­batt. Stehende Anzeigen nach Uebereinkunft. Anonyme Einsendungen werden nichtberücksichtigt.

Nro. S7.

Donnerstag, 18. Mai 1893.

29. takngang.

Wür Itemberg.

Se. Maj. der König hat dem Schriftstel­ler und Geh. Hofrat Prof. Jos. Kürschner in Eisenach das Ritterkreuz 1. Kl. des Fried­richsordens verliehen.

Stuttgart, 15. Mai. Im festlich ge­schmückten Schützcnhause wurde heute das Festschießen der Stuttgarter Schützengilde aus Anlaß der Vermählung S. K. H. des Her­zogs Albrecht mit der Erzherzogin Margarete Sophie von Oesterreich unter lebhafter Betei­ligung von etwa 150 Schützen aus 30 Orten des Landes fortgesetzt. Bis 11 Uhr waren bereits 11 Becher geschossen. Im Ganzen sind L6 Becher und über 100 Ehrengaben vor­handen. S. K. H. Prinz Weimar stiftete ein prachtvolles Etui mit Silber. Geschossen wird auf 14 Scheiben, darunter die Festschcibe Herzog Albrecht, die Scheibe Württemberg rind die Jagdscheibe. Auch Prinz Weimar und Erbgraf v. Wolfegg befanden sich unter den Schützen. Um 11 Uhr erschien Herzog Albrecht in Begleitung des Adjutanten, Lieu­tenant Grafen von Degcnfeld, und wurde vom Schützenmeisteramt an der Spitze Ober- Schützenmeister Oberhofmarschall Frhr. von Wöllwarth empfangen. Auf die Begrüßungs- Ansprache dankte der Herzog mit freundlichen Worten für die festliche Veranstaltung und die an ihn ergangene Einladung, worauf er L Schüsse auf seiner Scheibe that, die Beide ins Schwarze gingen; der 2. war ein 156 Teiler, der mit Beifall begrüßt wurde. Auch auf der Jagdscheibe machte der Herzog drei gute Schüsse. Bei dem Frühstück brachte Schützenmeister Föhr ein dreifaches Hoch auf den Herzog aus und überreichte als Schützen­gruß für I. K. H. ein prachtvolles Bouquet von Margariten und Rosen. Zugleich bat er den Herzog, sein Interesse an der Schützen- gilde zu bewahren. Während und nach den Hochrufen wurden 20 Kanonenschüsse abge­feuert. S. K. H. dankte für den Blumen­strauß. Daß nicht nur die Schützen Stutt­garts , sondern des ganzen Landes heute her­beigekommen feien, beziehe er nicht auf seine Person, sondern auf die Anhänglichkeit an den König und das königliche Haus, welche die Schützengilden stets bewährt haben. Er trinke auf das Wohl der Schützengilden Württem­bergs! Lauter, fröhlicher Beifall folgte den Worten des Herzogs.

Freiherr v. Münch ist heute hier ein- getroffen und hat sich dem Gericht zur Abbüß­ung seiner ihm in dem Beleidigungsprozeß mit Hofrat Dr. Colin s. Z. zuerkannteu Strafe von2 Monaten Gefängniß gestellt. Er wurde unter Bedeckung eines Zivilkondukteurs um 1 Uhr 50 Min. nach Rottenburg gebracht.

Ludwigsburg, 14. Mai. Heute nachmittag hielt der Bund der Landwirte hier eine Versammlung, die sehr zahlreich besucht war. Den Hauptgegenstand der Verhandlun­gen bildete die Reichstagswahl. Die Land­wirte sind durchaus für die Militär-Vorlage, besonders weil sie die 2jährige Dienstzeit ver­bürgt und mit der allgemeinen Militärpflicht I Ernst macht, aber sie verlangen von dem neuen Abgeordneten die Vertretung ihrer Interessen. Für den bisherigen Abgeordneten erhob sich nicht eine Stimme.

Calmbach, 16. Mai. Gestern abend 6 Uhr wurde das 6jährige Mädchen des Hei­zers Sieb vermißt. Man fahndete nach dem Kinde und schließlich zog der Vater abends um 9^2 Uhr oberhalb des Wehres sein Töch- terchen als Leiche aus dem Wasser.

> Das Sängerfest des Enz-Nagoldgaues,

der eine größere Anzahl von Vereinen mit 337 Sängern umfaßt, wird am 18. Juni in Unterreichen bach stattfinden. Zum Preis­fingen haben sich 8 Vereine angemeldet. Als Preisrichter sind berufen Seminaroberlehrer Hegele in Nagold, Musiklehrer Haasis in Maulbronn und Hauptlehrer Eckert in Brötz­ingen. Die 3 gemeinschaftlichen Chöre werden von Schullehrer Schramm in Neuenbürg diri­giert.

Tübingen, 14. Mai. Gestern Nach­mittag kam ein Kaufmann von Reutlingen hier in einem Gasthof an und begab sich nach der Weisung, ihn um 7 Uhr zu wecken, in sein Zimmer. Nach vergeblichen Versuchen, da das Zimmer verschlossen war, drang man mittelst einer Leiter in das Zimmer des Gastes und fand ihn am Fensterkreuz erhängt. Außer einer Visitenkarte wurde ein Brief an seine Frau vocgefunden.

Reu t li n g en, 15. Mai. Die hiesigen Sozialdemokraten veranstalteten gestern nach­mittag eine Versammlung, in welcher Schrift­steller und Reichstags-Abgeordneter Wilhelm Blos als sozialdemokratischer Kandidat für den Reichstag aufgestellt wurde.

Rundschau.

Pforzheim, 15. Mai. Vor mehr als 300 Personen sprach gestern nachmittag in Mürrles Halle der seitherige Reichstagsabge­ordnete Herr Rechtsanwalt Dr. Marke aus Freiburg über die Militärvorlage, die Auf­lösung des Reichstags und die bevorstehenden Neuwahlen. Die nahezu Sstündige Rede wurde sehr beifällig ausgenommen, einzelne Sätze derselben fanden geradezu stürmische Zustimmung. In der Versammlung wurde u. a. auch die Mitteilung gemacht, daß das Zentrum im hiesigen Wahlkreis auf die Auf­

stellung eines eigenen Kandidaten verzichtet u. schon im ersten Wahlgang für den freisinnigen Kandidaten eintritt.

Villingen, 12. Mai. Eine hochherzige That ist zu melden. An Herrn Ratsschreiber Reugart in Klengen traf dieser Tage ein Brief ein mit einer Einlage von 500 Mark und zwar aus Offenburg. Ein Absender war nicht angegeben, dagegen stand im Briefe, daß der Inhalt desselben sofort an die fünf ärmsten Abgebrannten auszuzahlen sei. Ein Bravo dem edlen Geber!

! Villingen, 13. Mai. Vergangene Nacht wurde bei Kaufmann Dsm. Hils hier ein Einbruchsdiebstahl verübt. Der Dieb, welcher gut vorbereitet gewesen fein muß, er­brach den Laden zum Schaufenster, bestrich das Fenster mit Schmierseife, verklebte das­selbe mit Papier, so daß das Eindrücken ge­räuschlos vor sich gehen konnte, entnahm dann durch das zerbrochene Fenster etwa drei Dutzend Uhrkctten, 3 Spieldosen, Anhänger u. s. w. Der Hauptwert der Auslage am Schaufenster, goldene und silberne Taschen­uhren, werden der Vorsicht halber vom Eigen­tümer übex Nacht entfernt und war damit dem Dieb ein Wert von einigen tausend Mark aus den Fingern gethan. Obgleich in der Nähe des erbrochenen Schaufensters sehr wenige Nachbargebäude sich befinden, so muß der Diebstahl doch als ein äußerst frecher bezeich­net werden, da die Bahnhofstraße eine der besuchtesten ist. Möge es der heute früh so­fort in Thätigkeit getretenen Gendarmerie ge­lingen, den Dieb dingfest zu machen.

Sinsheim, 15. Mai. Bekanntlich werden die Blätter der Maiglöckchen, trotz ihrer giftigen Eigenschaft von den jungen Gänsen gern gefressen, was schon viele dieser Tiere mit dem Tode büßen mußten. Nicht minder giftig sind die Blätter des Oleanders und hat dieser Tage demL." zufolge eine hiesige Frau 4 junge Gänse auf einmal verloren, welche derartige Blätter gefressen halten. Der Hinweis hierauf wolle als Mahnung zur Vorsicht aufgefaßt werden.

Mannheim, 15. Mai. Gestern früh wurde bei der Militärschwimmanstalt im Rhein die Leiche einer ca. 75 Jahre alten Frauens­person gelandet. Dieselbe ist bis jetzt noch nicht agnosziert. Der junge Mann, welcher am Dienstag in dem Bankhause Wingenroth, Soherr u. Cie. ^2 gefälschte Wechsel zu dis­kontieren suchte und sich sodann auf der Kri­minalpolizei vergiftete, ist als der zuletzt in Mutterstadt wohnhafte Buchhalter I. Friedr. Frey von Bergzabern ermittelt worden.

Frankfurt a. M., 13. Mai. In der heutigen Gläubiger-Versammlung des Frank-