MMaäev Whvonik.
Amts- uud Allzeige-Dlatt für Witdbad und Umgebung.
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Uro. 33.
Dienstag,
21. März 1893.
29. tatn-gang.
Württemberg.
Stuttgart, 16. März. AuS Anlaß ihrer bevorstehenden Konfirmation haben die Töchterder Herzogin Vera, Elsa undOlga, dem Lokal wvhlthätigkestsverein 2000 Mk. überwiesen, aus deren Zursen jährlich zweimal Konfirmandinnen gekleidet werden sollen.
Stuttgart, 17. März. Zu dem auch in unserem Blatte gebrachten Gerüchte von der bevorstehenden Verlobung des nächsten Agnaten auf den württ. Thron, des Herzogs Nikolaus von Württemberg, welcher im 60. Lebensjahr steht und seit einem Jahre verwitwet ist, mit der Prinzessin Olga Marie von Weimar schreibt der Staatsanzeiger für Württemberg: „Sicherem Vernehmen nach entbehren die in jüngster Zeit aufgetauchten und auch in die Blätter übergegangenen Gerüchte von der bevorstehenden Verlobung S. Kgl. Hoheit des Herzogs Nikolaus mit ihrer Hoheit der Prinzessin Olga Marie von Weimar jeder that- sächlichen Begründung." Bekanntlich würde durch eine Wiedcrverehelichung des mehrerwähn- ten Herzogs der Uebergang des württ. Thrones auf die kaih. Seitenlinie des Hauses Württemberg in Frage stellt.
Stuttgart, 17. März. Die Kammer der Abgeordneten beriet heute den Gesetzentwurf betr. die Abstufung der Malzsteuer. Das Wort nahmen der Berichterstatter v. Luz, dre Abgeordn. Dentler, Gock, Egger, Rath, Vogler, Rathgeb, Brodbeck, Eggmann, Spieß, Nußbaumer, Schnaidt, Bantleon, v. Abel, Ebner, Hartmann, Essich, Beutel. Die Debatte betraf vorzugsweise die Steuerbefreiung des Weißbiers. Der Finanzminister Dr. v. Riecke erwiderte in einer zusamm-nsassenden Rede und nahm noch zweimal zu kürzerer Erwiderung das Wort. Das Gesetz wurde einstimmig angenommen.
N e uen b ür g, 17. März. Die schlimme Kinderkrankheit Halsbräune hat in den letzten Tagen die Familie des Herrn Gerichtsnotar Dipper in schweres Leid versetzt, indem am 14. d. M. ein Knabe im Alter von 6 Jahren und am 15. ein Mädchen im Alter von 4 Jahren von ihr hinweggerafft wurden. Diese schmerz- lichen Verluste haben hier aufrichtiges Mitleid erregt, umsomehr die so schwer heimgesuchte Familie voriges Jahr erst eine Tochter im Alter von 15 Jahren durch den Tod verlor.
Aliensteig, 15. März. Gestern abend hatten wir das erste Gewitter im Jahre 1893 Es blitzte über ^ Stunden lang.
Freudenstadt, 15. März. In tiefe Trauer wurde eine hiesige achtbare Familie versetzt. Nach hieher gelangter Mitteilung stürzte sich gestern deren in Schiltach im Dienst befindliche 23 Jahre alte Tochter in die
Schiltach, wo sie tot herausgezoge» wurde. Dieselbe soll Liebeskummer in den Tod getrieben haben.
Eßlingen, 17 März. Die Hellen, warmen Frühlingstage, deren wir uns zu erfreuen hatten, wurden unterbrochen durch einen starken, scharfen Westwind, der sich heute Mittag erhob und der gegen Abend ein Schneegestöber, mit Regen untermischt, brachte. Die Wärme der letzten Tage hat die Vegetation gefördert; die Krrschbäume und Frühbirnen zeigen stark angeschwolleoe Knospen ; indem benachbarten Hegensberg prankt ein Aprikosenbaum im Blütenschmuck. Die Wintersaaten stehen schön und dicht.
H e i l b r 0 n n, 15. März. Gestern abend hielt im hiesigen Gewerbeverein Dr. Alexander Oltnda aus Neustadt a. d. H> einen Vortrag über „Die Kunst des Gelderwerbens." Ein Rezept, um in kurzer Zeit Millionär zu werden, wußte derselbe allerdings nicht, dagegen gab er zahlreiche beachtenswerte Winke und Fingerzeige, wie es anzustellen ist, sich eine ausgiebige Geldquelle zu erschließen. Da ist vor allem Selbsiprüfung des einzelnen Menschen nötig, ob er auch zu seinem Berufe taugt, ob er in einem andern ihm zusagenderen nickt bester sortkommen könnte. Hat er hiezu die Kraft und Fähigkeit, so soll er nicht zögern, mit dem alten zu brechen und mutig aus dem engen Fahrwasser in den Ozean hinauszusteuern. Jedes Geschäft muß mit Nachdruck und Anspannung aller Kräfte zielbewußt betrieben werden und dabei darf die Reklame, welche das Publikum auf die Fabrikate und Produkte aufmerksam macht, nicht außer Acht bleiben. Durch Energie, die Begabung und Gesundheit vorausgesetzt, ist cs jedem möglich, zu größerem Glück und Wohlstand zu gelangen.
Biberach,16. März. Gestern scheuten beim Ausladen von künstlichem Dünger in der Nähe des Bahnhofes 2 Pferde, rannten mit dem Wagen durch eine der belebtesten Straßen der Stadt und so stark gegen einen Metzgerladen, daß das eine Pferd das Gehirn an der Mauer verletzte, einen Fuß brach und getötet werden mußte. Der Besitzer hat einen bedeutenden Schaden, da der Wert des Pferdes auf 700 bis 800 Mk. geschätzt wird.
Von der Iagst, 16. März. Das heurige Jahr verspricht voraussichtlich ein sogenanntes gutes Maikäferjahrzu werden, denn beim umackern von Güterstücken wurden da und dort schon verhältnißmäßig weit nach oben vorgedrungene Maikäfer in solcher Unmasse vorgefunden wie es die betreffenden Landwirte noch nie beobachtet haben.
Rundschau.
Baden, 15. März. Der vor Kurzem in Petersburg verstorbene Konsul Beer, der seit Jahren ein regelmäßiger Besucher unseres Kurortes gewesen war, hat der Stadt Baden, 140,000 Mk., dem Neichswaisenhaus in Lahr 25,000 Mk. vermacht.
Köln, 18. März. Bei der um 10 Uhr heute Vormittag stattgehabten Explosion eines Dampfkessels in der Maschinenfabrik von Quester in der Peterstraße wurden 5 Personen verletzt, der Kesselwärter Fußhölzcr blieb tot.
Trier, 17. März. Der Bergarbeiter» führer Marken ist neuerdings verhaftet worden. Es wird am 10 April vor der Strafkammer Saarbrücken wegen Aufreizung zum Klaffen» haß gegen ihn verhandelt.
Berlin, 16. März. In der Militär» kommmission des Reichstags beantragt Bennig» sen, die Frievenspräsenzstärke auf 462,000 statt 492,068 Mann festzustellen. Die Fußtruppen sollen zwei Jahre bei der Fahne dienen und fünf Jahre der Reserve angehörcn. Anstatt 477 Eskadrons sollen 465, anstatt 37 Bataillone Feldartillerie deren 31, anstatt 24 Bataillone Pioniere 20 eingesetzt werden. Die unter den 711 Bataillonen befindlichen 123 Bataillone Stämme sollen nur so lange formiert werden, als die zweijährige Dienstzeit der Fußtruppen festgesetzt werde. Im Laufe der Debatte erklärte der Reichskanzler den Antrag des Abgeordneten Dr. Lieber für unannehmbar. Der Antrag Bennigsen enthalte zwar eine Anerkennung des Grundgedankens der Regierung, genüge aber den militätischen Anforderungen nicht. Bezüglich der Deckungsfrage würde die Regierung auch andere Vorschläge annehmen. Richter beantragt die Friedenspräscnzstärke vom 1 . Okt. 1893 bis 31. März 1895 auf 486,985 Mann festzustellen.
— Der Kaiser hat in diesen Tagen eine Kabinetsordre vollzogen, wodurch der bekannte graue Mantel (Paletot), wie er in den letzten Monaten probeweise vielfach getragen wird, an Stelle des bisher üblichen schwarzen Mantels (Paletots) für die Generale der preußischen Armee als Dienstkleidungsstück eingesührt ist. Für alle anderen Offiziere und Mannschaften bleibt zunächst der schwarze Mantel Dienstkleidungsstück.
Braunschweig, 16. März. Auf Grube Vollmarskeller bei Blankenburg im Harz sind heute Morgen 7 Bergleute durch Dynamit verunglückt.
Paris, 18. März. Jules Ferry ist plötzlich gestorben. — Später. Der Tod Jules Ferrys erfolgte gestern Abend um 6^/4 Uhr. Ferry starb in Folge einer Herzkrank-