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Nebenkanal der Nagold an der Rosenstraße. Als die Gespielen sich entfernten, blieb das Kind allein zurück. Später fand man es 150 Meter unterhalb des Spielplatzes am Rechender Schill'schen Mühle tot. Auffallend ist, daß das Kind, auf der Strecke, die es geschwemmt wurde von Niemand bemerkt worven ist, trotzdem der Kanal durch die Stadt hart zwischen Häusern sie führt. Die Mutter des verunglückten Kindes verlor vor 4 Jahren ihren Mann ebenfalls durch einen Unglücks­fall. Er erstickte unter einem Reiswagen, der auf ihn gefallen war.

Göppingen, 15. März. Als gestern Nachm, die Gebrüder Sinn auf einem Jagd- wagen mit einem vor wenigen Tagen erst erkauften Pferde in der Nähe der Kunstmühle in die Geislinger Straße einbogen, scheute das Pferd und warf den Wagen um. Beide Jnsaßen wurden herausgeschleudert, der Eine kam unversehrt davon, während sein Bruder schwere innere Verletzungen erlitt. Das Pferd blieb unversehrt, der Wagen dagegen wurde schlimm zugerichtet.

Rundschau.

Karlsruhe, 14. März. Laut einer Mittheilung derB. L.-Z." hat sich hier ein Dragoner erhängt, an dessen Körper sich die Spuren unmenschlicher Mißhandlung zeigten. Hoffentlich bekommt der betreffende Leute­schinder, der den armen Soldaten in den Tod getrieben, eine ganz exemplarische Strafe.

Aus Baden. Nach derBreisgauer Zeitung" sind nur in tieferen Lagen die Frucht­augen der Reben an starkem markigen Holz erfroren. Im ganzen gilt der Frostschaden nicht für sehr bedeutend, und es liegt kein Anlaß vor, bei sonst günstigen Bedingungen an der Möglichkeit eines guten Herbstes zu zweifeln.

München, 13. März. Ueber ein schwe­res Verbrechen wird berichtet: Am Sonntag Nacht gegen 11 Uhr sah mau von Salm­dorf (Bezirksamt MünchenI) nächst der Bahn­station Feldkirchen Len zu dieser Ortschaft gehörigen und von diesem etwa 100 Meter entfernt gelegenen sog. Kleinbauernhof in Flammen stehen. Die hinzu geeilte Feuer­wehr fand die Parterre-Räumlichkeiten offen. In der Stube lagen 4 Frauenzimmer, die verwitwete Besitzerin Anna Reitsberger und deren 3 Töchter bewußtlos. Dieselben waren sämtlich durch Prügelschläge, die gegen den Kopf geführt wurden, sehr schwer verletzt. Sie wurdn zwar dem Feuer entrissen, doch besteht wenig Hoffnung, sie am Leben zu erhalten. Es scheint gleichzeitig ein Raub vollführt wor­den zu sein, doch konnte vorläufig noch nicht festgestellt werden, waS fehlt. (Nachträglich wird gemeldet, daß alle 4 Frauenspersonen ihren schweren Verletzungen erlegen sind. Sie scheinen mit einer Hacke erschlagen worden zu sein.)

In einem Wirthshaus in Salmbach wurde gestern ein Bursche verhaftet, welcher des verübten Verbrechens dringend verdächtig ist. Er will für ein hiesiges Geschäft Stroh einkäufe gemacht haben.

Köln, 15. März. Die Strafkammer verurteilte den Herausgeber der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung", Dr. Kiefer, wegen «iner in einem Leitartikel enthaltenen Maje­stätsbeleidigung zu zwei Monat Festungshaft und wegen Beleidigung des Reichskanzlers Grafen Caprivi zu 200 Mark Geldstrafe.

Berlin, 15. März. Die Petition des landwirtschaftlichen Zentralvereins der Provinz Sachsen gegen den russischen Handelsvertrag

beschäftigte heute die Herrenhauskommission, welche sie der Regierung zur Berücksichtigung zu überweisen beantragt. Für den Antrag Hug, bei dem Ausfall der Einnahmen aus den strategischen Bahnen die betreffenden Ein­zelstaaten aus der Reichskasse zu entschädigen, stimmten im Reichstag nur das Zentrum und die Badener, alle anderen Abgeordneten da­gegen.

Hamburg, 12. März. Der Photo­graph Waldemar Siemfsen, am Steindamm wohnend, hat sechs Revolverschüsse auf seine Frau abgefeuert, weil er glaubte, daß sie mit dem Inhaber eines Cafes ein unerlaubtes Verhältniß unterhalte. Drei Schüsse gingen fehl, durch die drei anderen Schüsse wurde die Frau lebensgefährlich verletzt. Der Thäter ist entflohen.

Die 3 Matrosen von dem norwegischen SchiffThekla", die wegen des auf der See verübten Kannibalismus in Cuxhafen verhaftet worden sind, wurden heute an Norwegen aus­geliefert und sind mit dem DampferKongalf" nach Christiania abgegangen.

Tondern, 12. März. Ein unbekann­ter Dampfer ist an unserer Westküste unterge­gangen. Schiffstheile, Leichen und etwa 500 Petroleumfäfser sind ans Land getrieben.

Straßburg. Eine Zwergfamilie, die in einem hiesigen Schanklokale auftritt, gefällt allen Gästen dieser Wirtschaft. Mann und Frau messen je 1 Meter und wiegen zusammen nicht ganz 50 Kilo. Auch haben sie ein Kindlein von 1*/» Jahr, das gleichfalls ein allerliebster Gnom zu werden verspricht. Der Mann" (ein geborener Pfälzer) raucht übrigens und trinkt Bier dazu wie ein Normalmensch.

Wien, 13. März. DieN. Fr. Pr." meldet aus Karlsbad: Im Rohbau des fertigen HausesDrei Rosen" in der Spru­delgasse stürzte ein Zimmer ein und verschüt­tete einen großen Theil der Arbeiter. Nach einem authentischen Berichte wurden bisher 2 Tote und 11 Verletzte hervorgezogen. Die Zahl der Opfer ist aber damit kaum erschöpft.

Bad Salzbrun i. Schl., 14. März. Heute in der Morgenstunde zwischen 4 und 5 Uhr wurde die Elisenhalle ein Raub der Flammen. Dieselbe ist bis zum Kurhause niedergebrannt. Der Salzbrunner Obcrbrunnen ist intakt geblieben. Der Versandt desselben erleidet eine Unterbrechung.

Paris, 15. März. Bourgeois erklärte sich auf dringendes Ersuchen seiner früheren Kollegen bereit, das Justizministerium wieder zu übernehmen.

Brüssel, 15. März. Mehrere fran­zösische Geheimpolizisten hielten sich hier seit einigen Tagen auf, um Nachforschungen nach Anarchisten anzustellen. Vorgestern verhafteten sie den Anarchisten Schoupp, gestern dessen Bruder. Bei einer Haussuchung wurden zwei Höllenmaschinen und Waffen gefunden. Die Polizei soll Mathieu, dem Urheber der Ex­plosionen im Restaurant Very in Paris auf der Spur sein. Das Gericht hat die Ge­wißheit, diese Personen planen hier eine Ver­schwörung. Weitere Haussuchungen blieben ohne Ergebnis.

Riga, 14. März. Zwei Pastoren des livländischen Gouvernements wurden heute von dem hiesigen Bezirksgericht wegen Voll­ziehung kirchlicher Handlungen nach lutherischem Ritus an Angehörigen der orthodox-griechischen Kirche verurteilt; der eine, Pastor Meyer, wurde unter Aberkennung der geistlichen Würde

Elektricitüt oder Gas?"

(Schluß.)

Vom nationalökonomischen Standpunkte und in Rücksicht auf den nicht unerschöpflichen Kohlenvorrat der Erde erscheint es geradezu verschwenderisch, daß weiterhin eine äußerst unrationelle Ausnutzung der Kohlen durch direkte Verbrennung, anstatt sie der trockenen Destillation zu unterwerfen, stattsindet. Die gesamte Kohlenförderung der Erde hat sich in den letzten 20 Jahren mehr als verdoppelt, und dit Kohlenmengen, welche zur Gaserzeugung dienen, betragen einen verhältnismäßig nur sehr geringen Teil der gesamten Steinkohlen- beförderung. Wenn man berücksichtigt, daß der Verbrauch an deutschen Gaskohlen jährlich nur 2°/o der geförderten Menge in Deutsch­land beträgt, so ist man sich doch klar über den Verlust, den das Nationalvermögen jahrein, jahraus durch eine unrationelle Wirt­schafsweise erleiden muß- Anstatt die Stein­kohlen in einer bedeutend größeren Menge wie bisher auf dem Wege der Gasfabrikation in ihre wertvollen Produkte, welche die Lebens­ader für große, selbständige Jndustrieen ge­worden sind, zu zerlegen und sich die Annehm­lichkeiten der Gasfeuerung, eventuell der Coaks- feuerung zu verschaffen, läßt man diese Be­standteile der Kohle unausgenutzt zum Schorn­stein hinausziehen, welche dann die so lästige Rauchplage und andere Kalamitäten Hervor­rufen. Es ist mit Freuden zu begrüßen, daß man jetzt diesen Fragen seitens der Behörde ein eingehendes Studium widmet; in nicht allzuferner Zeit wird sich dann wohl der Ausspruch von W. Siemens bewahrheiten: Es ist nur noch eine Frage der Zeit, daß die festen Brennstoffe durch luftförmige und namentlich durch Steinkohlengas verdrängt werden müssen, damit der jetzt so kolossalen Verschwen­dung von Feuerungs-Material ein Ziel gesetzt werde."

Man kann sich ein Bild von dieser Ver­geudung an Brennstoff machen, wenn man den ungefähren jährlichen Verbrauch an Kohle berechnet. Nach einer jüngsten Statistik be­trägt die gesamte Leistungsfähigkeit aller Dampf­maschinen und Lokomotiven zusammen in der ganzen Welt rund 50 Millionen l?.8. Wenn man 6 t pro Jahr von 3 00 Arbeitstagen zu 1,81 kg per Pferdckraftstunde rechnet, so ergiebt sich die ungeheure Zahl von 300 Mil­lionen Tonnen Kohle. Indes ist aber der Verbrauch an Kohlen für Dampferzeugung nur ein Teil des Gesamtverbrauches. Der Kohlen­verbrauch für häusliche und Heizungszwecke, ferner zur Schmelzung von Erzen, Bearbeitung von Eisen, Stahl u. s. w., endlich zur Gas­fabrikation und für einige chemische Industrien wird bestimmt den Kohlenverbrauch für Dampf­erzeugung ganz erheblich übersteigen.

Die Ausnutzung der Brennstoffe in unseren gewöhnlichen Heizvorrichtungen (Kachelöfen u. s. w.) ist eine sehr unvollkommene; im Durch­schnitt werden 20 bis 30°/» Nutzeffekt bei Stubenöfen selten überschritten. Noch schlechter ist die Wärmeausnutzung bei den gewöhnlichen Küchenherden, deren Nutzeffekt nur 5°/» bis höchstens 9°/» beträgt.

Dagegen bietet das Gas einen Heizstoff mit vollkommener Ausnutzung der Wärme, welche 80°/» und darüber beträgt. Je nach den Verhältnissen wird die Gasheizung im Preise vollständig mit den anderen Heizungs­systemen konkurriren können; sollten jedoch

zu vier Monaten Gefängnis verurteilt; der wirkliche Mehrkosten erwachsen, so werden die- andere Pastor erhielt einen strengen Verweis! selben durch die sonstigen Vorteile der rauch- und wurde auf sieben Monate vom Amte'und rußfreien Verbrennung und anderweitige suspendiert. Annehmlichkeiten ausgewogen. In dieser Rich-