Hermann von Weimar und der Prinzessin Auguste, Schwester des verstorbenen Königs Karl, in naher Aussicht. Eine solche Verbin­dung dürfte vom Lande freudig begrüßt wer­den, indem dadurch der Uebergang der Thron­folge auf die katholische Linie des Hauses Würt­temberg in Frage gestellt würde. Die Nach­richt bedarf indcß noch der Bestätigung.

Stuttgart, 8 März. Se. Kgl. Mas. haben aus Anlaß des Ablebens des Herrn Kommerzienrats W Kohlhammer dahier, so­wie der Frau Charlotte v. Noriega, geb. v. Kauffmann, in Mexiko, deren Hinterbliebenen Allerhöchst ihre aufrichtige Teilnahme aussprechen zu lassen geruht.

Rothensol, 9. März. Bei der heute stattgehabten Schultheißenwahl haben von 68 Wahlberechtigten 66 abgestimmt. Gewählt wurde Gemeindepfleger und Gemeinderath Abrecht mit 37 Stimmen. 27 fielen auf Gemeinderath Pfeiffer.

Den Bewohnern Stuttgarts ist Gelegen­heit geboten, wieder ein kleines Stück Chicagoer Weltausstellung kennen zu lernen. Die be­kannte Firma H. Underberg- Albrecht zu Rhein­berg, welche den über den ganzen Erdball verbreiteten, bei hoch und niedrig gleich be­liebten Boonekamp of Maag-Bitter fabriziert, hatte den Herren Epple u. Ege hier die Aus­führung ihrer Ausstellungsgegenstände für Chicago übertragen, und diese haben die Underberg-Albrecht'sche Ausstellung, bestehend in einer 9 Meter hohen Säule, welche sich architektonisch an die Berliner Siegessäule anlehnt, in der Gewcrbehalle ausgestellt. Das Schaustück macht durch seine kunstvolle Bau­art, die Anbringung wertvoller Figuren, ver­bunden mit vorzüglichster Ausführung, einen ebenso eleganten wie imponierenden Eindruck.

Ravensburg, 8. März. Als Reichs­tagskandidat der deutschen Partei für den 17. Wahlkreis wurde Fabrikant Dr. Richard Müller in Mochenwangen aufgestellt.

Aus dem Oberamt Mergentheim, 7. März. Demnächst soll einem Weber K. in A. ein Teil einer Millionenerbschaft (etwa Millionen Mk.) in den Schoß fallen. Der Löwnanteil wird nach den Aussagen des Letz­teren nach Steinheim a. Murr entfallen, wo die Frau des Beglückten geboren ist. Der Erblasser in Amerika ist im Jahre 1817 aus- gewandert.

N ltndscha u.

Vom Schwarzwald, 9. März. Das im vorigen Sommer erbaute Gasthaus am Mummelsee, das nahezu vollendet war und diesen Sommer eröffnet werden sollte, ist IN Folge der Schneemass-.n eingcstürzt. Das Dach wurde eingedrückt und das Innere des Hauses zertrümmert. Der Besitzer, Roneker, Inhaber des Wolfbrunnenkurhauses, hat da­durch einen empfindlichen Schaden erlitten. Der Schnee auf der Hornisgrinde unv am Mummelsee soll M/s bis 2ft°2 Meter hoch liegen.

Konstanz, 10. März. Heute feiert der älteste Mitbürger unserer Stadt, Herr Schrei­nermeister Klemm, seinen 98. Geburtstag (geb. am 6. März 1795). Wer Herrn Klemm kennt, freut sich über dessen geistige körperliche Frische und über .den urgemütlichen Humor, welchen der liebenswürdige Greis immer noch besitzt.

Frankfurt, 8. März. In 9stündiger Sitzung verhandelte heute das Schwurgericht gegen ven Maschinenmeister Heinrich Wollmann, der, wie seiner Zeit berichtet, am Abend des 10. Jan. d. I. seine Geliebte, Elise Bauer, im Stadtwalde erschossen hatte. Wollmann,

ein verheirateter Mann und Vater von 2 Kin­dern, unterhielt mit der erst 18 Jahre alten Elise Bauer seit 2 Jahren ein Liebesverhält­nis und gab an, sie hätten zusammen in den Tod gehen wollen, der Revolver aber habe nach dem zweiten Schüsse, der ihn nur uner­heblich verletzte, versagt. Die Untersuchung er­gab, daß das Mädchen durch die Schläfe ge­schaffen worden war, daß jedoch die Verletzung des Mannes nicht von einem scharfen, sondern höchstens von einem blinden Schüsse herrühren konnte. In der Thal hatte Wollmann mit dem Revolver zwei scharfe und 3 Platzpatro­nen gekauft und eine scharfe Patrone stak noch in der Trommel des Revolvers. Die Staats­anwaltschaft erhob deshalb Anklage wegen Mor­des ; die Geschworenen nahmen jedoch auf Grund der umfangreichen Beweisaufnahme an, daß der Angeklagte durch den ernstlichen und aus­drücklichen Willen der Getöteten zu der That bestimmt worden sei, und so kam Wollmann mit einer Gefängnisstrafe von 4 Jahren davon.

In Ergoldsbach (Bayern) wurde ein Landwirt von seinem Stiere bei der Füt­terung mit den Hörnern förmlich aufgespießt und derart an die Wand geschleudert, daß alsbald der Tod des Schwerverletzten eintrat.

Von der Fulda, 7. März. Einen so kräftigen und geradezu üppigen Stand der Wintersaaten, wie gegenwäitig hat man seit langen Jahren in unserer Gegend nicht be­obachtet. Der strenge Winter mit seiner langen Schneedecke hat den Saaten nicht nur nichts geschadet sondern scheint sogar eine günstige Wirkung auf dieselben ausgeübt zu haben. Bei der jetzigen Witterung geht die spätere Saat kräftig auf, und die frühere erfreut sich sichtlich günstiger Entwicklung.

Berlin, 10. März. Die Militärkom- miision des Reichstags lehnte Z 2 der Mili­tärvorlage ab, und zwar den der Infanterie, die Fcldartillerie und den Train betreffenden Teil mit allen gegen 9, den Rest drs Para­graphen mit allen gegen 6 Stimmen. Nach ver Abstimmung über Z 2 erklärte Abg. von Bennigsen, die Nationalliberalen könnten die geforderte Verstärkung des Heeres auS wirt­schaftlichen Rücksichten nicht bewilligen Die Negierung solle sich mit 50 Millionen Mehr­kosten begnügen. Abg. Richter beantragt, die Friedenspräsenz mit 1,186,983 Mann für die Zeit vom 1. Oktbr. 1893 bis 31. März 1895 festzusetzen, unter der Voraussetzung ver zweijährigen Dienstzeit. Abg. Lieber lehnt Namens des Centrums sowohl den Reglern.igs- vorschlag, als die Anträge des Abg. v. Ben­nigsen und Richter ab. Reichskanzler Graf Caprivi erklärte, die Regierungen seien zum Entgegenkommen gegenüber geeigneten Vor­schlägen bereit; aber der Vorschlag der Bei­behaltung der bisherigen Friedenspräsenzstärke sei ganz unannehmbar. Bei der hierauf er­folgenden Abstimmung wurde Z 1 (Friedens­präsenz) der Regierungsvorlage gegen 6 Stim­men (Konservative und Reichspartei) abgelehnt, ebenso der Antrag Richter gegen 5 Stimmen (Freisinnigen und VolkspartA), ver AntLM v. Bennigsen wurde zurückgezogen. Damn ist die erste Lesung beendet. Die zweite Le­sung beginnt am 16. März.

Nach der heutigen Abstimmung und Erklärung des Zentrums in der Militärkommision glaubt man in Abg.- Kreisen, daß die Militär­vorlage nicht zu Stande kommt und daß die Auflösung des Reichstags oder der Rücktritt des Reichskanzlers in Aussicht steht.

Berlin, 10. März. Das Befinden des Generalfeldmarschalls Grafen Blumenthal hatte sich gestern Vormittag sehr verschlechtert; abends ist aber wieder Besserung eingetreten. Der

Voss. Z." wird aus Athen 9. ds. gemeldet.' Die von dem Giebel des Parthenon hecabge- stürzte Erzieherin des Kindes der Kronprin­zessin Sofie endete durch Selbstmord. Der Bräutigam derselben, ein junger Militärarzt, erschoß sich heute.

Chemnitz, 10. März. Im Zuchthaus zu Waldhsim wurde der Aufseher Pausier durch einen Sträflig ermordet, zwei andere Aufseher und ein Sträfling schwer verletzt, es scheint eine Meuterei beabsichtigt gewesen zu sein.

Metz, 7. März. Die Nachricht daß in der Nähe unserer Stadt öfters Wölfs Vor­kommen, hat sich bestätigt. Am Samstag schoß, wie hiesige Zeitungen melden, ein bekannter Jäger von hier in den Gemeindewaldungen von Nemilly eine stattliche trächtige Wölfin im G wichte von 80 Pfund. Das häufige Vorkommen dieser Raubthiere mag wohl darin seinen Grund haben, daß in den an der Grenze gelegenen Theilen Frankreichs häufiger Wildschweinjagden veranstaltet werden, wodurch die Wölfe in ihren Schlupfwinkeln aufgeschleucht und verjagt werden.

Pest, 7. März. In Szablya, Bacs- bodroger Comitat, traten am 10. März 650 römisch-katholische Deutsche zum evangel. Glau­ben über; sie wollen den Gottesdienst in un­garischer Sprache nicht anhörm, während die Ungarn die deutsche Messe nicht dulden wol­len. Die Vermittlung des Erzbischofs von Klaocsa blieb erfolglos.,

Lemberg, 11. März. Eins Peters­burger Depesche desPrzeglond" meldet: In allen Kirchen Rußlands werden demnächst Ge­bete für den bulgarischen Metropoliten Clement angeordnet werden. In denselben wird Gott gebeten werden, diesenMärtyrer" des ortho­doxen Glaubens aus der Knechtschaft seiner TirnowaerHenker" zu befreien und ihn an die Spitze desvom katholischen Joche befrei­ten" Bulgarien zu stellen.

Paris, 11. März. Die Panama- Untersuchungskommision beschloß einstimmig, die Demission Brissons nicht anzunehmen. Firner beschloß die Kommiston, den Minister­präsidenten Ribot und den Justizminister Bour­geois vorzuladen und dieselben zu befragen über die ergriffenen Maßnahmen zur Verhaftung Actons, über die unter Siegel gelegten Gegen­stände, über die Maßnahmen zur Auslieferung Herz's und über die Freilassung Cottus.

Paris, 9. März Ein englischer Polizist verhaftete gestern abend mit Unterstützung einiger französischer Polizeiagentenden Schwind­ler, welcher nach Unterschlagung von 50,000 Pfund Sterling von London flüchtig ge­worden war.

Aus Paris wird geschrieben: Ein neuer verwegener Raub mit Einbruch erregt hier großen Lärm. In einem Hause der Champs Elysäcs lebt seit lange ein steinreicher Sonderling na­mens Paul Colasson. Er ist menschenscheu, kann keine Dienstboten in seiner Umgebung dulden, verläßt niemals seine reich ausgestatteie Wohnung die in Trümmer fällt. Nur von Zeit zu Zeit bringt ihm die Dienstmagd einer Verwandten die nötigen Nahrungsmittel, die er selbst auf einer Spirituslamps zubereitet. Er besitzt mehrere Häuser in Paris und Landgüter, um deren Verwaltung er sich nicht im geringsten bekümmert, und ein großer Teil seiner Einkünfte geht solchergestalt verloren. Gestern früh nun drangen mehrere maskirtc Männer über die Hofmauer in das Haus ein, überfielen den Besitzer in einem Bette, knebelten ihn und bemächtigten sich des baaren Geldes, das sie bei ihm vor­fanden, etwa 30 000 Fr., worauf sie sich ent­fernten. Es gelang dem Gefesselten an das