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Uro. 3O.

Arenstcrg, 14. März 1893.

29. latirgang.

Wochen-Rurr-schau

Die Reichstagsersatzwahl im 17. württembergische» Wahlkreis steht vor der Thür. Nicht weniger als 4Kandidaten sind auf­gestellt: seiiens der Zentrumspartei, welche ohne Zweifel den Sieg davon tragen wird, Rechtsanwalt Rembold in Ravensburg, seitens der deutschen Partei Fabrikant Dr. Müller in Mochenwangen, seitens der Volkspartei Gemeindepsteger Sanier in Hirschlatt und schließlich seitens der sozialdemokratischen Partei derGenosse" Tauscher in Stuttgart. Die vielen Kandidaturen werden ohne Zweifel eine lebhafte Wahlbeteiligung zur Folge haben. Eine der ersten Gesetzvorlagen, welche neben dem Etat die am 14. d. M. wieder zusammentretende Kammer der Abge­ordneten beschäftigen wird, ist das vor einigen Jahren nicht zu Stande gekommen und nun mit mehrfachen Abänderungen neu eingebrachte Gesetz über das landwirtschaftliche Nachbar­recht. Die Mitglieder der für letztere Vor­lage gewählten Kommission sind bereits in Stuttgart eingetroffen und geben der Hoff­nung Ausdruck, daß das Gesetz diesnial zu Stande kommen werde. In die Kammer der Standesherrn ist als Nachfolger des verstorbenen Präsidenten v. Bätzner der Vortragende Rat im Ministerium des Innern, Oberregierungsrat von Rieckert, von dem Köniz zum lebenslänglichen Mitglieds ernannt worden. Die erste Kammer ist also wieder vollzählig. Die Herzoge Wilhelm und Niko­laus von Württemberg werden zu den Be­ratungen der ersten Kammer in Stuttgart erwartet. In den Räumen des Königs- baues zu Stuttgart wurde eine viertägige Wohlthätigkertskirmes abgehalte», wobei junge Damen der höchsten Aristokratie verschiedene Waren und Getränke zu ganz enormen Preisen feilboten, welche die wohl- thätigen Besucher der Kirmes gerne bezahlten, so daß der Ueberschuß nicht weniger als 30000 Mk. beträgt. Die Kgl. Majestäten und die übrigen Mitglieder des Kgl. Hauses besuchten die Kirmes wiederholt längere Zeit und bewegten sich zwangslos unter den übrigen Gästen.

Das deutsche Kaiser paar beabsichtigt zu der silbernen Hochzeit des italienischen Königspares nach Rom zu reisen und bei dieser Gelegenheit auch dem Papst einen offiziellen Besuch abzustatten. Infolge der letzteren Ankündigung werden die vatikanische» Blätter in Rom, welche den Besuch des Kaiserpaares im Quirinal äußerst abfällig beurteilen, wohl oder übel eine etwas freund­lichere Miene aufsetzen müssen. Die Militärkommissiou des deutschen Reichstags

hat letzen Mittwoch die Generaldebatte über die Militärvorlage beendet. Irgend ein greifbar Resultat ist in keiner Weise er­zielt. Eine Anfrage des Abgeordneten Dr. Lieber, welche Punkte der Militärvor­lage die Regierung für die wichtigsten halte, beantwortete der Reichskanzler dahin, daß er die ganze Vorlage mit besten Kräften ver­teidige und abwarten müsse, welche andere Vorschläge seitens des Reichstags gemacht werden. Der Reichstag verhandelt in der abgelaufenen Berichtswoche über den Postetat und den Marineetat. Der Gcne- ralpostmeister Staatssekretär Stephan mußte bittere Vorwürfe darüber hören, daß er be­haglich auf seinen früheren Lorbeeren, die er sich als erster Befürworter der Postkarte und als Begründer des Weltpostvereins unstreitig errungen hat, ausruhend seit Jahren jedem neuen Fortschritt durchaus abholt sei, aus der Post und dem Telegrafen nur möglichst viel Geld herauszuschlagen suche, der Ausbreitung des Telefonverkehrs durch hohe Taxen u. s. w. alle denkbaren Schwierigkeiten entge­gensetze. Diese Vorwürfe sind nicht unbe­gründet und sie werden von Jahr zu Jahr immer lauter sich geltend machen. Bei der Beratung des Marineetats legten die Ver­treter der Reichslegierung in beweglichen Worten dar, daß die deutsche Marine nicht einmal den Zweck des Küstenschutzes mehr erfüllen und unter die Marinen dritten Ranges herabsinken müsse, wenn der Reichstag nicht innerhalb der nächsten 5 Jahre den Ban von 5 neuen Panzerschiffen genehmige, und zwar zunächst eines Panzerschiffes als Ersatz für den altersschwach gewordenen Panzer Preußen". Gleichwohl lehnte der Reichstag die geforderte erste Rate von 500 000 Mk. zum Bau eines Panzers als Ersatz fürPreußen" mit großer Mehrheit ab. Dazu mag nicht wenig die unkluge Bemerkung des Reichskanzlers bei­getragenhaben,daß erselbst kein Schwärmerfür die Marine sei.

In Frankreich sollen neue skanda­löse Enthüllungen über Bestechungen von Abgeordneten der Rechten mit Panamageldern bevorstehen. Französische Geheimpolizisten habe» in Bukarest die Briefschaften Artons aufgefunden und nach Paris gesandt; Alton selbst aber können sie wie es scheint nicht bekommen. Trotz aller flehentlichen Bitten der Franzosen um den Besuch einer russischen Flotte in einem französischen Hafen hat der Zar bis jetzt hartnäckig mit einem Nein ge­antwortet. Wegen dieser Abweisung ihrer Liebeswerbungen sind die Franzosen tief traurig, geben aber die Hoffnung nicht auf, daß der Zar sich doch noch werde erweichen lassen.

Die protestantischen Einwohner der irischen Provinz Ulster befinden sich in hochgradiger Erregung über die Homerulebill Gladstones. Sie wollen mit den Waffen in der Hand sich gegen die Unterdrückung ihrer Freiheit durch ein irisches Parlament in Dublin ver­teidigen und haben bereits Geldsammlungen zum Waffenankauf eingeleitet. Gladstone hat bis jetzt noch keine Zeit gefunden, die protestantische Bevölkerung in Irland zu beruhigen. Der Sultan von Sansibar, welches bekanntlich unter englischer Ober­hoheit steht, ist letzten Sonntag an Wasser­sucht gestorben. Der englische Generalkonsul setzte prompt einen neuen Sultan Namens Hamed ben Thwain ein und sorgte energisch für die Aufrechthaltung der Ruhe, welche die Araber in Sansibar gerne gestört hätten.

In Spanien haben letzten Sonntag die Corteswahlen stattgefunden, wobei das liberale Ministerium Sagasta eine sichere Majorität erhielt. Die Konservativen rücken nur noch 60 Mann hoch in die neue Kammer ein. Die Republikaner gewannen statt der bisherigen 25 Sitze deren 50, die Karlisten statt 6 deren 16. Das Anwachsen des Re-> publikanismus in Spanien namentlich in der Hauptstadt Madrid giebt zu ernsten Be­denken Anlaß.

Die russische Diplomatie hat endlich eine Protestnote gegen die Verfassungsänder­ung in Bulgarien erlassen und ermahnt darin die Bulgaren, endlich zu gesetzmäßigen Zuständen zurückzukehren, d. h. sich Rußland aiizuschließen und den Prinzen Ferdinand zu vertreiben. Die Bulgaren wollen aber von Rußland und seinen guten Ratschlägen und Mahnungen absolut nichts wissen.

Der neue Präsident der Vereinigten Staaten, Cleveland, hat sein Amt angr- treten und eine Proklamation an die Ame­rikaner gerichtet, worin er dem unsinnigen Schutzzoll des Mac Kinley Tarifs entgegen- zutreten verspricht und gleichzeitig anknndigt daß die Begünstigung der Silberbarone auf Kosten des Landes aufhören und die Zirkulation einer genügenden Anzahl von Goldmünzen stchergestellt werden müsse. Zu letzterem Behufs scheint eine 4"/»ige Anleihe in der Höhe von ca 100 Millionen Mk. ge­plant zu sein.

Württemberg.

Stuttgar t, 1 l. März. Wie dieNeckar­zeitung" zu melden weiß, steht die Verlobung des'gegenwärtig verwittweten Herzogs Nikolaus von Württemberg, des zweitnächsten Thron- agnaien, mit der Prinzessin Olga Marie von Sachsen-Weimar, einer Tochter des Prinzen