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L.
Straßsngitter zu gehen und durch einen Vornibergehenden die Polizei rufen zu lassen, die ihn von seinen Banden befreite. Man hat noch keine Spur der Thäter gefunden. In einer Ecke seines Zimmers fanden die Polizisten für eine Million Wertpapiere, die dort verfaulten. Seit langen Jahren waren ihre Koupons nicht abgelöst worden.
Rom, 7. März. Der Diritto schreibt zu der vorstehenden Reise des deutschen Kaiserpaares nach Rom: Die Römer werden dem Kaiser einen Empfang bereitender jenen aus dem Jahre 1888 in den Schatten stellen werde. Der „Italic" zufolge werden zur silbernen Hochzeit auch der König und die Königin von Portugal, sowie ein östreichischer Erzherzog in Rom eintreffen.
Rom, 11. März. Königin sMarghcrita läßt sich von dem berühmten Porträtisten Professor Gordigiani malen und wird dann dieses ihr Bildniß der Kaiserin August« Viktoria zum Geschenk machen.
Prätoria, Transvaal, 14. Febr. Ein fürchterlicher Sturm wütete am 10. Febr. nachts. Viele Häuser wurden völlig zerstört, und vielen Bewohnern derselben gelang es nur mit der größten Schwierigkeit, sich zu flüchten. Die Flüsse stiegen nut großer Schnelligkeit und verursachten meilenweit eine Ueberschwemmung. In Crocodile-Drift stieg das Wasser 20 Fuß über die Brücke, die sortgerissen wurde. 40 Bauern-Häuser und ein Hotel wurden ebenfalls weggeschwemmt. Die Insassen des Hotecs retteten sich, das Geschick der Bewohner der 40 Häuser ist jedoch unbekannt. Die Area- diabrücke, welche die Vorstädte von Prätoria mit der Stadt verbindet, konnte nicht beschritten werden und die in den Vorstädten wohnenden konnten ihre Häuser nicht erreichen. Einige Kaffern, die an den Ufern des Arcadiaflusses wohnten, ertranken. Eine europäische Familie und eine eingeborene Frau mit ihrem Kinde wurden von den Fluten weggeschwemmt und fanden darin den Tod. Ochsen, große Bäume und Wagen wurden weggewaschen und die Pflanzenwelt wurde meilenweit vernichtet. Das erst jüngst errichtete Gerichtsgebäude war dem Einsturz nahe, unv die Richter mußten dasselbe verlassen. Mit derselben Heftigkeit wütete der Sturm in Johannesburg. In allen Teilen der Stadt, sowie auch in den Vorstädten wurde großes Unheil angerichtet. Eine Anzahl von Häusern stürzte ein, und viele Menschen wurden mehr oder weniger beschädigt. Die Häuser der ärmeren Klassen in den Lo- kotions sind Ruinen, die Einwohner obdachlos. Auch die neue Eisenbahn erlitt großen Schaden, und der Dienst ist unterbrochen. Der Vaal- Fluß stieg 8 Fuß über die Eisenbahnbrücke, und da einige Eindämmungen an der Nordseite des Flusses weggewaschen wurden, so hegt man große Besorgnis um die Sicherheit der Brücke. Dämme barsten in allen Richtungen. Minen wurden überflutet und viele derselben mußten geschlossen werden. Klerks- dorp und Barberton litten ebenfalls ernstlichen Schaden. Vom ersteren Orte werden Verluste von Menschenleben, sowie von Ochsen und Schafen gemeldet.
N»trrhM»dks.
Dorf und Stadt.
Eine einfache Erzählungaus demLebenv. M-B (Fortsetzung.)
„Es geschieht Dir ganz recht, Viktor," sagte er, „daß die Kleine Dich ihren Zorn fühlen ließ. Nun hast Du die Quittung für
Deinen boshaften Witz. Ich machte Dich schon dutzendmal daraus aufmerksam, daß man das verflixte Mädchen nicht so plump anfassen darf. Wenn ich einen Deiner Streiche mit Müh' unv Not bei der Kleinen gut gemacht habe, dann verdirbst Du es durch Deinen Unverstand jedesmal wieder aus's Neue mit ihr. Was gehen Dich ihre Geheimnisse an. Hättest Du >hr doch den Wisch gelassen! Du konntest Dir zum Voraus denken, was er enthält. Was schadet das Verhältnis mit dem Burschen, der sich im fernen Schmarzwalde dahinten in Ungeduld und sehnsüchtiger L ebe verzehrt? Nicht das Geringste! Im Gegenteil! Wir kommen dadurch um so sicherer an's Ziel! Amalie hat die Annehmlichkeiten des Residenzlebens »erschmeckt. Sie gefallen ihr mehr und mehr. Gleichwohl vergaß sie den ersten Liebes- traum bis jetzt nicht und es ist ganz selbstverständlich, daß dis unbequeme Mahnung des eifersüchtigen Liebhabeis ihr hin- und herwogendes Herzchen jedesmal mit sich selbst in Widerspruch bringt. Ich lese die Briefe Amattens und diejenigen Gottlobs und müßte kein Menschenkenner sein, wenn ich nicht herausgefunden hätte, daß die Erkaltung zwischen den beiden sich, wenn auch langsam, so doch stets und mit wachsender Schärfe vollzieht. Du solltest nicht so ungeduldig und mit dem zufrieden sein, was bis jetzt erreicht worden >st. Bei einem Mädchen, wie Amalie, fällt man nicht mit der Thür in's Haus. Sie ist eine Schönheit, mit der sich nur Wenige in der ganzen Stadt messen können. Sei froh, daß sie ein wenig spröd ist. Wäre sie es nicht, dann hätte sie Anbeter mehr als genug und Du würdest wahrscheinlich der Genug- rhuung entbehren, der einzig Bevorzugte in dem großem Schwarm zu sein. Also noch einmal: Geduld. Ich bin meiner Sache sicher und verbürge mich für die Erfüllung Deiner Wünsche, vorausgesetzt, daß Du nicht selbst immmer und immer wieder Dummheiten machst."
Viktor erwiderte nichts. Er kaute an seinen Nägeln und blickte mit den glühenden Augen starr vor sich hin.
„Hast Du wegen der projektirten Ausfahrt noch nicht mit ihr gesprochen?" fragte er nach einer Weile. „Die Witterung ist prächtig, und wie ich hörte, auf morgen eine Militärkapelle in das Wa'dschlößchen bestellt."
„Beim Zcus," rief der Inspektor, „daran dachte ich nicht mehr. Doch will ich das V.-r- säumte gleich nachher hereinbringen. Laß mich allein. Du hast es heute mit ihr verdorben und es ist am besten, wenn sie Dich, nicht mehr antrifft. Ich werde dafür sorgen, daß Alles wieder in's richtige Geleise gebracht wird."
Der Doktor besann sich ein wenig. Meinethalben," bemerkte er nach einer Weile, „thue was Du willst! Ich verlasse mich auf Dich, setze alle Hebel in Bewegung. Aus eine handvoll Goldfüchse kommt nur's nicht an! Die Kleine hat es mir nun einmal angethan, und wenn ich nicht bald Erhörung finde, werde ich ein Narr."
Er stand auf, trank sein Glas leer, und verließ nach kurzem Gruß das Gemach.
„Dummkopf," murmelte der Inspektor ihm nach als die Thüre in's Schloß fiel, ein Narr bist Du schon lang, em Gimpel, der mir mit seiner einfältigen Liebelei gestohlen werden könnte, machte ich nicht ein ausgezeichnetes Geschäftchen damit. Es ist freilich eine eigene Sache, den Kuppler zu spielen; aber — bah —der Kerl hat Geld wie Heu, und schließlich ist cs ganz einerlei, ob die Rose von ihm oder einem Andern gepflückt wird."
Er schlug mit seinem Siegelring an das Glas. Die Thüre öffnete sich und Amalie trat wieder herein. Ihre Augen waren gerötet. Noch sah man die seidenen Wimpern von den Thränen benetzt.
Der Onkel verlangte noch ein Glas Wein. Als dieses durch die Nichte gebracht wurde, zog er sie neben sich auf den Stuhl.
„Sei doch nicht kindisch," schalt er; „wer wird auch gleich so hitzig dreinfahren! Verstehst Du denn gar keinen Spaß? Viktor ist nicht schlimm und eben ein verliebter Junge, dem Du seine Ungezogenheit nicht krumm nehmen darfst."
Die Miene des Mädchens heiterte sich bei diesen Worten nicht auf. Im Gegenteil. Man sah, wie sie nur mit Mühe die sich auf's neue in die Augen dringenden Thränen zurückhielt. (Fortsetzung folgt.)
Vermischtes.
Aus Braunschweig. Wie uns mitgeteilt wir. hat die Thorne-Setzmaschine der „Wolsenbüttler Zeitung" sich bisher ausgezeichnet bewährt. Sie lieferte, von zwei Setzern und einem Knaben bedient, die erst seit dem 1. Februar in Uebung sind, in der Woche vom 6.—11. Febr. 167,076 Buchstaben, vom 13. —18. Febr. 242,486 Buchstaben, fertig ausgeschlossenen Satz, während die Maschine gleichzeitig automatisch ablegte. Leistungen von 5000 Lettern pro Stunde sind schon mehrfach erreicht und übertroffen worden.
— In keinem Lande gibt es mehr trunksüchtige Frauen als in England. In London beläuft sich jetzt die Zahl der trunkfälligen Weiber, welche von der Polizei als unverbesserlich notiert wurden, auf 8000, das sind gegenüber dem Vorjahre um 500 mehr. In Glasgow wurden im vergangenen Jahre 10,500 betrunkene Weiber in die Gefängnisse gesperrt und für Dublin berechnet man die Zahl solcher Fälle ans etwa 10,000.
(Eine alte Geschichte, aber stets nützlichzulesen.) Hr. Witzig hatteeinen kleinen Garten mit seiner Frau umgegraben und bestellt. Ein Beet ist noch leer, da säet er heimlich Saiat darauf, um seiner Frau eine Freude zu machen. Des andern Tages geht seine Frau heimlich an das leere Beet uns säet Bohnen darauf. Jeden Tag nun gehen Mann und Frau heimlich zu dem Beete, um zu jäten, ohne von der Aussaat der anderen Ehshälfte Kenntnis zu haben. Die Frau hält den Salat für Unkraut, der Mann die Bohnen und aus diese Weise erhält der Mann keinen Salat und die Frau keine Bohnen. So ist der Erfolg der Kindererziehung, wenn tue Mutter erlaubt, was der Vater verbietet und der Vater ausreißr, was die Mutter gepflegt hat I Eine gute Lehre und eine alte Geschichte, die täglich vorkommt.
(V erschnapp t.) Vater der Braut (geringschätzend): „Sechshundert Thaler Gehalt haben sie; soviel Taschengeld gebe ich meinen! Sohn!" Bewerber (empört): „Wie, und der Lump wollte mir zum Sonntag nicht, 'mal zehn Mark pumpen?"
Des Hauses Vorgarten — überall, wo man geschmackvolle und gesunde Häuser baut, baut man sie mit Vorgärten, alle Villenstraßen sind mit Vorgärten versehen, kleine Vorgärten oder Plätze, die das werden könnten, sind vorhanden in Stadt und Land — und doch für den Privatmann kein Ratgeber gerade für diesen Zweck! Da schreibt I. C.Sch mi d t in Erfurt gerade zur rechten Zeit ein hübsch ausgestatteles Büchelchen „Des Hauses Vorgarten" (Mk- 1. in jeder Buchhandlung) und man weiß jetzt klipp und klar, wo, wann, mit was, nach welcher Zeichnung das Gärtchen anzulegen ist- Kurz, praktisch, verständlich, mit 20 Vorlagen- —