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Sstockigen mit Kniestock und Mansarden ver­sehenen Wohngebäude des Hrn. Geometer Karl Ringer war in den Speicherräumen, die mit allerlei Brennmaterialien angefüllt waren, Feuer ausgebrochen. Die Entstehungsursache ist noch unbekannt. Els Haushaltungen wohnen in dem Gebäude; nur 2 sind versichert. Rasch und energisch griff die freiwillige Feuerwehr ein. Beinahe sämtliche Fahrnisse konnten noch geborgen werden. Etwa 700 Meter lang wurden die Schläuche von den Hydranten der Güterstraße zum brennenden Anwesen ge­legt und die große Saugfahrspritze damit gespeist. Gegen 12 Uhr war das Feuer ge­löscht. Dachstuhl und Teile der Mansarden sind abgebrannt.

Aus Baden, 2. März. DerKonst. Z" zufolge beabsichtigt dieBadische Uhrenfabrik A.-G. in Furtwangen", in China eine Filiale zu errichten. Die Zweiganstalt werde auf der vor der Mündung des Sikiang gelegenen Felscninsel Honkong durch Arbeiter und An­gestellte des Furtwanger Hauptgeschäfts einge­richtet werden.

Mannheim, 7. März. Von der ba­dischen Brauerei und der Eichbaumbrauerei, welche als die beiden größten hies. Brauereien betrachtet werden können, sind nunmehr die Forderungen der Brauergehilfen bewilligt wor­den; von der Verhängung des Boykotts über diese beiden Brauereien wurde abgesehen.

Freiburg, 3. März. Zwischen einem Offizier und einem Studenten fand nach der Heidelb. Ztg." heute ein Pistolenduell statt, in dem Ersterer gefährlich verwundet wurde.

München. 6. März. Bürgermeister Dr. Widenmayer ist heute nachm. 3*/o Uhr ge­storben.

Jllertissen, 3. März. Eine Zigeu­nerbande verlangte hier, wie dieM. N. N." melden, in einer Brauerei in Altenstadt Nacht­quartier, mußte jedoch wegen Mangel an Raum abgewiesen werden. Fluchend und unter Ver­wünschungen zogen die Zigeuner fort. Nachts kehrte einer zurück und warf zahlreiche Seifen­stücke durch die geöffneten Fenster des Brau­hauses in den in der Kühlstande stehenden Bier­sud, der hiedurch gänzlich verdorben wurde, was dem Brauereibesitzer erheblichen Schaden verursachte.

Berlin, 7. März. Die Militärkommission des Reichstags erörterte heute die Verstärkun­gen der Regimenter auf mittleren bezw. hohen Etat. Buhl (n.-l) und Hinze (d.-fr.) gaben die Notwendigkeit des höheren Etats für die an den Grenzen stehenden Regimenter zu, be­stritten dieselbe aber betr. der Regimenter im Innern. Richter (deutsch.-fr.) betonte, daß sich auch ohne die jetzige Vorlage die Zahl der Mannschaften für die Kriegsformationen alljährlich verstärke. Der Reichskanzler Graf Caprivi, General Goßler und Major Wachs traten für die Verstärkung der Regi­menter auf den hohen Etat ein. Der Reichs­kanzler hob hervor, die Diplomatie könne die Möglichkeit eines Winterfeldzugs nicht verhü­ten; auch dies sei zu berücksichtigen.

Lieber (Zentr.) erklärte heute in der Militär-Kommission des Reichstags, er ver­harre auf seinem ablehnenden Standpunkt, wünsche aber zu wissen, zu welchen Zugeständ­nissen die Regierung bereit sei.

Halle a. d. S., 6. März. Der Wein­händler Max Müller, ehemaliger Vertreter der bekannten Weinfirma Kloß und Förster, wurde hier aus dem Auslande eingeliefert, wo­hin er vor Jahresfrist, nachdem er 100,000 Mark verwirtschaftet, geflohen war.

Wien, 2. März. Die plötzliche und unerwartete Abreise des Kaisers Franz Joseph

nach Lerntet in der Schweiz wird ungünstigen Berichten über den Gesundheitszustand der Kaiserin Elisabeth zugeschrieben. Die hohe Frau hat seit dem beklagenswerten Ende des Kronprinzen Rudolf schon immer an Schwer­mutsanfällen gelitten, die in der letzten Zeit häufiger und bedenklicher ausgetreten sein sollen. Infolge dessen haben ihr auch die Aerzte einen längeren Aufenthalt in Territet angeraten. Territet liegt am östlichen Ufer des Genfer Sees, zwischen Montreux und Villeneuve nördlich von dem bekannten Schloß Chillon. Gegen rauhe Winde vollkommen geschützt, hat Territet einen besonderen Ruf als klimatischer Kurort.

Agram, 2. März. Großes Aufsehen erregt, wie demW. Tgbl." gemeldet wird, die Verhaftung der Frau und Tochter eines aktiven Honved-Osfiziers, die heute in Neu- gradisca erfolgte. Den beiden Frauen wird ein entsetzliches Verbrechen zur Last gelegt. Die 17jährige Tochter des Offizers unterhielt nämlich ein intimes Verhältnis mit einem Knecht auf der Landwirtschaft ihres Vaters, welches nicht ohne Folgen blieb. Die Mutter des Mädchens, die Gattin des Offiziers, soll nun im Einverständnis mit ihrer Tochter das neugeborene Kind ermordet und die Kindes­leiche in die Save geworfen haben.

Paris, 5. März. In Havre ist ge­stern der deutsche Dampfer Allemania einge­troffen, er kommt von den Antillen' Zwi­schen seinem Kapitän Cietsch und dem Kapitän des französischen Dampfers Canada, Servan, war in dem Hafen la Guayra ein Streit aus- gebrochen, in welchem sich Servan für beschimpft erklärte. Daher die Herausforderung zu einem Duell, das bei der Rückkehr beider Schiffe nach Europa in Havre ausgesochten werden sollte. Der Canada war vor einigen Tagen dort an­gekommen, und schon warf man in der fran­zösischen Presse dem deutschen Kapitän vor, er suche sich dem Duell zu entziehen. Hr. Cietsch hat seinem Gegner brieflich erklärt, daß er die ihm zugeschriebenen beleidigenden Ausdrücke nicht gethan habe; er sei jedoch bereit, dem Kapitän Servan Genugthuung zu geben und die beiderseitigen Sekundanten feststcllen zu lassen, sobald er die Allemania nach Hamburg geführt habe.

In Paris, wo man den Panama­skandal so sehr gern einschlafen lassen möchte, wird auf einen neuen Zwischenfall vorbereitet der sich bei dem demnächst beginnenden Be- stechungsprozeß ereignen soll. Es wird be­hauptet, freilich von den Betreffenden ebenso lebhaft bestritten, daß hervorragende Staats­würdenträger und Politiker noch im Jahre 1888 den Versuch gemacht haben, von dem schon damals halb verzweifelnden Charles von Lesfeps für ihre Zweck- Geld zu erpressen. Wenn das wahr ist, würden noch eine ganze Zahl von Männern mit recht großen Namen unter Anklage gestellt werden müssen.

Rom, 6. März. DerAgenzia Stefani" zufolge nimmt das deutsche Kaiscrpaar an den Festlichkeiten anläßlich der silbernen Hochzeit des Königs und der Königin teil.

Rom, 5. März. Heute Nacht wurde ein Kasfenbeamter der Banca Romana Namens Agazzia, verhaftet, welcher vor zwei Jahren 100,000 Francs unterschlagen hatte, aber den den Gerichten nicht angezeigt worden war. Bei einem hervorragenden Bankier hat eine Haussuchung stattgefunden. Eine Liste der politischen Wechsel der Banca Romana wird vermuthlich nicht veröffentlicht, sondern dem Präsidenten der Kammer übergegeben werden.

London, 6. März. In Sandgate bei Folkestone wurven Infolge einn» Erdeinsturzes

500 Häuser beschädigt. Die Stadt blieb k gestern in Dunkel gehüllt.

Sansibar, 5 März. Der Sultan von Sansibar ist heute gestorben. Der englische Konsul proklamirte Hamed Ben Thwain zum Sultan. Alles ist ruhig.

Newyork, 6. März. Gestern wütete in den Staaten Mississippi Alabamr und Georgia ein heftiger Cyklon und richtete großen Scha­den an. Die Stadt Barnett und die Eisen­bahnstation Mississippi sind nahezu zerstört. Die Zahl der Getöteten wird auf 14, die der Verwundeten auf 20 beziffert. Auch von anderen Orten werden zahlreiche Tote und Verwundete gemeldet.

Washington, 3. März. Chandlers Bill zur Beschränkung der Einwanderung wurde heute Nacht vom Präsidenten Harrison unter­zeichnet und ist somit zum Gesetz geworden. Nach dieser Vorlage müssen die Dampfschiff-' gesellschasten am Hafen der Abschiffung eine amtliche Namensliste der Auswanderer jedes Schiffes aufnchmen. Diese Listen, die aus­führliche Informationen in Bezug auf die Auswanderer enthalten sollen, müssen dann bei der Ankunft an einem amerikanischen Ha­fenplatz den Inspektoren eingehändigt werden. Zweifelhafte Punkte bezüglich der Zulassung von Einwanderern sollen von 4 Beamten entschieden werden, gegen deren Entscheidung jedoch an den Staatssekretär appelliert werden kann. Personen über 16 Jahre, die weder lesen noch schreiben können, oder die Krüppel oder blind sind, oder die andere körperliche Gebrechen besitzen, wenn sie nicht beweisen können, daß sie dem Staate nicht zur Last fallen werden, sind von den Ver. Staaten ausgeschlossen. Ferner sind ausgeschlossen Mit­glieder von Gesellschaften, die ungesetzmäßige Zerstörung von Eigentum oder Leben begün­stigen oder rechtfertigen.

Uiitechalklidkr.

Dorf und Stadt.

Eine einfache Erzählungaus demLebenv. M. B (Fortsetzung.)

Der kleine Hof vor dem hübschen Häus­chen war mit Leidtragenden beider Geschlechter gefüllt. Die Träger mit ihren langen Röcken und umflorten Hüten brachten den Sarg in den Hof. Die Chorknaben sangen ihr Lied und langsam bewegte der erste Zug sich dem Kirchhofe zu. Amalie ging unmittelbar hinter dem Sarg. Ihre schlanke Gestalt war vom Schmerz niedergebeugt, die Augen gerötet und der Ausdruck bitteren WehS breitete sich über das bleiche Gesicht. Hinter ihr befand sich ein feingekleideter Herr in den mittleren Jahren. Er musterte mit gleichgiltiger Miene durch sein goldgefaßtes Augenglas die andächtige Menge und ein fast spöttisches Grinsen zuckle dabei um seinen aufgeworfenen Mund. Dagegen kam um so mehr Leben in seine graue» Augen, wenn er den Blick auf d'e schöne Waise richtete, was trotz der ernsten Feier nur zu oft ge­schah. An ihn schlossen sich einige ältere Verwandte, u. Gottlob, dessen Schmerz an Aufrichtigkeit und Tiefe nicht hinter dem­jenigen Amaliens zurückblieb.

Die letzte Scholle war auf den Sarg gefallen. Ueber einem treuen Mutterherzen schloß sich das Grab. Die Leidtragenden zerstreuten sich und die Verwandten kehrten mit der Waise in ^as Häuschen zurück.

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