50
Reichskanzler, worin derselbe Allen, welche am Geburtstag Seiner gedachten. Dank sagt und denselben Erlaß zu veröffentlichen beauftragt. Vor allem habe es dem Herzen des Kaisers wohlgethan, so häufig dem Ausdruck opferbereiter Vaterlandsliebe und des Vertrauens in seine Bestrebungen für die Sicherheit des Vaterlandes zu begegnen, wodurch seine Zuversicht bestärkt werde, daß diesen Bemühungen unter Gottes gnädiger Führung der Erfolg nicht fehlen werde.
Meran, 28. Jan. Am Donnerstag Abend nach 9 Uhr ist Herzog Albrecht von Württemberg mit seiner Gemahlin Margarete Sofie von Oestreich hier angekommen. Dieselben haben Schloß Rottenstein in Obermais, die herrlich gelegene Besitzung des Erzherzogs Karl Ludwig bezogen. Es war jeder Empfang verbeten. — Der Ball zu Gunsten einer in Meran zu errichtenden Augenklinik für den Herzog Dr. Karl Theodor in Bayern, der vorgestern im Kurhause stattfand, nahm einen glänzenden Verlauf. Er vereinigte die beste Gesellschaft inden prächtig geschmückten Räumen des Hauses.
Wien, 28. Jan. Heute früh fuhr infolge falscher Weichenstellung der aus Pest kommende Personenzug bei Simmering ganz in der Nähe von Wien auf einen eben aus der'Station rollenden Arbeiterzug, 32 Personen erlitten Verletzungen, darunter mehrere schwere. — Ein furchtbares Unglück ereignete sich gestern im Tokoder Kohlenbergwerk, dem Eigentum des Graner Erzkapitels. Durch Eindringen von KohlengaS verunglückte ' zahlreiche Arbeiter. Bisher wurden 19 Tode hcraufbefördert. 120 Leute fehlen noch. — Bei der abnormen Tem- peratur in Obcritalien ist der Po sortdauernt zugefroren und wird von Schlittschuhläufern benutzt.
Zürich, 27. Jan. Der Sozialdemokrat Friedrich Köster, Führer der hiesigen Jungen, früher Redakteur in Magdeburg, ist unter der Anklage der Anstiftung zum Meineid verhaftet worden. Das AuSliefcrungsbegehren ist bereits gestellt worden.
Paris, 28. Jan. Eine Diebsbande hat gestern aus dem Panama-Skandal für ihre Gewerbsthätigkeit Kapital zu schlagen verstanden. In der Avenue Marceau, zwei Schritte vom Hippodrome, einem der reichsten Stadtviertel, wohnt der Marquis Panisse-Passis; das Haus wird in diesem Augenblicke nur von dem Pförtner und dessen Frau bewohnt, da sich der Besitzer mit seiner Familie in Mentone aufhält. Gestern Abend beim Einbruch der Nacht wurde die Hausglocke heftig geläutet. Der Pförtner öffnete und die Männer treten ein, von denen der eine sich als Pollzeikom- missär vorstellte, der von dem Untersuchungsrichter Franqueviüe beauftragt sei, eine Haussuchung vorzunehmen. Da der Pförtner sich einige Einwendungen erlaubte, ließ ihm der angebliche Kommissär durch seine Agenten die Handschellen anlegen und zwang ihn, den Eindringlingen im Hause als Wegweiser zu dienen. Die Psörtnersfrau wurde ebenfalls unschädlich gemacht und in ihrer Stube eingeschlossen. Bis gegen Mitternacht blieben die Diebe im Hause, brachen den Geldkasten auf, öffneten alle Schränke und bemächtigten sich aller Wertsachen, die sie in mehrere vor dem Hause vorgefahrene Wagen luden, worauf sie zum Abschied das'Pförtnerpaar gefesselt und geknebelt in seiner Stube einschloffen. Erst gegen Tagesanbruch gelang es den beiden, sich ihrer Fesseln zuentledigenund die Polizei herbeizurufen.
Paris, 29. Jan. In Senats- und Kammcrkreisen war die Rede davon, die Regierung aufzufordern, die bis jetzt unbegreif-,
licherweise bei Andreiux unv Delahaye unterlassenen Haussuchungen vorzunehmen. And- rieux hat darauf einem Redakteur der „Libre Parole" erklärt, man solle nur kommen, man würde bei ihm allerdings Papiere vorfindcn, aber nur solche, wel ye die Minister kompromittieren. Diese würden daher auf solche Ratschläge nicht hineinfallen. „Was meine Verhaftung anlangt, zu der Ferrys „Estafette" drängt, hat Andrieux hinzugefügt, „so ist das ein Scherz. DaS Ministerium soll erst noch den Artikel finden, der meine Verhaftung rechtfertigt. Wenn düse dennoch erfolgt, so sollen die Minister etwas erleben. Ich werde dann reden und Alles sagen!" Diese drohende Haltung Andrieux' charakterisiert in bemerkenswerter Weise die hiesigen Zustände.
Christiania, 30. Jan. In den letzten Tagen wehte auf den Lofoden ein ungewöhnlich heftiger Sturm. Soweit bekannt, sind 7 Fischerboote mit 4 k Personen untergegangen. Man befürchtet übrigens, daß die Zahl der untergegangenen Boote noch größer ist.
Chicago, 30. Jan. Ein Teil der Gebäulichkeiten der Ausstellung ist zusammengestürzt. Der Schaden beträgt 150 000 Doll.
Ein alter Zopf
gehört endlich einmal abgeschnitten, »emlich die Erhebung von Accise bei einem Liegenschaftsverkauf auch auf die vorhandenen Vor- räte und Gerätschaften (Fahrnis). Das Accisegesetz erreicht demnächst das respektable Alter von 70 Jahren; da muß doch jedermann zugeben, daß es veraltet ist und namentlich da, wo es die gewerblichen Verhältnisse berührt, in die heutige Zeit hineinpaßt, wie die Faust aufs Auge. Die Kameralämter werden in den meisten Fällen auf Widerstand stoßen beim Ansatz der Accise auf Vorräte und Gerätschaften, weil es für jeden Geschäftsmann auf der Hand liegt, wie widersinnig dieselbe ist; überdies ist die Fassung des Paragraphen, auf den sich die Behörden dabei stützen, so unklar als möglich. Sie läßt z. B. ganz wohl die Deutung zu, daß Accise auf Vorräte rc. nur in dem Fall zu erheben sei, wenn die Liegenschaft samt Vorräten und Gerätschaften ohne Spezifikation um eine subloe-Summe zusammen verkauft wird. Dieser Fall kommt aber außer bei Apotheken nur sehr selten vor. Die Regel ist, daß die Vorräte am Tage der Uebernahme ausgenommen und extra berechnet werden; ihr Wert ist also in der Verkaufssumme gar nicht eingeschlossen, und er ist ein ganz zufälliger, beim Abschluß des Kaufvertrags meist noch nicht bestimmbarer, weil er bis zur Uebernahme dem Wechsil des Quantums und der Tagespreise unterworfen ist. Die Accise sollte doch nur den unbeweglichen Besitz treffen, beim Uebergang von einer Hand in die andere, aber bewegliche Gegenstände, dis als Waren sonst dem freien Verkehr überlassen sind, keineswegs belasten. Man wende nicht ein, daß der Accisebetrag eine Bagatelle sei, die leicht verschmerzt werden könne; in der Regel hat doch der Käufer vertragsmäßig die Accise zu zahlen und es ist für einen Anfänger empfindlich, wenn ihm bei Eröffnung seines Betriebs gleich eine Extrasteuer von 1,2 Prozent auf seine Vorräte abverlangt wird, wo der Nutzen ohnedies heute überall so klein ist.
Die Ungleichheiten sodann, welche durch den betr. Paragraphen, oder besser gesagt durch die von den Steuerbehörden ihm gegebene Auslegung, hervorgerufen werden, sind nicht zu rechtfertigen. Warum muß denn auf Fahrnis Accise bezahlt werden, wenn ein Anwesen mit der Fahrnis an einen und denselben Ver
käufer verkauft wird, dagegen keine, wenn die Fahrnis getrennt vom Anwesen verkauft wird? Der Sinn davon ist schlechterdings nicht einzusehen. Ferner liegt darin eine Ungleichheit, daß cs in manchen Branchen möglich ist, die Accise zu vermeiden, indem die Vorräte noch für Rechnung des Verkäufers aufgearbeitet bezw. verkauft werden, während das in andern Geschäftszweigen nicht angeht. Auch ist der Käufer einer Liegenschaft im Vergleich mit einem Pächter benachteiligt, denn der letztere darf von den Vorräten und Geräten, die er von seinem Vorgänger käuflich übernimmt, keine Accise zahlen; so ist es schon dagewesen, daß jemand, der ein Anwesen probeweise gepachtet hatte, und es nachher käufl ch erwarb, keine Accise für Vorräte zu bezahlen hatte, weil diese schon bei Beginn des Pachtverhältnisses in sein Eigentum übergegangen waren. Es wäre dringend zu wünschen, daß die Regierung an die Abänderung des Accffegesetzes herangehe, eben jetzt, wo ein Gesetzentwurf über einen Zuschlag zur Liegenschaftsaccise für Gemeindezwecke in Aussicht steht.
(Württb. Volks;).
Utttttchaliktldkö.
Unschuldig!
Eine Waidmanns-Erzählung von H. Rvbvlsky.
(Fortsetzung)
Durch die aufmunternden Worte des Gatten wurde ouch Emilie wieder zuversichtlicher. „Wie viel wird denn der Händler für jede Kuh zahlen?" fragte sie, ihrem Manne die Stirne streichelnd.
„Ich denke, hundert Thaler soll das Stück eintragen. Zu andern Zeiten würde» wir bedeutend mehr bekommen."
„Gern will ich Dir," sprach Frau Grashof zögernd, „meine Goldsachen zum Verkauf mitgebe». Die beiden Armbänder mit den Edelsteinen sind allein hundert Thaler wert."
„Nnnmermehr!" ereiferte sich derGemahl. „Wie kannst Du mich nur für so gefühllos halten, Emilie, daß ich Dir Deine Schmuckgegenstände nehmen sollte!"
„Sei nicht bös, Wilhelm!" schmeichelte die Abgewieseue und küßte ihren Mann. „Entbehren könnte ich die Sachen wirklich ganz gut."
So hielten die Eheleute noch eine ganze Weile Rat.
Als es zu dämmern begann, trug Emilie das frugale Abendbrot aus; aber Beiden wollte es heute durchaus nicht munden.
Bald nach zehn Uhr zog sich die junge Frau in ihr Schlafzimmer zurück, und gegen elf Uhr suchte der Gatte sein Ruhelager auf.
Während den Tag hindurch draußen die Luft still gewesen, hatte sich am Abend ein leichter Wind aufgemacht. In den beiden mächtigen Fichten, die am Eingänge zum Forstetabtiffemenl stehen, rausckt der Odem des schlafenden Waldgeistcs. Langsam und fast rythmisch sausen die Nadeln, zuweilen lauter aufwallend und dann wieder sachte aufschwingend, als verrinne droben ein Strom der Lüfte. Es liegt etwas wunderbar Stillendes in diesem Getön. Wer einen solchen Baum vor dem Fenster seines Schlafgemachs stehen hat, der wird von dem linden Rauschen so leicht in den Schlaf gelullt ... er merkt den nahenden Schlummer gar nicht. Das beruhigte Getön zieht leis und lind in sein