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Herz, und die Seele vergißt alle Klage und alles Weh.

Tiefer Friede lag auf der stillen Försterei. Wie ein dunkles Gebirge erschien der unferne Wald im funkelnden Sternenlichte. Der Wächter hatte längst durch drei langgezogene Hornsignale die Mitternachtsstunde verkündet und sich, alter Gewohnheit gemäß, auf die morsche Holzbank unter dem uralten Flieder­busch nahe der Friedhofsmauer niedergelassen. Bis ein llhr durfte der alte Mann nun der Ruhe pflegen. Dann aber mußte er wieder ein Signal geben, so verlangte es die Dienst­vorschrift.

Förster Grashof hatte noch eine ganze Weile auf seinem Lager gewacht. Hin und her grübelte er, wie er aus der bösen Geld­verlegenheit kommen könnte. Es gab aber schließlich nur den einen Ausweg, das schöne wertvolle Vich zu jedem Preise loszuschlagen. Zuletzt machte ein sanfter Schlummer allen Sorgen ein Ende.

Monoton tickle im Nebengemach die alte Schwarzwälder Uhr. Der vor dem Bette liegende Setter mußte von der Jagd und derlei lustigen Dingen träumen, denn er wirtschaftele im Schlafe mit den Läufen hin und her und ließ dabei von Zeit' zn Zeit ein leises, unterdrückces Gekläff hören.

Dre Brunstzeit der Hirsche hatte begonnen. Vom Walde her erscholl jetzt das Orgeln des Edelwildes. Plötzlich fuhr der Jagdhund von seiner Strohdecke empor und stieß ein kurzes Geheul aus.

Grashof erwachte.Willst Du ruhig sein!" fuhr er das treue Thier an. Doch in demselben Augenblicke sprang er entsetzt aus dem Bette. Die Schlafkammcr war, obwohl die Rouleaux uiederhingen, taghell erleuchtet.

Es brennt bei uns I" bebte es von den Lippen des Geängstigten. Schnell fuhr er in die Kleidungsstücke und stürmte nach dem Hof hinaus.

Die große, bis zu den Dachsparren hinauf mit Korn gefüllte Scheune stand in vollen Flammen. Aus den offen stehenden Lucken fuhren die Feuergarbe» prasselnd empor, und die Schieferplatten des Daches flogen, durch die Hitze abgeplatzt, fortwährend auf den Hof hernieder.

Der arme Förster war vor Entsetzen fast zu Boden gesunken, als er die Frucht seines Fleißes der schrecklichen Vernichtung preisgegeben sah. Mit geradezu übermensch­licher Kraft riß er das Scheunenthor auf, um zu sehe», ob nicht noch Hülfe möglich und vielleicht ein Theil des Getreides zu retten war. Die furchtbare Hitze trieb ihn aber zurück.

Nun schlug der Unglückliche Lärm. Ver­stört kam das Gesinde herbeigeeilt. Emilie aber brach ohnmächtig zusammen!, als sie auf den Hof hinaustrat und das entfesselte Element in den körnerreichen Garben wüten sah.

Auch im Dorfe war man des Feuers ansichtig geworden. Die Gcmeindespritze wurde schleunigst auf die Brandstätte gefahren und in Thätigkeit gesetzt. Der Ortsvorsteher leitete selber die Löscharbeiten. Doch was nützte das Bekämpfen der riesigen Glut? Die Scheune mit all ihren Vorräten war unrrtibar verloren. Jetzt galt es haupt­sächlich nur noch, Wohngebäude und Vieh­ställe vor dem drohenden Verderben zu be­wahren.

Die Anstrengungen blieben nicht ohne Erfolg. Das Feuer wurde auf seinen Herd -beschränkt, und als der junge Tag anbrach,

brannte nur noch die übrig gebliebene Ruine und ein gewaltiger Haufen aufeinander la­gernder Garben. Man ließ die Trümmer ruhig sich selber verzehren.

Auf welche Weise das Feuer entstanden war, wußte Niemand. Wie das immer bei dergleichen Unglücksfällen zu geschehen pflegt, umstand eine große Anzahl müßiger Gaffer die Brandstätte. Aus der Menge heraus wurden nun allerdings verschiedene Mein­ungen verlautbar.

Ja," witzelte eiu ziemlich reducirt aus­sehender Kerl,so wird's gemacht, wenn man in Geldklemme sitzt! Man versichert seinen Plunder so hoch wie möglich gegen Fenersgefahr und steckt ihn nachher in Brand."

Nun freilich," fuhr ein anderer fort,hat ein armer Teufel ohne hohe obrigkeitliche Erlaubnis eine Hand voll Holz aus dem Walde geholt, so wird er als Spitzbube ein­gesperrt. Ein Beamter darf aber getrost das Unglück haben, mal einen Feuerfnuken aus der Pfeife zu verlieren. Fällt dieser dann auf Stroh, so brennt's natürlich. Dafür kann doch der Mann nicht verant­wortlich gemacht werden!"

Auch Breitschild hatte sich auf der Brandstätte eingefunden. Er führte über die mutmaßliche Entstehung des Feuers die bedenklichsten Reden. Einmal sah sich sogar der Ortsvorsteher veranlaßt, ihm mit einer Denunciation wegen Verleumdung zu drohen.

Nun, ich will ja auch nichts gesagt haben, Herr Ortsvorsteher!" grinste der durch jenen Flintenstoß schrecklich entstellte Schurke.Wir armen Menschen sind ja überhaupt zu dumm. Denken kann ich aber über den Brand doch, was ich will, wenn Sie auch den Förster zehnmal in Schutz nehmen!"

Immer mehr wurde im Publikum die Annahme laut, daß das Feuer angelegt sein müsse. Enthielten sich auch die gebil­deten Leute aller verdächtigen und verfäng­lichen Redensarten, so gab es doch auch wieder Personen genug, die auf die verschie­dene Mutmaßungen mit einem zweideutigen > Lächeln oder der dehnbaren Bemerkung: Wer kann es wissen?" antwoiteten.

Ist etwas Wahres dran," fragte der ebenfalls anwesende Gensdann den Orts­vorsteher,daß Grahof unmittelbar vor einer Auspfändung stand? Es wird das hier ziemlich laut ausgesprochen."

Das ist allerdings der Fall! Sie werden doch aber nicht etwa denken, daß, daß . . . ?"

Ich denke gar nichts!" Damit schnitt der Unifouiiirte den Schluß der Rede ab. Ich glaube sogar all' den Unsinn nicht. Rur erheischt es meine Pflicht, dem Amte von dem, was ich gesehen und gehört, un­verzüglich Bericht zu erstatten."

(Fortsetzung folgt.)

Vermischtes.

Bei Jessenitz in Böhmen sollen 16 Zigeuner bei Nacht erfroren sein, so berichteten die Zeitungen und Ferd. Heigl hat die trau­rige Sache und die Unbarmherzigkeit der Men­schen, welche die Zigeuner erfrieren ließen, be­reits im Lied geschildert. Nun stellte sich aber heraus, daß die ganze Geschichte erfunden ist.

Stuttgart. Wie sich im Laufe dieses Winters an vielen Orten, so z. B. auch auf dem Schwarzwald, Schnee­schuhvereine konstituirt haben, so geht man jetzt auch in der Residenz an die Gründung eines Skiklubs. Vor einigen Tagen habe» sich zu diesem Zweck Freunde dieses Sportes, da­

runter Schneeschuhläufer, im Hotel Bilfinge vereinigt. Daß im Winter bei großen Schnee fällen für die Norweger der Ski (sprich Schi) das einzige Verkehrsmittel ist, dürfte bekannt sei.n Weniger bekannt ist, daß z. B. in Südamerika Skiläufer den Postverkehr über Cordilereu in 59 Tagen vermitteln, während die Beförderung der Briefe um das Cap Horn nicht weniger als 20 Tage in Anspruch nimmt.

Der Brand im Keller der großen Berliner Zentral-Markthalle hat Warenvorräte im Werte von mehreren Millionen Mark ver­nichtet. Die Vorräte befanden sich in dichten, bis zur Decke reichenden Verschlügen, so daß ein Vorwärtskommen der Feuerwehrleute kaum zu ermöglichen war. Hitze und Qualm waren enorm. 1 Offizier und 20 Mann mußten schließlich wegen vollkommener Entkräftung nach Hause geschickt werden. Es waren 21 Röhren in Thätigkeit. davon 8 vo» 4 Dampfspritzen, 13 von großen Handdruckspritzen und Hyd­ranten. Die Mannschaften mußten 12 Stun­den ohne Unterbrechung arbeiten und konnten dann erst abgelöst werden, da die noch in Wachbereitschaft verbliebenen 5 Züge während der Zeit zu 4 anderen Feuern ausrücken mußten. Die Waren in der ganzen Markt­halle sind durch den erstickenden Qualm fast ungenießbar geworden.

Ein Dorfschullehrer in Oberösterreich der, wie seine Kollegen viel Aerger und wenig Gehalt hatte, hat 160,000 fl. bei der Ziehung der Wiener Komunal-Lose gewonnen. Er machte den Treffer schon vor einem halben Jahre, aber erst dieser Tage erfuhr er von seinem Glück. Er borgte das Reisegeld zu­sammen, fuhr schleunigst nach Wien und kam als Krösus wieder.

(Immec pra ktis ch.) Handlungsreisender Kohn (als er von einem Hausknecht hinaus­geworfen wird):Bitte recht freundlich, Herr Hausknecht, schmaißsn Se mer hinaus auf den Rücken, da juckt mer's g'radc!"

Die KcrckeltänZer.

, Wie stattlich tanzt dahin der Bosse,

Das weiße Wachslicht in der Hand,

Wie stattlich Thielen, sein Genosse,

Und Heyden, ei, wie elegant!

Wer Kaltenborn sieht lieblich schreiten, Sagt wie bezaubert: Ach, wie nett!

Bei Miquel heißt's von allen Seiten: Der war wohl früher beim Ballett!

Und züchtig wie ein junges Mädel Naht Berlepsch, und es folgen nach Mit seiner Fackel unser Wedel Und der gelenke Achenbach.

Da kommt auch Delbrück, und nicht wüßt' ich, Wer so wie er die Fackel trug,

Und Bötticher tanzt wirklich rüstig.

Und Eulenburg beschließt den Zug.

Mir ist's, als ob ich reden höre Die Herr'n bedenkend ihren Rang:

Wenn es uns nicht befohlen wäre.

Bei Gott, wir fackelten nicht lang!

(Deutsche Wespen.")

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